Język rusiński we współczesnym krajobrazie językowym Dolnego Śląska / The Rusyn language in the contemporary linguistic landscape of Lower Silesia)
DOI: 10.23817/lingtreff.24-31 (online zugänglich: 2024-01-24)
S. 447–466
Schlüsselwörter: Rusinisch, Lemken, Sprachlandschaft, Niederschlesien, Phonetik
Das Ziel des Beitrags ist es die Präsenz des Rusinischen in der gegenwärtigen Sprachlandschaft der Region Niederschlesien zu prüfen. Rusinisch ist die Muttersprache von Lemken, einer ostslawischen ethnischen Gruppe, die ursprünglich die polnisch-ukrainisch-slowakische Grenzgebiete in Karpaten bewohnte. Unterschiedliche politische Ereignisse haben immer wieder Migrationen der Rusinen provoziert. Heutzutage gibt es rusinische Siedlungen in vielen Regionen bzw. Städten Europas und Nordamerikas. In Mitteleuropa gehören u.a. Ruski Krstur in der serbischen Vojvodina, Ştiuca im rumänischen Banat, Kleindörfer im nordöstlichen Ungarn, um das slowakische Prešov und ukrainische Užhorod sowie vielerorts in Polen zu den wichtigsten. Sowohl in der Vojvodina als auch in der Slowakei ist die institutionell-politische Situation der rusinischen Sprachgemeinschaft am günstigsten, was auch innerhalb ihrer Siedlungen relativ reiche Präsenz der Sprache in öffentlichen Räumen zu Folge hat. Die gegenwärtige Anwesenheit rusinischsprachiger Lemken in Niederschlesien ist vor allem Folge einer Vertreibungsaktion aus dem Jahre 1947. Sie leben einerseits in größeren Zentren wie z.B. Breslau oder Liegnitz, wo sie aber keine geschlossenen Gruppen bilden können, und andererseits in kleinen Dörfern im westnördlichen Teil der Region, wo sie in Dörfern wie Patoka oder Michałów stets absolute Mehrheit der Einwohner sind. Allerdings ist die Präsenz der rusinischen Sprache in den öffentlichen Räumen der dortigen Sprachlandschaft sehr begrenzt, was durch mehrere soziolinguistische Faktoren determiniert wird. Eine besondere Stelle in dieser Landschaft nehmen die Friedhöfe in Modła und Zimna Woda ein, wo in den Grabinschriften nicht nur rusinische Lexik manifestiert wird, sondern auch orthographische Instabilitäten und hybride Formen, die den Sprachkontakt Rusinisch–Polnisch bzw. Rusinisch–Ukrainisch illustrieren, zu erkennen sind.