Militärische Fachsprache in literarischen Kriegstagebüchern am Beispiel von „Schreib das auf, Kisch!“ von Egon Erwin Kisch / Military Language in Literary War Diaries on the Example of “Schreib das auf, Kisch!” by Egon Erwin Kisch)
DOI: 10.23817/lingtreff.25-4 (online zugänglich: 2024-07-23)
S. 71–90
Schlüsselwörter: militärische Fachsprache, Tagebuch, Kriegsalltag, Soldat
Den Gegenstand der Ausführungen im vorliegenden Beitrag bildet militärische Fachsprache, die über konkrete Begriffe verfügt und zur Entwicklung einer bestimmten Terminologie beigetragen hat. Diese Fachsprache ist sehr bedeutsam, denn sie unterstützt die Verständigung unter den Mitgliedern der Armee eines Landes und zwischen den Armeen der Welt. Außerdem gibt uns die Sprache der Soldaten bzw. der Wehrpflichtigen einen tieferen Einblick in die Lebensweise des Militärs, weil Sprache und Gesellschaft eng zusammenhängen. Mit diesem Beitrag wird ein Versuch unternommen, eine Lücke im Bereich der Studien zur militärischen Fachsprache zu schließen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, wie militärische Fachsprache in der Textsorte ‚Tagebuch‘, der unmittelbarsten Form der autobiografischen Aufzeichnung, aufgearbeitet wird. Im theoretischen Teil wird zuerst militärische Fachsprache näher definiert. Dann werden ihre grundlegenden lexikalisch-semantischen und morphologisch-syntaktischen Eigenschaften behandelt. Als Untersuchungskorpus dient das literarische Kriegstagebuch „Schreib das auf, Kisch!“ des österreichischen und später tschechoslowakischen Schriftstellers und Journalisten Egon Erwin Kisch, der den Kriegsalltag schildert, den er als Soldat in den Jahren 1914–1915 erlebte. Die Analyse der authentischen Aufzeichnungen eines Soldaten lässt die Kriegserfahrungswelt untersuchen, die in der Form eines Tagebuchs dokumentiert ist und den militärischen Sprachgebrauch der jeweiligen Zeit in unterschiedlicher Intensität reflektiert. Im analytischen Teil wird einerseits auf den militärsprachlichen Fachwortschatz eingegangen, der ein breites Spektrum an Bereichen umfasst, die militär-organisatorische, operativ-taktische, technische und andere Inhalte betreffen und die das Wesen des Militärs besonders kennzeichnen. Andererseits werden auch bildhafte Wortprägungen und Redensarten untersucht, die dem Soldatenjargon zuzuordnen sind, die durch einen spezifisch soldatischen Humor geprägt sind. Die durchgeführte Analyse lässt unterschiedliche Verwendungsweisen militärischer Fachsprache in Kischs Tagebuch erkennen, die von einer nüchternen und objektiven über die oft stark emotionsgeladene bis zur humorvollen, bisweilen ironischen reichen.