• Linguistische Treffen in Wrocław •

ISSN: 2084-3062 • e-ISSN: 2657-5647 • DOI: 10.23817/lingtreff • Absprungrate: 36% (2024)

„Schreien Sie über Funk, wenn Sie bereit sind!“ Über Emotionen im Soziolekt der Eisenbahner / “Shout Over the Radio, when You Are Ready!” Of Emotions in Railwayman’s Sociolect)

Olga Kowalczyk, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-6116-2068)

DOI: 10.23817/lingtreff.19-10 (online zugänglich: 2021-06-17)

S. 149–165

Schlüsselwörter: Soziolekt der Eisenbahner, Professiolekt, Soziolekt-Typologie, Stanisław Grabias, Emotionen in der Sprache

Die Untersuchungen über den Bahn-Wortschatz im Polnischen wurden in den 70er Jahren des 20. Jh. in Gang gebracht. Am häufigsten wurden die Eigennamen der Bahnverbindungen der Analyse unterzogen (Chrematonyme), die aus offiziellen Informationsquellen (Fahrpläne) exzipiert wurden. Die Forschungen über den Bahn-Soziolekt haben aber eine kürzere Tradition, denn bisher stützten sie sich im Grunde genommen ausschließlich auf den Artikel Żmigrodzki (2006). Der Forschungsbereich sollte demnach um weitere Aspekte erweitert werden. In Anlehnung an die funktionale Typologie der Soziolekte von Stanisław Grabias werden der Status und die Rolle der von Eisenbahnangestellten gebrauchten Sprache analysiert. Im Beitrag wirde der Forschungsstand ausführlich besprochen. Darüber hinaus wird auf Publikationen der polnischen Sprachwissenschaftler aus dem 20. und 21. Jh. hingewiesen, die die Analyse von sprachwissenschaftlichen Begriffen des Polnischen im Bereich des Bahn-Wortschatzes betreffen. Es werden außerdem Informationsquellen präsentiert, die für Untersuchungen über den Soziolekt der Eisenbahnangestellten verwendet werden können, darunter die offiziellen – z. B. Wörterbücher oder Zeitschriftenartikel und die inoffiziellen – z. B. Internetforumseinträge). Jede der dargestellten Quellen wird charakterisiert. Im Beitrag wird besonders viel Aufmerksamkeit der Analyse von Ausdrücken in der gesprochenen Sprache geschenkt. Die im Rahmen der soziolinguistischen Untersuchungen gesammelten Korpusbelege stammen aus den Jahren 2017–2020. Wegen der Corona-Pandemie musste aber die Forschung unterbrochen werden. Das erklärte Ziel der Forschung war es zu untersuchen, ob der Soziolekt der Eisenbahnangestellten den emotionalen Charakter hat und falls ja, wie die Emotionen in diesem Soziolekt zum Ausdruck gebracht werden. Das gesammelte Untersuchungsmaterial (150 Aussagen) wurde in 6 Gruppen unterteilt. Die Untersuchungen haben ergeben, dass der von Eisenbahnangestellten gebrauchten Sprache kein expressiver Charakter zuzuschreiben ist und die in den Aussagen ausgedrückten Emotionen für einzelne Sprecher distinktiv sowie situationsbedingt sind (Sie treten in Ausnahmesituationen auf.). Der im theoretischen Teil angenommenen Voraussetzung gemäß ist der Bahn-Soziolekt ein Beispiel für Professiolekt und seine Funktion hat den professionell-kommunikativen Charakter. Er fungiert also als präzise und möglichst schnelle Gedankenvermittlung offener Natur. Der primäre Denkansatz, dass die Sprache der Eisenbahnangestellten ein Beispiel für Berufsjargon sei, erwies sich also als falsch.

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