• Linguistische Treffen in Wrocław •

ISSN: 2084-3062 • e-ISSN: 2657-5647 • DOI: 10.23817/lingtreff • Absprungrate: 36% (2024)

Was kann uns schwache sprachliche Synästhesie über „starke synästhetische Metapher“ sagen? Schwache vs. starke Synästhesie im Deutschen und deren Problemstellen veranschaulicht am Beispiel des Lexems Freude / What Can Weak Linguistic Synaesthesia Tell us about “Strong Synaesthetic Metaphor”? – Weak vs. Strong Synaesthesia in German and its Problematic Issues Exemplified on the Analysis of the Lexeme Freude)

Przemysław Staniewski, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-1903-6316)

DOI: 10.23817/lingtreff.19-18 (online zugänglich: 2021-06-17)

S. 303–326

Schlüsselwörter: Metapher, Metonymie, Sinneswahrnehmung, kontextuelle Einbettung

Die Synästhesie ist zweifellos eine sehr komplizierte und komplexe Erscheinung. Nicht nur ihr Wesen, sondern auch ihre Definition scheint viele Schwierigkeiten im neurokognitiven und vor allem sprachlichen Bereich zu bereiten. Sowohl die schwache als auch die starke sprachliche Synästhesie wird jedoch pauschal als Metapher betrachtet. Der erste Teil des Beitrags zielt darauf ab, zunächst die definitorischen mit der Synästhesie verbundenen Probleme sowie ihre Typen aus neurokognitiver Perspektive darzustellen. Ferner werden unterschiedliche Herangehensweisen hinsichtlich ihres sprachlich-konzeptuellen Wesens samt ihren theoretischen und analytischen Problemstellen präsentiert, die sich vor allem auf die Betrachtung der sowohl schwachen als auch starken sprachlichen Synästhesie als Metapher (seltener wird sie als Metonymie, Metaphtonymie oder keine der genannten interpretiert) beziehen. Es wird gezeigt, dass sich die schwachen synästhetischen Ausdrücke aus dem theoretischen Blickwinkel eindeutig als Metaphern klassifizieren lassen, wobei eine eindeutige Kategorisierung der starken Synästhesie nicht offensichtlich ist. Anschließend wird in dem zweiten Teil des Beitrags auf der Basis der Kookkurrenzen des Lexems Freude im Korpus demonstriert, dass sich die scheinbar unkomplizierten Fälle der schwachen sprachlichen Synästhesie von der interpretatorischen Seite her ebenso als problematisch erweisen. Je nach der kontextuellen Einbettung können sie als Metaphern oder Metonymien (unterschiedlicher Art) betrachtet werden. Dies führt zum folgenden Schluss: Wenn die schwachen synästhetischen Ausdrücke nicht eindeutig als Metaphern angesehen werden können, umso mehr sollte man die starken sprachlichen Synästhesien nicht pauschal als Metaphern klassifizieren. In solch einem komplexen Bereich wie die Sinneswahrnehmung ist die kontextuelle Einbettung für die Kategorisierung eines synästhetischen Ausdrucks von fundamentaler Bedeutung.

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