Weingeschmack und -geruch im önologischen Diskurs. Eine Analyse anhand der Weinwerbungstexte / Taste and Smell of Wine in Oenological Discourse. An Analysis Based on the Wine Advertising Texts)
DOI: 10.23817/lingtreff.25-6 (online zugänglich: 2024-07-23)
S. 105–115
Schlüsselwörter: Weingeschmack, Weingeruch, Verbalisierungsstrategien
Der Mensch nimmt die Außenwelt im Wesentlichen mit seinen fünf Sinnen wahr. Sehen, Hören, Tasten, Riechen und Schmecken sind die Werkzeuge unserer persönlichen, subjektiven Interpretation der Welt. Um mit anderen in einen Dialog treten zu können, versucht man, eigene Sinneswahrnehmungen zu verbalisieren. In den meisten westlichen Kulturen stellt die Versprachlichung von Geschmack und Geruch eine besondere Herausforderung dar, verglichen mit der Versprachlichung anderer Sinneseindrücke. Dies zeigt sich besonders deutlich bei der Verbalisierung der Geschmacks- und Geruchsempfindungen, die bei einer Weinverkostung auftreten. Ein in Geschmack und Aroma so komplexes Phänomen wie Wein lässt sich nämlich nur schwer in Worte fassen. Eine der Hauptaufgaben der Produkttexte, die hierfür der Analyse unterzogen werden, besteht darin, das Zielpublikum mit den olfaktorischen und gustatorischen Eigenschaften des Weins vertraut zu machen, indem eine Reihe von relevanten Weingeschmacks- und -aromaausdrücken verwendet wurden. Eine der Hauptfunktionen der Produkttexte, die das Untersuchungsmaterial dieses Artikels bilden, besteht darin, das Zielpublikum mit den aromatischen und geschmacklichen Merkmalen des Weins vertraut zu machen, und zwar durch die Verwendung einer Reihe von präzisierenden Begriffen, die häufig im übertragenen Sinne verwendet werden. Ziel dieses Artikels ist es, Beschreibungsmethoden von Weingeschmack und -aroma in produktbegleitenden Werbetexten vorzustellen. Das Fehlen eines spezifischen, ausdifferenzierten Vokabulars zur angemessenen Beschreibung von Geschmack und Geruch führt dazu, dass die gustatorischen und olfaktorischen Qualitäten von Wein häufig sinnbildlich durch kognitive Mechanismen kompensiert werden. Anhand der Analyse von Produktbeschreibungen in Weinkatalogen wird gezeigt, wie die Geschmacks- und Geruchsempfindungen von Wein trotz des Mangels an einer adäquaten Geschmacks- und Aromalexik vermittelt werden können.