Sprachwissenschaftliche Forschung in Polen und Deutschland nach der Wende / Linguistic Studies in Poland and Germany after the Fall of the Berlin Wall)
DOI: 10.23817/lingtreff.20-31 (online zugänglich: 2021-12-09)
S. 423–430
Schlüsselwörter: Germanistik, linguistische Forschung in Polen, Forschungstraditionen, aktuelle und künftige Untersuchungsbereiche
Der Beitrag will eine Bestandsaufnahme der Germanistik durchführen und insbesondere die Entwicklung der sprachwissenschaftlichen Forschung in Polen in den letzten 30 Jahren rekapitulieren. Dies geschieht anhand einiger Studien aus einem vorzustellenden Sammelband, in denen sowohl Forschungstraditionen als auch aktuelle Untersuchungsbereiche diskutiert und Reflexionen über künftige Fragen angestellt werden. Grundsätzlich greifen die Abhandlungen des Bandes vor der Folie differenzierter Textsorten verschiedene Aspekte sprachwissenschaftlicher Forschung auf. So werden Einsätze argumentativen Handelns und die Mittel textuellen Exponierens in deutschen und polnischen Politikerreden untersucht; ferner bilinguale Verständigungsdiskurse in Pressetexten sowie die typographische Gestaltung der Textsorte Glückwünsche im deutsch-polnischen Vergleich analysiert. Eine Studie widmet sich dem Ertrag der germanistischen Sprachwissenschaft für die DaF-Didaktik in Polen, zwei andere befassen sich mit grammatischen Fragen: zum einen mit dem Modalverb sollen in reportativer Funktion in Interrogativsätzen, zum anderen mit polnischen und deutschen Phrasen mit temporaler Bedeutung im Prozessrecht, um wesentliche interlinguale Unterschiede aufzudecken, die translatorische Probleme und Fehler verursachen können. Zwei Artikel stellen den heutigen Stand der Forschung auf dem Gebiet der kontrastiven Linguistik und der linguistischen Diskursforschung der Polonistik und Germanistik in Polen dar. Wieder zwei andere Beiträge haben historische Bezüge, wobei der eine den wolgadeutschen Sprachgebrauch in den 20er- und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts untersucht. Der andere resümiert, wie das in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts formulierte Postulat Sprachgeschichte als Textsortengeschichte in der deutschen und polnischen Forschung umgesetzt wurde. Ergänzt wird das Themenspektrum durch linguistische Überlegungen aus den drei Nachbarländern Deutschland, der Slowakei und der Ukraine. Besondere Aufmerksamkeit verdienen schließlich die Selbstbiographien zweier namhafter Germanisten und zugleich Sprachwissenschaftler, Frau Prof. Ulla Fix und Herrn Prof. Hans-Werner Eroms.