Funktionsverbgefüge – definitorische Abgrenzung, wissenschaftliche Verortung und funktionales Potenzial in der Kommunikation / Functional Verb Structure – Definitional Delimitation, Scientific Location and Functional Potential in Communication)
DOI: 10.23817/lingtreff.21-27 (online zugänglich: 2022-07-06)
S. 465–471
Schlüsselwörter: Funktionsverbgefüge, Grammatik, Phraseologie
Bei Funktionsverbgefügen (= FVG) handelt es sich um ein Phänomen, das in der germanistischen Sprachwissenschaft weiterhin kontrovers diskutiert wird. Trotz der relativ langen Forschungstradition, die in die 1960er Jahre zurückreicht, gibt es Unstimmigkeiten in Bezug auf die Definition dieser Erscheinung, deren Verortung im Sprachsystem (Zuordnung zur Grammatik einerseits oder zur Phraseologie andererseits) und deren Funktionen in der Kommunikation. Dieses Problem scheint in der Linguistik wahrgenommen zu werden, wovon die im Jahre 2021 beim Verlag de Gruyter veröffentlichte Monographie von Volker Harm zeugt. Im vorliegenden Beitrag wird die neu erschienene Monographie von Volker Harm und ihre Leistung für die germanistische Forschung in diesem Bereich besprochen. Die hier vorgestellte Untersuchung setzt sich zum Ziel, einen Neuansatz für die Betrachtung von FVG zu entwerfen. Dabei wird bei der Beschreibung von FVG auf die Theorie der Konstruktionsgrammatik und ausgewählte Konzepte der lexikalischen Semantik zurückgegriffen. Es werden verschiedene Merkmale, die den FVG traditionellerweise in der Forschung zugeschrieben werden, eingehend analysiert und im Rückgriff auf die Fachliteratur sowie ausgewählte Beispiele der Verwendung von FVG ausgewertet. Zum zentralen Kriterium für die Herausbildung der Kategorie FVG wird der Typ der Verbindung zwischen dem Nomen und dem Verb, genauer gesagt die Implikation Nominalbedeutung → Gesamtbedeutung erhoben, wodurch sich FVG als eine eigenständige Klasse von Nomen-Verb-Verbindungen unterscheiden lässt.