Linguistische Treffen in Wrocław
Heft 26 (2024): II
Herausgegeben von: Marcelina Kałasznik (Univeristät Wrocław), Joanna Szczęk (Universität Wrocław), Artur Tworek (Univeristät Wrocław)
Interaktion im wissenschaftlichen Fachtext aus kontrastiver Sicht. Untersucht anhand von deutschen und lettischen linguistischen Aufsätzen / Interaction in Scientific Texts From a Contrastive Perspective. Analysed on the Basis of German and Latvian Linguistic Papers
DOI: 10.23817/lingtreff.26-1 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 17–31
Schlüsselwörter: linguistischer Artikel, Wissenschaftsstil, kontrastive Vorgehensweise, interaktionale Diskursmarker, Deutsch, Lettisch
Die linguistische Fachkommunikation kann auf verschiedene Weise erfolgen, und die „rein“ fachsprachlichen Formulierungen verbinden sich dabei mit denen in der alltäglichen Wissenschaftssprache verwendeten, um die Interaktion zwischen dem Autor und dem Adressaten zu ermöglichen, sowie auch fachorientiert zu lenken. Eine solche Interaktion ist nicht nur fach- und kulturübergreifend, sondern auch kulturell bedingt. Im Beitrag wird die Bedeutung der interaktionalen Diskursmarker in deutschen und lettischen linguistischen Aufsätzen anhand der Schlussteile dargestellt, die die Quintessenz der fachlichen Intention beinhalten. Das Ziel ist es zu ermitteln, ob die Interaktion zwischen dem Verfasser und dem Leser in beiden Sprachen/Kulturen übereinstimmt/sich unterscheidet und ob die linguistische Fachkommunikation, der entsprechende Fachstil sowie die damit verbundenen Problemfälle auch für die weitere Forschung problematisiert werden können. Die Studie basiert auf zwei parallelen Mini-Korpora von je 30 linguistischen Aufsätzen, die im Zeitraum von 2020 bis 2022 in elektronischer Form veröffentlicht wurden. Es wurden die Aufsätze ausgewählt, die Deutsch und Lettisch als profilierende Sprachen vertreten. Den theoretischen Rahmen für diese Analyse bildet das Modell von Ken Hyland (2005). Es werden interaktionale Diskursmarker wie hedges, boosters, attitude markers, self mentions und engagement markers untersucht, die eine Beziehung zum Leser aufbauen. Die Differenzen in der Verwendung der interaktionalen Diskursmarker werden hauptsächlich als Ergebnis sprachexterner Prozesse interpretiert. Es wird als förderlich erachtet, die empirische Basis für zukünftige deutsch-lettische kontrastive Studien im Bereich der Fachstilforschung und -didaktik zu erweitern und zu differenzieren.
Wem gehört die Interkulturalität? Über das Verhältnis von linguistischen Teildisziplinen und Kulturforschung / Who Owns Interculturality? The Relationship Between Linguistic Subfields and Cultural Studies
DOI: 10.23817/lingtreff.26-2 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 33–60
Schlüsselwörter: Sprache und Kultur, Interkulturalität, Linguokulturologie, Cultural Linguistics, Interkulturelle Linguistik
Ausgangspunkt des Aufsatzes ist die Erkenntnis, dass Sprache durchaus ein vielschichtiges Phänomen darstellt und eine kognitive, kulturelle und formale Komponente umfasst. In diesem Rahmen fokussiert er systematisch auf das Beziehungsgeflecht von Kultur, Sprache und kommunikativem Handeln mit besonderer Berücksichtigung des mehrdimensionalen, dynamischen und subtilen Phänomens Interkulturalität sowie auf ihre linguistische Erfassung. Einleitend wird erörtert, auf welche Weise die Konnektivität von Sprache und Kultur in unterschiedlichen Bereichen des Wissenschaftsdiskurses Berücksichtigung findet. Anschließend stehen kulturorientierte linguistische Ansätze im analytischen Brennpunkt und drei aktuelle – jeweils andersartige – Forschungsrichtungen werden mittels einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrem inhaltlichen Profil in den Blick genommen, nämlich (a) die russisch-postsowjetische Linguokulturologie (LK), (b) die angelsächsische Cultural Linguistics (CL) und (c) die primär germanistische, spezifisch interkulturalitäts- bzw. mehrsprachigkeitsbezogene, Interkulturelle Linguistik (IL). Es hat sich gezeigt, dass das behandelte Forschungsfeld durch recht verschiedene Prämissen, Theoriebasen und Methoden gekennzeichnet ist. Eine allgemeine Übereinstimmung ist jedoch, dass sie alle eine Beschreibung von Sprache als kulturelles Phänomen und von Kultur als sprachliches Phänomen zum Ziel haben, wobei sich z. B. die CL zentral auf den Einfluss der Kultur auf die Sprache konzentriert, wohingegen die LK schwerpunktmäßig die Auswirkung der Sprache auf die Kultur untersucht, während die IL demgegenüber die Inter- bzw. Transkulturalität zum Angelpunkt ihres Begriffsverständnisses macht. Auch die jeweils zugrundeliegenden Kulturbegriffe scheinen erheblich zu differieren: Während die CL und besonders die IL dezidiert mit einem dynamischen semiotisch-konstruktivistischen Kultur- und Sprachverständnis arbeiten, tritt aus linguokulturologischen Publikationen zumeist ein statisches essenzialistisch-normatives Bild von Kultur und Sprache hervor. Die disziplinäre Situierung und die inhaltlichen Dispositionen unterscheiden sich ebenfalls: Die CL und die LK weisen eine markante kognitive Orientierung auf, während sich die IL stärker auf kontrastiv-linguistische und kulturwissenschaftliche Fundamente stützt. Insgesamt gilt, dass sich noch keiner der exemplifizierten Ansätze zu einer wirklich kompletten Theoriematrix zusammenfügen und weitgehende theoretische Kohärenz erreichen konnte. Alles in allem stehen die CL und die LK einander am nächsten; in beiden nimmt die Konzeptualisierungsproblematik – wenn auch mit z.T. unterschiedlicher Modellbasis – viel Raum ein.
Weisheit der Völker oder Weisheit auf der Gasse? Nationale Stereotype in polnischen und deutschen Sprichwörtern aus dem 18. und 19. Jahrhundert / Wisdom of Nations or Wisdom from the Streets? National Stereotypes in Polish and German Proverbs from the 18th and 19th Centuries
DOI: 10.23817/lingtreff.26-3 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 61–79
Schlüsselwörter: Stereotyp, Sprichwort, Deutsch, Polnisch
Der Artikel stellt stereotype Sprachbilder von Polen und Deutschland dar, die in kodifizierten Sprichwörtern festgehalten sind, die die Adjektive Polnisch und Deutsch, Länder-, Einwohner- und Sprachennamen enthalten. Die exzerpierten Sprichwörter stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und wurden in einem Buch zum Erlernen der polnischen Sprache „Enchiridion Polonicum“ von Moneta und in Wanders Monumentalwerk „Deutsches Sprichwörterlexikon“ gesammelt. Der Vergleich der beiden Quellen, die sich aufgrund der Menge des präsentierten phraseologischen Materials und des Konzepts seiner Präsentation erheblich voneinander unterscheiden, hängt damit zusammen, dass die zweisprachige polnisch-deutsche Sprichwörtersammlung in Monetas Lehrwerk zu finden ist und Wander zahlreiche Exkurse zu analogen Sprichwörtern in anderen Sprachen, darunter auch im Polnischen, unternimmt. Eine vergleichbare Analyse beider Werke hat noch nie stattgefunden. In dieser konfrontativen Studie wurde das Konzept des sprachlichen Weltbildes der polnischen ethnolinguistischen Schule verwendet. Ein Vergleich des phraseologischen Materials aus den beiden Quellen bestätigt die Hypothese, dass einige nationale Stereotype in Sprichwörtern bis heute überlebt haben, obwohl das darin dargestellte polnische und deutsche Sprachbild der Welt eng mit dem historischen Hintergrund der Entstehungszeit dieser Sprüche verbunden ist. In Polen kommen die besprochenen Sprichwörter aus der Zeit der Teilungen und des Unabhängigkeitskampfes, in Deutschland sind sie in der Zeit der Vereinigung der deutschen Staaten entstanden, die mit der Ausrufung des Deutschen Reiches endete. Das im Artikel formulierte Postulat betrifft den Vergleich von Wanders Wörterbuch mit dem ersten polnischen phraseologischen Wörterbuch von Samuel Adalberg, „Księga przysłów polskich“ (1889–1894). Eine solche vergleichende Analyse würde zwei lexikografische Werke mit dem phraseologischen Material aus zwei verschiedenen Sprachbereichen umfassen, die historisch und kulturell eng miteinander verbunden sind.
Leichenpredigt als Textkomplex / Funeral Sermon as a Text Complex
DOI: 10.23817/lingtreff.26-4 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 81–90
Schlüsselwörter: Leichenpredigt, Textkomplex, Makrotext, Textsorte, Teiltext, diachrone Textsortenlinguistik
Im Beitrag wird versucht, die Antwort auf drei Fragen zu geben: 1. nach den Bestandteilen des Gesamtdruckwerks Leichenpredigt, 2. nach dem Status der einzelnen Teiltexte der Leichenpredigt und 3. Nach dem Status der Leichenpredigt als kommunikativer Ganzheit, wobei die Antwort auf die dritte Frage den Schwerpunkt der Überlegungen darstellt. Basierend auf einer Diskussion in der einschlägigen Literatur zum Thema komplexe textuelle Ganzheiten und den eigenen Erkenntnissen, die anhand von Danziger Leichenpredigten aus den Jahren 1586–1746 gewonnen wurden (vgl. Janus 2023), entscheidet sich die Autorin des Aufsatzes für die Bezeichnung „Textkomplex Leichenpredigt“, die die folgenden Merkmale dieser Einheit erfassen lässt: 1. formale, funktionale und inhaltliche Zusammenhänge zwischen Teiltexten, zu denen Haupttext (die eigentliche Predigt), Paratexte (Titelblatt, Widmung, Nachrede) und potenziell autonomer Text (Lebenslauf) gehören; 2. Zugehörigkeit der einzelnen Teiltexte zu verschiedenen Textsorten, wobei der Textsorten-Status nicht obligatorisch ist; 3. kein zeitlicher und räumlicher Abstand der einzelnen Teiltexte; 4. Platzierung auf einem einzelnen Träger.
Phrasem-Konstruktionen im deutsch-polnischen Vergleich anhand des Projekts „A Multilingual Repository of Phraseme Constructions in Central and Eastern European Languages (PhraConRep)“ (CA22115) / Phraseme Constructions in German-Polish Comparison Based on the Project “A Multilingual Repository of Phraseme Constructions in Central and Eastern European Languages (PhraConRep)” (CA22115)
DOI: 10.23817/lingtreff.26-5 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 91–103
Schlüsselwörter: Phrasem-Konstruktion (PhK), Repositorium, Deutsch, Polnisch, Cost-Aktion, Übersetzungsäquivalenz, Lexikographie, Lemma, Wörterbuchartikel
Beim Erlernen und Gebrauch einer Fremdsprache müssen Sprachbenutzer nicht nur die grammatikalischen Regeln einer bestimmten Sprache einhalten, sondern auch über Wissen verfügen, welche Wörter zusammen vorkommen. Es handelt sich dabei um das Wissen, wie man Wörter und grammatikalische Formen miteinander verbinden kann, um bestimmte Bedeutungen in bestimmten Kontexten zu erzeugen. Vor diesem Hintergrund spielen Phrasem-Konstruktionen (abgekürzt: PhK) in der alltäglichen Kommunikation eine enorm wichtige Rolle, weil sie i. d. R. fertige Bauteile sind, die in den jeweiligen Kontexten mit entsprechenden lexikalischen Komponenten gefüllt werden. Den Gegenstand des Beitrags bildet die Darstellung der lexikografischen Erfassung von ausgewählten deutschen Phrasem-Konstruktionen und ihren polnischen Entsprechungen in einem Nachschlagewerk, das im Rahmen des im November 2023 gestarteten Projekts „A Multilingual Repository of Phraseme Constructions in Central and Eastern European Languages (PhraConRep)“ (CA22115) konzipiert wurde und durchgeführt wird. Im Rahmen des Projekts sollen ca. 300 Phrasem-Konstruktionen ganzheitlich lexikographisch erfasst werden und mit entsprechenden Übersetzungsbeispielen in den Projektsprachen versehen werden. Im Beitrag wird die Struktur der Wörterbuchartikel besprochen. Es wird auch auf die Übersetzungsaspekte im deutsch-polnischen Kontext bei der besonderen Berücksichtigung der deutsch-polnischen Äquivalenzbeziehungen im diskutierten Bereich eingegangen. Das im Rahmen des Projekts entstehende Repositorium der PhK ist das erste so breit angelegte Projekt und kann in Bezug auf die modellhafte Charakteristik jeder aufgenommenen Einheit als Muster gelten.
„Anwärter auf die Hölle“: Stepan Trofimowitsch und die Menippea der Pharisäer / “Twice As Much a Son of Hell”: Stepan Trofimovich and the Menippea of the Pharisees
DOI: 10.23817/lingtreff.26-6 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 105–114
Schlüsselwörter: Dostojewski, Bachtin, Menippea, Pharisäer, Dämonen, Stepan Trofimowitsch
Bachtin behauptete, dass Dostojewskis direkteste Verbindung zu Spielarten der antiken Menippea die christliche Literatur wie die Evangelien oder die Apokalypse sei. Bachtin geht jedoch nicht näher auf die menippeischen Aspekte dieser Werke ein, die als Vorlage für Dostojewskis eigene hätten dienen können. Während Bachtin glaubte, dass „die menippeischen Formen auf der Unfähigkeit des Menschen beruhen, sein Schicksal zu kennen und einzudämmen”, war der Fall der Pharisäer in den Evangelien etwas komplexer. Die Komödie der Pharisäer entstand durch die Fähigkeit des Gottmenschen, ihr Schicksal zu kennen und zu zügeln. Letzten Endes stammt das, was Bachtin als „reduziertes Lachen” im Fall Stepan Trofimowitsch bezeichnete, aus derselben Quelle. Dieser Aufsatz untersucht Stepan Trofimowitsch als Verkörperung der menippeischen Elemente von Jesu Interaktionen mit den Pharisäern in den Evangelien, wobei er sich speziell auf die Reise von Stepan Trofimowitschs Idee konzentriert, wie sie in „Statt einer Einleitung” zu ihrer endgültigen Niederlage eingeführt wird auf seiner „letzten Wanderung”. Fünf spezifische Aspekte der Menippea, wie sie von Bachtin definiert wurden, werden in die Analyse einbezogen: 1) das Fehlen einer epischen oder tragischen Distanz, wobei das Thema auf der Ebene der Gegenwart präsentiert wird, 2) der kühne und hemmungslose Einsatz des Phantastischen und des Abenteuers, das einem rein ideellen und philosophischen Ziel gewidmet ist, 3) Wahnsinn aller Art, 4) keine abstrakt-philosophische oder religiös-dogmatische Lösung letzter Fragen, sondern deren Verkörperung in karnevalistischen Handlungen und Bildern, und 5) die Schaffung einer außergewöhnlichen Handlungssituation bzw. einer provokanten Anakrisis.
Deutsche und österreichische Rechtsterminologie an ausgewählten Beispielen aus dem Bereich des Familienrechts / Differences in German and Austrian Legal Terminology Based on Selected Examples from the Field of Family Law
DOI: 10.23817/lingtreff.26-7 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 115–127
Schlüsselwörter: Rechtssprache, Rechtsterminologie, Fachphraseologie, Familienrecht
Dieser Beitrag befasst sich mit Unterschieden in der bundesdeutschen und österreichischen Rechtsterminologie. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland ist Deutsch die Amtssprache. Trotz dieser Tatsache unterscheidet sich erheblich die Rechtssprache beider Länder. Das betrifft vor allem die Fachterminologie. Seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union, d. h. seit 1995, gilt in Österreich das in deutscher Sprache verfasste EU-Recht, deren deutschsprachige Fassung vor allem die Rechtsterminologie der Bundesrepublik Deutschland beinhaltet. Dies führt zu gravierenden Problemen bei der Übersetzung – da in Wörterbüchern nur „deutsche“ Termini angegeben werden und die Übersetzer sich der Unterschiede in der Regel nicht bewusst sind. Dies wirft Probleme einerseits für Österreicher auf, die fremdsprachige Texte in ihre „Muttersprache“ übersetzen sollen, noch größere aber für Sprachmittler auf internationaler Ebene, die mit Rechts- und Verwaltungstexten aus Österreich konfrontiert werden. Im vorliegenden Aufsatz werden die Ergebnisse der Analyse ausgewählter Beispiele der deutschen und österreichischen Rechtsterminologie aus dem Bereich des Familienrechts präsentiert. Die Untersuchung wurde auf lexikalische Besonderheiten begrenzt, die in beiden nationalen Rechtssystemen zu finden sind. Die analysierten Beispiele zeigen, dass die Rechtssprache bzw. Rechtsterminologie immer im Zusammenhang mit der Rechtsordnung zu sehen ist, in die sie eingebettet ist. Daher bedeutet Terminologievergleich immer auch Rechtsvergleich.
„Sprache macht den Freigang der Gedanken möglich“. Zu den sprichwörtlichen Aphorismen von Franz Hodjak / “Language Makes the Liberation of Thoughts Possible”. Proverbial Aphorism by Franz Hodjak
DOI: 10.23817/lingtreff.26-8 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 129–151
Schlüsselwörter: Antisprichwort, Aphorismus, Bibel, Franz Hodjak, Metaphorik, Redensart, Somatismus, Sprache, Struktur
Der am 27. September 1944 in Rumänien geborene und seit dem 19. Oktober 1992 in Deutschland lebende Schriftsteller Franz Hodjak ist durch seine Gedichte und Romane bekannt geworden. Zwischen 2006 und 2023 hat er vier bedeutende Bücher mit Aphorismen vorgelegt, die ihn als Aphoristiker einen Namen gemacht haben. Von seinen rund 3500 Texten sind etwa 265 oder 7,5% sogenannte sprichwörtliche Aphorismen, die in aller Kürze sprichwörtliches Sprachmaterial enthalten. Oft geht Hodjak von Volks- und Bibelsprichwörtern aus, deren Weisheit er durch Abwandlungen und Ergänzungen kritisch hinterfragt. Solche Antisprichwörter sind von einer humorvollen, ironischen aber auch zynischen Einstellung gegenüber dem modernen Leben geprägt. Das gilt auch für seine Handhabung zahlreicher sprichwörtlicher Redensarten, deren Metaphorik seinen Überlegungen eine beeindruckende Ausdruckskraft verleihen. Somatische Redewendungen, zuweilen gleich zwei in einem Text, erweisen sich als besonders effektive Aussagen über gesellschaftliche und menschliche Zustände. Dabei folgt er gewissen formelhaften Sprachstrukturen und behandelt Themen wie Wahrheit, Lüge, Liebe, Religion, Moral, Politik und vieles mehr. Immer geht es ihm um menschliches Verhalten im heutigen Dasein. Trotz Kulturpessimismus enthalten manche Aphorismen dennoch einen Hoffnungsschimmer auf eine bessere Welt.
Sprachliche Bilder in der fachexternen medizinischen Kommunikation. Eine vergleichende Analyse deutscher und tschechischer Online-Beratungs- und Diskussionsforen / Imagery in External Medical Communication. A Comparative Analysis of German and Czech Online Counselling and Discussion Forums
DOI: 10.23817/lingtreff.26-9 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 153–169
Schlüsselwörter: sprachliches Bild, Metapher, Psoriasis, fachexterne medizinische Kommunikation
Im vorliegenden Beitrag wird die Verwendung von sprachlichen Bildern in der fachexternen medizinischen Kommunikation am Beispiel von ausgewählten deutschen und tschechischen Online-Beratungs und Diskussionsforen im Kontext der Hauterkrankung Schuppenflechte (tsch. lupénka) thematisiert. Dabei wird der Frage nachgegangen, welche kommunikative Leistung sprachliche Bilder, zu denen u. a. Metaphern, Vergleiche und Personifikation gehören, bei der Beschreibung von Therapiemaßnahmen, Symptomen usw. erbringen. Zudem wird untersucht, welche kognitiven Konzepte den verwendeten Bildern in beiden Sprachen zugrunde liegen, ob sich Gemeinsamkeiten und/oder Unterschiede in ihrem Gebrauch aufdecken lassen und wie sich textexterne Faktoren wie etwa die kommunikative Rolle der Kommunizierenden (medizinische Fachleute vs. Laien) oder textinterne Faktoren wie die thematische Ausrichtung des Forums auf die Verwendung dieser Bilder auswirken.
O szabrze (glosa porządkująca rozważania językoznawcze) / On szaber (a Gloss on the Linguistic Considerations)
DOI: 10.23817/lingtreff.26-10 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 171–191
Schlüsselwörter: szaber, Lexikologie, Semantik, Sprachgeschichte, Etymologie
Der Text ist Teil der lexikologischen und semantischen Überlegungen und hat den Charakter einer historisch-linguistischen Studie. Er betrifft das Wort szaber, von dem allgemein angenommen wird, dass es während des Zweiten Weltkriegs im Polnischen popularisiert wurde. Seine Herkunft ist nicht ganz klar. Der Artikel stellt die Theorien zur Etymologie des Lexems vor, die sich in der germanistischen und polonistischen Forschung finden lassen. Vor diesem Hintergrund wird die ergänzende Meinung des Autors zum Vorkommen des Wortes im Polnischen dargelegt und die semantische Entwicklung des Wortes und seiner Ableitungen beschrieben. Der Ausdruck szaber ist zweifelsfrei von deutscher Etymologie. Im polnischen Jargon ist das Lexem zuerst als Bezeichnung eines Werkzeugs aufgetreten, das von Dieben verwendet wird (← dt. Schaber). Unklar ist allerdings, ob deutsche Verbrecher, als sie das Wort in ihre Sprache aufgenommen haben: auf dem Derivat von schaben basierten (dann kommt eine Neosemantisierung in Frage, die Anpassung der Bedeutung des Ausdrucks an die Realität der Verbrecherwelt), oder ob sie ein Substantiv herangezogen haben, das im Jiddischen vorhanden ist – szab(b)er [ רעבאַש ] ‘Brechstange, Einbruch’ (in dieser Situation ist von einem Lehnwort zu sprechen). Die zweite Theorie scheint naher an der Wahrheit zu liegen. Nichtdestotrotz tauchte szaber als Bezeichnung für Diebstahl sekundär im polnischen Soziolekt auf – es ist das Resultat einer Ruckbildung: szaber ‘Diebstahl, Bestehlen’ (= szabrowanie) ← szabrować ‘Einbrechen, Bestehlen’ ← szaber ‘Diebes-Werkzeug: Brechstange, Dietrich’. Das auf diese Weise entstandene szaber wurde zur Grundlage für eine semantische Veränderung, die unter dem Einfluss der Realität von Krieg und Besatzung eingetreten ist – es wurde begonnen, das Wort als Bezeichnung dafür zu benutzen, die Sachen von irgendjemand zu übernehmen, die aber infolge von Evakuierung, Aussiedlung u.a. zurückgelassen worden waren. Nach dem Krieg, nachdem die sozialistische Realität eingesetzt hatte, fing der Begriff an, sich auf die Unterschlagung von Eigentum von Burger durch Behörden und staatliche Einrichtungen, die Übernahme des Eigentums von irgendjemand durch scheinbar legale Maßnahmen, zu beziehen. Gegenwärtig wird mit szaber umgangssprachlich Diebstahl im Allgemeinen bezeichnet.
Das konzeptuelle Potenzial des deutschen Konfixes bio-. Eine korpusbasierte Netzwerkanalyse / Conceptual Potential of German Confix bio-. A Corpus-Based Network Analysis
DOI: 10.23817/lingtreff.26-11 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 193–205
Schlüsselwörter: Konfix, prototypische Bedeutung, Polysemie, Konzeptualisierung
In der gegenwärtigen Welt sind sich die Menschen der enormen Menge chemischer Produkte bewusst, die giftig sind und die viele Lebensmittel enthalten. Sie legen deshalb immer größeren Wert auf Bio-Produkte und alles, was mit der Bio-Produktion zu tun hat. Dabei haben sich auch Bio-Wissenschaften etabliert, im Rahmen deren viele wesentliche, gesunde und naturgemäße Entwicklung der Lebewesen betreffende Fragen diskutiert werden. Das Konfix bio-, in verschiedenen Kontexten verwendet, ist unter diesen Umstanden zu einem polysemen Lexem geworden. Im Beitrag wird daher der Versuch unternommen, die Polysemie des deutschen Konfixes bio- zu untersuchen. Die Analyse setzt sich zum Ziel, seine mentalen Repräsentationen der Bedeutungen in verschiedenen Lebensbereichen, sowie seine Gebrauchsmöglichkeiten in der Fachsprache zu erfassen. Den Ausgangspunkt der Analyse bildet die prototypische Bedeutung des Konfixes bio-, um auf dieser Basis zu Konzeptualisierungen seiner Bedeutungserweiterungen zu kommen. Die Studie fokussiert sich auf nominale Komposita und adjektivische Ableitungen mit bio-. Sie stutzt sich auf die Ansätze der lexikalischen Semantik unter Berücksichtigung der Konzeptualisierungsfragen gemäß der kognitiven Theorie nach Ronald Langacker (2008), George Lakoff und Mark Johnson (1980/2003, 2011). Den letzten Punkt der Analyse bildet die Erarbeitung eines polysemen Netzwerkes des Konfixes bio-. Die Untersuchungen wurden anhand des sprachlichen Korpus durchgeführt, das den deutschen Wörterbüchern, Zeitungen und Zeitschriften entnommen worden ist.
Innovation in der Translation. Aspekte der Patentübersetzung am Beispiel der Relation Deutsch-Polnisch / Innovation in Translation. Aspects of Patent Translation with Special Emphasis on the Direction German-Polish
DOI: 10.23817/lingtreff.26-12 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 207–220
Schlüsselwörter: Patentschrift, technische Übersetzung, Patentübersetzung, Fachtexte, Terminologie
Im vorliegenden Beitrag werden zielgemäß verschiedene Aspekte der Übersetzung von Patentschriften aus dem Deutschen ins Polnische präsentiert. Die Translation von Patenten ist ein mehrdimensionales Problem, zumal zur Patentvalidierung in Polen Übersetzungen von patentrechtlichen Dokumenten ins Polnische vorzulegen sind. Patentschriften stellen einen hybriden Komplex technischer Inhalte in rechtlicher Funktion. Einerseits zeichnen sich Patentschriften durch genaue und nachvollziehbare Beschreibung aus, andererseits müssen sie dermaßen diffus verfasst werden, dass die Konkurrenz daraus keine eigene Entwicklung direkt ableiten kann. Die Patentschriften sind inhaltlich weitgehend spezialisiert. Zu ihren typischen Merkmalen gehört eine Vielfalt stilistischer Gepflogenheiten sowie terminologischer Besonderheiten. Aus diesem Grund sind Patentschriften in vieler Hinsicht eine Herausforderung für Übersetzer, da Nichteinhaltung patentrechtlicher Konventionen folgenschwer sein, d. h. den Schutzbereich eines Patents beeinträchtigen kann. Im Artikel werden solche Aspekte der Patentübersetzung behandelt wie formelle Fragen, Textsortenspezifik, Stil, Terminologie und Einsatz computerunterstützter sowie maschineller Übersetzung.
Zur Leistung von Adjektiven in Vorstellungstexten von Ärzten – eine Analyse anhand der Profile auf Arztbewertungsportalen / On the Role of Adjectives in Introduction Texts of Doctors – an Analysis Based on Profiles on Doctor Rating Portals
DOI: 10.23817/lingtreff.26-13 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 221–240
Schlüsselwörter: Adjektive, Funktionen von Adjektiven, Vorstellungstexte, Arztbewertungsportale
Vorstellungstexte stellen eine Textsorte dar, deren Etablierung mit der Entwicklung des Internets und eigenen Webseiten einhergeht. Das Ziel der Texte besteht darin, die eigene Person im privaten oder beruflichen Kontext darzustellen. Im Fokus des vorliegenden Beitrags steht eine besondere Variante von Vorstellungstexten, d. h. Vorstellungstexte von Medizinern, die auf deren Profilen auf dem deutschen Arztbewertungsportal jameda.de veröffentlicht werden. Das Portal wird dabei als ein medialer Raum betrachtet, der u. a. zur öffentlichen Darstellung von Ärzten dient. Anhand eines Korpus von Vorstellungstexten, die den Profilen von Ärzten aus dem Fachbereich der Orthopädie und Chirurgie entnommen sind, wird die Frage nach dem Leistungspotenzial von Adjektiven in diesen Texten diskutiert. Bei der Lektüre der Texte ist auffällig, dass Adjektive vermehrt vorkommen, das jedoch in unterschiedlichen Teilen der Texte mit verschiedener Zielsetzung und Funktion. In diesem Sinne wird darauf fokussiert, zu zeigen, welche Adjektive in welchen Teiltexten der Vorstellungstexte mit welchen Funktionen gebraucht werden. Die Untersuchung des Korpus zeigt, dass den Adjektiven grundsätzlich drei Funktionen zugeschrieben werden können. Sie werden eingesetzt, um bestimmte Komponenten der Selbstdarstellung objektiv oder subjektiv zu qualifizieren. An einigen Stellen der Texte dienen sie auch der Emotionalisierung. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Adjektive in vielen Fällen persuasiv wirken und einen wichtigen Beitrag bei der Erzeugung eines positiven Bildes des Arztes leisten. Der Analyse der sprachlichen Materialbasis geht eine theoretische Einführung in das Wesen der Textsorte Vorstellungstext und in dessen Textsortenvariante, die die Texte von Medizinern darstellt, voraus.
Kontakt a zmiana językowa w ujęciu DCxG. Historia analitycznej strony biernej w języku szwedzkim / Language Contact and Language Change in DCxG Perspective. The History of the Analytical Passive in Swedish
DOI: 10.23817/lingtreff.26-14 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 241–256
Schlüsselwörter: Konstruktionsgrammatik, Sprachkontakt, Sprachwandel, Passiv
Aktuelle Modelle des Sprachwandels als Ergebnis von Sprachkontakt konzentrieren sich starker als zuvor auf die Mehrsprachigkeit der Sprachbenutzer. In diesem Beitrag diskutieren wir das Modell der Diasystematischen Konstruktionsgrammatik, das von Hoder (2014, 2018) vorgeschlagen wurde. Dieses Modell basiert auf der Konstruktionsgrammatik und postuliert das Vorhandensein eines gemeinsamen Konstruktikons (dem Konstruktionsrepertoire einer Sprache) in mehrsprachigen Gesellschaften. Wir testen das Modell anhand von Material, das die Veränderungen in der analytischen Passivkonstruktion im Schwedischen dokumentiert (das sogenannte bli-Passiv), das seit der Runenzeit im schwedischen Material belegt ist [SBJ varda PTCP]. Im 15. Jahrhundert finden wir erste Belege für die Konstruktion mit einem neuen Hilfsverb, bli, einem lexikalischen Lehnwort aus dem Mittelniederdeutschen, ursprünglich entlehnt mit der lexikalischen Bedeutung ‚bleiben‘. Da das Verb mit Partizipien konstruiert werden konnte, konnte die mittelniederdeutsche Konstruktion als Modell für die schwedische Verwendung von bli mit Partizipien gedient haben. Auf der Grundlage eines umfangreichen Korpus schwedischer und niederdeutscher Daten gehen wir der Frage nach, ob die analytische Passivkonstruktion im Schwedischen als Konvergenz der mittelniederdeutschen und altschwedischen Konstruktionen angesehen werden kann oder ob es sich um eine speziell schwedische Entwicklung handelt. Wir stellen fest, dass der langanhaltende Kontakt mit dem Mittelniederdeutschen tatsachlich zur Entstehung von Konstruktionen im Schwedischen fuhrt, die auf mittelniederdeutschen Vorbildern basieren. Allerdings ist die Entwicklung der analytischen Passivkonstruktion ein Prozess ohne Vorbild im Mittelniederdeutschen.
Auf der Suche nach Hatespeech in parlamentarischen Debatten: Analyse der Reden von Krzysztof Kasprzak und Jens Maier / In Search of Hate Speech in Parliamentary Debates: Analysis of Speeches by Krzysztof Kasprzak and Jens Maier
DOI: 10.23817/lingtreff.26-15 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 257–267
Schlüsselwörter: Hate Speech, parlamentarische Debatte, LGBT, Islam
Im folgenden Beitrag, der den Teil einer umfassenden deutsch-polnischen kontrastiven Studie zur sprachlichen Unhöflichkeit und Hatespeech in parlamentarischen Debatten ausmacht, habe ich mich auf die Identifizierung und Charakterisierung von Hatespeech konzentriert. Das Korpus bilden Stenogramme von zwei Reden. Während im Sejm Krzysztof Kasprzak als Vertreter eines Komitees seine Rede der Gesetzesinitiative „Stop LGBT“ gewidmet hat, hat im Bundestag der AfD-Abgeordnete Jens Maier über Bedrohungen seitens des Islams gesprochen. Die Rede im Sejm wurde am 28. Oktober 2021 und die im Bundestag am 6. November 2020 gehalten. Untersucht wurden einerseits die Argumentationsstrategien beider Redner, andererseits welche Ähnlichkeiten und Unterschieden dabei vorkommen. Wie die Analyse gezeigt hat, können Fragmente beider Reden als Hate Speech klassifiziert werden, weil sie LGBT und Muslime diffamieren und verunglimpfen. Es wurden negativgeladene Lexeme und Ausdrücke verwendet, die zur Auslosung von negativgeladenen Assoziationen und Zuschreibung von negativen Attributen gedient haben. Durch die Verwendung von Negation mochte Maier den Mangel an positiven Werten des Islam hervorheben, während Kasprzak zum Ziel hat, seine Durchsetzungskraft zu implizieren. Darüber hinaus manipuliert der polnische Redner, indem er die Sorge um polnische Familien und Kinder ausdruckt, um dadurch seine Angriffe auf LGBT zu rechtfertigen und vergleicht LGBT mit Nazismus, um die Gemeinschaft dadurch herabzuwürdigen. Aufforderungen sind dagegen für die Rede Maiers charakteristisch. Sie lassen sich auf zwei allgemeine Formeln zurückfuhren: Man muss etwas gegen Muslime in Deutschland tun und Man muss den Muslimen in Deutschland etwas entziehen.
Medizinischer Fachwortschatz in deutschsprachigen Kinderwunschforen / Medical Vocabulary in German-Language Fertility Forums
DOI: 10.23817/lingtreff.26-16 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 269–286
Schlüsselwörter: Kinderwunschforum, Fachwortschatz, Medizin
Im Fokus des vorliegenden Artikels steht das Kinderforum, eine Art des Onlineforums, in dem Personen (überwiegend Frauen), die von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen sind, miteinander kommunizieren können. Das Kinderwunschforum hat in der linguistischen Forschung bisher wenig Beachtung gefunden, obwohl es wegen seiner Spezifik sprachwissenschaftlicher Analysen aus unterschiedlichen Perspektiven wert ist. Im vorliegenden Beitrag wurde das Fachvokabular aus dem Bereich der Medizin untersucht, das von den Forumsuserinnen in ihren Posts gebraucht wird. Dieser Aspekt scheint besonders interessant zu sein, weil die Nutzerinnen keine Expertinnen mit Professionswissen auf dem Gebiet der Behandlungsmöglichkeiten von Unfruchtbarkeit sind. Das Ziel der Analyse war: den medizinischen Fachwortschatz zu exzerpieren, ihn nach semantischem Kriterium einzuteilen sowie die Etymologie, die Wortbildung und den Fachlichkeitsgrad der Begriffe zu bestimmen. Es konnten 94 Beispiele für medizinische Fachlexik ermittelt werden, die in sechs Gruppen klassifiziert wurden, und zwar: 1) Bezeichnungen, die sich allgemein auf die Schwangerschaft beziehen, 2) Bezeichnungen, die mit der Befruchtung verbunden sind, 3) Bezeichnungen, die mit Frauenphysiologie und -anatomie verbunden sind, 4) Bezeichnungen für medizinische Untersuchungen, 5) Bezeichnungen für Krankheiten, 6) Bezeichnungen für Kinderwunschbehandlungen. Fast die Hälfte der Belege ist fremder Herkunft (Lateinisch, Griechisch, Englisch). Hinsichtlich der Wortbildungsart ließen sich folgende Konstruktionen ermitteln: Komposita, Kurzwörter bzw. Abkürzungen, Derivate, Mehrwortbenennungen und Simplizia. In Bezug auf den Fachlichkeitsgrad der exzerpierten Einheiten konnten drei Stufen unterschieden werden.
Quasiendozentrische Komposita – gibt es Platz fur einen neuen Typ? / Quasiendocentric Compounds – Is There Room for a New Type?
DOI: 10.23817/lingtreff.26-17 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 287–301
Schlüsselwörter: Wortbildung, Kompositum, Klassifizierung der Komposita, quasiendozentrische Komposita
Komposita sind die üblichsten Wortbildungsprodukte im Dänischen und den anderen germanischen Sprachen. Das Verfahren der Komposition ist auch das einfachste. Es wurde und wird viel über Komposita geforscht, und es gibt viele unterschiedliche Ansätze. Die Forscher sind sich jedoch weder einig bezüglich der Definition eines Kompositums noch der Klassifikation der Komposita. Im vorliegenden Artikel werden einige Definitionen eines Kompositums, in denen unterschiedliche Ansätze vertreten werden, besprochen, und schließlich wird angegeben, was unter einem Kompositum verstanden wird. Danach werden einige gängige und weniger bekannte Klassifikationen der Komposita präsentiert, um anschließend eine neue Klassifikation vorzuschlagen, die einen Typ der Komposita umfasst, die sich in keine der bisherigen Kategorien einstufen lassen. Solche Komposita werden entweder als determinative oder exozentrische klassifiziert, aber im Folgenden wird dafür argumentiert, dass sie eine separate Kategorie darstellen. Diese Kategorie umfasst Komposita, die weder determinativ, noch exozentrisch sind, weil sie Merkmale besitzen, die sie einerseits zu beiden Kategorien einstufen lassen, aber andererseits sie aus diesen ausschließen. Ich möchte vorschlagen, sie quasiendozentrische Komposita zu nennen.
Es lebe die Landeshauptfrau – Österreichische Fachsprachen im DaF-Unterricht / Long Live the Provincial Governess – Austrian Languages for Special Purposes in GFL Lessons
DOI: 10.23817/lingtreff.26-18 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 303–316
Schlüsselwörter: Österreich, Fachsprachen, Varietät, Landeshauptfrau, plurizentrischer Unterricht
Die Plurizentrik steht in der germanistischen Wissenschaft bereits auf stabilen Beinen – das Konzept ist verständlich, logisch und klar. Es ist ausgearbeitet, schon etliche Autoren (z. B. Muhr, Utri, Wiesinger) haben mit vielen Aufsätzen/Büchern das Phänomen des österreichischen Deutsch beschrieben, erklärt und verdeutlicht, dass das Österreichische Deutsch weder besser noch schlechter als das in der Bundesrepublik verwendete, sondern als gleichwertig betrachtet werden sollte. Jedoch lassen die notwendigen Implikationen auf die Praxis noch auf sich warten. Dies betrifft Wörterbücher, die Translationstheorie und -praxis (sowohl den theoretischen Unterbau als auch die praktische Anwendung, z. B. auf der Ebene der Europäischen Union), die universitäre Praxis, die Übungen in den Dolmetschinstituten und damit die Translationsdidaktik) sowie den allgemeinen DaF-Unterricht an (polnischen) Schulen auf allen Niveaus und an Universitäten oder Hochschulen. Dieser Beitrag soll einerseits Beispiele für das österreichische Deutsch liefern, um einen Einblick in die Vielfalt der Unterschiede zu geben, und andererseits Vorschläge unterbreiten, wie man diesen begegnen konnte. Selbst auf mittlerem Niveau (z. B. im polnischen Oberstufengymnasium) ist es möglich, den Lernenden grammatische (lexikalische, phonetische, idiomatische und pragmatische) Einheiten zu vermitteln, die diese später im Kontakt mit dem österreichischen Deutsch anwenden können. Fortgeschrittene Lernende (auf universitärer Ebene) sollten dann intensiver mit literarischen oder Fachtexten österreichischer Provenienz arbeiten, um sie auf sprachdidaktischer Ebene oder im Bereich der Translation professionell vorzubereiten.
Komischer Diskurs: kognitiv und kulturbedingt / Comic Discourse: Cognitively and Culturally Determined
DOI: 10.23817/lingtreff.26-19 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 317–329
Schlüsselwörter: komischer Diskurs, inhaltskomischer Text, komische Wirkung, Kommunikationserwartungen
Im vorliegenden Beitrag werden einzelne Forschungsergebnisse vorgestellt, die den Besonderheiten der deutschen Lachkultur gewidmet sind. Die Forschung beruht auf den Grundlagen der Pragmatik und erfolgt mithilfe des integrativen Ansatzes, sodass kontextuelle, inhaltliche, funktionale und strukturelle Textmerkmale behandelt werden. Ein bedeutsamer Gegenstand auf dem weiten Feld der Diskurse war und ist der Bereich des Komischen (des Humors, des Witzes, der Satire). Im Artikel werden relevante Kriterien (soziologische, psycholinguistische, kommunikative, pragmatische, gendersensible etc.) akzeptiert, die die Ausprägung humorvoller Elemente in der deutschen Sprache und Kultur widerspiegeln. Die Analyse des komischen Diskurses konzentriert sich auf die Interaktion zwischen dem Informationssender, der in der Aussage eigene Absichten übermittelt, und dem Informationsempfänger, der seinerseits Informationen mit Bezug auf Hintergrundkenntnisse interpretiert. Komischer Diskurs wird in einem breiten gesellschaftlichen Kontext betrachtet. Das kognitive Korrelat eines komischen Diskurses ist das grundlegende System von Kenntnissen über eine Situation und deren Planung, Produktion und Akzeptanz. Der Untersuchung liegen inhaltskomische Texte aus Internetquellen, die die Einstellung der Menschen durch Kommentare nicht nur zur inhaltskomischen Texte als Unterhaltungsmittel, sondern auch zu Situation und Phänomenen widerspiegeln. Die inhaltskomischen Texte werden als Kennzeichen der deutschen Lachkultur bezeichnet. Die komische Wirkung im Text beruht auf Kommunikationserwartungen, auf Variierungen der Realität, auf Jonglieren mit Gegenständen, Sachverhalten, Fakten und auf Widerspiegelung menschlicher Anpassung in allen Bereichen der Zielsprachkultur.
Geschlossen, lang oder gespannt? Die Beschreibung der Artikulation niederländischer Vokale aus einer polykonfrontativen (und didaktischen) Perspektive / Closed, lang or gespannt? Describing Articulation of Dutch Vowels from a Polyconfrontative (and Didactic) Perspective
DOI: 10.23817/lingtreff.26-20 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 333–351
Schlüsselwörter: Terminologie, Vokalenartikulationsbeschreibung, Sprachvergleich, Niederländisch, Englisch, Deutsch, Polnisch
Durch die Analyse der Beschreibungen niederländischer Vokale in der ausgewählten Fachliteratur in vier Sprachen (Niederländisch, Polnisch, Deutsch und Englisch), werden in diesem Beitrag Probleme an der Schnittstelle von Terminologie und Phonetik behandelt und gleichzeitig in den Kontext der vergleichenden Forschung gestellt, um eine neue, breitere Perspektive zu eröffnen. Ausgangspunkt sind die artikulatorischen Merkmale der Vokale, anhand derer der Verlauf der vokalischen Artikulation später für jede Sprache gesondert beschrieben wird. Das Material für die Analyse stammt aus zwei Quellen pro Sprache. Im ersten Teil der Analyse wird die Frage nach der (mangelnden) Qualität der im Material verwendeten Terminologie beantwortet, gefolgt von einem Hinweis auf unterschiedliche Interpretationstraditionen der Vokalbeschreibung in der jeweiligen Sprache, die sich z.B. in der Verwendung von Begriffen wie „geschlossen”, „lang” und „gespannt” ausdrücken. Der zweite Teil der Analyse nutzt die Mehrsprachigkeit des Korpus, um eine polykonfrontative Sicht auf das Problem zu ermöglichen. Es wird gezeigt, dass die in den Beschreibungen verwendeten Begriffe in den vier ausgewählten Sprachen kaum international sind, was die Suche nach Äquivalenten sehr schwierig macht. Dieser Mangel an Äquivalenz in den Beschreibungen erschwert nicht nur den Sprachvergleich, sondern wirkt sich auch auf die Didaktik der Aussprache aus, da Schüler der niederländischen Sprache die Terminologie in dieser Sprache neu lernen müssen, selbst wenn sie sie in Polnisch, Englisch oder Deutsch gelernt haben.
Methodologische Probleme in der phonetischen Forschung des Polnischen als Fremdsprache / Methodological Issues in Phonetic Research of Polish as a Foreign Language
DOI: 10.23817/lingtreff.26-21 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 353–367
Schlüsselwörter: phonetische Forschung, Methodologie, Polnisch als Fremdsprache, Polnisch als Zweitsprache, polnische Phonetik
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Methodologie der phonetischen Forschung des Polnischen als Zweit-/Fremdsprache. Die polnische Phonetik wird hier aus der Perspektive der methodischen Probleme betrachtet, die bei der Durchführung der Studie auftreten können. Es gibt eine Reihe von methodischen Ansätzen für diese Art von Studien, allerdings sind sie nicht immer umfassend genug (abgesehen z.B. von Zaśko-Zielińska/Majewska-Tworek/Śleziak/Tworek 2020). Ziel des Artikels war es, Probleme aufzuzeigen, mit denen Forscher bei der Konzeption ihrer Analysen konfrontiert werden können: die Auswahl einer Studiengruppe, die bestimmte Kriterien erfüllt, die Bestimmung ihres Sprachniveaus, das Vorschlagen geeigneter Quellenmaterialien und die Planung der Aufnahmephase. Die Analyse wurde durch Forschungen inspiriert, die im Rahmen der Vorbereitung einer Dissertation über die Realisierung polnischer Konsonanten durch deutsche Muttersprachler durchgeführt wurden. Die vorgestellten Materialbeispiele stammen aus den zu diesem Zweck an der Leipziger Universität 2023 gesammelten Aufnahmen. Da es relativ wenige methodologische Richtlinien gibt, die sich mit der phonetischen Forschung im Bereich Polnisch als Zweit-/Fremdsprache befassen, hat die Autorin, die sowohl bei der Zusammenstellung der Studiengruppe als auch bei der Datenerhebung auf einige Herausforderungen gestoßen ist, ihre Überlegungen, die sie in der Doktorandenstudie angestellt hat, mit anderen geteilt, die in ähnlichen Forschungen auftauchen könnten. Der Beitrag zeigt, dass phonetische Studien, die sich mit Polnisch als Fremd-/Zweitsprache befassen, methodische Fragen aufwerfen, die neben Problemen der Ausstattung und der Datenverarbeitung auch die Einschätzung der Sprachkenntnisse der Befragten, die Sprachkenntnisse selbst (insbesondere in Bezug auf Orthographie und Wortschatz) und die Anforderungen an die Gestaltung des Quellenmaterials sowie das Studiendesign (seine zeitlichen Aspekte), persönliche, außersprachliche Faktoren, die kommunikative Situation und die Rolle des Forschers darin sowie die Frage des Spontaneitätsgrads betreffen, die eng mit der Textsorte der erhobenen Proben verbunden ist. Die Analyse kann als Ausgangspunkt sowohl für die Planung der eigenen Forschung als auch für die Bewertung spezifischer Probleme, die bereits aufgetreten sind, dienen.
Polnische Nasalvokale, grafisch geschrieben als <ę> und <ą>. Eine Vielzahl von Studien zur auditiven, artikulatorischen und akustischen Phonetik / Polish Nasal Vowels Written Graphically as <ę> and <ą>. A Variety of Studies on Auditive, Articulatory and Acoustic Phonetics
DOI: 10.23817/lingtreff.26-22 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 369–387
Schlüsselwörter: nasale Vokale, Nasalität, experimentelle Techniken, auditive Forschung, akustische Forschung, artikulatorische Forschung
In diesem Artikel wird der Versuch unternommen, die wichtigsten polnische und weltweite Forschung zur Nasalität von Vokalen zusammenzufassen und darzustellen. Der Artikel zeigt die Vielfalt der über Jahrzehnte durchgeführten Studien zur Beschreibung von Nasallauten, einschließlich der polnischen Nasalvokale, die grafisch als <ę> und <ą> geschrieben werden. Nasalvokale gehören zu den Lauten, die in Bezug auf die Artikulation komplex sind. Die interdisziplinären Studien wurden sowohl von Linguisten (Phonetikern, Phonologen) als auch von Vertretern anderer wissenschaftlicher Disziplinen wie Medizinern, Physiologen und Physikern durchgeführt. Aufgrund des interdisziplinären Charakters der durchgeführten Forschungen waren die Forschungstechniken und -methoden äußerst vielfältig. Dazu gehörten in chronologischer Reihenfolge die Palatographie, die Kymographie, die Labiographie, die Elektromyographie, die faseroptische Endoskopie, die Radiographie, die elektromagnetische Resonanztomographie (MRI), die Ultraschallographie, das Velotrace-Gerät, der Röntgenmikrostrahl, die elektromagnetische Artikulation und die Nazometrie. Ein bedeutender Teil der Forschung wurde den auditiven Studien bei erwachsenen und kindlichen Sprechern gewidmet. Die Forschung zu Nasalvokalen zielt darauf ab, ein umfassenderes Verständnis der Muskeln zu gewinnen, die die Aktivität des weichen Gaumens und der Rachenwand steuern. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der velar-pharyngealen Bewegungen, der aerodynamischen Bedingungen, die durch verschiedene Artikulatorbewegungen entstehen, sowie der akustischen Konsequenzen und ihrer Wirkung auf den Hörer. Moderne Instrumentaltechniken erweisen sich als äußerst wertvoll für die Nasalitätsforschung, jedoch ist die Stichprobe relativ klein. Auditive Untersuchungen könnten daher eine wertvolle Ergänzung experimenteller Studien darstellen.
Das Kind mit APD und CAPD: Untersuchung zentraler auditiver Verarbeitungsstörungen und der Wirksamkeit des Hörtrainings / Child with ASD and CAPD: Investigation of Central Auditory Processing Disorders and the Effectiveness of Auditory Training
DOI: 10.23817/lingtreff.26-23 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 389–400
Schlüsselwörter: Zentrale auditive Verarbeitungsstörungen, Fallbeispiel, Hörtraining
In der jüngeren Vergangenheit ist ein signifikanter Anstieg der Prävalenz von Kindern mit Anzeichen für Zentrale Auditive Verarbeitungsstörungen (CAPD) zu verzeichnen. Es ist zu beobachten, dass die Symptome bei jungen Menschen häufig nicht erkannt werden. Die Symptome der Störung werden fälschlicherweise als Teil von Zuständen wie Apathie, unhöflichem Verhalten, einer Verweigerungshaltung gegenüber Anweisungen von Erwachsenen und sogar als Hörverlust interpretiert. Dies hat wesentliche Konsequenzen für die Kommunikation und das Verhalten von Kindern in Bildungsinstitutionen. Die Intention dieses Artikels besteht darin, die bestehende Problematik zu beleuchten, die grundlegenden Symptome der Zentralen Audiologischen Verarbeitungsstörung (CAPD) gemäß dem aktuellen Forschungsstand aufzuzeigen und die Möglichkeiten zur Einschätzung der Funktionsfähigkeit eines Kindes mit zentraler audiologischer Verarbeitungsstörung zu untersuchen. Des Weiteren werden mögliche Untersuchungs- und Therapieansätze für Personen mit CAPD erörtert. Im Folgenden wird der Fall einer jungen Frau präsentiert, die unter den genannten Schwierigkeiten leidet. Des Weiteren werden mögliche Evaluationsverfahren zur Einschätzung des individuellen Zustandes sowie die Entwicklung maßgeschneiderter Trainingsprogramme erörtert. Im Rahmen dieser Untersuchung wird der Fall eines Kindes mit Autismus-Spektrum-Störung und Zentral-Auditorischer Verarbeitungsstörung analysiert. Der Artikel umfasst sowohl eine theoretische als auch eine praktische Dimension. Die vorliegende Fallstudie basiert auf einer Evaluation des Kindes mittels eines Interview-Leitfadens, Testverfahren zur Diagnose von Central Auditory Processing Disorders (CAPD) sowie Methoden und Techniken zur Förderung der Neuroplastizität des Gehirns und zur Verbesserung von CAPD. Die Resultate des Tests zur zentralen audiologischen Verarbeitungsstörung (CAPD) sowie die Auswirkungen des Trainings wurden erörtert. Die in dem Artikel vorgestellten Vorschläge für die Testung und das auditive Training von Kindern mit Verdacht auf CAPD basieren auf den täglichen Beobachtungen der Autorin/ des Autors bei der Testung und Therapie.
Phonologisches Bewusstsein bei einem polnisch-amerikanischen Kind mit Legasthenie. Eine Fallstudie / Phonological Awareness in Polish-American Child with Dyslexia. Case study
DOI: 10.23817/lingtreff.26-24 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 401–418
Schlüsselwörter: Dyslexie, Zweisprachigkeit, phonologisches Bewusstsein, Fehler, lineare Auswertung
Die Arbeit widmet sich dem phonologischen Bewusstsein eines zweisprachigen Kindes mit Legasthenie und wird aus der Perspektive des Polnischen und Englischen analysiert. Die Wahl des Forschungsgegenstandes wurde durch die Forschungslücke in polnischen Analysen der polnisch-ausländischen Zweisprachigkeit bestimmt. Der theoretische Teil enthält Informationen zum phonologischen Bewusstsein und seinem Zusammenhang mit Legasthenie und Zweisprachigkeit. Der methodische Teil stellt das von der Forschung ausgewählte Fallstudienparadigma, das Datenerfassungsinstrument und die Datenanalysemethoden vor. Auch sprachliche Fakten aus dem Leben des untersuchten Jungen wurden präsentiert. Die Forschungsfragen waren: 1. Was sind die quantitativen und qualitativen Merkmale der Silbenanalyse und -synthese in Polnisch und Englisch bei einem zweisprachigen Kind mit Dyslexie?, 2. Was sind die quantitativen und qualitativen Merkmale der Phonemanalyse und -synthese in Polnisch und Englisch in ein zweisprachiges Kind? 3. Welchen Umfang hat das phonologische Gedächtnis in beiden Sprachen bei einem zweisprachigen Kind mit Dyslexie? Zur Datenerhebung wurde der Test „Unbekannte Sprache“ eingesetzt, zur Analyse kamen die Methode der Sprachbiographie und die Fehlerklassifikation Legastheniker zum Einsatz. Die Datenanalyse war qualitativer und quantitativer Natur. Die Untersuchung ergab Defizite bei der Analyse und Synthese von Phonemen und Silben des Jungen im Polnischen und Englischen. Die Fehler, die er machte, als er versuchte, Phoneme und Laute zu analysieren und zu synthetisieren, waren syntagmatischer Natur – Sie wiesen auf Defizite in der linearen Bewertung von Hörreizen hin. Derartige Defizite sind typisch für Legasthenie und werden als Störungen der linearen Verarbeitung sprachlicher Informationen verstanden. Der Junge hatte auch große Schwierigkeiten mit dem phonologischen Gedächtnis, das in beiden Sprachen getestet wurde. Die Ergebnisse der Studie weisen auf die Notwendigkeit hin, dem Kind eine Sprachtherapie und das Erlernen des Lesens mit Methoden anzubieten, die die Art der legasthenen Defizite berücksichtigen. Die Therapie sollte in beiden Sprachen durchgeführt werden – auf der einen Seite phonologisch, auf der anderen Seite neurobiologisch. Zusätzlich sollten auch Lesetrainings in Polnisch und Englisch durchgeführt werden.
Ist es notwendig polnische Nasalvokale zu untersuchen? / Is it Necessary to Study Polish Nasal Vowels?
DOI: 10.23817/lingtreff.26-25 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 419–431
Schlüsselwörter: Nasalvokale, Realisierungsvarietäten, Abstraktheit der phonologischen Systeme, reale Sprechwirklichkeit
Das erklärte Ziel dieses Beitrags ist die Aufmerksamkeit auf die polnischen Nasalvokale zu lenken. Als Motivation zu seiner Entstehung gilt die in der Fachliteratur gemerkte mangelnde Komplexität bei der Beschreibung dieses Subsystems. Die in der Fachliteratur angebotenen Beschreibungen polnischer Nasalvokale wurden in der Regel im Rahmen der ganzen polnischen Phonologie vorbereitet. Der Schwerpunkt der auf der phonetischen Perspektive basierenden Charakterisierungen der polnischen Nasalsprachlaute liegt hingegen meistens auf den Nasalkonsonanten (vgl. u. a. Dukiewicz 1967). Auch die vergleichenden Publikationen umfassen vor allem die phonologischen Beschreibungen dieses Subsystems. An der Stelle kommt das Bedürfnis nach der komplexen phonetischen Beschreibung der polnischen Nasalvokale im Vergleich mit denjenigen Sprachen, in deren Sprachlautinventar solche Subsysteme ebenfalls vorhanden sind, zum Vorschein. Der Komplexität dieser Beschreibung von polnischen Nasalvokalen zugunsten schlagen wir folgende Perspektiven vor: die phonetische, die phonologische, die soziophonetische, die didaktische und die typologische (vergleichende). Das Herangehen an das Phänomen der Nasalvokale nicht nur aus der segmentalen, sondern auch aus der Perspektive der höheren Ebenen der Sprachstruktur (Ausdruck, Text) ließe die Abstraktheit der phonologischen Systeme der realen Sprechwirklichkeit anpassen. Ohne systematische Explikation der Aussprachevarietäten ist aber diese Anapassung kaum möglich. Außer der Frage nach artikulatorischen Varianten stellt sich ebenfalls die Frage nach den koartikulatorischen und dialektalen bzw. regiolektalen Faktoren sowie idiolektalen Tendenzen bei der Realisierung der Nasalvokale. Berücksichtigt werden soll auch eine konkrete kommunikative Konsituation, in der die im Beitrag thematisierten Nasalvokale realisiert werden.
Enklitika in den deutschen Mundarten Mährens und Schlesiens / Enclitics in the German Dialects of Moravia and Silesia
DOI: 10.23817/lingtreff.26-26 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 433–446
Schlüsselwörter: enklitische Personalformen, konkurrierende Vollformen, Varianten von Enklitika, Verteilung im Untersuchungsgebiet
Im vorliegenden Beitrag werden Personalpronomina in Bezug auf ihre Realisierung in mündlicher Rede im Dialektraum Mährens und Schlesiens untersucht. Ihre Anzahl und Formen sind auf sieben Sätze (s. u.) beschränkt, die anhand von Fragebüchern zum Sprachatlas der deutschen Mundarten in Tschechien in direkter Methode erhoben wurden. Es hat sich gezeigt, dass neben den volltonigen Pronomen sehr oft auch reduzierte Formen (Enklitika) vorkommen. In Folgendem werden Varianten der Enklitika ermittelt und räumlich näher bestimmt. Abschließend wird versucht festzustellen, inwieweit sich die einzelnen Teilgebiete des Untersuchungsgebiets durch spezifische Pronomenformen (Enklitika bzw. Vollformen) voneinander unterscheiden. Die starktonigen Pronomen für die 2. Pers. Plur. Nominativ (des), (eis) weisen darauf hin, dass die Iglauer, Brünner und Wischauer SI unter dem Einfluss des Bairischen stehen. Von den reduzierten Formen, die gegenüber den Vollformen eine überwältigende Mehrheit darstellen, ist die Variante für das Pronomen ihn nur für das Jauerniger Ländchen sowie den Raum entlang der westlichen Grenze Nordmährens typisch. Die enklitische Variante bα für das Pronomen wir ist mit einer Ausnahme ebenfalls nur in Nordmähren zu finden. Es zeigt sich ferner, dass der Schönhengst bezüglich der enklitischen Varianten näher zu Nordmähren als zu den südmährischen SI steht. Hiermit wird in gewissem Maße der Band V „Morphologie“ (2020) des „Atlasses der deutschen Mundarten in Tschechien“ (2014–2020) ergänzt, der die Behandlung der Personalpronomen mit Ausnahme von er und Ihnen (höfliche Form) s. S. 142–145 (ADT, Bd. V) außer Acht lässt.
Auditiv-akustische Analyse linguistischer Daten mit Hilfe von Computerprogrammen: EXMARaLDA und Praat / Auditory-Acoustic Analysis of Linguistic Data Using Computer Programs: EXMARaLDA and Praat
DOI: 10.23817/lingtreff.26-27 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 447–459
Schlüsselwörter: EXMARaLDA, Praat, auditiv-akustische Analyse
Im vorliegenden Beitrag sollen ausgewählte Funktionen von zwei Computerprogrammen vorgestellt werden, mit denen auditiv-akustische Analysen von Sprachdaten durchgeführt werden können: EXMARaLDA und Praat. Je nach Forschungsinteresse und Genauigkeitsgrad der linguistischen Beschreibung (von der Erfassung des Wortlauts der Äußerungen über die zusätzliche Beschreibung suprasegmentaler und prosodischer Phänomene bis hin zur phonetischen Analyse) ermöglichen diese Programme Transkription, Annotation und Sprachanalyse. Aufgrund ihrer Funktionalität können sie sowohl einzeln als technische Unterstützung für vertiefte auditive (v.a. EXMARaLDA) oder akustische (v.a. Praat) Analysen als auch gemeinsam zur Visualisierung oder Objektivierung von Höreindrücken eingesetzt werden. EXMARaLDA eignet sich besonders für die Sprachanalyse, da es in der Lage ist, den Klang auch sehr langer Äußerungen zu erhalten und aufzuzeichnen, ausgewählte Phänomene zu selektieren sowie Textkorpora zu erstellen und zu verwalten. Für die akustische Analyse ermöglicht Praat eine detaillierte Analyse der physikalischen Eigenschaften von Sprache, einschließlich Grundfrequenzanalyse, Schallintensitätsanalyse, Spektralanalyse, Formantenanalyse oder Analyse der Stimmqualität. Je nach Forschungsgegenstand können die beiden Methoden (Analyse der Höreindrücke und Analyse der physikalischen Eigenschaften der Sprache) unabhängig voneinander oder parallel eingesetzt werden. Das so gewonnene Forschungsmaterial kann zu einer vertieften Analyse sprachlicher Daten beitragen und findet nicht nur in der Sprachund Kommunikationsforschung im weitesten Sinne Anwendung, sondern auch in der interdisziplinären Forschung, die verschiedene Disziplinen und Forschungsansätze miteinander verbindet. Der Beitrag ist praxisorientiert und soll Interessierte mit ausgewählten Funktionen zur qualitativen und quantitativen Analyse von (Signal-)Sprache vertraut machen.
Die vergleichenden linguistischen Untersuchungen im Bereich der Sportsprache – Methoden und Tendenzen / Comparative Linguistic Studies in the Field of Sports Language – Methods and Trends
DOI: 10.23817/lingtreff.26-28 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 463–468
Schlüsselwörter: Linguistik, Sportsprache, Fußballsprache, vergleichende Linguistik
Der Rezensionsbeitrag bespricht das im Jahre 2024 veröffentlichte Buch „Language and Football“ von Eva Lavric und Gerhard Pisek (Hrsg.). Im einführenden Teil wird die Rolle des Sports angesprochen, dessen Wert im Laufe der Zeit angewachsen ist. Er ist nämlich mit seinen Devisen seit der Antike ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaftgestaltung. Für die Sportgesellschaft spielt Sprache eine äußerst wichtige Rolle, weil innerhalb des Sports und über den Sport kommuniziert wird. Sportsprache gilt jedoch ständig als unentdecktes und vielschichtiges Phänomen. Jede Untersuchungen in ihrer Bereich hilft infolgedessen, das Phänomen zu präzisieren. Aufgrund der Mangel an den inter- und interlingualen vergleichenden Forschungen ist jede Gelegenheit, sie hervorzuheben, wertvoller als Gold. Folglich werden im nächsten Teil des Beitrags die Artikel des Bandes hervorgehoben, die die vergleichenden inter- bzw. intralingualen Untersuchungen auf verschiedenen Ebenen darstellen. Sie suchen vor allem nach den Unterschieden und Gemeinsamkeiten im Rahmen der untersuchten Sprachen bzw. Sprachvarianten. Im abschließenden Teil werden kurze Bewertung und Hinweise nach der Lektüre des Werkes vorgeschlagen.
Fußballlinguistik als Forschungsbereich der Sportlinguistik – Neue wissenschaftliche Perspektiven / Football Linguistics as a Research Area of Sports Language – New Scientific Perspectives
DOI: 10.23817/lingtreff.26-29 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 469–475
Schlüsselwörter: Fußball, Linguistik, Sportsprache, Fußballsprache
Der Rezensionsbeitrag bespricht das im Jahre 2024 veröffentlichte Buch „Reingegrätscht. Eine kleine Linguistik des Fußballs“ von Simon Meier-Vieracker (Hrsg.). Im einführenden Teil wird die Rolle des Sports, insbesondere des Fußballs für die heutige Gesellschaft erwähnt, was die Forschungen in allen seinen Präsenzbereichen benötigt und berechtigt. Die Sprache ist nämlich ein wichtiger Aspekt des ganzen Phänomens, die ihre Manifestationen schon aus verschiedenen Gründen nicht nur innerhalb der sportlichen Umgebung findet. Im weiteren Teil bekommen die Aufmerksamkeit die Motivationen und Forschungsbereiche der dargestellten Beiträge, die eine Palette von Konsituationen umfassen. Besonders wichtig scheinen allerdings diese, die einen neuen Überblick über die Angelegenheit geben. Infolgedessen werden sie detailliert thematisiert, was es später erlaubt, angemessene Schlussfolgerungen zu ziehen und die potenziellen weiteren möglichen Forschungsthemen darzustellen. Im abschließenden Teil wird der Band kurz bewertet.
O potrzebie monitorowania treści językoznawczych w szkolnych i akademickich programach kształcenia / On the Need to Monitor Linguistic Content in School and University Curricula
DOI: 10.23817/lingtreff.26-30 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 477–483
Schlüsselwörter: Pädolinguistik, Bildlinguistik, Sprachdidaktik, Lehrplan, linguistische Kompetenzen
Den Inhalt des Rezensionsbeitrags macht Besprechung des von Tomasz Kurdyła i Beata Ziajka herausgegebenen Sammelbandes „Zagadnienia lingwistyczne w dydaktyce szkolnej i uniwersyteckiej“ aus. Einleitend werden skizzenhaft die Zielsetzung, die theoretischen Grundlagen und methodologische Lösungen polnischer Pädolinguistik am Beispiel ausgewählter Publikationen dargestellt. Deren an der Grenze der Linguistik und Didaktik etabliertes Forschungsfeld hat schon eine Tradition in dem wissenschaftlichen Schrifttum und in seinem wissenschaftlichen Ertrag finden sich neben empirisch ausgerichteten Analysen auch theoretische Publikationen mit Darstellung der Aufgabenstellung und methodologischer Grundlagen. Der Sammelband setzt sich aus elf wissenschaftlichen Aufsätzen zusammen, deren Problematik sich im Bereich der Pädolinguistik, Bildungslinguistik und Sprachdidaktik verorten lässt. Zwar zeichnen die Beiträge sich durch unterschiedliche Forschungsinteressen und methodologische Vielfalt aus, aber der Fokus auf linguistische Problematik im didaktischen Kontext verleiht allen Ausführungen einen gemeinsamen inhaltlichen Rahmen. Die Beiträge thematisieren den Erwerb linguistischer Kompetenzen sowohl in der Schulbildung (im Bereich der Wortbildung, Onomastik, grammatischer Terminologie, sowie von Schülern mit Sprachstörungen) als auch auf dem universitären Niveau (Wortbildung, Textsortenanalyse). Vier Aufsätze sind ausgewählten Aspekten der Kommunikation gewidmet: den Kategorien Sender und Empfänger, nonverbaler Kommunikation, Barrieren und Hindernissen in der Kommunikation, erfolgreicher Kommunikation. In einem Beitrag wird die textlinguistische Kompetenz von Lehrern einer Analyse unterzogen. Schließlich wird die im Beitragsthema formulierte These begründet und ausführlicher betrachtet. Die Analyse von linguistischen Komponenten in Lehrplänen auf allen Stufen des Bildungswesens ist wegen der sich ändernden gesellschaftlichen und zivilisatorischen Umständen notwendig und kann für zwei Zielgruppen nützlich sein. Lernende (Schüler) finden in Lehrbüchern einheitliche Terminologie und erwünschten Progress, Studierenden werden die neuesten Theorien vermittelt, die in ihren Diplomarbeiten Anwendung finden und somit ihre Bedürfnisse erfüllen können. Die Lehrenden profitieren von den Untersuchungsergebnissen, indem sie die Postulate erfüllen und dadurch des Lehr- und Lernprozesses durch Neuerungen optimalisieren können.
Zu hybriden Kommunikationsformen im Online-Diskurs von NGOs / On Hybrid Forms of Communication in the Online Discourse of NGOs
DOI: 10.23817/lingtreff.26-31 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 485–490
Schlüsselwörter: hybride Kommunikationsformen, Multimodalität, Textlinguistik, Pragmalinguistik, Bildlinguistik
Die rasche Entwicklung des Internets und seine Allgegenwart wirken sich auf Kommunikationsformen und Textsorten enorm aus. Die Entstehung neuer und die Modifizierung traditioneller Kommunikationsformen sind zwar keine neuartigen Erscheinungen. Die Veränderungen in diesem Bereich sind aber so vielfältig, dass das Thema in vielen linguistischen Publikationen neu aufgegriffen wird. Als ein Beispiel dafür gilt die umfangreiche Monographie „Stille, Bilder und Wörter. Die Bedeutungskonstitution in der digitalen Multimodalität. Mit einer Einführung von Gerda Haßler und einem Vorwort von Carla Marello“ von Silvia Verdiani, die 2023 im Verlag Frank & Timme veröffentlicht wurde und im folgenden Beitrag besprochen wird. Die Autorin zielt in ihrer Untersuchung darauf ab, das Wesen von Sprache-Bild-Konglomeraten zu erfassen, ihre typischen Merkmale zu charakterisieren und auf Mechanismen hinzuweisen, wie die Bedeutung digitaler Texte aus dem Zusammenspiel von ihren verschiedenen Elementen entsteht. Verdiani entwirft vor dem Hintergrund einer ausführlichen theoretischen Einführung, in der sie auf Konzepte der kognitiven Linguistik, Pragmalinguistik und Textlinguistik eingeht, ein integratives Modell zur Interpretation digitaler Texte. Das Korpus, mit dem die Autorin arbeitet, bilden digitale Texte von Nichtregierungs- bzw. gemeinnützlichen Organisationen, die den Online-Diskurs über Migration zwischen den Jahren 2015 und 2019 repräsentieren. Bei der Analyse macht die Autorin auf den Prozess der Hybridisierung aufmerksam sowie auf die Phänomene der Intertextualität und Deixis, denen eine besondere Rolle bei der Bedeutungskonstitution in digitalen Texten zukommt. In diesem Sinne handelt es sich bei der Monographie um eine umfassende Darstellung der Produktion, Organisation und Rezeption digitaler Texte.
Lingwistyka dyskursu i lingwistyka mediów – perspektywa germanistyczna / Discourse Linguistics and Media Linguistics – a Germanistic Perspective
DOI: 10.23817/lingtreff.26-32 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 491–497
Schlüsselwörter: Diskurslinguistik, Medienlinguistik, Multimodalität, Medien, deutschsprachige Untersuchungen
Solche Forschungsgegenstände wie Diskurs bzw. Diskursivität, Medien bzw. Medialität und Multimodalität befinden sich im Mittelpunkt der Untersuchungen sowohl von polnischen als auch von deutschsprachigen Sprachwissenschaftlern. Beobachtet man die Forschung in diesem Bereich, die in Polen und im deutschsprachigen Raum betrieben wird, werden Ähnlichkeiten und Unterschiede sichtbar. Ausgehend von der Annahme, dass Vertreter der polnischen und der germanischen Forschungskultur zum Teil unterschiedliche Ansätze repräsentieren, sind Initiativen, die einen Dialog dieser beiden Forschungstraditionen ermöglichen, äußerst wichtig. Die in dem Beitrag vorzustellende Veröffentlichung „Dyskurs, media, multimodalność. Przyczynek do dialogu germanistyczno-polonistycznego“, die im Jahre 2022 von Waldemar Czachur, Anna Hanus und Dorota Miller herausgegeben wurde, verfolgt das Ziel, dem polnischen Leser einen Einblick in die Forschungsergebnisse der germanistischen Wissenschaftsgemeinschaft zu gewährleisten. Die Monographie besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist der Diskurslinguistik gewidmet und enthält Übersetzungen von fünf Beiträgen deutscher Forscher. Der zweite Teil der Publikation, in dessen Fokus die Medienlinguistik rückt, umfasst Übersetzungen von vier Artikeln deutscher Wissenschaftler ins Polnische. Die beiden Teile enthalten außerdem Gespräche mit deutschen und polnischen Sprach- und Medienwissenschaftlern, in denen die Problematik des Diskurses, des medialen Textes, der Multimodalität und der Medienlinguistik aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert wird. Die beiden thematischen Sektionen der Anthologie schließen mit Beiträgen von Polonisten, in denen auf synthetische Art und Wiese die polnischsprachige und die germanistische Perspektive auf Diskurs und Medienlinguistik erörtert werden.
Über die Beziehungskonstellationen der Liebe / On the Relationship Configurations of Love
DOI: 10.23817/lingtreff.26-33 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 499–508
Schlüsselwörter: Sprachliches Zeichen, Bedeutung, Kulturem, Sprachtheorie, Onomasiologie, Sprachwissenschaft als kognitive Wissenschaft
Gegenstand dieses Rezensionsartikels ist ein Sammelband, der von Nina-Maria Klug und Sina Lautenschläger herausgegeben ist. Aus der Perspektive der Semantik und der Linguistik als kognitive Wissenschaft fügen sich die im Band gesammelten Arbeiten in kulturologische, kulturembezogene onomasiologische Überlegungen im Kontext der Sprache als kognitive Wissenschaft ein. Die Begriffsdomäne der Liebe wird an Beispielen aus unterschiedlichen Anwendungsbereichen der Sprache expliziert: in der Online-Dating-Kommunikation, in geschlechtsspezifischen Ratschlägen zur Flirt- und Courtship-Kommunikation, im Trauer der Eltern um ihre verstorbenen Kinder, im Trauerprozess nach dem Tode des zurückgebliebenen Lebenspartners, in den Marketingstrategien, in musikdramatischen Imaginationen von Liebe aus sprachwissenschaftlicher Sicht, im Nicht-Linearen Duktus der Sprache, in der inszenierten Tierliebe in Zoo-Doku-Soaps, in Kinderbüchern und auch in der zwischenstaatlichen Beziehungsgestaltung. Die Autoren bedienen sich interdisziplinärer Ansätze, um das Phänomen Liebe sowohl aus der Perspektive der Sprachwissenschaft als auch der Kultur und Sozialwissenschaften zu beleuchten. Das Buch dient als Inspiration und Herausforderung für den Leser, weckt mitunter Widerspruch und kritische Stimmen. Gerade weil es den Leser gegenüber den bedeutenden Themen, die im thematischen Band über die Liebe behandelt werden, nicht gleichgültig lässt, ist es bewussten und reifen Sprachgourmets besonders zu empfehlen. Es ist ein wertvoller Beitrag zum interdisziplinären Dialog über die kulturellen und sprachlichen Dimensionen von Liebe.
Bericht über den 7. Kongress des Mitteleuropäischen Germanistenverbandes: „Verbindungen – Netzwerke – Synergien“, 18.–21.09.2024, Technische Universität für Bauwesen in Bukarest / On the Relationship Configurations of Love
DOI: 10.23817/lingtreff.26-34 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 511–513
Bericht über das Projekttreffen „Datenbearbeitung und Übersetzung im Repositorium auf GitHub“, 4.–6. September 2024, Josip Juraj Strossmayer University in Osijek, Croatia im Rahmen der COST ACTION CA22115: A Multilingual Repository of Phraseme Constructions in Central and Eastern European Languages (PhraConRep) / On the Relationship Configurations of Love
DOI: 10.23817/lingtreff.26-35 (online zugänglich: 2025-02-02)
S. 515–517