Linguistische Treffen in Wrocław
Heft 27 (2025): I
Herausgegeben von: Marcelina Kałasznik (Univeristät Wrocław), Joanna Szczęk (Universität Wrocław), Artur Tworek (Univeristät Wrocław)
Zur Epigraphik – als einem der Aufgabenbereiche der Philologie. Eine Fallstudie: Das Epitaph von Erasmus Hesse aus Benau/Bieniów (1566) / On Epigraphy – as One of the Fields of Philology. A Case Study: The Epitaph of Erasmus Hesse in Benau/Bieniów (1566))
DOI: 10.23817/lingtreff.27-1 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 17–34
Schlüsselwörter: Epitaphien, Inschriften, Frühneuhochdeutsch, Übersetzung älterer Texte
Im ehemaligen Grenzgebiet von Niederschlesien und der Niederlausitz hat sich eine Anzahl von Epitaphien erhalten, darunter auch Grabplatten mit ausführlicheren Inschriften, die für Sprachwissenschaftler und Sprachhistoriker von großem Interesse sein können und sogar – was u. a. im vorliegenden Beitrag an einem Beispielfall nachgewiesen werden soll – müssen. Ihre Inhalte verdienen eine umfassende, fachliche und vor allen Dingen zuverlässige sprachwissenschaftliche Analyse, die bis heute fehlt. Die niederlausitzischen Epitaphien waren zwar bereits Gegenstand historischer Forschungen, doch als erfüllt darf man nur die rein historische Seite des gesamten Aufgabenkomplexes ansehen, der mit der komplexen Erforschung von Epitaphientexten untrennbar verbunden ist. Der erste dieser Aspekte ist das fehlerfreie Ablesen und die Transliteration der oftmals schon beschädigten Inschriften. Der Grad der Vollständigkeit und Richtigkeit von den Transliterationsversuchen der Epitaphientexte ist in den bisherigen Analysen bezüglich der graphemischen Schicht sehr uneinheitlich. Ein weiterer Bereich, der ein viel größeres Nachteil der bisherigen Bearbeitungen darstellt, sind die dort vorgeschlagenen Übersetzungsversuche. Schwerwiegende Fehler im Übersetzungsbereich sowie Irrtümer und meist völlig fehl am Platz stehende subjektive eigene Zusätze lassen die dort vorgeschlagenen Interpretationen der Epitaphientexte vielmals nicht als echte Übersetzungen, sondern höchstens als „Informationsnotizen“ zum Inhalt der einzelnen Denkmälertexte ansehen. Einige der Verzerrungen resultieren aus fehlerhaften Transliterationen, andere aus unvollständigem bzw. falschem Ablesen, noch andere wiederum aus mangelndem Geschick im Übersetzen älterer Texte sowie geringer Kenntnis der Nuancen der frühneuhochdeutschen Sprache bzw. aus der Vernachlässigung stilistischer Fragen. In diesem Beitrag versucht der Autor am ausgewählten Belegmaterial aus Benau/Bieniów (Landgemeinde Sorau/Żary) zum ersten Mal auf eine philologische Art und Weise sowie am selbstständig vorbereiteten und erörterten sprachhistorischen Material aufzuzeigen, wie die bisherigen Mängel in den oben genannten Untersuchungen in einem philologisch orientierten Forschungsvorhaben behoben werden sollen. Das Hauptanliegen des Autors ist jedoch die Darstellung der sprach- und kulturhistorischen Werte der im Beitrag präsentierten Denkmäler.
Internettechnologie und Energieversorgung im neuen Jahrzehnt: Sprachreflexionen und Forschungsperspektiven der Angewandten Germanistik / Internet Technology and Energy Supply in the New Decade: Reflections on Language and Research Perspectives for Applied German Studies)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-2 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 35–48
Schlüsselwörter: Digitale Medien, Energieversorgung, Angewandte Germanistik, Didaktik
Zu Beginn der 2020er Jahre haben erst die COVID-19-Pandemie und später der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Zäsur in der Entwicklungsgeschichte unserer Gesellschaft gekennzeichnet. Zwei Bereiche, die bereits vor diesen Ereignissen eine zentrale Rolle für das menschliche Leben im 21. Jahrhundert spielten, haben sich auch in diesem neuen Kontext als äußerst wesentlich erwiesen, nämlich die (digitalen) Medien und die (nachhaltige) Energieversorgung. Besonders in einer solchen Krise scheinen daher diese zwei Fachgebiete gleichermaßen relevante und aktuelle Themen darzustellen, zu deren Untersuchung die Angewandte Germanistik beitragen kann. Die entsprechenden Ausführungen erfolgen hier ausgehend von sprachlichen Materialien, welche die Entwicklung und die Relevanz der Medien- und der Energietechnologie im vergangenen Jahrzehnt spiegeln: Dazu zählen Neuprägungen bzw. produktive Wortbildungselemente wie Enernet, E- und elektro-. Vor diesem Hintergrund befasst sich der vorliegende Übersichtsbeitrag mit verschiedenen Fragen, die sich im Rahmen der heutigen Krise in den zwei fokussierten Bereichen ergeben haben, und die auch von der Angewandten Germanistik aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und beantwortet werden können. Speziell werden zum einen mögliche Perspektiven vorgestellt, welche die – zwangsweise – Verwendung von Online-Lehrmodalitäten in der Pandemie für die Didaktik eröffnet hat. Zum anderen werden Anstöße zu linguistischen Forschungen geboten, welche die energiebezogene Kommunikation und deren Sprache – etwa auf politischer, fachlicher und diskursiver Ebene – im Kriegskontext untersuchen könnten.
Deutsch-polnische Konfigurationen in den Straßennamen von Grünberg – Zielona Góra / German-Polish Configurations in the Street Names of Grünberg – Zielona Góra)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-3 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 49–66
Schlüsselwörter: Grünberg, Zielona Góra, Straßennamen
Gegenstand der Analyse in diesem Artikel sind Veränderungen in der Benennung von Straßen in Grünberg, heute Zielona Góra. Es handelt sich bei dieser Stadt um eine, die lange zu Deutschland gehörte und nach dem zweiten Weltkrieg Polen zugeteilt wurde. 1945 musste die polnische Regierung Schritte einleiten, um die deutschen Namen in polnische umzuändern. Die Gründe waren unterschiedlicher Natur. So mussten die Namen der polnischen Sprache angepasst werden, es war aber auch die Propaganda, dass es sich um ein wiedergewonnenes Gebiet handelt musste unterstützt werden. Das Problem bei den Straßennamen war, das sie vorher nie eine polnische Form hatten, so dass man nicht auf alte Namen zurückgreifen konnte. In diesem Artikel werden die neuen polnischen Namen den deutschen gegenübergestellt. Anhand der Analyse werden unterschiedliche Methoden ermittelt, die bei diesem Veränderungsprozess Verwendung fanden, sei es verschiedene Übersetzungsmethoden oder auch Neubenennungen. Ausgangspunkt ist die These, dass die Semantik von Straßennamen den Prozess der Namensumwandlung beeinflusst. Der erste Schritt war daher eine semantische Klassifizierung der deutschen Straßennamen. Sie wurden allerdings erst in Namen gegliedert, die entweder von Eigennamen oder von Appellativa stammen, da dies bei eventuellen Übersetzungsmethoden eine Rolle spielt. Anschließend folgte eine Kategorisierung in unterschiedliche semantische Gruppen. In jeder erstellten Untergruppe wurden Verfahren bestimmt, die Anwendung fanden. Die Analyse ergab, dass einige deutsche Straßennamen übersetzt, die meisten jedoch komplett verändert wurden. Der Prozess der Schaffung neuer Straßennamen war ein Mittel zur Polonisierung des Gebiets. Die meisten Straßennamen in Zielona Góra wurden von deutschen Spuren befreit. Selbst bei neutralen Straßennamen wurde nur jeder zweite Name übersetzt.
Zur Leistung des SPORT-Szenarios bei der Konzeptualisierung der Kommunalwahlen 2024 in Polen (am Beispiel der polnischen Online-Presse) / The Meaning of the SPORT Scenario in the Conceptualization of the 2024 Local Elections in Poland (Using the Example of the Polish Online Press))
DOI: 10.23817/lingtreff.27-4 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 67–89
Schlüsselwörter: konzeptuelle Metapher, Sport-Szenario, Politik
In dem vorliegenden Beitrag wird die Leistung des SPORT-Szenarios bei der Konzeptualisierung der Kommunalwahlen in Polen 2024 untersucht. Anhand der Analyse der polnischen Online-Presse, die sich auf 27 Artikel stützt, soll ermittelt werden, wie sich die SPORT-Metaphorik sowohl in den Titeln als auch im Text des Artikels lexikalisch niederschlägt und welche Funktion sie erfüllt. Um das Wesen und die Rolle der konzeptuellen Metapher bei der Versprachlichung abstrakter, also auch politischer Inhalte nachzuweisen, wird im theoretischen Teil auf das Konzept der Idealisierten Kognitiven Modelle von Lakoff (1987) eingegangen, das als gewisse Erweiterung der Kognitiven Metapherntheorie von Lakoff und Johnson (1980) zu betrachten ist. Behandelt wurden auch das Konzept ergänzende Theorien wie Roschs Prototypentheorie, Johnsons Image-Schemata, Langackers Kognitive Grammatik und Fillmores Frame- Konzept. Die Bedeutung des Frame-Begriffs zeigt sich besonders in der von Lakoff (1987) eingeführten Subkategorie des propositionalen Modelltyps, dem sogenannten Szenario. Dieses stellt eine Vielzahl von Alltagssituationen als festgelegte Wissensstrukturen dar, deren einzelne Bestandteile erst im Kontext des gesamten Modells verständlich werden. Die durchgeführte Analyse zeigt, dass die SPORT-Metaphorik nicht nur ein kreatives und ornamentales Potenzial besitzt, sondern auch eine aufschlussreiche Rolle bei der Vermittlung politischer Thematik spielt, indem sie den Zielbereich KOMMUNALWAHLEN IN POLEN 2024 einem breiten Lesepublikum zugänglicher macht und sich positiv auf die Kohärenz der untersuchten Artikel auswirkt.
Salvadorianisches Spanisch und stilistische Praktiken der Indexikalisierung / Salvadoran Spanish and Stylistic Practices of Indexicalization)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-5 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 91–103
Schlüsselwörter: Salvadorianisches Spanisch, Metapragmatische Soziolinguistik, Enregisterment, pronominale Anredeformen
Im vorliegenden Beitrag geht es um eine metapragmatisch-soziolinguistische Untersuchung sprachlicher Prozesse der Konstruktion sprachlich-variationaler Merkmale im salvadorianischen Spanisch – konkret in „El Niño de Hollywood“ (2018) von Martínez und Martínez. In diesem Werk probierten die Autoren, sich soziokulturellen Realitäten im ländlichen Raum El Salvadors unter anderem auch durch eine wirklichkeitsgetreue sprachliche Nachahmung der Sprecher:innen anzunähern – und wurden damit selbst zu sozialen Akteuren, die bestimmte sprachliche Merkmale als salient für konkrete rurale Varietäten des salvadorianischen Spanisch bei Leser:innen einschreiben. Zwar werden in diesem Beitrag diverse Merkmale auf den linguistischen Ebenen der Phonetik, Morphosyntax und Lexik in beiden Werken qualitativ analysiert. Der Fokus liegt allerdings auf den pronominalen Anredeformen usted, tú und vos, die in den Werken als Teil der fiktiven sprachlichen Varietäten der ruralen Protagonisten bezweckt verwendet werden. Nicht nur zwischen Anführern und einfachen Bandenmitgliedern wird durch kommunikative Handlungen eine hierarchische Struktur geschaffen, sondern auch zwischen einzelnen Bandenmitgliedern wird der sonst vorherrschende solidarische Kommunikationsstil mit vos aufgegeben und durch die Verwendung der Personalpronomen tú und usted eine differenzielle hierarchische Positionierung sprachlich hergestellt. Die metapragmatischen Prozesse führen zur Einschreibung eines (fiktiven) ländlichen Sprachgebrauchs und sind somit Teil der Einschreibung ländlicher Varietäten in El Salvador als „abweichende“ und „andere“ Varietäten des (urbanen) salvadorianischen Spanisch.
Zur medizinischen Fachsprache in den Danziger Leichenpredigten (1586–1746) / On Medical Terminology in the Gdansk Funeral Sermons (1586–1746))
DOI: 10.23817/lingtreff.27-6 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 105–115
Schlüsselwörter: medizinische Fachsprache, Fachwortschatz, Fachterminologie, Leichenpredigt
Bei der Lektüre der biographischen Teile von Leichenpredigten, in denen umfangreiche Darstellungen der tödlichen Krankheit und der Sterbeszene im Mittelpunkt stehen, trifft man mitten im deutschen gemeinsprachlichen Text jeweils auf entlehnte und einheimische medizinische Fachterminologie, was die Textrezeption erheblich erschwert und die Frage aufwirft, zu welchem Zweck diese hybride Ausdrucksweise verwendet wurde. Das Ziel des Beitrags ist es, zwanzig Danziger Leichenpredigten aus den Jahren 1586–1746 mit den Methoden der lexikologischen Analyse bezüglich des in den biographischen Teilen enthaltenen medizinischen Fachwortschatzes und dessen Funktion zu untersuchen. Überprüft werden dabei sowohl der thematische Umfang als auch die Herkunft der exzerpierten medizinischen Terminologie. In thematischer Hinsicht lassen sich Krankheitsnamen, Bezeichnungen für körperliche und seelische Symptome sowie Benennungen für therapeutische Mittel und Körperorgane identifizieren. In Bezug auf die Herkunft der exzerpierten Fachausdrücke können einerseits einheimische, andererseits fremde Bezeichnungen genannt werden. Innerhalb des gräko-lateinischen Fachwortschatzes sind dabei die folgenden Typen zu unterscheiden: 1. Termini technici, die nach dem lateinischen Flexionsparadigma dekliniert werden, 2. eingedeutschte Termini aus dem Lateinischen und Griechischen und 3. synonymische Wortpaare, die aus einer einheimischen und einer fremden Benennung zusammengesetzt sind. Die Verwendung des Fachwortschatzes, insbesondere fremder Herkunft, ist nicht zufällig und erfüllt eine genau bestimmte Funktion. Die Anhäufung von Latinismen und Gräzismen resultiert nämlich einerseits daraus, dass das Lateinische zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Sprache der Schulmedizin blieb; andererseits aber gelten zahlreiche fremde Fachausdrücke als rhetorischer Ornatus und Beweis der rednerischen Fähigkeiten ihrer Autoren.
Bewertung der deutsch-slowakischen KI-Übersetzung von Börsennachrichten / Evaluation of German-Slovak AI Translation of Stock Market News)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-7 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 117–129
Schlüsselwörter: maschinelle Übersetzung, Fachgebiet, Fachterminologie, Börsensprache
Der rasante Fortschritt der Technologie hat die Kommunikation verändert, insbesondere durch Innovationen in der Sprach- und Übersetzungstechnologie. Diese Werkzeuge, ChatGPT-4, Google Translate und DeepL, sind für globale Interaktionen unverzichtbar geworden und spielen in modernen linguistischen Studien eine zentrale Rolle. In diesem Beitrag wird die Anwendung von drei statistischen Online-Tools für die maschinelle Übersetzung von deutschen Fachtexten ins Slowakische untersucht. Die Studie konzentriert sich auf zehn Artikel, die sich mit verschiedenen Aspekten der Börse befassen, einem Bereich, der durch komplexe Terminologie und kontextuelle Nuancen gekennzeichnet ist. Durch den Einsatz quantitativer und qualitativer Methoden werden die Fehlerquoten, die Effektivität der Übersetzung und die Genauigkeit dieser Tools bei der Bewahrung des ursprünglichen Kontextes bewertet. Zu den besonderen Herausforderungen gehören die Handhabung sprachlicher Feinheiten, bereichsspezifischer Terminologien und die für Börsentexte typische Kontexttreue. Die Analyse kombiniert Fehlerratenberechnungen mit qualitativen Beurteilungen und bietet so eine umfassende Bewertung der Fähigkeiten der Tools. Die Ergebnisse unterstreichen die Grenzen und Stärken automatischer Übersetzungssysteme bei der Anwendung auf spezialisierte Textgattungen und liefern wichtige Erkenntnisse für Entwickler und Praktiker der Übersetzungstechnologie. Die Studie zeigt, dass die Übersetzungstechnologien oft mit Fachzusammensetzungen, Anglizismen und Jargonismen zu kämpfen haben. Diese Studie trägt zum wachsenden Wissensbestand in den Bereichen Sprachtechnologie, Fachübersetzung und maschinelle Übersetzung bei und zeigt Verbesserungsmöglichkeiten und potenzielle Fortschritte bei automatisierten Systemen auf. Ihre praktischen Auswirkungen erstrecken sich auf Linguisten, Übersetzer und Softwareentwickler, die maschinelle Übersetzungstools für spezielle Anwendungen verbessern wollen.
Zielgruppen über Kulturen hinweg begeistern: Linguistische und Werbestrategien von Volkswagen und Fiat / Engaging Audiences Across Cultures: Linguistic and Advertising Strategies of Volkswagen and Fiat)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-8 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 131–147
Schlüsselwörter: interkulturelle Kommunikation, Werbung, Kultur, Diskursanalyse
Heutzutage bewerben viele internationale Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen auf sozialen Medien für diverse Zielgruppen. Um eine erfolgreiche Kommunikation mit potenziellen Kunden zu erreichen, müssen die Unternehmen ihre Werbebotschaften an die kulturellen Werte und den Kommunikationsstil der Zielgruppe anpassen. Ziel dieser Forschung ist es, die sprachlichen und werblichen Lösungen von zwei Automobilunternehmen - dem deutschen Volkswagen und dem italienischen Fiat - zu untersuchen, die sich an deutsche und italienische Kunden richten. Dabei wird analysiert, wie diese Unternehmen ihre Werbestrategien an die kulturellen Werte ihrer jeweiligen Zielmärkte anpassen und welchen Einfluss dies auf das Online-Engagement potenzieller Autokäufer hat. Um diese Beziehung zu untersuchen, werden die gesammelten Anzeigen aus semantischer und pragmatischer Perspektive untersucht. Diskurs- und Semantik-Analysen zeigen auf, welche kulturellen Werte (basierend auf Hofstedes Theorie der kulturellen Dimensionen) und markenbezogenen Eigenschaften die Unternehmen in ihrer Werbung durch die Verwendung von Engagement-Sprache und verschiedenen Werbestrategien (wie z. B. Prominentenwerbung und Öko-Werbung) vermitteln. Die Analyse des Online-Engagements der Kunden (Anzahl der Likes und Kommentare) ermöglichte die Untersuchung des pragmatischen Effekts der sprachlichen und werblichen Lösungen von Volkswagen und Fiat. Die Ergebnisse zeigten sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede in der Sprache und dem Fokus der Werbung der beiden Unternehmen. Beide Unternehmen beziehen sich auf spezifische kulturelle Werte (z. B. langfristige Orientierung). Jedes Unternehmen vermittelt diese Werte jedoch durch verschiedene sprachliche und werbliche Instrumente. Was die Pragmatik der Werbesprache betrifft, so führten spezifische sprachliche und werbliche Lösungen (wie z. B. Engagement-Sprache und nutzergenerierte Inhalte) tatsächlich zu einer erhöhten Aktivität der Nutzer. Die Untersuchung belegt die Bedeutung kultureller Sensibilität in der internationalen Werbung und zeigt, dass die Anpassung von Sprache und Inhalt an die Präferenzen der Zielgruppe für eine erfolgreiche interkulturelle Kommunikation entscheidend ist.
Englische klinische Eponyme: Strukturell-semantische Aspekte / English Clinical Eponymous Terms: Structural and Semantic Aspects)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-9 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 149–163
Schlüsselwörter: Fachsprache, klinische Medizin, Eponyme, Eigennamen
Im Beitrag ermitteln die Autoren strukturelle und semantische Merkmale von Eponymen in der englischen Fachsprache der klinischen Medizin. Es werden die Strukturtypen von Termini analysiert, ihre Modifikationen und Produktivität aufgezeigt sowie die Quellen der propriativen Bestandteile in der klinischen Terminologie beschrieben. Die Eponyme wurden in vier Etappen erforscht. In der ersten Etappe wurden die wichtigsten Ansätze für die Berufssprache und den Fachausdruck analysiert und Arbeitsdefinitionen für die in der Studie verwendeten linguistischen Kategorien formuliert. Ziel der zweiten Etappe war es, das Forschungsmaterial zu umreißen. Unter Verwendung einer kontinuierlichen Stichprobe wurden 1600 englische klinische Eponyme aus dem Korpus der englischsprachigen medizinischen Fachliteratur mit den Methoden der Korpuslinguistik und der automatischen Textverarbeitung ausgewählt. Die Quellen des Materials waren Wörterbücher, Enzyklopädien, Zeitschriftenartikel, Nachschlagewerke, Dissertationen und Lehrbücher. In der dritten Etappe der Studie ging es darum, die strukturellen und semantischen Merkmale englischer klinischer Eponyme zu analysieren. Die proprietären Komponenten werden in Bezug auf die Nationalität der Forscher charakterisiert, die Strukturmodelle terminologischer Einheiten mit einer proprietären Komponente und ihre Modifikationen werden identifiziert, und die produktivsten Strukturmodelle englischer klinischer Eponyme werden beschrieben. Die vierte Phase der Studie ist der Identifizierung der semantischen Merkmale der propriativen Komponenten in den englischen Eponymen gewidmet. Die Autoren schlagen eine eigene semantische Klassifikation von Eigennamen vor, ermittelt quantitative Merkmale jeder thematischen Gruppe und identifiziert die produktivsten Kernkomponenten von Eponymen.
Kinder- und Jugendliteratur im Unterricht des Elementar- und Primarbereichs sowie des Sekundarbereichs / Children’s and Young People’s Literature in Elementary, Primary and Secondary Education)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-10 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 165–182
Schlüsselwörter: Kinderliteratur, Kinderroman, Kinderlyrik, Kinderbuch
Literarischer Text ist im Fremdsprachenunterricht ebenso wichtig wie andere Textarten. Es ist notwendig, sich mit der Rolle des literarischen Textes in der didaktischen verbalen Kommunikation sowie der Hierarchisierung der Ziele und Aufgaben der literarischen Bildung vertraut zu machen. Die Aufmerksamkeit sollte auf das Lesen als Aktivität, Methode und kulturelle Aktivität sowie auf die Qualitäten und Arten des Lesens im Fremdsprachenunterricht im Grundschulbereich gerichtet werden. Ziel der Textinterpretation im didaktischen Prozess ist es, Bedingungen gerade für die Wahrnehmung des ästhetischen Wertes des Werkes selbst unter gleichberechtigter Beteiligung der kognitiven und emotionalen Komponente zu schaffen. Lesekompetenz ist eine der wichtigsten Schlüsselkompetenzen und die Notwendigkeit, sie ständig weiterzuentwickeln, wird daher zu einer der Hauptaufgaben im Literaturunterricht bereits in der Grundschule. Schon durch den regelmäßigen Einsatz geeigneter Texte und Aufgaben zum Leseverstehen im Fremdsprachenunterricht steigen die Anforderungen an die Lesekompetenz stetig, was sich positiv auf die Entwicklung der Lesekultur der Schüler auswirkt. Die Implementierung verschiedener Materialien in den Unterrichtsprozess ermöglicht es den Studierenden, die reale Welt einer anderen Kultur zu verstehen. Es weckt nicht nur das Interesse an Themen und Einstellungen, sondern andererseits hat der Schüler Freude daran, ungewöhnliche Informationen zu entdecken, lernt nicht nur die aktuelle Zivilisation, sondern auch die Geschichte und gesellschaftliche Entwicklung des Landes und der Sprache kennen.
“Geld ist nicht die Wurzel allen Übels – kein Geld ist es.” Sind (Anti-)Sprichwörter immer wahr? (Dargestellt am Beispiel der Addition) / “Money Is not the Root of All Evil – no Money Is”. Do (Anti-)Proverbs Always Tell the Truth? (Using the Example of Addition))
DOI: 10.23817/lingtreff.27-11 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 183–195
Schlüsselwörter: Antisprichwort, Sprichwort, Transformation, angloamerikanisch, Addition, Wahrheitsgehalt, Zweifel
Es existieren zahlreiche Sprichwörter, die den Wahrheitsgehalt von Sprichwörtern bezeugen und postulieren, dass diese weisen Sprüche weder widerlegt noch kritisch beurteilt werden können. Trotzdem wurden Sprichwörter nie als unangefochtene Wahrheiten betrachtet. Zwar haben die Menschen ihre didaktische Weisheit geschätzt (vgl. Mieder 1985), sie haben aber auch erkannt, dass Sprichwörter in ihrer Funktion als universelle Lebensregeln lediglich eine begrenzte Gültigkeit haben. Das Volk betrachtet Sprichwörter nicht als heilig und unantastbar, und die Menschen sind sich dessen bewusst, dass die festgelegte Weisheit dieser Sprüche manchmal einfach zu starr und beschränkt ist. Seit Jahrhunderten lassen Sprichwörter reichlich Raum für Modifikationen. In den letzten Jahrzehnten wurden sie in solch einem Ausmaß abgewandelt, dass man häufiger auf modifizierte als auf traditionelle Sprichwörter trifft. Zur Bezeichnung dieser absichtlich abgewandelten Sprüche hat Wolfgang Mieder den Begriff Antisprichwort geprägt. Obwohl es viele verschiedene Arten von formalen Transformationen gibt, die zur Entstehung von Antisprichwörtern führen, heben sich einige davon – die sich keineswegs gegenseitig ausschließen - deutlich ab, und zwar: das Hinzufügen neuer Wörter zum ursprünglichen Text, das Ersetzen eines Wortes bzw. das Ersetzen von zwei oder mehr Wörtern, das Abändern des zweiten Teils des originalen Sprichwortes, das Verschmelzen zweier Sprichwörter, diverse Wortspiele sowie die wörtliche Interpretation des Spruchs. Im Fokus dieses Beitrags steht das Hinzufügen neuer Elemente, eine der beliebtesten Formen der Transformation von Sprichwörtern. Es werden 263 Abwandlungen von 13 traditionellen angloamerikanischen Sprichwörtern, die sich mit dem Thema „Geld“ befassen, analysiert. Darüber hinaus werden anhand von Sprichwörtern und Antisprichwörtern über Geld, die im Untersuchungskorpus enthalten sind, einige Zweifel am Wahrheitsgehalt von Sprichwörtern dargestellt. Die im Rahmen des vorliegenden Beitrags untersuchten Beispiele entstammen hauptsächlich schriftlichen Quellen und finden sich in zwei Sammlungen angloamerikanischer Antisprichwörter, die von Wolfang Mieder und Anna T. Litovkina herausgegeben wurden (s. Mieder und Tóthné Litovkina 1999; T. Litovkina und Mieder 2006).
Höflichkeit am koreanischen Tisch – Grundlegende Tischmanieren in Südkorea am Beispiel von im Internet auf Polnisch verfügbaren Informationen und ausgewählten Szenen aus koreanischen Streaming-Serien / Politeness at the Korean Table – Basic Table Etiquette in South Korea Based on Information Available Online in Polish and on Selected Scenes from Korean Streaming Series)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-12 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 197–214
Schlüsselwörter: Tischmanieren, verbale und nonverbale Höflichkeit, Honorifikativität, Südkorea
In den letzten Jahren ist die zunehmende Popularität der koreanischen Kultur in Polen unverkennbar. Dieser beobachtete Trend ist Teil eines globalen Anstiegs des Interesses an der koreanischen Kultur, der als „Koreanische Welle“ bezeichnet wird. Zu den Faktoren, die zur wachsenden Faszination für Südkorea beitragen, gehört unter anderem die Beliebtheit koreanischer Fernsehserien, die über Streaming-Dienste zugänglich sind. Ziel dieses Artikels ist es, die in koreanischen Serien propagierten Tischsitten mit den Empfehlungen in polnischsprachigen Online-Ratgebern zu diesem Thema zu vergleichen. Trotz des Trends zur südkoreanischen Kultur gibt es in Polen noch relativ wenige Studien über die dortigen Sitten und Bräuche. Die Wahl des Themas, das sich auf das Verhalten am Tisch konzentriert, ist nicht zufällig. Für Koreaner haben sowohl die Zubereitung der Speisen als auch die Höflichkeitsregeln, die den Verzehr der Mahlzeiten bestimmen, eine große Bedeutung. Für die Untersuchung wurden Informationen aus polnischsprachigen Online-Ratgebern ausgewählt und verglichen. Das Untersuchungsmaterial in Form von Serien-Szenen wurde aus koreanischen Produktionen entnommen, die auf der Streaming-Plattform Netflix verfügbar sind. Es wurden Szenen ausgewählt, die es ermöglichen, die Höflichkeitsregeln sowohl auf der verbalen als auch auf der nonverbalen Ebene zu analysieren, und zwar in Bezug auf die grundlegenden Regeln, die derzeit am koreanischen Tisch in familiären, gesellschaftlichen und beruflichen Situationen gelten. Die Ergebnisse der Analyse können sowohl zu theoretischen Erkenntniszwecken als auch zu praktischen Zwecken verwendet werden, indem sie eine Art umfassender und synthetischer Sammlung der wichtigsten Informationen darstellen, die sowohl für Reisende nach Südkorea, Liebhaber der koreanischen Küche, die Restaurants mit koreanischen Spezialitäten besuchen, als auch für in Polen beschäftigte Mitarbeiter koreanischer Unternehmen von Nutzen sein können.
Tłumaczenie a vista w dydaktyce innych rodzajów translacji a wyniki ankiety ogólnopolskiej / Sight Translation in Translator and Interpreter Training Versus the Findings of a Survey on Sight Translation in Poland)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-13 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 215–228
Schlüsselwörter: Blattdolmetschen, Übersetzungsdidaktik, Dolmetschdidaktik, Umfrage
Der vorliegende Beitrag richtet den Fokus auf die Ergebnisse der Umfrage zum Blattdolmetschen in Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens, die an den polnischen Universitäten in Jahren 2018/2019 durchgeführt wurde. Die 26 Fragebögen über das Blattdolmetschen als Hilfsmittel im Dolmetscher- und Übersetzertraining wurden den akademischen Lehrerinen und Lehrern in den Instituten für Angewandte Linguistik und Germanistik in Polen gestellt. Die Umfrage zielte darauf ab, mögliche Anwendungen des Blattdolmetschens in der Didaktik anderer Übersetzungs- und Dolmetscharten festzustellen. Darüber hinaus wurde der Versuch unternommen, besondere Kompetenzen, die das erfolgreiche Blattdolmetschen garantieren, zu identifizieren. Infolgedessen sollten die erworbenen Informationen der Autorin dieses Beitrags sowohl eine weitere Recherche über die Anwendung des Blattdolmetschens im Übersetzer- und Dolmetschertraining ermöglichen als auch die Entwicklung eines Modells für Blattdolmetschertraining sichern. Die Analyse und Auswertung von Ergebnissen der Umfrage beweisen die Popularität und Nützlichkeit des Blattdolmetschens in der Übersetzungs- und Dolmetschdidaktik. Blattdolmetschen-Übungen dienen als eine Einführung zu einem bestimmten Thema, aber auch als eine Zusammenfassung oder Fortsetzung des Trainings nach einer anderen Übersetzungs- oder Dolmetschaufgabe. Darüber hinaus geben die anhand der Fragebögen erhobenen Daten Auskunft über Blattdolmetschen als ein nützliches Instrument für die Entwicklung verschiedener Fähigkeiten und Kompetenzen, die mit dem Lesen, Sprachwechsel und Sprechen verbunden sind. Diese Studie beweist demnach, dass das Blattdolmetschen zur Entwicklung der Fähigkeiten, die mit der Produktion des Zieltextes zusammenhängen, beiträgt. Zum Beispiel: Erstellung von einem Plan des Zieltextes, öffentliches Reden, Erstellung von verschiedenen Textsorten und Textproduktion zu bestimmten Themen, Erstellung von Kohärenz und Kohäsion im Zieltext sowie Aufmerksamkeitsteilung bei Multitasking. Blattdolmetschen in der Übersetzungs- und Dolmetschdidaktik kann einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Wortschatzes und der Grammatik im bestimmten situativen und kommunikativen Kontext haben. Es erhöht auch das Kulturbewusstsein in der Zielsprache.
Phrasem-Konstruktionen: Produktivität und Kreativität (anhand von Beispielen auf Russisch) / Phraseme Constructions: Productivity and Creativity (with Russian Examples))
DOI: 10.23817/lingtreff.27-14 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 229–245
Schlüsselwörter: Phrasem-Konstruktion, Konstruktionsgrammatik, Produktivität, Kreativität
Der Beitrag untersucht die Produktivität und Kreativität von phraseologischen Konstruktionen (Phra-Cons) im Rahmen der Konstruktionsgrammatik, wobei der Schwerpunkt auf russischen Beispielen liegt. Produktivität, verstanden als Vielfalt der Slot-Füller, und Kreativität, die Fähigkeit des Sprechers, neue Konstrukte zu schaffen, werden im Zusammenspiel analysiert, um ihre Beziehung zu erfassen. Die Analyse der Wechselwirkung zwischen Produktivität und Kreativität erweitert das theoretische Verständnis der Konstruktionsgrammatik, insbesondere in Bezug auf idiomatische und schematische Konstruktionen. Der Aufsatz entstand im Zuge des COST-Projektes „PhraConRep“, dessen Ziel es ist, Phrasem-Konstruktionen in ost- und mitteleuropäischen Sprachen lexikographisch zu erfassen. Die Forschung leistet einen Beitrag zur Entwicklung multilingualer Repositorien für PhraCons und fördert die sprachübergreifende Forschung. Das Hauptziel besteht darin, PhraCons nach ihren Produktivitätsstufen zu klassifizieren und zu analysieren, wie ihre Flexibilität die sprachliche Kreativität beeinflusst. Im Fokus stehen zentrale Fragen zu den Grenzen zwischen theoretisch produktiven und praktisch genutzten Konstruktionen. Die Analyse stützt sich auf Korpusdaten aus russischen und multilingualen Quellen und kategorisiert Konstruktionen basierend auf ihrer Produktivität, Typfrequenz und semantischen Vielfalt. Slot-Füller werden untersucht, um den Grad der Kreativität und Freiheit der Sprecher bei der Verwendung dieser Konstruktionen zu bewerten. Die Studie identifiziert ein Kontinuum von Produktivitätsstufen, das von hochproduktiven bis hin zu nicht produktiven PhraCons reicht. Es wird gezeigt, dass Kreativität häufig mit der Verwendung seltener Slot-Füller einhergeht und weniger häufige Konstruktionen oft größeren Erfindungsreichtum erfordern. Zudem wird die Rolle von Idiomatizität und Schemata-Flexibilität bei der Förderung sprachlicher Innovation hervorgehoben. Der Beitrag argumentiert, dass Produktivität und Kreativität gradierte Eigenschaften sind, die nicht nur die Flexibilität von Konstruktionen, sondern auch ihre Lexikalisierung im Diskurs beeinflussen. Diese Erkenntnisse haben sowohl für die theoretische Linguistik als auch für die praktische Lexikographie Bedeutung. Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen die Entwicklung multilingualer PhraCon-Repositorien und bieten Werkzeuge für den Sprachunterricht, die Übersetzung und lexikographische Arbeiten.
Verschwörungserzählungen und ihre sprachlichen Spezifika am Beispiel der Reichsbürger. Typische Textsorten und charakteristische Lexik / Conspiracy Narratives and Their Linguistic Specifics Using the Example of the Reichsbürger. Typical Text Types and Characteristic Lexis)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-15 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 247–264
Schlüsselwörter: Verschwörungserzählungen, Reichsbürger, Politolinguistik, Textsorten, Lexik
Der Beitrag definiert zunächst den Begriff der Verschwörung und gibt danach einen kurzen Überblick über die Geschichte der Verschwörungserzählungen und über den zugehörigen Forschungsstand. Dabei wird festgestellt, dass es zu Verschwörungserzählungen zwar bereits zahlreiche Publikationen aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven gibt, die sprachlichen Spezifika solcher Narrative aber bislang noch wenig untersucht sind. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Lexik und vor allem die Textsorten, die für Verschwörungserzählungen typisch sind. Daher werden im vorliegenden Beitrag exemplarisch zwei Korpora von reichsbürgerlichen Texten näher untersucht. Da die Ideologie der Reichsbürger konstitutiv auf Verschwörungserzählungen aufbaut, stellen Texte aus diesem Milieu eine geeignete Materialgrundlage dar. Bezüglich der typischen Textsorten, in den Verschwörungserzählungen vorkommen, kann gezeigt werden, dass es vor allem Traktate sind, die von Reichsbürgern für den Transport solcher Narrative genutzt werden. Ferner werden Textsorten bevorzugt, die eine deutliche Faktenorientierung vermitteln, während in meinungsbezogenen Texten Behauptungen von angeblichen Verschwörungen nur selten auftreten. Dabei wird von den Produzenten betont, dass es sich bei den Aussagen um die Wahrheit handle, über die man die unwissende Bevölkerungsmehrheit aufklären müsse. Bei einer näheren Betrachtung der spezifischen Lexik finden sich Parallelen zu diesem Befund. Hier kann zudem festgestellt werden, dass die Überzeugungen der Mehrheitsgesellschaft als Täuschung und Betrug qualifiziert und damit den als Wahrheit bezeichneten Verschwörungserzählungen der Reichsbürger gegenübergestellt werden. Insgesamt können damit im Hinblick auf die Textsorten völlig neue Erkenntnisse erzielt werden; hinsichtlich der Lexik bestätigen die erzielten Ergebnisse die Befunde anderer einschlägiger Studien in diesem Bereich.
Die sogenannte geschlechtergerechte Sprache in Lehr- und Lernpraxis – ein Fall für den Zweitspracherwerb im Kontext von Prüfen, Testen und Evaluieren? / The So-called Gender-equitable Language in Teaching and Learning Practice – a Case for Second Language Acquisition in the Context of Testing and Evaluation?)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-16 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 265–278
Schlüsselwörter: Gendersprache in Lehr- und Lernwerken, Fremdsprachenunterricht, DaF
Die Gendersprache hat sich in den letzten Jahren zu einem Diskurselement entwickelt. An den Universitäten, aber auch im öffentlichen Raum ist man auf der Suche nach sogenannten geschlechtergerechten Formulierungskonstanten, die grammatikalisch gesehen enorme performatorische Schwierigkeiten aufweisen. Ziel des Beitrags ist es, Problemfelder bei der Verwendung der Gendersprache im Allgemeinen und insbesondere in Lehr- und Lernwerken aufzuzeigen sowie die sich daraus ergebenden Vermittlungsschwierigkeiten an DaF-Lerner im Fremdsprachenunterricht abzuleiten. Die grammatisch-semantischen Mechanismen unseres Sprachsystems demonstrieren deutlich, dass das Gendern erhebliche Irregularitäten aufweist und damit Probleme aufwirft, die den Spracherwerb erschweren. Somit sprechen sprachsystembezogene Fakten gegen das Integrieren des Genderns in den Sprachlernprozess. Zu Beginn des Beitrags werden zwei für das Thema elementare Begrifflichkeiten erläutert. So geht es um die sogenannte geschlechtergerechte Sprache und das generische Maskulinum. Anschließend werden die untersuchten Materialien ausgewertet, bei denen es sich um DaF-Lehrwerke handelt, welche für das Prüfen und Testen relevant sind. Genauer: In ihnen sind Personenbezeichnungen unter die Lupe genommen worden, um zu schauen, inwiefern gegenderte und ungegenderte Formen darin vorkommen. Insgesamt zeigt sich, dass die Lehrmaterialien wenig mit gegenderter Sprache hantieren. Analysiert wurden Personenbezeichnungen innerhalb der Übungen und nicht vordringlich in Aufgabenstellungen. An diesen Teil schließt sich eine Betrachtung zu sprachsystembezogenen Problemfeldern der Gendersprache an. Schließlich werden aus dieser Analyse Konsequenzen für zukünftig zu erstellendes Studienmaterial im DaF-Unterricht gezogen.
Vom (nicht) universellen Charakter der Witze und deren Übersetzungsproblemen (am Beispiel des Deutschen und Polnischen) / The (Non-)universal Character of Jokes and Their Translation Problems (Using the Example of German and Polish))
DOI: 10.23817/lingtreff.27-17 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 279–292
Schlüsselwörter: Situationskomik, Übersetzungsprobleme, Witze, Wortkomik, Wortspiele
Witze gehören zu denjenigen sprachlichen Formen, die überall auf der Welt vorkommen und demzufolge als universell gelten können. Es wird in ihnen nämlich eine allgemeinmenschliche Tendenz zur Komik ausgedrückt. Dies bedeutet aber nicht, dass alle Menschen den gleichen Sinn für Witze haben, die nämlich stark kulturell, historisch und/oder politisch bedingt sind und sich auch im Laufe der Zeit ändern. Daraus ergeben sich auch ganz viele Probleme mit deren Verstehen und später noch Übersetzen. Wahrscheinlich wegen ihres scheinbar banalen Charakters werden sie jedoch wissenschaftlich kaum untersucht. Im vorliegenden Beitrag wurde versucht, den universellen Charakter der Witze sowie mögliche Probleme bei deren Übersetzung am Beispiel des Deutschen und Polnischen zu zeigen. Es wurde dabei sowohl auf ihren Sinn als auch auf ihre sprachliche Form eingegangen. Nach der allgemeinen Charakteristik und Aufteilung der Witze wurde eine sprachliche Analyse ausgewählter deutscher und polnischer Witze durchgeführt. Sie hat den universellen Charakter der Thematik der meisten Witze mit der Situationskomik bewiesen, die auf allgemeinmenschlichen Stereotypen oder Erfahrung basieren. Kulturelle Unterschiede erzwingen bei deren Übersetzung nur wenige Änderungen im Bereich der kulturspezifischen, prototypischen Elemente. Viel problematischer scheint die Übersetzung von Witzen mit der Wortkomik zu sein, auch wenn deren Thematik sonst universell ist. Die in ihnen auftretenden Wortspiele tun dann deren wortwörtliche Übersetzung unmöglich. Sie zwingen den Übersetzer zur Suche nach adäquaten Wortspielen in der Zielsprache. In dem Sinne können die Untersuchungsergebnisse relevant für den Übersetzungsunterricht sein.
Liedtexte in der Übersetzung am Beispiel des Liedes „Ein bisschen Frieden“ und dessen Covers „Troszeczkę ziemi, troszeczkę słońca“ / Song Lyric in Translation on the Example of the Song “Ein bisschen Frieden” and its Cover “Troszeczkę ziemi, troszeczkę słońca”)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-18 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 295–306
Schlüsselwörter: Liedübersetzungen, Cover, Analyse, Musik
Ziel des Beitrags ist es, das Phänomen der Cover vor dem Hintergrund der Übersetzung zu analysieren. Anhand der Coverversion „Troszeczkę ziemi, troszeczkę słońca“ von Eleni und des Originals „Ein bisschen Frieden“ von Nicole wird die sprachliche und kulturelle Anpassung von Texten in der Ausgangssprache in den Coverversionen der Zielsprache untersucht. Der Beitrag verdeutlicht, dass Coversongs nicht nur musikalische Neuinterpretationen sind, sondern auch Übersetzungen, die den kulturellen und sprachlichen Kontext der Zielkultur berücksichtigen. Die Methodik umfasst eine vergleichende Analyse des deutschen Originals und des polnischen Covers anhand von fünf Kriterien, die linguistische und translatorische Aspekte betreffen. Die Ergebnisse zeigen, dass Coversongs als Übersetzungen betrachtet werden können, da sie sowohl die Bedeutung als auch die emotionale Wirkung des Originals in eine andere Sprache übertragen. Der Artikel bietet einen Beitrag zur bisherigen Forschung, da er das wenig beachtete Phänomen der Coverversion als Übersetzung in den Vordergrund stellt. Während bislang vor allem literarische Übersetzungen untersucht wurden, wird hier aufgezeigt, dass Coversongs eine ebenso bedeutende Form der sprachlichen und kulturellen Übersetzung darstellen. Durch diese Perspektive wird das Verständnis von Übersetzungsprozessen erweitert und es wird ein neuer Bereich für zukünftige Forschung eröffnet. Der Beitrag unterstreicht die Notwendigkeit, weitere Lieder auf ähnliche Weise zu analysieren und den interkulturellen Austausch durch Musik stärker in den Fokus der Übersetzungswissenschaft zu rücken.
Die Politik der versteckten Satire als poetologisches Merkmal des Magazins „Die Tagespresse“ / The Politics of Hidden Satire as a Poetological Feature of the Magazine “Die Tagespresse” )
DOI: 10.23817/lingtreff.27-19 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 307–316
Schlüsselwörter: versteckte Satire, „Die Tagespresse“, Intermedialität, Satire-Magazin
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit dem Phänomen der versteckten Satire im österreichischen digitalen Magazin „Die Tagespresse“. Die Aktualität dieser Forschung ergibt sich aus der zunehmenden Zahl von Zitierungen satirischer Texte der „Die Tagespresse“ durch die renommierten Medienressourcen Österreichs. Somit ist das Ziel dieses Beitrags zu untersuchen, mit welchen Mitteln die versteckte Satire in den Texten des Satire-Magazins „Die Tagespresse“ realisiert wird. Die methodologische Grundlage der Analyse umfasst sowohl lingualiteratische Ansätze zur Differenzierung der Satire als auch soziologische Studien zur Entwicklung der Satire im digitalen Zeitalter. Besonderes Augenmerk wird auch auf die Geschichte des Magazins und ihrer Redakteure gelegt, welche die Politik des Magazins mitgestaltet haben. Nähere Analyse der Satire-Artikel zeigt eine gewisse Nachahmung von journalistischer Textstruktur der renommierten, nicht satirischen Nachrichtenquellen. Im Ergebnis erfasst die Studie die Wirksamkeit der Interaktion der Satire im digitalen Raum, die sich in der Integration von Multimedia, der aktiven Nutzung von Hyperlinks und Fotomontagen ausdrückt. Darüber hinaus wurden die Besonderheiten der Verwendung künstlerischer Mittel zur Textgestaltung analysiert. Die untersuchten Texte zeigen die Verwendung von Motiven aus der Massenkultur, die in Verbindung mit der seriösen Gestaltung des Textes eine Echo-Erwähnung erzeugen. Die Ergebnisse dieses Beitrags tragen zu einem tieferen Verständnis der Funktionen der Satire in einem Mediatext.
Fachkommunikation im Bereich der Zahnmedizin am Beispiel der deutschen und polnischen Webseiten von Zahnkliniken / Specialized Communication in the Field of Dentistry on the Example of German and Polish Dental Clinic Websites)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-20 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 317–338
Schlüsselwörter: Fachkommunikation, Zahnmedizin, Fachwort, Webseite, Deutsch, Polnisch
Fachkommunikation betrifft viele Bereiche, z. B. Technik, Medizin oder Bauwesen. Sie begleitet uns nicht nur in unserem beruflichen Leben, sondern auch in unserem alltäglichen Leben. Ein wichtiger Aspekt der fachlichen Kommunikation zwischen Experten und Laien ist das Bemühen, die Botschaft kurz und einfach zu vermitteln, um das Ziel der Verständlichkeit zu erreichen. Eine sehr wichtige Rolle in der fachlichen Kommunikation spielen die Fachsprachen. Sie sind die Grundlage der Kommunikation und ermöglichen die Verständigung in einem bestimmten Fachgebiet. Die Fachkommunikation findet häufig zwischen einem Experten und einem Experten statt, die das Fachvokabular des Fachgebiets, auf das sie spezialisiert sind, problemlos verstehen können. Bei der Kommunikation zwischen einem Experten und einem Laien soll darauf geachtet werden, dass das vom Experten verwendete Fachvokabular auch von einer Person verstanden werden kann, die kein Experte auf dem betreffenden Gebiet ist. Im Artikel wird die Fachkommunikation im Bereich der Zahnmedizin am Beispiel der deutschen und polnischen Zahnklinik– Websites dargestellt. Sie wurden nach verschiedenen Kriterien analysiert z. B. nach dem Design der Website, der Anzahl der Bilder, der Anzahl der spezifischen Registerkarten und der Verwendung von Fachsprache. Jedes Kriterium zielt darauf ab, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen, die sich aus der Analyse der deutschen und polnischen Websites ergeben.
Literarische Reportage aus dem medientheoretischen Blickwinkel / Literary Reportage from the Perspective of Media Theory)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-21 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 339–353
Schlüsselwörter: literarische Reportage, Medialität, Intermedialität, Text
Die ständige Veränderung der medialen Landschaften hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung sämtlicher Textsorten. Dazu zählt auch eine Form an der Grenze zwischen Literatur und Journalismus – die literarische Reportage, die zunehmend mediale Eigenschaften aufweist. Durch die Integration und Wechselwirkung unterschiedlicher medialer Kanäle wie Text, Bild, Ton und interaktiver Elemente eröffnet die literarische Reportage neue Perspektiven auf die Darstellung der Wirklichkeit. Diese Tendenz erfordert eine detaillierte Analyse, um zu verstehen, wie die Medienstrategien genutzt werden und welche Funktionen sie erfüllen. Die Untersuchung auf medientheoretischer Grundlage erschließt neue Dimensionen der literarischen Reportage in ihrer gegenwärtigen Form. Der originelle Wert der Analyse liegt in der Erweiterung der bisherigen Definition der literarischen Reportage, indem die Medialität als integraler Bestandteil der Textsorte berücksichtigt wird. In dem Artikel wird untersucht, wie die beiden wesentlichen medialen Eigenschaften der literarischen Reportage – Visualität und Klanglichkeit – hervortreten und welche Wirkung sie dabei entfalten. Die Methodik bestand in der Untersuchung von literarischen Reportagen, die verschiedene mediale Kanäle integrieren. Anhand von Fallbeispielen wurde die Funktionsweise dieser Kanäle analysiert und mit den theoretischen Ansätzen zur Medialität und Intermedialität in Verbindung gesetzt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Medialität der literarischen Reportage – sowohl in Form der Medienkombination im Kontext intermedialer Beziehungen als auch durch die im Text vermittelten Mediencodes – den Erzählprozess bereichert. Sie trägt dazu bei, die im Text geschilderten Ereignisse auf einer neuen Ebene zu erfassen. Gleichzeitig wird die Rolle des Lesers entscheidend aufgewertet, da er aktiv an der Interpretation beteiligt wird, was die Interaktivität und die persönliche Auseinandersetzung mit dem Text fördert. Daher liegt die Schlussfolgerung nahe, dass der medientheoretische Ansatz die literarische Reportage aus einem neuen Blickwinkel erscheinen lässt. Durch die Berücksichtigung der Medialität wird das Verständnis für die unterschiedlichen erzählerischen Strategien vertieft, was insbesondere auf die Praxis der Erstellung und Analyse literarischer Reportagen angewendet werden kann.
Mikroaggressionen in der deutschen Sprache: Eine grammatische und lexikalische Analyse subtiler Diskriminierungsformen und deren Einfluss auf die Inklusivität der Sprache / Microaggressions in the German Language: A Grammatical and Lexical Analysis of Subtle Forms of Discrimination and Their Impact on Language Inclusivity)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-22 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 355–367
Schlüsselwörter: Mikroaggressionen, sprachliche Inklusivität, geschlechtersensible Sprache, Diskriminierung
Die Studie untersucht die subtilen Formen der Diskriminierung in der deutschen Sprache, die als Mikroaggressionen bekannt sind und sich sowohl grammatisch als auch lexikalisch äußern können. In einer zunehmend diversifizierten Gesellschaft spielt die Sprachverwendung eine entscheidende Rolle bei der Förderung oder Behinderung von Inklusion. Während frühere Studien die Auswirkungen des generischen Maskulinums und stereotypischer Sprachmuster anerkannt haben, wurden alltägliche Mikroaggressionen, die Exklusion verstärken – insbesondere in sozialen Medien – bislang nur unzureichend erforscht. Diese Analyse zielt darauf ab, aufzuzeigen, wie Sprache unbewusste Vorurteile aufrechterhält und bestimmte Gruppen wie Frauen und LGBTQ+-Gemeinschaften, marginalisiert. Die Forschungsfragen konzentrieren sich darauf, spezifische sprachliche Strukturen zu identifizieren, die zur Exklusion beitragen, und Alternativen für eine inklusivere Kommunikation zu erforschen. Methodisch greift die Studie auf Diskursanalysen zurück, um Beispiele aus sozialen Medien, Alltagsgesprächen und öffentlichen Kommunikationsmitteln zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass bestimmte Sprachmuster, wie das generische Maskulinum, weiterhin ungleiche Machtverhältnisse verstärken und zur Unsichtbarkeit von Minderheitengruppen beitragen. Zudem wird deutlich, dass soziale Medien diese Mikroaggressionen oft verstärken, jedoch auch als Plattformen dienen können, um das Bewusstsein für inklusive Sprache zu schärfen. Die Ergebnisse der Studie bieten praktische Ansätze zur Förderung von Sprachpolitiken, die Inklusivität unterstützen und Marginalisierung reduzieren. Diese Forschung unterstreicht die Bedeutung einer Überarbeitung der Sprachverwendung, um eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft zu schaffen.
Affektives Storytelling im DaF-Unterricht: Ein Überblick über den Status quo in der glottodidaktischen Literatur / Affective Storytelling in German as a Foreign Language Lessons: An Overview of the Status Quo in the Literature on Foreign Language Teaching)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-23 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 369–383
Schlüsselwörter: Geschichtenerzählen, Glottodidaktik, Emotionen
In dieser Forschungsarbeit wird eine affektive Erzählmethode für das Lehren / Lernen einer Fremdsprache am Beispiel eines Deutsch-als-Fremdsprache-Unterrichts vorgestellt. Ihr Zweck ist es, eine synthetische Zusammenfassung der bisherigen Entwicklungen im Storytelling zu präsentieren. Storytelling im Kontext der Didaktik ist eine Sprachlehrmethode, die Geschichten und Erzählungen als Lehrmittel verwendet. Sprachliche Inhalte werden in Form einer Geschichte vermittelt, was für die Lernenden einen natürlichen Spracherwerb bedeutet. Das Geschichtenerzählen konzentriert sich nicht nur auf die sprachliche Struktur, sondern auch auf den sozialen und kulturellen Kontext, was eine authentischere Vermittlung von Informationen unterstützt. Affektives Geschichtenerzählen hingegen ist ein Ansatz, der sich auf die Emotionen der SchülerInnen und die emotionale Beteiligung am Lernprozess konzentriert. Im Bereich der Glottodidaktik zielt das affektive Geschichtenerzählen darauf ab, positive Emotionen im Zusammenhang mit dem Spracherwerb hervorzurufen. Die Forschung zum affektiven Geschichtenerzählen umfasst Aspekte der Emotionspsychologie, der pädagogischen Psychologie und der Neurowissenschaften. Zu den Forschern, die sich mit affektivem Geschichtenerzählen befassen, gehören Mary-Helen Immordino-Yang und Antonio Damasio. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass die affektive Einbindung von SchülerInnen in den Lernprozess das Einprägen von Material unterstützen und somit den dauerhaften Erwerb von Sprachkenntnissen beeinflussen kann. Nach einer Skizzierung des Konzepts des affektiven Erzählens werden ein historischer Abriss sowie der aktuelle Forschungsstand vorgestellt. Anschließend werden Kriterien für die Auswahl von Texten der Populärliteratur vorgestellt, gefolgt von einer Darstellung der Entwicklung von Sprachkompetenzen im Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht anhand der beschriebenen Methode (deskriptiver Überblick). Abschließend werden positive und negative Aspekte des affektiven Geschichtenerzählens diskutiert.
Forschung über künstliche Sprachen: Entwicklung, Funktionen und Beispiele / Research on Artificial Languages: Development, Functions and Examples)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-24 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 385–396
Schlüsselwörter: Kunstsprache, konstruierte Sprachen, Sprache und Gesellschaft, Sprachexperiment
Das Ziel dieses Artikels ist es, künstliche Sprachen, auch als Conlangs bezeichnet, unter besonderer Berücksichtigung ihrer Entwicklung, Konstruktion und der Funktionen, die sie in unterschiedlichen kulturellen und sozialen Kontexten erfüllen, zu analysieren. Das Thema der künstlichen Sprachen stellt ein interdisziplinäres Forschungsfeld dar, das Elemente aus Kunst, Wissenschaft und Philosophie vereint. Dennoch wird es in der modernen linguistischen Forschung nur selten umfassend behandelt. Häufig wird es auf die Funktion als Grundlage für die Entwicklung von Programmiersprachen reduziert, ohne die gesamte Bandbreite ihrer Anwendungen zu berücksichtigen, wie etwa als internationale Hilfssprachen oder künstlerische Sprachen. Seit ihrer bewussten Entstehung im Mittelalter bis hin zu ihrer heutigen Nutzung in der Populärkultur haben diese Sprachen eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen, wobei sie auf eine Vielzahl von Bedürfnissen reagierten – von der Förderung der internationalen Kommunikation bis hin zur Schaffung komplexer fiktionaler Welten. Es ist entscheidend, die heterogene Natur künstlicher Sprachen zu erkennen, wobei jede Unterkategorie durch spezifische Merkmale geprägt ist, die den Umfang und die Grenzen der Untersuchung der jeweiligen Sprache definieren. In diesem Beitrag werden die vielfältigen Funktionen und Anwendungen künstlicher Sprachen, ihr Entstehungsprozess und die Kriterien ihrer Bewertung erörtert. Besonderes Augenmerk liegt auf naturalistischen Sprachen, die grammatische und phonologische Prozesse natürlicher Sprachen nachahmen und ihnen dadurch eine] höhere Authentizität verleihen. Zudem wird die Rolle von Hilfssprachen untersucht, die darauf abzielen, die Kommunikation zwischen verschiedenen Kulturen zu vereinfachen. Darüber hinaus werden die Auswirkungen künstlicher Sprachen auf Literatur, Film und Videospiele sowie ihre wachsende Bedeutung im akademischen Bereich beleuchtet, in dem sie als Lehr- und Forschungsinstrumente zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Das Phänomen der individuellen und institutionellen Mehrsprachigkeit im Dienstleistungssektor in Polen / The Phenomenon of Individual and Institutional Multilingualism in the Service Sector in Poland)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-25 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 397–410
Schlüsselwörter: Mehrsprachigkeit, Vielsprachigkeit, Multikompetenz, Dienstleistungssektor
Die Mehrsprachigkeit ist ein weltweites Phänomen (vgl. Franceschini 2022), das auch in den Ländern der EU zu beobachten ist. Als Ergebnis der Sprachpolitik der EU spricht ein großer Teil der EU-Mitbürger über ihre eigene Muttersprache hinaus eine oder mehrere Fremdsprachen auf dem kommunikativen Niveau. Aufgrund der Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU können Dienstleistungszentren (engl. Shared Service Centre – SSC) der Großunternehmen im Zentraleuropa, auch in Polen, entstehen. Auf dem Arbeitsmarkt gesuchte Arbeitnehmer – unter denen es auch Neophilologen gibt, sind mehrsprachig und bilden vielsprachige Teams, wo sie in einer oder mehreren Fremdsprachen arbeiten, was von der Geschäftsregion abhängt. Es ist wesentlich wichtig im Kontext einer Zusammenarbeit zwischen den Neophilologien und den sog. Großunternehmen. Das Ziel des Artikels ist es, die mit dem Phänomen der Viel- und Mehrsprachigkeit zusammenhängende terminologische Vielfalt zu besprechen, sowohl im Sinne von der Benutzung der Einzelsprachen als auch der Fachsprachen, Dialekte und Sprachvarietäten (vgl. Riehl 2024). Außerdem werden entsprechende Begriffe in einigen Sprachen sowohl im europäischen Kontext (Polnisch, Französisch, Deutsch und Englisch) als auch im asiatischen Kontext (Chinesisch) verglichen, damit die Terminologie für weitere Erwägungen im Artikel durchsichtlich ist. Der Begriff der Multikompetenz wird auch dargestellt. Des Weiteren werden Dienstleistungszentren und ihre Klassifikation erörtert, wobei der heutige Zustand des Marktes in Polen dargestellt wird. Dadurch wird eine Konvergenz zwischen den sprachwissenschaftlichen und den unternehmensbezogenen Aspekten veranschaulicht. Die theoretischen Überlegungen werden durch ein Beispiel aus der durchgeführten Forschung bereichert.
Schlesische Dialektismen im Roman „Die Verwandelten“ von Ulrike Draesner / Silesian Dialectisms in Ulrike Draesner’s Novel “Die Verwandelten”)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-26 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 411–421
Schlüsselwörter: Trauma, schlesische Dialektismen, Spracherleben, Ulrike Draesner
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der literarischen Verarbeitung von Trauma und Erinnerung in Ulrike Draesners Roman „Die Verwandelten“ mit dem Fokus auf den Einsatz schlesischer Dialektismen als Ausdrucksmittel traumatischer Erfahrungen. Das Ziel dieses Beitrags ist zu erforschen, wie Dialektismen als Erzählstrategien fungieren, um traumatische Erfahrungen darzustellen und das Spracherleben der Figuren zu vermitteln. Die methodologische Grundlange der Analyse basiert auf Ansätzen von Memory Studies und Trauma Studies sowie soziolinguistischen Konzepten wie Mehrsprachigkeit und sprachliches Erleben des Traumas. Bei der Analyse wird veranschaulicht, dass Dialektismen nicht nur regionale Authentizität vermitteln, sondern auch als Medium fungieren, um die fragmentierte Wahrnehmung und die gebrochene Identität der Figuren literarisch zu gestalten. Die Untersuchung zeigt, dass Ulrike Draesner durch den gezielten Einsatz schlesischer Dialektismen ein literarisches Spannungsfeld in den Fragen von Trauma, Gewalt, Verlust der Heimat und der Sprache schafft. In dieser Studie wird analysiert, wie schlesische Dialektismen als ein besonderer Erinnerungsraum und ein Mittel der Identitätssuche im Roman funktionieren. Mit den Dialektismen gelingt es Draesner, die Komplexität der individuellen und kollektiven Erfahrungen im Kontext von Flucht, Vertreibung und transgenerationaler Trauma Verarbeitung literarisch eindrucksvoll umzusetzen. Die Ergebnisse dieser Analyse tragen zu einem tieferen Verständnis der Funktion von Sprache und Dialekt in der literarischen Darstellung von Trauma bei.
„Heirat nicht ausgeschlossen“ oder „nur FWB“? Ein Vergleich polnischer und deutscher Kontaktanzeigen zwischen Vergangenheit und Gegenwart / “Matrimony if Suited” or “FWB Only”? A Comparison of Polish and German Personal Advertisements over the Century)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-27 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 423–439
Schlüsselwörter: Partnersuche, Kontaktanzeigen, Tinder, Forschungsprojekt, digitale Medien
Die vorliegende Studie untersucht den Wandel der Partnersuche anhand eines Vergleichs von historischen Heiratsanzeigen (1940–1960) und modernen Tinder-Profilen (2024) in deutscher und polnischer Sprache. Ziel der Analyse ist es, sprachliche und inhaltliche Unterschiede sowie gesellschaftliche Veränderungen in den Erwartungen und Darstellungen von Partnerschaften herauszuarbeiten. Die Methodik basiert auf der Untersuchung von vier Korpora, die mittels quantitativer und qualitativer Verfahren analysiert wurden. Mithilfe der korpuslinguistischen Software Sketch Engine wurden wiederkehrende sprachliche Muster, Schlüsselwörter und Ausdrucksweisen ermittelt. Die Ergebnisse zeigen, dass traditionelle Anzeigen stark auf materielle Sicherheit, soziale Normen und gesellschaftlichen Status fokussiert waren, während moderne Profile Individualität, Sinn für Humor und gemeinsame Interessen betonen. Zudem lassen sich erhebliche Unterschiede in der sprachlichen Gestaltung feststellen: Während historische Anzeigen formal, präzise und schematisch formuliert sind, zeichnen sich Tinder-Beschreibungen durch eine lockere Sprache mit Anglizismen, Slang und Emoticons aus. Die Studie zeichnet sich dadurch aus, dass gleichzeitig ein interlingualer und diachroner Vergleich deutsch- und polnischsprachiger Heirats- und Tinder-Anzeigen durchgeführt wurde und dabei sprachliche, soziale und kulturelle Entwicklungen der Partnersuche analysiert wurden. Die Untersuchung liefert Erkenntnisse über den Einfluss medialer Entwicklungen auf die Partnersuche und zeigt, wie sich gesellschaftliche Werte und Kommunikationsstile im Laufe der Zeit gewandelt haben.
Vom Drehbuch zur Einfachen Sprache – Intralingualer Transfer der Emotionalität am Beispiel der Tragikomödie „Good Bye, Lenin!“ / From a Screenplay to the Plain Language – Intralingual Transfer of Emotionality Using the Example of the Tragicomedy “Good Bye, Lenin!”)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-28 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 441–460
Schlüsselwörter: Einfache Sprache, Emotionen, Emotionalität, Drehbuch, Vereinfachung, Transfer
Dieser Artikel befasst sich mit den Ausdrucksmitteln der Emotionalität und ihrem intralingualen Transfer am Beispiel der bekannten deutschen Tragikomödie „Good Bye, Lenin!“ (2003) von Wolfgang Becker. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf den Möglichkeiten des Ausdrucks der Emotionalität in Einfacher Sprache am Beispiel der Buchadaption des genannten Films in Einfacher Sprache von Eva Dix (2015), die sich hauptsächlich an Leser mit Deutsch als Fremdsprache oder Leseschwierigkeiten richtet. Dieser Korpus wird anhand ausgewählter Beispiele unter Berücksichtigung der verwendeten Ausdrucksmittel der Emotionalität analysiert und mit dem Originaltext des Drehbuchs von Bernd Lichtenberg (2003) verglichen. Die Studie zielt darauf ab, durch eine vergleichende intertextuelle Textanalyse, unterstützt von weiteren linguistischen Methoden und Analyseverfahren aus der Korpuslinguistik, Diskurslinguistik, Textlinguistik, Semantik, Lexikologie und Pragmatik, Strategien der Textvereinfachung zu untersuchen, wobei der Fokus auf sprachlichen Mitteln zur Darstellung von Emotionalität liegt. Die Untersuchung basiert auf den drei Parametern der Emotionen nach Schwarz-Friesel (2007): Intensität, Dauer und Qualität. In der Studie wird den folgenden Forschungsfragen nachgegangen: Welche Strategien der Vereinfachung lassen sich im Buch in Einfacher Sprache in Bezug auf die Emotionalität erkennen? Wie geht die Autorin mit Metaphern um, und welche Rolle spielen diese bei der Vermittlung von Emotionalität? Wie unterscheiden sich die sprachlichen Ausdrucksmittel, die zur Darstellung derselben Emotion im Drehbuch und im Buch in Einfacher Sprache verwendet werden? Die Ergebnisse weisen unter anderem darauf hin, dass der Text in Einfacher Sprache trotz restriktiver Empfehlungen ein hohes emotionales Potenzial besitzt, das in einigen Fällen sogar größer ist als das des zugrundeliegenden Drehbuchs. Dies ist insbesondere auf den erzählerischen Stil und die überraschend häufige Verwendung von Metaphern zurückzuführen.
Übersetzung von Schimpfwörtern aus dem Deutschen ins Polnische und Englische – eine vergleichende Analyse am Beispiel der Serie „Dogs of Berlin“ / Translation of Swearwords from German into Polish and English – A Comparative Analysis Based on the TV Series “Dogs of Berlin”)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-29 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 461–480
Schlüsselwörter: „Dogs of Berlin“, Schimpfwörter, Übersetzung
Die Übersetzung von Schimpfwörtern im audiovisuellen Bereich stellt aufgrund der kulturellen Unterschiede eine besondere Herausforderung dar. Vulgarismen sind oft tief in den jeweiligen kulturellen und sozialen Kontext eingebettet, was ihre Übersetzung in andere Sprachen erschwert. In diesem Beitrag wird die Rolle von Schimpfwörtern in der deutschen Serie „Dogs of Berlin“ untersucht, wobei insbesondere Funktionen dieser Ausdrücke im Film analysiert werden. Zudem wird die Übersetzung dieser Vulgarismen ins Polnische und ins Englische betrachtet, um zu erfassen, wie sie in den jeweiligen Sprachräumen interpretiert und angepasst werden. Ein wesentlicher Fokus der Analyse liegt auf der Rolle von Schimpfwörtern für die emotionale Wirkung und die Charakterisierung der Figuren. In vielen Fällen dienen diese Ausdrücke nicht nur zur Kommunikation, sondern auch zur Verstärkung von Gefühlen, zum Ausdruck von sozialen Spannungen und Konflikten zwischen den Charakteren. Der Beitrag beleuchtet, wie die spezifischen Funktionen der Schimpfwörter im Film durch den Übersetzungsprozess verändert oder beibehalten werden. Die Untersuchung zeigt, dass die Intensität von Schimpfwörtern oft angepasst werden muss, um sie in einem anderen kulturellen Kontext verständlich und angemessen zu vermitteln. Dabei können Nuancen verloren gehen, die die Rezeption der Serie durch Zuschauer in unterschiedlichen Kulturkreisen beeinflussen. Die Schlussfolgerungen verdeutlichen, dass die Wahrnehmung von Vulgarismen stark von kulturellen und sozialen Faktoren abhängt, was zu unterschiedlichen Interpretationen und Reaktionen bei den Zuschauern führt.
Praktyczne i wychowawcze walory adnotowanej bibliografii autorskiej / Practical and Pedagogical Advantages of an Annotated Author’s Bibliography)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-30 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 483–489
Schlüsselwörter: Bibliologie, annotierte Bibliografie, Personalbibliografie, Jerzy Bartmiński
Den Inhalt des Rezensionsbeitrags macht eine Besprechung und Bewertung der praktischen Anwendbarkeiteiner Buchpublikation aus, die eine kommentierte Bibliographie von Publikationen des im Jahre 2022 verstorbenen polnischen Sprachwissenschaftlers, Ethnolinguisten, Folkloristen und Slavisten, Jerzy Bartmiński enthält. Der einleitende Teil wird der Funktion der Bibliografie gewidmet. In dem Hauptteil des Beitrags wird auf die Struktur und Funktionalitäten des rezensierten Bandes eingegangen. Die in erster Linie als Verehrung eines verdienstvollen Forschers und akademischen Lehrers zu betrachtende Veröffentlichung ist selbstverständlich eine sehr praktische und hilfreiche Datenquelle für Text- und Ethnolinguisten. Die Bibliographie wurde in achtzehn Kapitel nach Typen von Publikationen gegliedert, die detaillierten Sach- und Namenregister ermöglichen einen mühelosen Zugriff auf gesuchte Daten und die beigefügten Zusammenfassungen bieten eine Orientierung in Inhalt und Methoden. Die Publikation erfüllt zusätzlich eine didaktisch-erzieherische Funktion, indem der dargestellte wissenschaftliche Werdegang von Professor Jerzy Bartmiński, seine enorme und bewundernswerte Aktivität als Autor, Initiator des wissenschaftlichen Lebens auf der lokalen und internationalen Ebene als ein vorbildlicher Lebenslauf für Forscher jüngerer Generation gelten kann.
Genderlinguistik – eine endlose Geschichte / Gender Linguistics – a Never-Ending Story)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-31 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 491–496
Schlüsselwörter: Genderlinguistik, Sexus, Genus, Gender, Gespräch, Deutsch
Die Zusammenhänge zwischen Geschlecht als biologischer Kategorie Sexus, grammatischer Kategorie Genus und soziopolitisch-kultureller Kategorie Gender und Sprache waren in wissenschaftlichen Diskussionen schon immer in unterschiedlichem Ausmaß präsent. In den 1970er und 1980er Jahren lösten programmatische Beiträge feministischer Linguistinnen, wie etwa die von Senta Trömel-Plötz (1978, 1982) und Luise F. Pusch (1979, 1984), Kontroversen aus, die zu einer Polarisierung der Positionen und zu dem sogenannten „Familienstreit” unter deutschen Linguisten führten. Meinungsverschiedenheiten resultierten meist aus einem Missverständnis oder der Nichtakzeptanz der Annahmen der Gegner, die sich vor allem Unwissenschaftlichkeit ihrer Argumente vorwarfen. Die seit über vierzig Jahren in deutschsprachigen Wissenschaftskreisen geführte Debatte um Geschlecht und Sprache bezieht sich nicht nur auf altbekannte Themen wie Asymmetrien im Sprachsystem oder das generische Maskulinum. Besonderer Wert wird auf interdisziplinäre Forschung gelegt, die den aktuellen Forschungshorizont der Genderlinguistik erweitert.
Zur Rolle und Bedeutung der Syntax im Bereich der forensischen Linguistik / On the Role and Significance of Syntax in Forensic Linguistics)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-32 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 497–504
Schlüsselwörter: Syntax, forensische Linguistik, Authentizitätsfeststellung
Dieser Rezensionsbeitrag bespricht das Buch von Isabelle Thormann „Tatort Syntax. Authentizitätsfeststellung in der forensischen Linguistik“. In dem einführenden Teil wird zunächst die forensische Linguistik als eine Forschungsdisziplin kurz vorgestellt. Dabei wurden ihre enge und weite Definition sowie ihre Teilbereiche wie z. B. Rechtslinguistik, Polizeisprache, Sprache im Gericht bzw. im Gerichtsverfahren aber auch kriminelle Bereiche, in denen die forensische Linguistik als „forensische Hilfswissenschaft“ fungiert, berücksichtigt. In dem weiteren und viel umfangreicheren Teil wurden die in dem Buch auf sehr detaillierte und ausführliche Art und Weise diskutierten Fragestellungen zur Rolle der Syntax in der forensischen Linguistik besprochen. Die Autorin wendet sich in erster Linie den theoretischen Aspekten zu. Die weiteren Ausführungen sind hingegen sehr praktisch orientiert und betreffen zwei Bereiche: (1) verschiedene Faktoren, anhand derer man imstande ist, den Idiolekt – ein im Mittelpunkt des Buches stehender Begriff – zu identifizieren und folglich möglicherweise die Autorschaft festzustellen. Dazu gehören vor allem fehlerhafte Verwendung von Kommata und orthografische Fehler sowie unterschiedliche syntaktische Ambiguitäten. (2) Verfahren der Kodierung bzw. Markierung der genannten Fehler. Zu Schluss konzentriert man sich auf das letzte didaktisch ausgerichtete Kapitel, das ebenso als Handbuch zur deutschen Syntax (in vereinfachter Form) angesehen werden kann. Den Beitrag runden die allgemeine Bewertung des Buches sowie Anmerkungen zu seinen weiteren möglichen Anwendungsbereichen ab.
Migrationsdiskurs in der Pressekommunikation aus der deutschen, slowakischen und ungarischen Sicht / Migration Discourse in Press Communication from the German, Slovakian and Hungarian Perspective)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-33 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 505–510
Schlüsselwörter: Migrationsdiskurs, Analyse der Pressekommunikation, deutsch-slowakisch-ungarischer Vergleich, Fluchtbewegungen, Willkommen und Ablehnung
Flüchtlingskrise und Fluchtbewegungen zählen zu den aktuellsten Themen der letzten Jahre, die nicht nur in verschiedenen Medien, sondern auch in der wissenschaftlichen Forschung aufgegriffen werden. Der Beginn der letzten großen Flüchtlingskrise im Jahr 2015 trug maßgeblich dazu bei, dass ein öffentlicher Diskurs über Migration ausgelöst wurde. Auf die Flüchtlingskrise und die damit verbundenen Ereignisse wird im Alltag, in unterschiedlichen Medien sowie in sozialen Netzwerken Bezug genommen. In den Pressemedien verschiedener Länder finden sich zahlreiche Texte, die sich mit dem Thema Migration, der Flüchtlingspolitik sowie weiteren Aspekten des Flüchtlingsdiskurses beschäftigen. Viele dieser Beiträge thematisieren insbesondere die Problematik von Akzeptanz und Ablehnung gegenüber Geflüchteten. Die Monografie „Zwischen Willkommen und Ablehnung. Die Fluchtbewegungen von 2015 in der deutschen, der slowakischen und der ungarischen Pressekommunikation“ von Attila Mészáros präsentiert den Migrationsdiskurs in vergleichender Perspektive. Im Zentrum des Bandes steht die Pressekommunikation Deutschlands, der Slowakei und Ungarns zum Thema Migration. Dabei werden die Standpunkte der untersuchten Länder dargestellt, insbesondere im Hinblick auf Aspekte von Akzeptanz und Ablehnung. Dies manifestiert sich unter anderem durch den Gebrauch spezifischer Schlagwörter und Argumentationsmuster, auf die im Werk eingegangen wird. Der Untersuchung liegt ein Mehrebenen-Analysemodell zugrunde. Im Rahmen der Analyse werden sowohl der Wortschatz (Mikroebene) als auch die Akteure und Topoi (Makroebene) berücksichtigt.
Deutsch als berufsrelevante Sprache auf dem heutigen Arbeitsmarkt / German as a Job-Relevant Language in Today’s Job Market)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-34 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 511–517
Schlüsselwörter: Deutsch, berufliche Kommunikation, Arbeitsmarkt, Fachkomunikation
In einer zunehmend globalisierten und digitalisierten Welt bleibt Sprache ein entscheidender Faktor für beruflichen Erfolg. Besonders die deutsche Sprache nimmt auf dem heutigen Arbeitsmarkt eine bedeutende Rolle ein – nicht nur in Deutschland selbst, sondern auch in zahlreichen anderen Ländern Europas und darüber hinaus. Deutsch ist die meistgesprochene Muttersprache in der Europäischen Union und gilt in vielen internationalen Unternehmen als wichtige Arbeitssprache. Fremdspachenkenntnisse eröffnen nicht nur Zugang zu einem der größten und stabilsten Arbeitsmärkte Europas, sondern verbessern auch die beruflichen Chancen in multinationalen Konzernen, die Geschäftsbeziehungen mit deutschsprachigen Partnern pflegen. Arbeitgeber schätzen sprachlich versierte Mitarbeitende, da diese nicht nur effektiver kommunizieren, sondern auch kulturelle Barrieren überwinden und dadurch zur internationalen Zusammenarbeit beitragen können. Zudem zeigt sich in Bewerbungsverfahren, dass Sprachkompetenz zunehmend als Soft Skill bewertet wird – ein Indikator für Lernfähigkeit, interkulturelles Verständnis und Anpassungsfähigkeit. Insgesamt zeigt sich, dass eine Fremdsprache – hier Deutsch weit mehr als eine regionale Sprache ist: Sie fungiert als Tor zu wirtschaftlichen Möglichkeiten, beruflichem Aufstieg und kultureller Teilhabe. Vor diesem Hintergrund ist es für Bildungseinrichtungen, Arbeitgeber und politische Entscheidungsträger essenziell, das Lernen und Fördern der deutschen Sprache als strategische Investition in die Zukunft zu verstehen. „Sprache im Beruf. Herausforderungen und Chancen mehr- und vielsprachiger beruflicher Kontexte“ ist ein Sammelband, der diese oben genannten Aspekte thematisiert. Es wird dabei auf die Aspekte der beruflichen Kommunikation und Ausbildung, Sprachvermittlung und Sprachmittlung im Fach sowie den Einsatz von Medien in der beruflichen Kommunikation eingegangen.
Zur Genderdebatte in europäischen Sprachen – ohne ideologische Überfrachtung / On the Gender Debate in European Languages – Without Ideological Overload)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-35 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 519–531
Schlüsselwörter: die geschlechter- und gendergerechte Sprachverwendung, ein geschlechtsneutraler Sprachgebrauch, eine geschlechtergerechte Sprachverwendung
Gegenstand dieses Rezensionsartikels ist ein Sammelband, der von Vincent Balnat und Barbara Kaltz herausgegeben ist. Er trägt den Titel „Genus und Geschlecht in europäischen Sprachen“. Geschichte und Gegenwart“ und ist 2025 im Narr Francke Attempto Verlag in Tübingen erschienen. Der Band umfasst 468 Seiten und ist als sechster Band der Reihe „Sprachvergleich“ veröffentlicht worden (ISBN 978-3-381-12301-8). Aus der Perspektive der Linguistik und insbesondere der Kultur- und Sprachwissenschaften stellt der vorliegende Sammelband einen bedeutenden Beitrag zur Erforschung der sprachlichen Dimensionen von Geschlecht und Gender dar. Die im Band versammelten Beiträge setzen sich mit verschiedenen Aspekten der Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache auseinander, wobei sowohl grammatische als auch gesellschaftliche Perspektiven berücksichtigt werden. Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Analyse der geschlechtlichen Repräsentation im sprachlichen Ausdruck sowie die Rolle der Sprache bei der Konstruktion der Geschlechtsidentität. Die Autorinnen und Autoren untersuchen, wie sprachliche Veränderungen zur Förderung der Geschlechtergleichstellung in der Gesellschaft beitragen und welche sozialen Implikationen sich daraus ergeben. Der Band bietet einen interdisziplinären Zugang zu diesen Themen und ist sowohl für Sprachwissenschaftler als auch für Praktiker von Interesse, die sich mit der Umsetzung von geschlechtergerechter Sprache im öffentlichen und privaten Bereich befassen. Das Werk lädt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den theoretischen und praktischen Aspekten der Genderlinguistik ein und eröffnet neue Perspektiven für die Forschung.
Bukowina als Beispiel mitteleuropäischer Sprachkontakte / Bucovina as an Example of Central European Linguistic Contacts)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-36 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 533–538
Schlüsselwörter: Bukowina, Sprachkontakte, Dialekte des Polnischen, Soziolinguistik, Lexik
Im folgenden Rezensionsbeitrag wird die 2024 erschienene Monographie von Helena Krasowska „Polish Highlanders in Carpathian Bucovina. A Sociolinguistic and Lexical Study“ besprochen, die auf die 2006 veröffentlichte polnischsprachige Version zurückgeht, sie aber aktualisiert und ergänzt. Die Hauptidee der Publikation ist die Analyse der Sprachkontakte in einer multiethnischen und multilingualen mitteleuropäischen Region: Bukowina. Das heutige Bukowina ist in zwei Staaten verteilt: der nördliche Teil der Region liegt in der Ukraine, der südliche in Rumänien. Außer Ukrainisch und Rumänisch waren geschichtlich auch Deutsch und Russisch dort präsent. Bis heute ist auch Polnisch als Minderheitssprache ein integraler Teil der Sprachlandschaft Bukowinas sowohl in der Ukraine als auch in Rumänien. In den ersteren Kapiteln stellt die Autorin Geschichte der Region dar und beschäftigt sich mit den Migrationsprozessen, die das gegenwärtige ethnische und sprachliche Bild des Territoriums determinieren. Die Autorin untersucht die polnischen Dialekte in sechs Dörfern – drei ukrainischen (Stara Huta, Terebleche und Niyhni Petrivtsi) und drei rumänischen (Soloneţu Nou, Pleşa und Poiana Micului). Die Analysen werden aus der soziolinguistischen Perspektive geführt, es werden funktionale Verwendungsbereiche des dortigen Polnischen beobachtet. Im separaten Kapitel wird das lexikalische Dialektmaterial (inklusive phonetischer und morphologischer Anmerkungen) gründlich untersucht und dargestellt. Es wird auch die Typologie sprachlicher Kontakte des polnischen mit anderen Sprachen in Bukowina vorgeschlagen.
Bericht über die IV. internationale Tagung aus dem Zyklus „Linguistische Juniorentreffen in Wrocław“ : „Neue Ideen, Konzepte und Theorien in der Linguistik / Nowe idee, koncepcje i teorie w językoznawstwie / New Ideas, Concepts and Theories in Linguistics“, 14.–15. November 2024, Institut für Germanistik, Universität Wrocław
DOI: 10.23817/lingtreff.27-37 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 541–543
Bericht über das Projekttreffen „Towards a learner-friendly representation of syntactic idioms in a digital lexicographic resource“, 20.–22. Februar 2025, Institut für Germanistik, Universität Wrocław, Polen im Rahmen der COST ACTION CA22115: A Multilingual Repository of Phraseme Constructions in Central and Eastern European Languages (PhraConRep)
DOI: 10.23817/lingtreff.27-38 (online zugänglich: 2025-06-25)
S. 545–547