• Linguistische Treffen in Wrocław •

ISSN: 2084-3062 • e-ISSN: 2657-5647 • DOI: 10.23817/lingtreff • Absprungrate: 36% (2024)

Texte, die in der Zeitschrift „Linguistische Treffen in Wrocław“ veröffentlicht werden, stehen allen Nutzern im Open Access auf Grund der Lizenz CC BY-SA zur Verfügung.

Linguistische Treffen in Wrocław

Heft 28 (2025): II

Herausgegeben von: Marcelina Kałasznik (Univeristät Wrocław), Joanna Szczęk (Universität Wrocław), Artur Tworek (Univeristät Wrocław)

Inhalt
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Sprachliche Strategien zur Förderung eines höheren Verständlichkeitspotenzials – unter besonderer Berücksichtigung der Neutralisierung von Merkmalen / Linguistic Strategies for Enhancing Comprehensibility Potential – With Special Consideration of Feature Neutralization)

Zuzana Bohušová, Matej-Bel-Universität (ORCID: 0000-0001-7347-5494)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-1 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 17–27

Schlüsselwörter: Verständlichkeit, Verständnis, Norm, Neutralisierung von Merkmalen

Der Beitrag befasst sich mit verständlicher Sprache und den Strategien, die dazu beitragen, verständlich zu kommunizieren oder das Verstehen zu erleichtern. Dabei wird zwischen der Verständlichkeit als Potenzial und dem Verstehen bzw. Verständnis als konkreter Realisierung unterschieden. Zudem ist es methodisch wichtig, die Perspektive des Produzenten (Sender-Optik) von der des Rezipienten (Empfänger-Optik) zu differenzieren. Das Erfassen der Wechselwirkungen zwischen diesen Perspektiven bildet die Grundlage für eine fachbezogene Auslegung. Der moderne Trend entwickelt sich von der Erforschung des Textverständnisses zur Erforschung der Verständlichkeit von Sprachen. Der Beitrag beleuchtet folgende Subthemen: – Normung der Verständlichkeit: Die internationale Norm für einfache Sprache und ihre Bedeutung, – Sprachmittel der Verständlichkeit: Strategien zur Förderung kognitiver Prozesse, – Neutralisierung von Merkmalen: Verbreitete Strategien zur Verbesserung des Verständlichkeitspotenzials. Ziel ist es, die wesentlichen Werkzeuge für eine effektivere Kommunikation, z. B. die schriftlich-mündliche Hybridisierung, zu untersuchen und aufzuzeigen, wie diese in verschiedenen Kontexten angewendet werden können. Der innovative Beitrag der Autorin besteht darin, das theoretische Konzept der Merkmalsneutralisierung aus der inter- und intralingualen Translation an die Verständlichkeitsforschung anzupassen. Dabei wird ein besonderer Fokus darauf gelegt, wie sprachliche und kommunikative Strategien systematisch miteinander verknüpft werden können, um ein breiteres Publikum zu erreichen. Die einschlägige Forschung zur Verständlichkeit wird durch neue sprachpolitische und legislative Bemühungen um sogenannte „accessible languages“, insbesondere in intersozietären Diskursen, motiviert. Solche Entwicklungen unterstreichen die zunehmende gesellschaftliche Bedeutung des Themas.

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Zur linguistischen Fachsprache am Beispiel des Fachwortschatzes der deutschen Gegenwartsgrammatik / On the Specialised Language of Linguistics Using the Example of the Specialised Vocabulary of Contemporary German Grammar)

Peter Ernst, Universität Wien (ORCID: 0000-0001-6733-2665)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-2 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 29–46

Schlüsselwörter: Fachwortschatz, Terminologie, Linguistik, Linguistischer Fachwortschatz

Auch die Linguistik verwendet eine eigene Fachsprache mit eigener Terminologie. Bisher existieren aber nur wenige Untersuchungen dazu. Der vorliegende Beitrag soll helfen, diese Lücke zu schließen. Er geht von den Fragen aus, wie der linguistische Fachwortschatz entstanden ist, sich entwickelt hat und welche Eigenschaften er aufweist. Dazu muss man wissen, dass in der etwa 250jährigen Geschichte der modernen Linguistik die unterschiedlichsten theoretischen Richtungen, Forscherpersönlichkeiten und sonstigen Strömungen zu einer heterogenen Struktur der linguistischen Terminologie geführt haben. Aus den verschiedenen sprachwissenschaftlichen Richtungen soll der Wortschatz der Grammatikschreibung als Beispiel näher untersucht werden. Zu diesem Zweck werden nach einer kurzen theoretischen Einleitung, in der vor allem das Verhältnis zwischen Begriff und Ausdruck reflektiert wird, zwei Fallbeispiele vorgestellt werden. Das erste geht der Frage nach, wie die Terminologie in akademischen Grammatiklehrbüchern gehandhabt wird. Anhand dreier ausgewählter Fachbücher werden Übereinstimmungen, aber auch Idiosynkrasien festgestellt werden. Die zweite Teiluntersuchungen beschäftigt sich mit der Darstellung ausgewählter Fachbegriffe in linguistischen Wörterbüchern. Auch hier wird sich zeigen, dass ein gewisser „Grundwortschatz“ vorhanden ist, zu dem in den verschiedenen Darstellungen spezielle Begriffe und Ausdrücke hinzukommen. Vor allem aber unterscheiden sich die Quellen hinsichtlich der Erklärung der Begriffe. Am Beispiel von Hauptsatz wird sich zeigen, dass sich die Definitionen zwar in Details unterscheiden, dass aber gewisse grundlegende Merkmale von nahezu allen angesprochen werden. Ein Ausblick auf einen aktuellen Versuch, linguistische Terminologie zu vereinheitlichen und unter homogenen Aspekten darzustellen, schließt den Beitrag ab. Der Aufsatz soll dabei helfen, Einschätzungen des linguistischen Fachwortschatzes der Grammatikschreibung zu treffen und Folgerungen in Theorie und Praxis anzuwenden.

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Mehrsprachigkeit: individuelle, gesellschaftliche und institutionelle Aspekte. Einblicke in die aktuelle Forschung / Multilingualism: Individual, Societal and Institutional Aspects. Insights into the Current Research)

Csaba Földes, Universität Erfurt (ORCID: 0000-0002-4711-2072)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-3 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 47–73

Schlüsselwörter: Mehrsprachigkeit, Translanguaging, Superdiversität, Multikompetenz

Der vorliegende Beitrag beruht auf der Erkenntnis, dass die Kulturrealität Mehrsprachigkeit, besonders in der gegenwärtigen weitgehend globalen und vernetzten Welt, sowohl im Alltag als auch im Wissenschaftsdiskurs eine zunehmende Rolle spielt. In diesem Zusammenhang erarbeitet er aufgrund aktueller Forschungsliteratur einen systematischen Überblick über Modellierungen, Strukturen, Phänomene und Erscheinungsformen von Mehrsprachigkeit. Dabei wird auf individuelle, gesellschaftliche und institutionelle Aspekte gleichermaßen eingegangen. Es ist u. a. deutlich geworden, dass sich der derzeitige Wandel in den Geistes- und Sozialwissenschaften, so auch in der Linguistik, hin zum Poststrukturalismus auch auf die Mehrsprachigkeitsforschung ausgewirkt hat: Indem das traditionelle Verständnis kulturell (und politisch) bestimmter Sprachgrenzen hinterfragt und die Konstruktion von Sprache(n) als voneinander abgrenzbare Systeme mithin zunehmend abgelehnt oder zumindest relativiert wird, gewinnen Konzepte wie Translanguaging und Superdiversität an Bedeutung. Im Zuge dieses Perspektivwechsels kommt als Alternativkonzept zu Mehrsprachigkeit der Begriff „Multikompetenz“ auf. Dieser wurde zur Beschreibung der Kenntnisstruktur von mehr als einer Sprache im zweisprachigen Gehirn eingeführt und später um soziolinguistische Aspekte erweitert. Er entstand aus der Kritik heraus, dass die Bezeichnung „Mehrsprachigkeit“ mit ihren Bestandteilen mehr und Sprache die Existenz von klar voneinander separierbaren Sprachen suggeriere. Fraglich ist dabei allerdings, ob dann die vorgebrachte „Multikompetenz“ hierfür eine optimale begriffliche Lösung darstellt, denn auch durch diese Benennungsstruktur wird indirekt ebenso nahegelegt, dass mehrere verschiedene, voneinander abgrenzbare Kompetenzen vorlägen. Schließlich hält der Aufsatz den Mehrwert der Mehrsprachigkeit auf allen Ebenen fest: Die moderne Forschung hat erwiesen, dass Mehrsprachigkeit nicht nur kognitive und akademische Vorteile bietet, sondern auch wichtige soziale und kulturelle Auswirkungen hat.

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Ausgrenzung und Diskriminierung der LGBT-Community im polnischen öffentlichen Diskurs / Exclusion and Discrimination of the LGBT Community in the Polish Public Discourse)

Mariusz Jakosz, Schlesische Universität Katowice (ORCID: 0000-0001-9606-679X)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-4 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 75–95

Schlüsselwörter: LGBT-Community, Diskriminierung, Politik, Kirche, Hassrede

In den letzten Jahren hat sich die Debatte über die Rechte und die gesellschaftliche Stellung der LGBT-Community in Polen intensiviert. Zahlreiche politische, religiöse und mediale Akteure haben sich in dieser Auseinandersetzung positioniert. Dabei wird die LGBT-Community nicht nur als politische und soziale Bewegung betrachtet, sondern auch häufig mit ideologischen Konzepten oder Bedrohungsszenarien in Verbindung gebracht. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, die Mechanismen der Ausgrenzung und Diskriminierung im polnischen öffentlichen Diskurs zu analysieren und deren gesellschaftliche Konsequenzen zu beleuchten. Zunächst wird die aktuelle gesellschaftliche und rechtliche Lage der LGBT-Gemeinschaft in Polen dargestellt. Anschließend werden homophobe Aussagen sowie Bilder, Plakate und Banner analysiert, die in der Öffentlichkeit oder in sozialen Medien verbreitet werden. Die Analyse zeigt, dass die Darstellung der LGBT-Community als ideologische Bewegung ein zentrales Mittel der Diskriminierung ist. Besonders konservative und nationalistische Politiker greifen gezielt auf die Rhetorik einer „LGBT-Ideologie“, die als Bedrohung für traditionelle polnische Werte dargestellt wird. Diese Narrative finden sich insbesondere in Wahlkampagnen wieder, in denen politische Akteure die Ablehnung der LGBT-Community zur Mobilisierung bestimmter Wählergruppen nutzen. Neben der Politik spielt die katholische Kirche eine bedeutende Rolle in der Formierung des öffentlichen Diskurses über die LGBT-Community. Hohe kirchliche Würdenträger haben wiederholt homosexuelle Menschen mit Krankheiten oder moralischen Gefahren assoziiert. Dieser Beitrag soll die Öffentlichkeit für diese Problematik sensibilisieren und verdeutlichen, wie Sprache in Kombination mit Bildern zur Verbreitung von Hass gegen LGBT-Personen beitragen kann.

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Deutsche Fachsprache der Pädagogik: Semantische und funktionale Aspekte / German Professional Language of Pedagogy: Semantic and Functional Aspects)

Svitlana Kiyko, Technische Universität Berlin (ORCID: 0000-0003-4964-7043)
Yuriy Kiyko, Nationale Universität Czernowitz „Jurij Fedkowytsch“ (ORCID: 0000-0002-2251-2811)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-5 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 97–113

Schlüsselwörter: Deutsch, Pädagogik, Terminologie, Thesaurusmodellierung

Die vorliegende Studie bietet eine umfassende Analyse der Deutschen Fachsprache für Pädagogik (GSLP) und untersucht ihre strukturellen und semantischen Merkmale mittels Thesaurusmodellierung. Die Autoren analysierten 6.452 Begriffe, darunter 4.852 Einzelbegriffe und 1.600 Begriffskombinationen, die aus pädagogischen Wörterbüchern und Textkorpora ausgewählt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass im GSLP dominieren Substantive (95%), während Verben (2,3%), Adjektive (1,9%) und Adverbien (0,4%) kleinere Anteile ausmachen. Das Thesaurusmodell unterteilt die Pädagogik in zwei Hauptbegriffsfelder: Allgemeine Pädagogik (mit systematischer, historischer und vergleichender Pädagogik) und Sonderpädagogik (mit Schul-, Berufs-, Sozial-, Integrationspädagogik und Erwachsenenbildung). Die Untersuchung ergab 9.372 semantische Beziehungen zwischen den Begriffen, wobei paradigmatische Beziehungen (Gattung-Arten, Synonymie, Teil-Ganzes) die größte Bedeutung haben. Die Interpretation von pädagogischen Begriffen wird durch den Kontext, räumlich-zeitliche Faktoren, soziale Stereotypen und die Autorenschaft beeinflusst. Begriffe unterliegen einer zyklischen Funktionsweise: Entstehung, Verankerung in der Sprache, mögliche Neudefinition, Aussterben und mögliche Ersetzung. Das Beispiel Narkomanie (‚Drogenabhängigkeit‘) veranschaulicht, wie sich Begriffe im Laufe der Zeit entwickeln und schließlich durch ethisch angemessenere Alternativen wie Abhängigkeit (‚Sucht‘) ersetzt werden. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Thesaurus-Modellierung die Semantik der pädagogischen Terminologie effektiv formalisiert und ein wertvolles Instrument zur Systematisierung und Vereinheitlichung darstellt. Dieser Ansatz ermöglicht einen klareren Vergleich von Begriffen und ein besseres Verständnis ihrer spezifischen Bedeutungen, wodurch ihre praktische Anwendung in Bildungsprozessen verbessert wird und sie als sprachdidaktisches Instrument für die Entwicklung der beruflichen Kompetenz von Lehrern dient.

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Übersetzungsproblematik in der schriftlichen Kommunikation: Eine Fallstudie zum Brief / Translation Problems in Written Communication: A Case Study of the Letter)

Vezire Krasniqi, Universität Tirana (ORCID: 0009-0004-7703-5962)
Elona Rira, Universität Tirana (ORCID: 0009-0004-1565-3044)
Brikena Kadzadej, Universität Tirana (ORCID: 0000-0001-6293-5299)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-6 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 115–123

Schlüsselwörter: Übersetzungsproblematik, Briefe, Übersetzungsstrategien, kulturelle Differenzen

Diese Studie untersucht die Herausforderungen bei der Übersetzung historischer Briefe, insbesondere der Korrespondenz zwischen Professor Eqrem Çabej und dem Forscher Franz Babinger aus dem Jahr 1963. Ziel ist es, die Schwierigkeiten bei der Übertragung solcher Briefe zu analysieren und die Auswirkungen sprachlicher sowie kultureller Differenzen auf die Übersetzungsqualität zu beleuchten. Die Untersuchung stützt sich auf wissenschaftliche Literatur aus den Disziplinen Sprachwissenschaft, Kommunikation und Übersetzungswissenschaft und verwendet mehrere methodische Ansätze. Eine zentrale Methode ist die Analyse von Übersetzungsstrategien, bei der zwischen einbürgernder und verfremdender Übersetzung sowie adaptierender und transferierender Übersetzung differenziert wird. Diese Differenzierung hilft dabei, die unterschiedlichen Ansätze zur Überwindung sprachlicher und kultureller Barrieren zu verstehen. Ein weiterer methodischer Ansatz ist die Kontextualisierung der Korrespondenz. Dies beinhaltet eine detaillierte Betrachtung der historischen, kulturellen und sozialen Kontexte, um die Herausforderungen bei der Übersetzung besser zu verstehen. Hierbei werden die spezifischen historischen Umstände und die kulturellen Hintergründe von Çabej und Babinger berücksichtigt. Zusätzlich wird eine vergleichende Analyse der originalen Textpassagen und ihrer Übersetzungen durchgeführt, um Unterschiede und Herausforderungen in der Übertragung zu identifizieren und zu bewerten. Diese Methode ermöglicht es, spezifische Übersetzungsprobleme und deren Lösungen zu beleuchten. Abschließend erfolgt eine qualitative Bewertung der Übersetzungen hinsichtlich ihrer Fähigkeit, die Nuancen und die beabsichtigte Bedeutung des Ausgangstextes in der Zielsprache zu bewahren. Diese Bewertung zeigt, dass erfolgreiche Übersetzungen nicht nur sprachliche Genauigkeit, sondern auch ein tiefes Verständnis der kulturellen und historischen Kontexte erfordern. Der Beitrag veranschaulicht die Komplexität der Übersetzung historischer Briefe und betont, dass eine erfolgreiche Übersetzung nicht nur sprachliche, sondern auch kulturelle und historische Kontexte berücksichtigen muss. Die Studie hebt hervor, dass Übersetzer umfassende Kenntnisse der Ausgangs- und Zielsprache sowie der jeweiligen Kulturen benötigen, um eine präzise und kulturell angemessene Übertragung sicherzustellen. Diese Erkenntnisse liefern wertvolle Einblicke für die Übersetzungspraxis und die wissenschaftliche Analyse historischer Dokumente.

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Genuswechsel – Bedeutungswechsel: Zur Genussemantik der Shift-Nomen im Deutschen / Change of Gender – Change of Meaning: On the Gender Semantics of Shift Nouns in German)

György Scheibl, Universität Szeged (ORCID: 0000-0002-2692-3351)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-7 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 125–140

Schlüsselwörter: Shift-Nomen, Sexus-Domäne, Genussemantik, Genderformen

Mit Shift wird eine exakt definierbare Formklasse von nominalen Lexempaaren vieler europäischer Sprachen bezeichnet, deren Mitglieder durch die semantische Opposition männlich/weiblich unterscheidbar sind. In der Sexus-Domäne fehlt diese Kategorie im Deutschen. Sie lässt sich aber auch für das Deutsche definieren, wenn die benannte semantische Opposition auf die generische Domäne, d. h. auf männlich/ weiblich/divers erweitert wird. So können Genderformen unterschiedlicher Art im Deutschen, deren (flexions)morphologischer Status in vieler Hinsicht ungeklärt ist, ebenfalls als Shift-Nomen klassifiziert werden, denn der Bedeutungswechsel von männlich bzw. weiblich zu generisch geht bei ihnen mit einem vergleichbaren Genuswechsel der Nomen einher. Die Analyse erstellt zuerst das Profil des prototypischen Shifts in den Kontrastsprachen in der Sexus-Domäne. Die so definierte Genussemantik wird im zweiten Schritt auf die (generische) Se*xus-Domäne übertragen. Anschließend werden die prototypischen Parameter des Shifts sinngemäß geschwächt, damit auch belegte/potenzielle/periphere Genderformen der neuen Generation im Deutschen (wie Nomen auf -*in, -y, -x usw.) integrierbar sind. Auf dieser Basis entsteht ein erweiterter Shift-Begriff für das Deutsche, der sie morphologisch erfasst und ihnen eine einheitliche Genussemantik zuschreibt. Mein Ziel ist in diesem Beitrag keinesfalls, zur Debatte um eine gendergerechte Sprache Stellung zu nehmen oder die unterschiedlichen formalen Alternativen des Genderns zu evaluieren. Es geht ausschließlich darum, vor dem Hintergrund genusmorphologischer Prinzipien Evidenz für eine auf Systemebene expandierte, produktive Genussemantik im Deutschen zu liefern.

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Der Einfluss der Gewissenhaftigkeit auf den Zweitspracherwerb / The Influence of Conscientiousness on Foreign Language Acquisition (FLA))

Artur Piotr Cedzich, Universität Opole (ORCID: 0009-0004-0133-689X)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-8 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 143–164

Schlüsselwörter: Big-Five-Persönlichkeitsmodell, Gewissenhaftigkeit, Persönlichkeitseigenschaften, Lernerfolg, Zweitsprachkompetenz, Sprachfertigkeiten, Selbsteinschätzung

Individuelle Unterschiede stellen seit vielen Jahren ein zentrales Forschungsthema der Psychologie dar. Erst in den letzten Jahren wurde jedoch die Bedeutung der Verbindung zwischen Persönlichkeitseigenschaften und dem Zweitspracherwerb erkannt. Trotz des zunehmenden Fokus auf Persönlichkeitsmerkmalen gibt es nach wie vor bedeutende Forschungslücke, wie diese Faktoren die Ergebnisse den Zweitspracherwerb beeinflussen können (Pawlak 2022: 201–204). Der vorliegende Artikel nimmt diese Lücke zum Anlass, um den Einfluss von Gewissenhaftigkeit, einem der Big-Five-Merkmale – auf den Lernprozess zu untersuchen. Die empirischen Ergebnisse (N = 78) weisen auf einen positiven Zusammenhang hin: Studierende mit hoher Gewissenhaftigkeit erzielen im Schnitt höhere Englischnoten, setzen ihr Studium engagiert fort und übernehmen eine aktive Rolle im Sprachlernprozess. Studierende mit niedrigen Gewissenhaftigkeitswerten hingegen zeigen Anzeichen von Aufschub und geringerer Motivation im Unterricht. Abschließend werden die Einschränkungen dieser Untersuchung sowie die Implikationen für zukünftige Lehrmethoden und weiterführende Zweitspracherwerb-Forschung erörtert.

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Kontrastywna analiza językowa z wykorzystaniem modeli sztucznej inteligencji: porównanie języka niemieckiego i innych języków / Contrastive Linguistic Analysis Using Artificial Intelligence Models: A Comparison of German and Other Languages)

Joanna Grzybowska, Universität Wrocław (ORCID: 0009-0009-2712-3397)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-9 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 165–174

Schlüsselwörter: kontrastive Linguistik, künstliche Intelligenz, natürliche Sprachverarbeitung, KI-Modelle

Mit der dynamischen Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) und der Verarbeitung natürlicher Sprache (Natural Language Processing, NLP) eröffnen sich neue Möglichkeiten in der sprachwissenschaftlichen Analyse, insbesondere im Bereich der kontrastiven und komparativen Forschung. Traditionelle Methoden der Sprachanalyse sind zeitaufwendig und ressourcenintensiv, sodass künstliche Intelligenz zu einem wertvollen Werkzeug in diesem Forschungsbereich wird. Ziel dieser Publikation ist es, einen innovativen Ansatz zur kontrastiven Analyse der deutschen Sprache im Vergleich zu anderen Sprachen unter Verwendung der neuesten KI-Modelle, wie z. B. Transformer-Modelle (BERT, GPT), vorzustellen. Im Rahmen der Analyse werden grammatikalische und semantische Strukturen der Sprachen verglichen sowie der Versuch unternommen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten in großem Maßstab automatisiert zu analysieren. Im Vergleich zu bisherigen Studien zeichnet sich der vorgestellte Ansatz durch den Einsatz fortschrittlicher KI-Werkzeuge aus, die eine schnellere und präzisere Identifikation sprachlicher Unterschiede ermöglichen. Die durchgeführten Forschungsziele umfassten den Vergleich der Methoden zur Anwendung von KI in der kontrastiven Linguistik sowie die Bewertung ihrer Effektivität. Die Analyse ergab, dass KI strukturelle Muster in Sprachen effektiv erkennen kann, jedoch weiterhin von der Qualität der bereitgestellten Daten abhängig bleibt. Basierend auf den Forschungsergebnissen werden Schlussfolgerungen zur Rolle der KI in der sprachwissenschaftlichen Forschung präsentiert. Eine potenzielle praktische Anwendung der Ergebnisse liegt in der Beschleunigung von Forschungsprozessen und der Erhöhung der Präzision bei der Analyse von Sprachunterschieden und -ähnlichkeiten.

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Wahlkampf in sozialen Medien: Eine Analyse von Text-Bild-Relationen auf der polnischen politischen Bühne / Election Campaigning on Social Media: An Analysis of Text-Image Relations on the Polish Political Stage)

Olivia Kopyra, Schlesische Universität Katowice (ORCID: 0009-0002-9751-7323)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-10 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 175–185

Schlüsselwörter: Wahlkampf, Social Media, Multimodalität

Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, auf die Verlagerung des Wahlkampfes in soziale Medien hinzuweisen. Dabei wird versucht, das Verhältnis zwischen Text und Bild anhand ausgewählter Beiträge von polnischen politischen Akteuren zu analysieren. Die Studie untersucht die Rolle sozialer Medien in den Wahlkampagnen der polnischen Parteien mit Schwerpunkt auf den Parlamentswahlen 2023 und den Wahlen zum Europäischen Parlament 2024. Das Hauptziel der Untersuchung besteht darin, zu bewerten, wie politische Parteien digitale Plattformen nutzen, um ihr Image aufzubauen, die Wählerschaft zu mobilisieren und effektiv zu kommunizieren. Dabei werden die Merkmale moderner Wahlkampagnen herausgearbeitet. Die Analyse des Einflusses sozialer Medien auf die öffentliche Meinungsbildung und Wählermobilisierung ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Forschung über moderne Demokratien geworden. Plattformen wie Facebook, Instagram oder TikTok bieten Politikerinnen und Politikern nicht nur neue Kanäle, um die Wählerschaft zu erreichen, sondern schaffen auch einen Raum für interaktive Kommunikation. Dies stärkt die Beziehung zu den Wählerinnen und Wählern sowie ermöglicht eine unmittelbare Reaktion auf sich verändernde öffentliche Stimmungen. Eine Analyse der Aktivitäten der politischen Parteien auf Social-Media-Plattformen zeigt, dass größere Parteien wie Prawo i Sprawiedliwość (PiS) und Koalicja Obywatelska (KO) eine höhere Social-Media-Aktivität aufweisen als kleinere Gruppierungen wie Konfederacja. Abschließend wird eine Inhaltsanalyse ausgewählter veröffentlichter Posts durchgeführt, bei der visuelle Strategien, rhetorische Mittel und die Verwendung multimodaler Elemente wie Farben, Text und Bilder berücksichtigt werden.

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Nationale Stereotype in deutschen und polnischen multiethnischen Witzen / National Stereotypes in German and Polish Multi-Ethnic Jokes)

Dagmara Kotkowska, Schlesische Universität Katowice

DOI: 10.23817/lingtreff.28-11 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 187–202

Schlüsselwörter: ethnischer Humor, Kultur, Nationalitäten, Stereotypen, multiethnische Witze

Der Beitrag behandelt das Thema der nationalen Stereotype in multiethnischen Witzen. Sein Hauptziel ist zu erforschen, welche stereotypen Darstellungen in ausgewählten polnischen und deutschen Witzen enthalten sind, und deren grundlegende Kategorien zu identifizieren. Der Beitrag besteht aus zwei Teilen – einem theoretischen und einem praktischen. Der theoretische Teil ist dem Versuch gewidmet, ein Stereotyp zu definieren und es von so genannten „verwandten Konzepten“ d. h. Klischees, Feindbilder und Vorurteile abzugrenzen. Besondere Aufmerksamkeit wird den nationalen Stereotypen gewidmet, insbesondere dem Prozess ihrer Entstehung, den für sie typischen sprachlichen Elementen und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Danach wird der Begriff des Witzes charakterisiert, seine Eigenschaften und Thematik werden ausführlich erklärt. Die verschiedenen Arten von Witzfunktionen und die von Forschern vorgeschlagene Klassifizierung von Witzen, einschließlich nach Inhalt und Witzstruktur, werden ebenfalls dargestellt. Eine besonders bedeutende Untergruppe des Witzes ist der sogenannte ethnische Witz. In dem Beitrag wird erklärt, wie er entwickelt wurde und welche Besonderheiten er aufweist. Der empirische Teil hingegen zielt darauf ab, einzelne deutsche und polnische multiethnische Witze einander gegenüberzustellen und sie hinsichtlich der darin vorkommenden Nationalitäten und Stereotype zu vergleichen. Es wird untersucht, ob die Stereotype überwiegend negativ oder positiv sind und welche Motive im Vordergrund stehen. Ein anderer wichtiger Aspekt der Analyse ist der Abgrenzung zwischen Hetero- und Autostereotypen, in denen sich die Art und Weise widerspiegelt, wie die Vertreter einer bestimmten Nation fremde Völker und sich selbst betrachten. Die sprachlichen Aspekte des ethnischen Humors wie spezifische Dialekte, die sich vor allem in lokalen/regionalen Witzen manifestieren, werden ebenfalls analysiert. Die Studie konzentriert sich jedoch nicht nur auf die stereotypen Merkmale der betreffenden Nationalitäten oder ethnischen Gruppen, sondern auch auf die Anspielungen in den Witzen auf historische Ereignisse, die politische und wirtschaftliche Situation. Die Analyse wird in den Schlussfolgerungen zusammengefasst, in denen die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen deutschem und polnischem ethnischem Humor erläutert werden.

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Wie Hund und Katze: Ein Vergleich phraseologischer Tierverbindungen im Deutschen, Japanischen und Tschechischen / Like Dog and Cat: A Comparison of Phraseological Pairs of Animals in German, Japanese, and Czech)

Mária Ševčíková, Masaryk-Universität (ORCID: 0009-0007-9166-525X)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-12 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 203–215

Schlüsselwörter: Phraseologie, Symbolik der Tiere, Sprachbild der Welt

Diese Studie untersucht Phraseologismen, die durch die Kombination zweier tierlichen Komponenten spezifische Beziehungen oder Eigenschaften vermitteln. Im Fokus stehen die Sprachen Deutsch, Japanisch und Tschechisch, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der konzeptuellen Darstellung solcher Wendungen zu analysieren. Ein prägnantes Beispiel ist die deutsche Redewendung wie Hund und Katze, die eine feindliche Beziehung symbolisiert. Im Japanischen existiert eine inhaltlich vergleichbare Wendung, jedoch mit den Tieren Hund und Affe. Dies verdeutlicht, wie unterschiedliche Kulturen ähnliche Konzepte mit variierenden metaphorischen Bildern ausdrücken. Durch den Vergleich phraseologischer Einheiten mit tierlichen Elementen werden Muster sichtbar, die auf universelle oder kulturspezifische Konzepte hinweisen. Während einige Redewendungen sich in mehreren Sprachen wiederfinden, existieren auch idiomatische Strukturen, die nur innerhalb einer bestimmten Sprachgemeinschaft verständlich sind. Die Untersuchung stützt sich auf konkrete Beispiele aus den drei Sprachen und berücksichtigt dabei sowohl semantische als auch kulturelle Aspekte. Ein zentrales Ziel dieser Arbeit ist es, herauszuarbeiten, inwieweit sich übergreifende kognitive Konzepte in phraseologischen Wendungen verschiedener Sprachräume erkennen lassen. Dabei wird geprüft, welche sprachlichen Mechanismen zur Bildung dieser Ausdrücke beitragen und wie sich kulturelle Prägungen in ihrer Verwendung widerspiegeln. Die Ergebnisse dieser Analyse liefern wertvolle Erkenntnisse zur Interaktion von Sprache, Kultur und Kognition im Bereich der Phraseologie.

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Leichte Sprache im Polnischen: Lexikalische Transformationen am Beispiel der vereinfachten UN-Behindertenrechtskonvention / Easy Language in Polish: Lexical Transformations Using the Example of the Simplified UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities)

Ewa Szmajdzińska, Universität Wrocław (ORCID: 0009-0002-4017-1982)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-13 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 217–228

Schlüsselwörter: Leichte Sprache, Behindertenrechtskonvention, Lexik

Die Idee der vereinfachten Kommunikation gewinnt rechtliche Grundlagen dank des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Der internationale Vertrag schreibt die Rechte der Behinderten fest und verpflichtet alle Vertragsstaaten sie zu schützen und umzusetzen, und zwar in allen Lebensbereichen, auch in Bezug auf eine barrierefreie Kommunikation. Als wirksames Kommunikationsmittel zur Umsetzung dieser Forderung gilt Leichte Sprache, die in erster Linie für Personen mit Leseeinschränkungen bestimmt ist. Die Textangebote, die im Leichten Sprache – Konzept erstellt werden, unterstützen die Menschen mit Behinderungen in ihrem eigenständigen Leben und stärken somit die Gestaltung der inklusiven Gesellschaften. Die leicht verständlichen Texte sind stark vereinfacht: sowohl wenn es sich um die sprachliche Ebene handelt (Morphologie, Lexik, Syntax, Text, Semantik) als auch in Bezug auf die grafische Darstellung. Die Behindertenrechtskonvention wurde auch in Leichter Sprache veröffentlicht. In dieser intralingualen Übersetzung erkennt man viele unterschiedliche Textvereinfachungen, die zu den lexikalischen Transformationen gehören und die zur besseren Textverständlichkeit beitragen. Lexikalische Vereinfachung der Texte sollte bestimmte sprachwissenschaftliche Regeln befolgen. Polen verfügt vor allem über ein Regelwerk, das für europäische Länder konzipiert wurde. Die Mehrheit der Regeln zur Lexik fungiert als übereinzelsprachliche Hinweise, die in Bezug auf die polnische Sprache um einige weitere Merkmale ergänzt wurden. Der folgende Text beschreibt die drei Hauptstrategien, die in der intralingualen Übersetzung verwendet wurden, listet die bestimmten Regeln für die Übersetzer der leichten Texte auf und exemplifiziert die Verwendung eines leicht verständlichen Wortes auf der Grundlage einer ausgewählten Regel. Da aber Leichte Sprache ein aus der Praxis herausgestelltes Konzept ist, gehört die letztendliche Verständlichkeitsprüfung den Menschen mit Behinderung, die als primäre Zielgruppe der leicht verständlichen Texte gelten.

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Der Erwerb von Idiomen in einer digitalen Umgebung anhand der Treedioms-Plattform für Online-Idiomwörterbücher / Idiom Acquisition in a Digital Environment Based on the “Treedioms Online Idiom Dictionary” Platform)

Anna Zabłocka, Adam-Mickiewicz-Universität Poznań (ORCID: 0009-0007-4270-1584)
Michał Ejankowski, Adam-Mickiewicz-Universität Poznań (ORCID: 0009-0008-5514-4032)
Marta Kubisiak, Adam-Mickiewicz-Universität Poznań (ORCID: 0009-0002-3102-7196)
Teodor Kunze, Technische Universität Poznań (ORCID: 0009-0004-9963-2207)
Konrad Basza, Technische Universität Poznań (ORCID: 0009-0007-1889-5067)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-14 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 229–243

Schlüsselwörter: digitale Lernplattformen, Idiome, Bildungstechnologie, Englisch als Fremdsprache (EFL)

Der rasante technologische Fortschritt des 21. Jahrhunderts hat unser Verständnis von Sprache und deren Vermittlung grundlegend verändert. Da die digitale Bildung immer wichtiger wird, untersucht diese Studie die Effektivität und Funktionalität des Treedioms1 Online-Wörterbuchs als Hilfsmittel zum Lernen englischer Idiome. Die Studie untersucht die Auswirkungen der Plattform auf die passive phraseologische Kompetenz der Nutzenden, ihr Engagement mit verschiedenen interaktiven Funktionen und die Gesamteffektivität der Lernaktivitäten. Das Hauptziel besteht darin, den Erwerbsprozess von Idiomen in einer digitalen Umgebung zu bewerten. Die Studie umfasst die Konzeption und Durchführung von Übungen innerhalb der Plattform, die Durchführung von Umfragen vor und nach der Studie, die Analyse quantitativer Daten und die Befragung ausgewählter Teilnehmender. Der didaktische Ansatz basiert auf der Methodik von Kühn (1992): entdecken, erkennen, anwenden. Die Ergebnisse dieser vorläufigen Studie werden in weitere Verbesserungen der Plattform einfließen. Für die Zukunft sind Untersuchungen mit Test- und Referenzgruppen geplant, um die Ergebnisse des Idiom-Lernens in einer Online-Umgebung zu bewerten. Für die Zukunft sind Untersuchungen mit Test- und Kontrollgruppen geplant, um die Ergebnisse des Idiomenlernens in einer Online-Umgebung zu bewerten. In diesem Artikel werden die Methodik des Projekts, die wichtigsten Ergebnisse und die pädagogischen Implikationen vorgestellt und das Potenzial der Plattform zur Verbesserung der idiomatischen Kompetenz und des Engagements der Lernenden hervorgehoben.

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In video veritas: Short-Videos als authentische Ausspracheübungen / In Video Veritas: Short Videos as Authentic Pronunciation Exercises)

Zuzana Bohušová, Matej-Bel-Universität (ORCID: 0000-0001-7347-5494)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-15 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 247–260

Schlüsselwörter: Videos, deutsche Aussprache, Authentizität, Phonodidaktik, Imitation

Im Artikel befasst sich die Autorin mit der phonodidaktischen Arbeit anhand audiovisueller Materialien. Authentische Short-Videos bieten effektive Möglichkeiten für den Phonetikunterricht in Deutsch als Fremdsprache (DaF). Sie wirken attraktiv, wecken Wiederholungslust und fördern Sprechflüssigkeit sowie Situativität. Sie sind leicht zugänglich, bringen gesprochene Gegenwartssprache in den Unterricht und können auf vielfältige Weise als kontextverankerte Ausspracheübungen genutzt werden. Durch Imitation fördern sie die intonatorisch-artikulatorische Progression der Lernenden. Authentische Materialien sind wichtig, um den natürlichen Sprachgebrauch kennenzulernen und Strategien zur Rezeption und Produktion zu entwickeln. Sie enthalten typische Merkmale des alltäglichen Sprachgebrauchs, wie umgangssprachliche Elisionen, suprasegmentale Expressivität, fremde oder plurizentrische Akzente, stilistische Hybridität sowie Mimik und Gestik. Der Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist folglich sinnvoll, erfordert jedoch eine angepasste didaktische Herangehensweise. Zwei Stand-up-Comedians, Alain Frei und Sebastian Lehmann, dienen mit ihren auf Video aufgenommenen Live-Auftritten als motivierende Mustersprecher mit dialektfreier Aussprache. Bei Mitsprechübungen sind die StudentInnen mit der sog. Sprechflüssigkeit konfrontiert, das bedeutet, dass sie sich eine konkrete und bewusste Vorstellung vom Redekontinuum mit all seinen suprasegmentalen Aspekten – Tempo, Melodiemodulation und Emotionalität – machen. Untertitel unterstützen das multimodale Vorgehen, bei dem das Sprechen mit dem Lesen verbunden wird. Anschließend kann man sich auch auf die Laut-Buchstaben-Zuordnung konzentrieren. Die Feststellung In video veritas – also Im Video liegt die Wahrheit – wurde der Überschrift dieses Aufsatzes vorangestellt. Es soll die Botschaft überbringen, dass Videos als situationsverankerte und multiperspektivische Kunstwerke dem, was man als Wahrheit begegnet, am besten entsprechen, in unserem Fall mit Fokus auf die sprachkulturelle Realität und den mündlichen Sprachgebrauch.

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Eine Studie zur Wahrnehmung niederländischer Vokale durch polnische Muttersprachler – Theoretische Grundlagen und vorläufige Forschungsschwerpunkte / A Study of the Perception of Dutch Vowels by Polish Speakers – Theoretical Foundations and Preliminary Focal Research Points)

Zuzanna Czerwonka-Wajda, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-2578-1387)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-16 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 261–275

Schlüsselwörter: Perzeption, Niederländisch, Polnisch, artikulatorische Reproduktion, Ausspracheunterricht

Der Beitrag befasst sich mit der geplanten Untersuchung der Wahrnehmung niederländischer Vokale durch polnische Muttersprachler – ein Problem, das für dieses Sprachpaar noch nie systematisch erforscht wurde, obwohl die Verknüpfung von Wahrnehmungsfehlern mit Fehlern in der artikulatorischen Reproduktion für den Unterricht der niederländischen Aussprache von großer Bedeutung ist. Ausgangspunkt des Artikels ist die kritische Übersicht der bestehenden Forschung auf diesem Gebiet (Balas 2017 und 2018, Czerwonka-Wajda 2021), ergänzt durch eine Überprüfung von Untersuchungen ausgeführt unter vergleichbaren Bedingungen und mit Sprachen aus derselben Sprachfamilie (Hentschel 1982 und 1986, Chládková/Podlipský 2011). Die Übersicht berücksichtigt insbesondere die Ergebnisse von Experimenten, angewandten Wahrnehmungstests und verwendeten Stimuli. Der zweite Teil des Artikels gibt einen Überblick über die Annahmen der bevorstehenden Studie und diskutiert das optimale Forschungsdesign, einschließlich des Ausgangspunkts der Experimente (niederländische vordere (gerundete) Vokale), Typen von Wahrnehmungstests (Kombination von Identifikation und Diskriminierung) und zu verwendende Stimuli (nichtexistierende Wörter vom Typ sVs/sVze). Der Artikel wird abgeschlossen mit Vorschlägen zur Fortsetzung der Untersuchung in der Zukunft, durch zum Beispiel alle niederländischen Vokale in die Untersuchung einzubeziehen oder durch Wahrnehmung und Artikulation in einem Experiment zu kombinieren. Auch die Erweiterung des Forschungsumfangs wird berücksichtigt, wie zum Beispiel der longitudinale Aspekt zu einkalkulieren oder die Studiengruppe um tschechisch-, slowakisch- und deutschsprachige Studierende des Niederländischen zu erweitern, usw.).

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Eine Untersuchung von Postgraduiertenarbeiten zum Thema auditive Verarbeitungsfähigkeiten in der Türkei / An Examination of Postgraduate Theses on Auditory Processing Skills in Türkiye)

Buse Çetinkaya, Universität Thrakien (ORCID: 0000-0002-8632-5548)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-17 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 277–285

Schlüsselwörter: auditive Verarbeitung, postgraduale Abschlussarbeiten, Dokumentenanalyse, Übersichtsarbeit

Diese Studie hat das Ziel, akademische Trends, methodologische Tendenzen und Forschungslücken im Bereich der auditiven Verarbeitung in der Türkei systematisch anhand von Postgraduiertenarbeiten zu identifizieren. Insgesamt wurden 27 Master- und Doktorarbeiten aus der Datenbank des Türkischen Hochschulrats (YÖK) erfasst und mittels Dokumentenanalyse, einem qualitativen Forschungsansatz, ausgewertet. Die Einschlusskriterien erforderten, dass die Arbeiten an türkischen Universitäten abgeschlossen wurden, sich auf Master- oder Doktorgrade beziehen, den Schwerpunkt auf auditive Verarbeitungsfähigkeiten legen und als Volltext zugänglich sind. Die Analyse ergab, dass das wissenschaftliche Interesse an der auditiven Verarbeitung insbesondere in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen hat. Allerdings handelte es sich bei der Mehrheit um Masterarbeiten (n=21), während nur sechs Dissertationen auf Doktoratsniveau verfasst wurden. Dies zeigt, dass weiterführende Forschungen mit stärkerer theoretischer Tiefe bislang begrenzt sind. Ein weiteres zentrales Ergebnis war, dass alle Arbeiten quantitative Methoden anwendeten, was auf einen Mangel an methodischer Vielfalt hinweist. Diese Abhängigkeit von numerischen Daten schränkt die Möglichkeit ein, subjektive Erfahrungen und kontextuelle Variablen zu erfassen, die durch qualitative oder Mixed-Methods-Ansätze berücksichtigt werden könnten. Hinsichtlich der Teilnehmergruppen war die Verteilung zwischen Kindern und Erwachsenen ausgeglichen, jedoch untersuchte nur eine Arbeit beide Gruppen gemeinsam, was auf eine Forschungslücke über die gesamte Lebensspanne hinweg hinweist. Fachlich zeigte sich, dass die meisten Arbeiten im Bereich der Audiologie (70,3 %) durchgeführt wurden, mit geringeren Beiträgen aus Pädagogik, Psychologie oder Medizin. Dieses Ungleichgewicht unterstreicht den Bedarf an interdisziplinärer Zusammenarbeit, da auditive Verarbeitung ein komplexes und facettenreiches Phänomen ist, das über die Gesundheitswissenschaften hinausgeht. Der vorliegende Übersichtsartikel liefert wertvolle Einblicke in den aktuellen Stand der Postgraduiertenforschung zur auditiven Verarbeitung in der Türkei und weist auf zukünftige wissenschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten hin.

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Phonetische Norm oder Aussprachestandard? Eine Perspektive der Forschung zur Aussprache des Polnischen als Fremdsprache / Phonetic Norm or Pronunciation Standard? A Perspective of Research on Foreign Polish Pronunciation)

Alicja Derych, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-8819-2080)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-18 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 287–298

Schlüsselwörter: Aussprachestandard, phonetische Norm, kommunikative Akzeptanz, Aussprache des Polnischen als Fremdsprache, artikulatorische Phonetik

Die vorliegende Arbeit dient als Beitrag zur Diskussion über Fragen der Aussprache-Norm(en) und des Standards im Polnischen, die in der phonetischen Forschung präsent sind. Der Begriff der Norm(en) und des Standards ist offenbarvielschichtig, instabil, fragmentiert und einem ständigen Wandel unterworfen zu werden. Da es kein neues Wörterbuch der polnischen Aussprache gibt sowie eine Reihe von phonetischen Richtlinien veraltet zu sein scheinen und/oder nicht auf tatsächlichen empirischen Forschungen basieren, muss bei der Untersuchung der Aussprache von Polnisch durch Ausländer (im Rahmen der artikulatorischen Phonetik) die Frage der Auswahl der Referenzgrundlage bewertet werden, d.h. eines bestimmten Standards, mit dem die Ergebnisse, nämlich die artikulatorischen Muster von Nicht-Muttersprachlern, verglichen werden sollten. Der Artikel zielt darauf ab, die Frage zu beantworten, was als dieser Referenzpunkt dienen könnte und wie er ausgewählt werden sollte. Unter Berücksichtigung bestehender relevanter Publikationen, die sich mit phonetischen Normen, Aussprachestandards und kommunikativer Akzeptanz befassen, diskutiert der Artikel deren (Un-)Anwendbarkeit in dieser Art von Forschung und verweist dabei auf Begriffe wie z. B. „glottodidaktische Norm“, „Aussprache-Norm“, „Entwicklungsnorm“ usw. Im Verlauf der Argumentation werden phonetische Wörterbücher, Richtlinien (Regelwerke) und Prüfungsstandards erwähnt. Untersuchungen führen zu der Schlussfolgerung, dass phonetische Forschung ohne Bezugnahme auf Normen oder Standards durchgeführt werden kann, ihre Ergebnisse jedoch funktionaler und anwendbarer sind, wenn solche Vergleichsgrundlagen sorgfältig einbezogen werden. Da es keine einzige Quelle gibt, die als Vergleichsgrundlage dienen könnte, sollte eine Synthese erstellt werden, die Sprachwandelmechanismen (Generationsunterschiede), regionale Unterschiede, soziolinguistische Faktoren und bestimmte Aussprachestandards berücksichtigt, die auch auf kommunikativer Akzeptanz basieren und nicht auf normativen Angaben, die nicht durch empirische Daten gestützt sind.

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Zur Wahrnehmung von Stille, Pause und Schweigen in akustisch-auditiven Untersuchungen aus prosodischer Perspektive / On the Perception of Silence, Pauses, and Remaining Silence in Acoustic-Auditory Studies from a Prosodic Perspective)

Jakub Dzidek, Universität Wrocław (ORCID: 0009-0000-0807-5726)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-19 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 299–310

Schlüsselwörter: Prosodie, Stille, Pause, Schweigen

Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen Stille, Pause und Schweigen – drei Erscheinungen, die eng miteinander verbunden sind und dennoch unterschiedliche Funktionen im sprachlichen Handeln erfüllen. Während sie im alltäglichen Sprachgebrauch häufig gleichgesetzt werden, zeigt die linguistische Betrachtung, dass sie jeweils eigene Merkmale besitzen und nicht ohne Weiteres synonym verwendet werden können. Besonderes Augenmerk gilt hier der Frage, wie diese Phänomene prosodisch erfasst, klassifiziert und interpretiert werden können. Dabei wird hervorgehoben, dass eine rein akustische Analyse nicht ausreicht, da Wahrnehmung und Interpretation durch den Rezipienten eine zentrale Rolle spielen. Die theoretischen Überlegungen werden durch Beispiele aus Fernsehfußballberichterstattungen ergänzt, die als dynamischer Kontext für die Untersuchung von Pausen und Stille gelten. Diese Daten ermöglichen es, unterschiedliche kommunikative Funktionen solcher Erscheinungen in authentischen, medial vermittelten Sprechsituationen zu veranschaulichen. Die wichtigsten Ergebnisse werden in Form von übersichtlichen Grafiken präsentiert, die die Verteilung und der untersuchten Phänomene veranschaulichen. Auf diese Weise leistet der Beitrag einen Beitrag zur differenzierten Analyse des „Ungesagten“ (Berücksichtigt werden zudem seine gesprochenen Varianten) in Sprache.

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Vorlesen lehren und lernen. Didaktisch-methodische Implikationen für den Fremdsprachenunterricht (DaF) / Teaching and Learning Reading Aloud: Didactic and Methodological Implications for German as a Foreign Language (GFL) Instruction)

Beata Grzeszczakowska-Pawlikowska, Universität Łódź (ORCID: 0000-0003-2252-5038)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-20 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 311–323

Schlüsselwörter: Vorlesekompetenz, phonetisch-phonologische Kompetenz, Text(sorten)kompetenz, performative Kompetenz, reproduzierendes Sprechen, DaF

Vorlesen ist ein komplexer kommunikativer Vorgang, der keinesfalls auf das bloße Ablesen sprachlicher Zeichen reduziert werden darf. Es ist vielmehr ein performativer Akt, der in situative und soziokulturelle Kontexte eingebettet ist und unter anderem prosodisch ausgeführt wird. Von besonderer Relevanz ist zudem die Kenntnis der Merkmale des mündlich zu reproduzierenden Textes. Die Vermittlung von Vorlesefähigkeit ist daher mit vielfältigen Herausforderungen verbunden, die in unterschiedlichen Bereichen angesiedelt sind. Der vorliegende Beitrag verfolgt das Ziel, auf Grundlage sprechwissenschaftlicher und sprachdidaktischer Ansätze zentrale Schritte zur Entwicklung und Förderung von Vorlesekompetenz im DaF-Unterricht zu diskutieren. Leitende Fragestellungen betreffen dabei die Rolle von phonetisch-phonologischer Kompetenz, Text- bzw. Textsortenkompetenz und performativen Fähigkeiten im Vorleseprozess. Zunächst werden einschlägige Definitionen zusammengeführt. Darauf aufbauend wird die Verzahnung phonetisch-phonologischer sowie textsortenspezifischer Kompetenzen näher beleuchtet. Es wird davon ausgegangen, dass Vorlesen im DaF-Unterricht nur dann erfolgreich gefördert werden kann, wenn sprachliche, textsortenspezifische und performative Dimensionen gezielt miteinander verknüpft werden. Vor diesem Hintergrund werden am Beispiel der Textsorte „Märchen“ konkrete didaktisch-methodische Implikationen für die DaF-Unterrichtspraxis vorgeschlagen. Diese tragen zur Entwicklung und Förderung der Vorlesefähigkeit bei und ermöglichen zugleich die gezielte Vorbereitung einer Vorleseperformanz. Insgesamt bietet der Beitrag damit konkrete Ansatzpunkte für die Vermittlung und Weiterentwicklung von Vorlesekompetenz im Fremdsprachenunterricht Deutsch.

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Samogłoski nosowe w badaniach nad polszczyzną mówioną miast (lata 70. i 80. XX wieku). Metodologiczne osiągnięcia w kontekście współczesnego projektu socjofonetycznego / Nasal Vowels in Research on Urban Spoken Polish (1970s and 1980s). Methodological Achievements in the Context of the Contemporary Sociophonetic Project)

Anna Majewska-Tworek, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-3997-5991)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-21 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 325–337

Schlüsselwörter: Soziolinguistik, Soziophonetik, gesprochene Varietät, Varianten der gesprochenen Varietät, soziolinguistische Variable

Der Beitrag gibt einen Überblick über die Forschungsmethodik zur Aussprache der als ą und ę geschriebenen Nasalvokale in der polnischen Soziolinguistik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Rezension betrifft in erster Linie die Forschung zur Sprache der Stadtbewohner und die anschließende Forschung, die ihre Fortsetzung darstellt. Bei der Auswahl einer Gruppe von Befragten ist es wichtig, auf erste Annahmen, erzielte Ergebnisse und von Wissenschaftlern formulierte Postulate für die Zukunft zu achten. Der große Unterschied zwischen dem Standard und der Verwendung in der modernen Aussprache weist auf die Notwendigkeit hin, die Forschung zu wiederholen. Der Text lenkt die Aufmerksamkeit auf folgende Themen: offizielle und inoffizielle Aussprache, gelesener Text in Aussprachestudien, Generationswechsel in soziophonetischen Studien, Aussprache in Studien zu Schauspielern und Priestern, Aussprache von Stadtbewohnern aus der Perspektive der Gruppenauswahl (Generation, Alter, Bildung, Beruf, Herkunft usw.). Ziel des Beitrags ist es, die Errungenschaften und methodischen Lücken der aktuellen Forschung aufzuzeigen. Dabei wurde auch auf verschiedene Möglichkeiten der Profilrecherche geachtet. Der Artikel bezieht sich nicht auf die Erforschung der Norm der polnischen Aussprache, sondern auf deren Verwendung in Abhängigkeit von vielen soziolinguistischen Variablen. Der Text signalisiert auch, dass es sich lohnt, einen genaueren Blick auf die Errungenschaften der zeitgenössischen Textforschung zu werfen. Die Berücksichtigung einer Sprachgattung in einer bestimmten soziolinguistischen Situation kann dabei helfen, einheitliches sprachliches Material für die Untersuchung der Aussprache verschiedener Benutzer zu erhalten.

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Zwischen Sachlichkeit und Euphorie: Prosodische Gestaltung im Sportkommentar am Beispiel eines Olympiasiegs im Schwimmen / Between Objectivity and Euphoria: Prosodic Structure in Sports Commentary on an Olympic Victory in Swimming)

Marta Rogozińska, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-1533-1577)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-22 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 339–353

Schlüsselwörter: Prosodie, Sportkommentar, auditiv-akustische Analyse

Prosodische Mittel spielen eine zentrale Rolle in der Produktion und Rezeption gesprochener Sprache, da sie sowohl der Strukturierung von Informationen als auch der Vermittlung von Emotionen dienen. Im Sportkommentar wird diese Dualität besonders deutlich: Kommentare verbinden sachliche Informationsvermittlung mit der Erzeugung von Spannung und Begeisterung. Im Beitrag wird dies exemplarisch am deutschen Live-Kommentar zum Olympiasieg von Lukas Märtens über 400 Meter Freistil bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris (dem ersten Olympiasieg eines deutschen Beckenschwimmers seit 1988) untersucht. Analysiert werden die informativen und expressiven Funktionen prosodischer Mittel anhand akustisch-auditiver Parameter wie Grundfrequenz/Tonhöhe, Standardabweichung der Grundfrequenz, Intensität/Lautstärke, Sprechgeschwindigkeit, Fokusakzente und Pausen. Grundlage der Untersuchung ist eine auditive Analyse, die mithilfe der Software EXMARaLDA (Schmidt/Wörner 2014) durchgeführt wird. Zur Visualisierung und Objektivierung werden die auditiven Beobachtungen durch akustische Messdaten aus Praat (Boersma/Weenink 2025) ergänzt. Die Analyse zeigt, dass sich prosodische Variationen eng an der Dynamik des Rennens orientieren. Während zu Beginn sachlich-informative Funktionen dominieren, steigern Tonhöhe, Modulation, Lautstärke und Fokusakzente im Verlauf des Rennens sukzessive die Expressivität bis zum Höhepunkt. Außersprachliche Faktoren, insbesondere historische und emotionale Kontexte, beeinflussen die prosodische Gestaltung zusätzlich. Damit bestätigt sich, dass Prosodie weit über die reine Informationsvermittlung hinausgeht und wesentlich zur Inszenierung sportlicher Ereignisse beiträgt, was in zukünftigen Studien im Hinblick auf eine mögliche „Sportprosodie“ weiter untersucht werden sollte.

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UMfahren vs. UmFAHren. Die Rolle des Wortakzents bei trennbar und untrennbar gebrauchten Verben / UMfahren vs. UmFAHren. The Role of Word Stress in Separable and Inseparable Verbs)

Adriána Tarajová, Matej-Bel-Universität (ORCID: 0009-0008-5123-5607)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-23 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 355–365

Schlüsselwörter: distinktive Funktion, Präfixverben, Partikelverben, Wortakzent

Das Ziel des vorliegenden Beitrags ist, die Besonderheiten der deutschen Wortbetonung zu thematisieren und deren distinktive Funktion hervorzuheben. Der slowakischen Sprache ist dieses Phänomen völlig fremd, deswegen ist es besonders wichtig, beim Erlernen von Deutsch als Fremdsprache auf die korrekte Wortbetonung zu achten. Als bedeutende Funktion der Wortbetonung, die in diesem Beitrag synonym mit Wortakzent verwendet wird, wird die distinktive Funktion betrachtet. Diese Funktion ist besonders relevant, weil die Betonung die Bedeutung gleich geschriebener Wörter verändern kann. In Sprachen, in denen der Wortakzent an eine bestimmte Silbe gebunden ist, hat der Wortakzent keine distinktive Funktion. Das heißt, dass eine willkürliche Verlagerung des Akzents auf eine andere Silbe des Wortes die Wortbedeutung nicht verändert, auch wenn das Wort für Muttersprachler ungewöhnlich klingen würde. Im Gegensatz dazu stehen Sprachen mit beweglicher Wortbetonung, wie zum Beispiel Englisch, Deutsch oder Russisch, in denen die Position des Akzents nicht nur die Bedeutung, sondern auch die morphologische Struktur und die Syntax eines Wortes beeinflussen kann. Besonders relevant ist dies bei deutschen Verben mit Vorsilben, die sowohl trennbar als auch untrennbar sein können, da die Betonung hier die grammatische und syntaktische Interpretation bestimmt. Der Beitrag enthält anschauliche Beispiele und detaillierte Erklärungen, um die theoretischen Thesen zu veranschaulichen und für Lernende sowie Linguisten nachvollziehbar zu machen. Der Artikel leistet somit einen Beitrag zum besseren Verständnis der Wortakzentsetzung im Deutschen, ihrer funktionalen Bedeutung im sprachlichen System sowie der Unterschiede zu Sprachen ohne distinktiven Wortakzent. Dies ist insbesondere für den Bereich Deutsch als Fremdsprache relevant, da korrekte Betonung nicht nur die Verständlichkeit, sondern auch die kommunikative Präzision verbessert.

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Zur Wahrnehmung der sogenannten polnischen Nasalvokale – Ein Kapitel aus der Soziophonetik / On the Perception of the So-Called Polish Nasal Vowels – A Chapter From Sociophonetics)

Artur Tworek, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-0975-9358)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-24 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 367–377

Schlüsselwörter: polnische Aussprache, Nasalvokale, Soziophonetik, auditive Wahrnehmung

Zum Ziel des Beitrags wird die Analyse der auditiven Wahrnehmung der sogenannten polnischen Nasalvokale. Polnisch ist die letzte slawische Sprache, in der gewisse Formen der Nasalvokale bis heute systematisch vorkommen und ihre distinktive phonologische Funktion mit unterschiedlichen phonetischen Realisierungen ausüben. Da die anderen slawischen Sprachen ihre Nasalvokale im Laufe der Zeit verloren haben, ist auch mit derartigen Tendenzen im gegenwärtigen Polnisch zu rechnen. Dies führt vor allem zu Mechanismen, die darauf beruhen, die Nasalität assimilatorisch auf andere Segmente bzw. Segmenteile zu verlagern oder sie völlig zu eliminieren, wenn distinktive Funktionen der Nasalität dank kontextueller oder konsituativer Faktoren aufrechterhalten werden. Es gibt mehrere Perspektiven, die ausgenutzt werden müssen, um das analysierte Phänomen effektiv zu beschreiben und infolgedessen zu interpretieren, dazu gehören u. a. phonologische, phonetische, soziophonetische, didaktische und typologische Perspektiven. Da in jedem phonetisch realisierten Kommunikationsakt die auditive Wahrnehmung mitentscheidende Rolle spielt, muss sie auch in die Analysen der Nasalvokale involviert werden. Zu prüfen ist beispielsweise, ob die orale bzw. nasale Aussprache richtig perzipiert wird und wie sie jeweils bewertet wird. Die durchgeführten Experimente haben bewiesen, dass die Perzeption der vokalischen Nasalität deutlich instabil ist und mit vielen Faktoren unterschiedlicher Provenienz zusammenhängt. Man kann schlussfolgern, dass es eine allgemeingültige richtige Perzeption der Nasalvokale nicht gibt. Es hat sich auch herausgestellt, dass die komplexe Bewertung phonetisch entsprechend manifestierter Texte vor allem soziophonetisch motiviert wird.

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50 Jahre Rap – Slawische Sprachen im Fokus / 50 Years of Rap – Slavic Languages in Focus)

Rafał Adamski, Schlesische Universität Katowice (ORCID: 0009-0008-5777-1363)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-25 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 381–387

Schlüsselwörter: Rap, Soziolinguistik, Mehrsprachigkeit, Translanguaging

Der Rap mit seinem Ursprung in der afroamerikanischen urbanen Kultur der 1970er Jahre ist schon lange kein ausschließlich westliches Musikphänomen mehr. Seine Präsenz und Entwicklung in slawischen Ländern – von Polen, der Tschechischen Republik und der Ukraine bis hin zum russischsprachigen Zentralasien – bestätigen seine globale Reichweite und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche sprachliche, soziale und politische Kontexte. Als Medium des künstlerischen Ausdrucks, des politischen Dissenses und der Identitätsdarstellung hat Rap in den letzten Jahren die Aufmerksamkeit in der Wissenschaft gewonnen, obwohl das Thema im deutschsprachigen Raum lange Zeit marginalisiert blieb. Vor diesem Hintergrund ist der Sammelband „Rap und die slawischen Sprachen. Interdisziplinäre Zugänge und Erkenntnisse“, herausgegeben von Aleksej Tikhonov und Cristiana Lucchetti, eine bahnbrechende Initiative. Es ist eine Publikation innerhalb der deutschsprachigen Slavistik, die sich systematisch über geographische und disziplinare Grenzen hinweg mit dem Thema Rap in slavischen Sprachen auseinandersetzt. In einzelnen Beiträgen analysieren die Autoren und Autorinnen u. a. Translanguaging, Mehrsprachigkeit, Verwendung der Vulgarismen oder die Rolle der Rapmusik. Der Rezensionsbeitrag soll einen Überblick über sie Struktur und den Inhalt des Sammelbandes geben und seine Relevanz für die zeitgenössische Slawistik, Soziolinguistik und das Studium der Sprache in der Musik bewerten. Darüber hinaus wird untersucht, inwiefern der Band zur Forschung translationaler Identitätskonstruktionen, sprachlicher Hybridität sowie der Rolle von Migrationssprachen im öffentlichen und auch kulturellen Raum beiträgt.

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Bedarf an berufsbezogenen und sprachkommunikativen Fähigkeiten im Bereich akademischer Ausbildung / A Need for Job-Related and Language Communication Skills in Academic Education)

Marzena Będkowska-Obłąk, Schlesische Universität Katowice (ORCID: 0000-0002-6758-7796)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-26 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 389–394

Schlüsselwörter: Berufskommunikation, Fachsprachendidaktik, Outsourcing-Branche

Die Studie thematisiert die zunehmende Bedeutung der sogenannten „Third Mission“ der Hochschulen, welche neben Forschung und Lehre eine dritte zentrale Aufgabe – den Wissens- und Technologietransfer, die Weiterbildung sowie das gesellschaftliche Engagement – umfasst. Das Ziel ist es, die gesellschaftliche Relevanz der Hochschulen zu stärken und den Herausforderungen einer globalisierten Arbeitswelt zu begegnen. Exemplarisch wird die Universität Łódź betrachtet, die durch enge Kooperation mit der regionalen Wirtschaft Fachkräfte für den lokalen Arbeitsmarkt ausbildet. Im Fokus der Untersuchung steht die Frage, welche berufsspezifischen und sprachlichen Kompetenzen im Rahmen der akademischen Ausbildung zu vermitteln sind, um Studierende optimal auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten. Ein zentrales Anliegen bildet das Verständnis institutioneller Kommunikation, insbesondere in Bildungseinrichtungen, Verwaltungen, juristischen Institutionen und internationalen Unternehmen. Dabei wird betont, dass Globalisierung neue sprachliche Strategien in institutionellen Kontexten erforderlich macht. Fachsprache und Fachkommunikation werden nicht nur als Werkzeuge, sondern als integrale Bestandteile von Wissensvermittlung und Fortschritt verstanden. Besondere Relevanz erhält zudem die institutionelle und individuelle Mehrsprachigkeit vor allem im Outsourcing-Sektor. Die sozioökonomische Analyse zeigt Polen als führenden Standort der Outsourcing-Branche, begünstigt durch wettbewerbsfähige Arbeitskosten, technologische Modernisierung und Digitalisierung. Die Studie untersucht, inwieweit philologische Studiengänge den sprachlichen und fachlichen Anforderungen dieser Branche entsprechen und eine stärkere Verknüpfung von Sprach- und Fachwissen fordern. Im Rahmen des Projekts „Sprachenbarometer Łódź 2014–2024“ wurden quantitative und qualitative Untersuchungen zur Sprachverwendung und Kompetenzanforderungen in Outsourcing-Unternehmen durchgeführt. Die Ergebnisse liefern differenzierte Daten zu Sprachkenntnissen, Berufserfahrung und relevanten Sprachfertigkeiten und bilden die Grundlage für die Entwicklung praxisorientierter, berufsrelevanter Studienprogramme. Die gewonnenen Erkenntnisse tragen wesentlich zur Optimierung der akademischen Sprach- und Fachausbildung bei und ermöglichen den Hochschulen, ihre „dritte Mission“ wirksam zu erfüllen.

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Zrozumieć narzędzia, zrozumieć zawód. O roli kompetencji technicznych we współczesnej praktyce przekład / Understanding Tools, Understanding the Profession: On the Significance of Technical Competences in Modern Translation Practice)

Magdalena Duś, Jagiellonen-Universität (ORCID: 0000-0002-5792-4496)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-27 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 395–402

Schlüsselwörter: Übersetzerkompetenz, Translationsdidaktik, Übersetzungstechnologien, Maschinelle Übersetzung, Technische Kompetenzen des Übersetzers

Der dynamische Fortschritt digitaler Technologien in den letzten Jahrzehnten hat den Charakter der sprachbezogenen Berufe grundlegend verändert und zugleich den Status sowie den Umfang der translatorischen Kompetenzen neu definiert. Im Bereich der Translation resultieren diese Veränderungen vor allem aus der Verbreitung computerunterstützter Übersetzungswerkzeuge (CAT), von Übersetzungsspeichern sowie der auf neuronalen Modellen basierenden maschinellen Übersetzung (NMT). Der Beitrag reflektiert die Entwicklung des Begriffs der Übersetzerkompetenz im Kontext des technologischen Wandels und seiner Folgen für die translatorische Praxis und Didaktik. Ausgangspunkt der Analyse bildet die Monographie von Krzysztof Łoboda „Tłumacz w cyfrowym świecie. Kompetencje techniczne tłumacza w praktyce i dydaktyce przekładu tekstów specjalistycznych“ (2024), die einen integrativen Ansatz zur Beschreibung der Rolle von Technologie in Übersetzungs- und Bildungsprozessen darstellt. Die Studie vergleicht klassische Kompetenzmodelle (PACTE, EMT) mit den empirischen Ergebnissen des Autors und zeigt die Verschiebung des Schwerpunkts von sprachlich-kulturellen auf komplexe technologische und prozessuale Kompetenzen. Der zeitgenössische Übersetzer wird als Akteur in einem komplexen technologischen Ökosystem verstanden, in dem er die Rollen des Analytikers, Redakteurs und Informationsmanagers vereint. Technische Kompetenzen – verstanden als Beherrschung digitaler Werkzeuge, Kenntnis der Funktionsprinzipien von Übersetzungssystemen und Fähigkeit zur kritischen Bewertung ihrer Ergebnisse – bilden heute einen zentralen Bestandteil der Professionalisierung des Berufs. Der Artikel betont, dass die Ausbildung von Übersetzern nicht nur den Umgang mit Software, sondern auch die Reflexion über epistemologische und ethische Implikationen des Einsatzes künstlicher Intelligenz in der Translation umfassen sollte. Abschließend wird ein Modell der Translationsdidaktik vorgeschlagen, das sprachliche, kognitive, ethische und technologische Kompetenzen integriert und den aktuellen Tendenzen der Translationswissenschaft im digitalen Zeitalter entspricht.

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Retoryka i ideologia w hasłach politycznych Polski XX i XXI wieku / Rhetoric and Ideology in Polish Political Slogans of the 20th and 21st Centuries)

Mariusz Jakosz, Schlesische Universität Katowice (ORCID: 0000-0001-9606-679X)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-28 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 403–408

Schlüsselwörter: politische Parole, politische Sprache, öffentlicher Diskurs, Rhetorik, Ideologie, politische Kommunikation

Der Beitrag ist der Monographie von Marta Śleziak, „Głosuj, broń, wybieraj. Polskie hasła polityczne z lat 1918–2020“, gewidmet, die eine der umfassendsten und interdisziplinärsten Studien zur Entwicklung der politischen Sprache in Polen darstellt. Ziel des Beitrags ist es, die Bedeutung dieser Publikation für die aktuelle Forschung zur politischen Kommunikation, zur öffentlichen Rhetorik sowie zu den sprachlichen und ideologischen Mechanismen der Konstruktion symbolischer Gemeinschaften aufzuzeigen. Die besprochene Monographie bietet eine diachrone Analyse polnischer politischer Parolen, die sich über mehr als ein Jahrhundert erstreckt: von der Wiedererlangung der Unabhängigkeit im Jahr 1918 bis in das Zeitalter der digitalen Medien. Im Beitrag wird der interdisziplinäre Charakter von Śleziaks Analyse hervorgehoben: Sie verbindet sprachwissenschaftliche, rhetorische, semiotische und kulturwissenschaftliche Perspektiven zu einem kohärenten Modell der Interpretation politischer Sprache. Die Autorin zeigt, dass die politische Parole nicht nur eine sprachliche Form ist, sondern auch einen performativen Akt und einen Träger von Ideologie darstellt – einen Raum, in dem Sprache, Emotion und Macht in eine dynamische Beziehung treten. In ihrem Werk unterscheidet Śleziak drei grundlegende Entwicklungsphasen polnischer politischer Parolen. In der Zeit der Zweiten Republik erfüllten sie eine staatstragende und mobilisierende Funktion, die der nationalen Integration und der Stärkung des bürgerlichen Gemeinschaftsgefühls diente. In der Volksrepublik Polen wandelten sie sich zu einem Element der rituellen Propagandasprache, die durch syntaktische Symmetrie und Depersonalisierung des Ausdrucks gekennzeichnet war und den offiziellen ideologischen Diskurs festigte. Nach 1989 wurden politische Parolen zunehmend kommerzialisiert und personalisiert; sie entwickelten sich zu Instrumenten des politischen Marketings, das auf Emotionen, Imagebildung und mediale Sichtbarkeit ausgerichtet ist. Die Monographie stellt einen wichtigen Bezugspunkt für die gegenwärtige Forschung zur politischen Sprache und zum ideologischen Diskurs im Polen des 20. und 21. Jahrhunderts dar. Zugleich inspiriert sie zu einer weiterführenden Reflexion über die Rolle der Sprache bei der Formung gesellschaftlichen Bewusstseins und nationaler Identität sowie über die Beziehung zwischen Kommunikation, Emotion und Macht in der medialisierten Demokratie.

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Perspektywy glottodydaktyczne dla nauczycieli języków skandynawskich / Glottodidactic Perspectives for Teachers of Scandinavian Languages)

Józef Jarosz, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-7820-667X)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-29 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 409–415

Schlüsselwörter: Glottodidaktik, Sprachunterricht, skandinavische Sprachen, Sprachlehrer, Fremdsprache, Zweitsprache

Den Inhalt des Rezensionsbeitrags macht eine Besprechung des Inhalts und eine Bewertung der praktischen Anwendbarkeit einer Buchpublikation aus, die eine systematische und synthetische Darstellung der Forschungsinhalte und -ergebnisse zu verschiedenen Aspekten und Problemen im Spracherwerb des Dänischen, Schwedischen und Norwegischen als Zweitsprache /Fremdsprache enthält. Die Publikation besteht aus einem Vorwort, einer Einleitung, einem Haupttext, einer Bibliografie, einem Abkürzungsverzeichnis und einem Register. Der Hauptteil setzt sich aus sechs Kapiteln zusammen, die der Darstellung des Forschungsstandes im Bereich der einzelnen Subsysteme der skandinavischen Sprachen gewidmet sind. Kapitel 2 enthält eine Besprechung von Publikationen und ihren Ergebnissen hinsichtlich der phonetischen Ebene der betreffenden Sprachen. Die Literatur zum Erwerb von Wortarten und Wortgruppen ist Gegenstand der Diskussion in Kapitel 3. Das Thema von Kapitel 4 konzentriert sich auf syntaktische Fragen. Der Inhalt von Kapitel 5 besteht aus einer Darstellung des Forschungsstands zum Wortschatzerwerb. In Kap 6. werden didaktische Implikationen für Lehrer und Lerner formuliert, die sich aus den Ergebnissen der besprochenen Publikationen ergeben. Da der polnische Verlagsmarkt nach wie vor keine Publikationen zum Thema Didaktik für den Sprachunterricht der skandinavischen Sprachen anbietet, ist die Monografie als wichtig und notwendig zu betrachten, weil sie im gewissen Grad die Lücke füllt.

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Uniwersum dyskursu z perspektywy lingwistycznej / The Universe of Discourse from a Linguistic Perspective)

Józef Jarosz, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-7820-667X)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-30 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 417–422

Schlüsselwörter: Diskurs, Diskursanalyse, Diskurslinguistik, Kompendium

In dem Rezensionsbeitrag wird ein 923 Seiten zählendes diskurslinguistisches Kompendium aus dem Jahre 2024 besprochen und dessen wissenschaftlicher und praktischer Wert wird einer Analyse unterzogen und bewertet. Die klare Struktur des Werkes umfasst eine Einleitung und den Hauptteil des Bandes, der sich in sieben Teile zu ausgewählten Aspekten und spezifischen Fragestellungen der Diskurslinguistik gliedert. Den Inhalt der thematisch homogenen Teile machen 68 Artikel aus. Die Artikel wurden von Forschern verschiedener Universitäten in Polen verfasst und sind als eigenständige Texte mit Quellenangaben konzipiert. Die einleitenden Artikel thematisieren den philosophischen Ursprung des Diskurses, während das Kapitel „Diskurs und linguistische Teildisziplinen und Methoden“ die Schnittstellen zwischen der Diskursanalyse und zwölf linguistischen Teildisziplinen (u.a. Pragmatik, Soziolinguistik, Textlinguistik, Stilistik) und zwei Untersuchungsmethoden (Inhaltsanalyse, Konversationsanalyse) erörtert. Im Kapitel „Diskurs und linguistische Kategorien“ werden ausgewählte Kategorien aus diskursliguistischer Perspektive beleuchtet. Es geht hier um allgemeine Kategorien aus der Kommunikationswissenschaft (Diskurs und Kommunikation, Diskurs und Kommunikationsstrategien), sowie um linguistische Einheiten (Zeichen, Text, Äußerung, Textsorte, Eigenname) und deren qualitative Merkmale (Stil, Bedeutung, Metapher, Bewertung u.a.). In weiteren Teilen des Bandes wird auf die Problematik der kulturellen Kategorien (Werte, Identität, kollektives Gedächtnis und Stereotypen) sowie Medien und unterschiedliche Lebensbereiche (Religion, Recht, Kunst, Sport, Politik u.a.) aus der Diskursperspektive eingegangen. Das Kompendium ist die erste polnische Übersichtspublikation im Bereich der Diskurslinguistik und wird sich wegen ihrer Komplexität, Aktualität, der synthetischen Darstellung, und der zahlreichen Quellenangaben voraussichtlich einer großen Popularität in Forschung und Lehre erfreuen.

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Medizinische Kommunikation im Fokus: Eine vergleichende Perspektive / A Focus on Medical Communication: A Comparative Perspective)

Marcelina Kałasznik, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-2713-5880)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-31 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 423–429

Schlüsselwörter: medizinische Kommunikation, Gesundheitskommunikation, Fachkommunikation, Diskurs

Bei der medizinischen Kommunikation handelt es sich um einen Forschungsgegenstand, der aus verschiedenen wissenschaftlichen Blickwinkeln untersucht und analysiert werden kann. Seit einigen Jahren kann ein steigendes Interesse an der medizinischen Kommunikation sowohl im Rahmen der Sprachwissenschaft als auch auf dem Feld der Medizin beobachtet werden. In diesem Beitrag wird eine linguistische Neuerscheinung zum Thema der medizinischen Kommunikation vorgestellt und diskutiert. Es handelt sich dabei um den Sammelband „Diskursanalytische Perspektiven auf medizinische Fachkommunikation im europäischen Kontext“, der 2025 von Vahram Atayan, Delphine Choffat, Waldemar Czachur, Ekkehard Felder und Delphine Pasques herausgegeben wurde. Die Publikation dokumentiert Ergebnisse eines Projekts zur sprachvergleichenden Untersuchung von Diskursen im europäischen Kontext und versammelt Studien, die die medizinische Kommunikation unter Heranziehung diskursanalytischer Methoden und Ansätze beleuchtet. Aus der Besprechung des Sammelbandes ergibt sich eine thematische Vielfalt, die die für die Diskursforschung typischen Themen wie z. B. Argumentationsstrukturen, Metaphern, Nominationseinheiten u. v. m. umspannt. In der Neuerscheinung findet man außerdem sowohl Studien, die sich mit der modernen Gesundheitskommunikation beschäftigen, als auch solche, in denen diachronisch vorgegangen wird, indem Korpora historischer Texte (z. B. Pesttraktate) analysiert werden. Der Blick dieses Sammelbandes auf die medizinische Kommunikation charakterisiert sich auch durch eine sprachübergreifende Perspektive, indem fünf europäische Sprachen berücksichtigt werden. Insgesamt kann festgestellt werden, dass es sich um eine interessante und gelungene sprachwissenschaftliche Publikation handelt, in der bestimmte Aspekte und Themenfelder der medizinischen Kommunikation unter Berücksichtigung der diskursanalytischen Sichtweise aufgedeckt werden.

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Pragmatisch orientierte Analysen mit Fokus auf Multimodalität / Pragmatic Analyses with a Focus on Multimodality)

Marcelina Kałasznik, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-2713-5880)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-32 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 431–436

Schlüsselwörter: Pragmatik, Multimodalität, Kommunikationspraktiken, digitale Kommunikation, face-to-face-Interaktion

Seit etwa 20 Jahren ist ein Trend erkennbar, die Multimodalität im Rahmen der Linguistik sowohl bei der Analyse der direkten als auch der digitalen Kommunikation stärker hervorzuheben. Diese Forschungstendenz wird durch die Publikation „Pragmatik multimodal“ repräsentiert, die 2024 im Verlag Narr Francke Attempto in der Reihe „Studien zur Pragmatik“ von Susanne Kabatnik, Lars Bülow, Marie-Luis Merten und Robert Mroczynski herausgegeben wurde und in diesem Beitrag vorgestellt wird. Das Ziel des Sammelbandes besteht allgemein darin, die Forschungslücke im Bereich der pragmatischen Forschung mit Blick auf Multimodalität zu schließen und die Vielfalt pragmatisch orientierter Studien mit Schwerpunkt auf Multimodalität darzustellen. Der Band besteht aus zehn Studien, in denen verschiedene Themen besprochen werden, beispielsweise Negation, Intensivierung, Ironie, Ko-Konstruktion von Veränderung, onomatopoetische Interjektionen, kommunikative Praktiken der Fußballfans, Sprecherwechsel im digitalen Raum, kommunikative Praktiken der Positionierung und Grenzziehung von Wissenschaftler:innen und vieles mehr. Die Materialgrundlagen für die zusammengestellten Studien sind ebenfalls sehr vielfältig. Die Beiträge basieren sowohl auf der Kommunikation im digitalen Raum (z. B. Internet-Memes) als auch auf der direkten Interaktion bzw. deren Aufnahmen (z. B. Gruppenpsychotherapiesitzung). Die in dem Band versammelten pragmatischen Analysen zeigen eindeutig, dass die Fokussierung auf die Multimodalität der Kommunikation einen breiten Einblick in ihre Praktiken und deren Dynamik ermöglicht.

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Texträume und Raumtexte in der gegenwärtigen germanistischen Forschung / Text Spaces and Spatial Texts in Current German Studies Research)

Małgorzata Ewa Płomińska, Schlesische Universität Katowice (ORCID: 0000-0001-6578-5492)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-33 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 437–450

Schlüsselwörter: Linguistic Landscape, Textraum, Raumtexte

Texte begleiten Menschen als Grundeinheiten der Kommunikation überall. In urbanen/öffentlichen Räumen sind sie dabei geradezu allgegenwärtig. Von vielen Menschen werden sie jedoch oft auf routiniesierten Wegen kaum wahrgenommen. Auch in linguistischen Forschungen wurde urbanen Texten lange wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Seit einiger Zeit widmet jedoch eine junge sprachliche Disziplin – die Landscape Linguistcs – mehr Interesse Texten dieses Typs und untersucht sie aus verschiedenen Perspektiven und versucht Fragen zu beantworten wie: Wie kommuniziert die Stadt mit den Bewohnern/Besuchern und auf welche Art und Weise macht sie sie auf Texte aufmerksam, wie kommunizieren Menschen miteinander in einem (urbanen) Raum, wie wirkt sich der öffentliche Raum, der oft eine mehrsprachige, kulturell differenzierte semiotische Landschaft darstellt, auf die Ausgestaltung der Texte/den Verlauf der Kommunikation. Überlegungen zu solchen Themen präsentiert der im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in der Reihe Fields of Linguistics – Aktuelle Fragestellungen und Herausforderungen 2025 erschienene, von Regina Bergmann und Joanna Szczęk herausgegebene Band „Texträume und Raumtexte intermedial“, der in 16 thematisch geordneten Beiträgen Resultate der wissenschaftlichen Zusammenarbeit von WissenschaftlerInnen der Universität Wrocław und der Technischen Universität Dreseden dokumentiert.

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Eine Wiederentdeckung wert – Michel Bréal, Sprachwissenschaftler und Mittler zwischen Deutschland und Frankreich / Michel Bréal, Linguist and Mediator between Germany and France – Worth Rediscovering)

Georg Schuppener, Universität der Hl. Cyril und Method Trnava (ORCID: 0000-0002-8945-4601)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-34 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 451–455

Schlüsselwörter: Michel Bréal, Semantik, Sprachwissenschaft, Marathonlauf

Die Rezension würdigt den von der Michel-Bréal-Gesellschaft veröffentlichten Sammelband, der dem unverdientermaßen weitgehend vergessenen deutsch-französischen Sprachwissenschaftler Michel Bréal (1832–1915) mehr Aufmerksamkeit verschaffen soll. Bréal leistete Wegweisendes für die moderne Sprachwissenschaft, wirkte als Mittler zwischen Deutschland und Frankreich und gilt als Erfinder des olympischen Marathonlaufs. Die Publikation enthält acht Beiträge, die verschiedene Facetten von Bréals Wirken beleuchten, das weit über die Sprachwissenschaft hinausging und sich unter anderem auf eine Bildungsreform in Frankreich ausrichtete. Einige Beiträge behandeln Bréals Biografie, seine deutsch-französisch geprägte Herkunft, sein Studium in Paris und Berlin sowie seine leidvollen Erfahrungen aufgrund der Spannungen im deutsch-französischen Verhältnis. Obwohl er Jahrzehnte lang Lehrstuhlinhaber am Collège des France war und sich um den deutsch-französischen Wissenschaftstransfer bemühte, geriet Bréal auch wegen seines unpopulären Einsatzes für die Verständigung in Vergessenheit und starb 1915 weitgehend unbeachtet. Ein zentrales Thema ist Bréals wichtigstes Werk, der „Essai de sémantique“ von 1897. Bréal gilt wegen dieses Werkes als wichtiger früher Repräsentant einer synchronen Sprachwissenschaft. Seine friedenspolitischen Bemühungen, sein didaktisches Erbe im französischen Bildungswesen und die historische Einordnung seiner Idee des Marathonlaufs werden ebenfalls detailliert behandelt. Die einzelnen Beiträge geben ein lebendiges Bild eines herausragenden Wissenschaftlers, dessen Engagement vor dem Hintergrund nationalistischer Spannungen die Grenzen des Einzelnen aufzeigt und dessen Thematik auch heute noch aktuell ist.

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Bericht über die Internationale Jubiläumstagung „Quo vadis, germanistische Linguistik? – Aktuelle Fragestellungen und Forschungsfelder“ (= Linguistische Treffen in Wrocław X), 11.–13. September 2025, Institut für Germanistik, Universität Wrocław

Aleksandra Molenda, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0001-9309-9289)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-35 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 459–461

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Bericht über die internationale Tagung „Diskurse der Nachhaltigkeit. Sprachliche Perspektiven auf Ökologie und Gesellschaft“, Universität Salerno, 7.–8. Oktober 2025

Joanna Szczęk, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0001-8721-6661)

DOI: 10.23817/lingtreff.28-36 (online zugänglich: 2025-12-15)

S. 463–466

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