• Linguistische Treffen in Wrocław •

ISSN: 2084-3062 • e-ISSN: 2657-5647 • DOI: 10.23817/lingtreff • Absprungrate: 36% (2024)

Zur Erschließung von Kultur in literarischen Texten aus translationsrelevanter Sicht (am Beispiel der deutschen Übersetzung der Erzählung „Таку вже Бог долю судив“ von Mychajlyna Roschkewytsch) / On the Problem of Detection of Culture in Literary Texts from the Translation­ Relevant Perspective (on the Material of the German Translation of the story “The Destiny was in the hands of God” by Mikhailina Roshkevich))

Tetiana Liashenko, Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw (ORCID: 0000-0001-9751-2173)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-7 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 121–131

Schlüsselwörter: Kulturbegriff, kulturelle Bedeutungen, der literarische Text, integratives Megakonzept

Die „kulturelle Wende“ in der Translationswissenschat lässt die Translation als Kulturtransfer, als Mittel der interkulturellen Kommunikation betrachten. Was ist aber unter Kultur zu verstehen? In welcher Form werden kulturspezifische Handlungsweisen, Bedeutungen und Weltbilder in den Texten repräsentiert? Die Fragen bleiben immer noch strittig und offen. Der Beitrag ist der Frage der Erschließung und Interpretation kultureller Bedeutungen im literarischen Ausgangstext und deren Wiedergabe im Zieltext gewidmet. Um diese Frage zu beantworten, wird der meist intuitiv gebrauchte und aus anderen Wissenschaften „hinzugewanderter“ Begriff der Kultur aus der translationsrelevanten Perspektive systematisch erfasst. Auf Grund der Analyse der bestehenden Auffassungen wird im Aufsatz die eigene translatorische Definition des Kulturbegriffs entwickelt. Diese ermöglicht das Modellieren des kulturellen Hintergrundwissens des Übersetzers, damit er kulturelle Bedeutungen im Ausgangstext verstehen und diese adäquat im Zieltext wiedergeben kann. Im Rahmen des kognitiv-kommunikativen Ansatzes wird der literarische Text als ein integratives Megakonzept aufgefasst, welches eine hierarchische Struktur mit drei Schichten aufweist: einer begrifflichen, einer bildlichen und einer wertenden. An einem ukrainischen literarischen Text und deren deutschen Übersetzung wird die Anwendung der Methodik des Schichtmodells des Konzeptes zur Erschließung kultureller Bedeutungen veranschaulicht. Anhand der vergleichenden Analyse des ukrainischen Ausgangstextes und des deutschen Zieltextes werden Beispiele für kulturelle Asymmetrien behandelt und übersetzerische Lösungen zur Überbrückung kultureller Unterschiede besprochen. Die Ergebnisse der Arbeit sind, dass sich kulturelle Bedeutungen auf allen drei Schichten des integrativen Megakonzeptes des literarischen Textes erschließen lassen. Auf begrifflicher Schicht werden denotative Bedeutungen von expliziten Kulturelementen im Text analysiert. Bildliche Schicht setzt die Entschlüsselung von kognitiven Metaphern voraus, die zu Grunde von sprachlichen Bildern liegen. Auf wertender Schicht werden kulturelle Bedeutungen anhand der Analyse impliziter und expliziter Bewertungshandlungen erschlossen. Der Vergleich des integrativen Megakonzeptes des Beispieltextes und dessen Wiedergabe in der Übersetzung lässt die meisten Inkongruenzen in der bildlichen Schicht infolge gewisser Nichtdeckungsgleichheit in den Weltbildern der ukrainischen und deutschen Sprach- und Kulturgemeinschaften nachweisen.

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