Form-Fokus versus Inhalts-Fokus: Zur Nutzung von CALL+ als Instrument zwecks Bestimmung des optimalen Kontextualisierungsgrades beim L2-Lexik-Lernen / Form Focus versus Content Focus: On the Use of CALL+ as an Instrument for Determining the Optimal Degree of Contextualization in L2 Lexical Learning)
DOI: 10.23817/lingtreff.23-5 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 81–98
Schlüsselwörter: L2-Lexikerwerb, Lexikalität, Textualität, Lerneffizienz
Die Kontroverse Form-Fokus versus Inhalts-Fokus bzw. Lexikalität versus Textualität und die Relevanz des jeweils gewählten Kontextualisierungsgrades des Lehrstoffes für den erfolgreichen L2-Wortschatzerwerb gilt nach wie vor als ungelöst. Während Krashen mit seiner Input-Hypothese (1985 ff.) und die daran anknüpfenden Arbeiten (wie Wu 2010, Yang 2011, Jergerski 2021, Lichtman/VanPatten 2021, Lo- wen 2021) die inhaltsbezogene Wortschatzarbeit befürworten, plädieren Laufer (u. a. 2009, 2010, 2017a, b), Spada (2011), Shintani (2013), Yang/Shintani/Li/Zang (2017), Kang/Sok/Han (2019), Sima (2019), McLean/Stoeckel (2021), Soodmand (2021) und andere Vertreter der modernen Sprachlehrforschung dafür, der formorientierten Wortschatzarbeit deutlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Einer der Hauptgründe für diese Divergenz dürfte darin liegen, dass viele empirische Studien nur eine kleine Datenbasis von wenigen Testvokabeln in zudem zeitlich sehr begrenzten Beobachtungszeiträumen erfassen, was verallgemeinerbare Aussagen von vorneherein stark einschränkt. Der vorliegende Beitrag greift dieses Problem auf und diskutiert die Möglichkeiten einer computergestützten longitudinalen Analyse und Optimierung der komplexen Lernkonditionen des L2-Lexikerwerbs. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, inwieweit der Kontrast von Kontextisolierung versus Kontextintegration des lexikalischen Lernstoffes die Lerneffizienz und den Lernerfolg beeinflusst. Die in der präsentierten Pilotstudie erhobenen empirischen Daten (basierend auf über 107.000 computergestützt erfassten Lexiklern- u. Reaktivierungsdatensätzen) und deren systematische Analyse belegen, dass die Abhängigkeit der lexikalischen Lern- und Reaktivierungsleistung vom gewählten Grad der Kontextualisierung offensichtlich deutlich geringer ist, als sowohl von Vertretern der Input-Hypothese als auch von Befürwortern der Form-Fokussierung propagiert wird.