• Linguistische Treffen in Wrocław •

ISSN: 2084-3062 • e-ISSN: 2657-5647 • DOI: 10.23817/lingtreff • Absprungrate: 36% (2024)

Sprachliche Unhöflichkeit in der polnischen Politik: Krystyna Pawłowicz’ Invektiven auf Twitter / Verbal Impoliteness in Polish Politics: Krystyna Pawłowicz’ Invectives on Twitter)

Michał Smułczyński, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-3699-4724)

DOI: 10.23817/lingtreff.22-18 (online zugänglich: 2023-01-23)

S. 275–287

Schlüsselwörter: sprachliche Unhöflichkeit, Twitter, politischer Diskurs

Den soziologischen Wissenschaften zufolge verfügt jeder Mensch über ein Gesicht, das den positiven, für sich durch die Verhaltensstrategie erworbenen sozialen Wert bildet (vgl. Goffman 1955, 1967). Gesicht wird durch verschiedene soziale Prozesse beeinflusst, wobei Unhöflichkeit zu den wichtigsten Bedrohungsfaktoren gehört (vgl. Szczęk 2018). Der sprachlichen Unhöflichkeit in der polnischen Politik ist der folgende Beitrag gewidmet, in dem Twitter-Einträge von Krystyna Pawłowicz analysiert wurden. Diese Jura-Professorin, ehemalige Parlamentsmitgliederin und jetzige Richterin des polnischen Verfassungsgerichts, die zu den aktivsten Politikerinnen in sozialen Medien gehört, ist für ihre manchmal aggressive und beleidigende Ausdrucksweise bekannt. Für diese Studie wurden 49 Tweets gesammelt, die dann in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Die eine bilden Beispiele konventionalisierter Unhöflichkeit, während die zweite aus Beispielen der implizierten Unhöflichkeit besteht. Die Analyse hat gezeigt, dass Pawłowicz fast ausschließlich die Oppositionspolitiker (darunter oft Donald Tusk) und Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft ins Visier gefasst und ihr quality face und relational identity face angegriffen hat. Sie hat versucht, das Aussehen, Fähigkeiten, politische Kompetenzen oder sexuelle Orientierung der Adressaten in einem schlechten Licht zu zeigen. Eine aggressive Illokution soll nicht nur zur Zerstörung der Welt und des Wertesystems des Hörers führen, sondern kann auch durch Kampf um Macht motiviert sein. Krystyna Pawłowicz’ Angriffe auf die Opposition sind ebenfalls der politischen Motivation nicht beraubt. Aus der affektiven und zugleich zwingenden Funktion ihrer Aussagen und daraus resultierenden Herabsetzung der politischen Gegner kann sie Profite ziehen.

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