• Linguistische Treffen in Wrocław •

ISSN: 2084-3062 • e-ISSN: 2657-5647 • DOI: 10.23817/lingtreff • Absprungrate: 35% (2022)

Texte, die in der Zeitschrift „Linguistische Treffen in Wrocław“ veröffentlicht werden, stehen allen Nutzern im Open Access auf Grund der Lizenz CC BY-SA zur Verfügung.

Linguistische Treffen in Wrocław

Heft 20 (2021): II

Herausgegeben von: Iwona Bartoszewicz (Univeristät Wrocław), Joanna Szczęk (Universität Wrocław), Artur Tworek (Univeristät Wrocław)

Inhalt
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Entwicklungstrends und Forschungsperspektiven im Bereich der Linguistik. Überblick anhand der Zeitschrift „Linguistische Treffen in Wrocław“ / Development Trends and Research Perspectives in the Field of Linguistics. Overview Based on the journal “Linguistische Treffen in Wrocław”

Joanna Szczęk, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0001-8721-6661)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-1 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 21–34

Schlüsselwörter: „Linguistische Treffen in Wrocław“, wissenschaftliche Zeitschrift, Forschungstrends, Linguistik, linguistische Zeitschrift

„Linguistische Treffen in Wrocław“ ist eine wissenschaftliche Zeitschrift, die am Institut für Germanis- tik der Universität Wrocław in Polen seit 2007 in der wissenschaftlichen Welt anwesend ist. 13-jährige Tätigkeit der Redaktion wird in Form von 20 Bänden der Zeitschrift nachgewiesen. Die Zeitschrift ist ein Organ, die den Forschern aus aller Welt eine wissenschaftliche Diskussionsplattform anbietet. In 20 Bänden der Zeitschrift wurden bisher 573 wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht, die diversen Fragen der Linguistik gewidmet sind und die breite Forschungsvielfalt der Linguistik veranschaulichen. 194 Texte stammen von den Forschern aus dem Ausland. Die Autoren der Beiträge stammen aus 20 Ländern der Welt und 3 Kontinenten. Der Autorenkreis wird ständig erweitert. Die Redaktion bemüht sich auch, die höchsten Standards in der Redaktionsarbeit einzuführen. Der Beitrag liefert einen Überblick über die bisherige Leistung der Redaktion von „Linguistischen Treffen in Wrocław“ und deren Autoren. Besondere Aufmerksamkeit verdienen Mechanismen zur Sicherung der Qualität sowie Strategien zur Erhöhung der Sichtbarkeit und Anerkennung der Zeitschrift in der wissenschaftlichen Welt, die darin zu sehen sind, dass „Linguistische Treffen in Wrocław“ zu einem wichtigen Publikationsorgan der germanistischen Linguisten geworden sind.

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Uwagi wstępne do analizy komunikacji na forach fanów tenisa ziemnego / Introductory Remarks to the Analysis of Communication on Tennis Fan Forums

Magdalena Duś, Jagiellonen-Universität (ORCID: 0000-0002-5792-4496)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-2 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 35–55

Schlüsselwörter: Tennis-Forum, Fankommunikation, Sprache von Fans

Die rasante Entwicklung der Kommunikation im digitalen Raum führt zur Entstehung neuer, medienkonstituierter Textsorten als Informationsquelle und Kommunikationspraktiken, in denen sich die Identität der Fans auch sprachlich manifestiert. Zum Diskussionsgegenstand des vorliegenden Beitrags wird die Fankommunikation in Tennis-Foren und die sprachliche Ausdrucksweise der Forenuser mit ihrer Spezifik. Zum Zweck der einleitenden Analyse der Sprachebene werden die Einträge aus einem deutschen und einem polnischen Tennisforum in Betracht gezogen. Dabei werden die strukturellen und netzwerkspezifischen Bestandteile eines Forums berücksichtigt, die ohnehin die Kommunikationsstrategien von Fans determinieren können. Den Ausgangspunkt der Überlegungen bildet die Frage nach der Definition des Fans- und Fandomprofils in der einschlägigen Literatur. Es wird hervorgehoben, dass Fans gemeinsame Interessen vertreten und das Internet und andere Technologien zum Meinungs- und Informationsaustausch, zur Entwicklung der Forenbestände oder des Aufbauens der Zugehörigkeitsgefühle nutzen. Es ist zu betonen, dass man im Falle von Tennisforen oft mit einem professionellen Diskurs zu tun hat, der von seinen Teilnehmern Fachwissen über den Sport und einen rezeptiven und produktiven Umgang mit der Tennissprache verlangt. Die für die Zwecke des Beitrags vorgestellte Studie ist eine Einführung in die Analyse der Sprache von Tennisfans, die anhand des von Szurawitzki (2010) entwickelten Modells der Sprachforschung von sozia- len Netzwerken durchgeführt wird. Szurawitzkis Modell lässt sich für die vergleichende Forschung adaptieren, deren interdisziplinäres Potenzial besondere Beachtung verdient. Im Hinblick auf das Sprachverhalten von Tennisfans in ausgewählten Beispielen, das über vereinfachte Aussagen oder sogar kodierte Ausdrücke erfolgt, wird schlussfolgernd auf nur wenige Unterschiede hingewiesen. Im deutschen Tennisforum dominiert die Umgangssprache, wobei der Schwerpunkt auf neutralem Posting liegt. Der neutrale Stil im polnischen Beispiel des Forums wird durch die Verwendung von Vulgarismen oder Schimpfwörtern verändert, die in versteckter Form erscheinen. Neben informativen Aussagen können auch emotionale Reaktionen auf Beiträge anderer User und subjektive Meinungen unterschieden werden, wobei einzelne Beiträge nach forumseigenen Konventionen erfolgen, die ihre Rezeption erleichtern. Bemerkenswert ist die Rolle der Emoticons, die eine phatische Funktion haben, die Geschwindigkeit der Nachrichtenerstellung beschleunigen und meist verwendet werden, um Stimmungen, Verhaltensweisen und emotionale Zustände des Autors auszudrücken. Durch die Popularität dieses Genres, seine Verfügbarkeit und die Möglichkeit des direkten Erwerbs von Fachwissen zu dem gewählten Thema, wird das Reservoir an Foren quantitativ weiterwachsen (quantitativ und strukturell scheinen ihre Transformationen abgeschlossen zu sein), solange sie eine Plattform für den freien Meinungsaustausch zu allen möglichen Themen gewährleisten.

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Sind wir Opfer der Sprache? / Are We Victims of our Languages?

Hans Giessen, Uniwersytet Jana Kochanowskiego w Kielcach (ORCID: 0000-0002-4024-1664)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-3 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 57–68

Schlüsselwörter: Framing, kognitive Linguistik

Der Beitrag geht auf einen Vortrag vom 3. Januar 2021 beim SWR in Baden-Baden zurück. Der Vortragsstil wurde grundsätzlich auch für diese Veröffentlichung beibehalten, allerdings wurde sie über- arbeitet und aktualisiert. Der Überblicksvortrag befasste sich aus Anlass aktueller Diskussionen in Deutschland mit dem Thema Framing, also der Frage, ob und wie sehr das Denken und möglicherweise das Handeln des Menschen sprachlich beeinflusst sind. Das Vortrag war cross-disziplinär angelegt und hatte eine Abwägung vor dem Hintergrund alter und neuer Forschungsergebnisse zum Ziel. Die Thematik wird zunächst in ihrer historischen Genese beschrieben und anschließend anhand empirisch erhobener psychologischer, anthropologischer und sozialwissenschaftlicher Daten diskutiert, aber auch anhand hermeneutisch analysierter Befunde aus der Literatur. Historisch liegt der Fragestellung die Vermutung zugrunde, dass eine Sprache durch ihre Lexik und auch durch ihre grammatischen Spezifitäten die Welterfahrung ihrer Sprecher prägt oder gar bestimmt. In diesem Zusammenhang wurde thematisiert, ob unterschiedliche Formulierungen desselben Inhalts das Verhalten des Adressaten beeinflussen und damit manipulieren können. Es wird gezeigt, dass dies in der Tat der Fall sein kann, Sprache also diesbezüglich sehr mächtig ist. Aber es wird auch deutlich, dass dies nicht unbegrenzt gültig ist, da umgekehrt die materielle Realität auch Auswirkungen darauf hat, was wir sprachlich ausdrucken müssen und können. Eine totalitäre Kontrolle durch Sprache kann allenfalls kurzfristig geschehen, ist auf Dauer aber unmöglich.

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Sprache und Corona / Language and Corona

Oksana Havryliv, Universität Wien (ORCID: 0000-0002-0156-3767)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-4 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 69–88

Schlüsselwörter: Corona-Neologismen, verbale Aggression, verbale Gewalt, aggressive Sprechakte, Pejorativa, Konfliktsituationen

Der Beitrag widmet sich dem gesellschaftsrelevanten und hochaktuellen Thema der Auswirkungen von Covid-19-Pandemie auf die Sprache am Beispiel des Deutschen. Die empirische Grundlage bilden Berichte in den deutschsprachigen, vor allem österreichischen Massenmedien. Der neue Wortschatz (darunter auch Pejorativa) sowie die Rolle der Sprache in der Krisenzeit, insbesondere hinsichtlich ihrer expressiven und emotiven Funktionen, werden erforscht. Dabei spielt verbale Aggression, die neben den destruktiven Funktionen (Beleidigung, Kränkung, Herabsetzung), die sich im Segment verbaler Gewalt befinden, auch ein Spektrum von positiven Funktionen erfüllen kann, eine wichtige Rolle. Es werden Funktionen, die der Gebrauch aggressiver Sprechakte in dieser Krisenzeit verstärkt erfüllt, sowie neue Konfliktsituationen und AdressatInnen vorgestellt. Die Präsenz emotiv-expressiver Lexik wurde im Corona-Diskurs seit den ersten Tagen der Covid19- Pandemie sichtbar, denn neben der Notwendigkeit, neue Sachverhalte zu benennen, aktiviert die Sprache in Krisenzeiten ihre expressiven und kreativen Potenzen. In diesem Beitrag wird die Rolle emotiv-expressiver Lexik und verbaler Aggression im neuen Corona-Alltag zum ersten Mal erfasst. Das empirische Material wurde mit Hilfe folgender methodischer Zugänge analysiert: lexikalisch- semantische, deskriptive, und kontextuelle Analysen. Das Hauptziel des Beitrags besteht darin, die Rolle der Sprache im Umgang mit der Pandemie und bei der Gestaltung der neuen coronabedingten Realität zu erforschen. Mit dem Hauptziel sind weitere Ziele und Forschungsaufgaben verbunden: – Erfassung von Corona-Neologismen, Besonderheiten ihrer lexikalischen Bedeutung und Wortbil- dungsmodellen; – Erforschung der Rolle und der Funktionen von verbaler Aggression und emotiv-expressiver Lexik in der Pandemiezeit; – Erforschung kreativer Sprachpotenzen (Okkasionalismen, Phraseologismen, Parallelbildungen, Wortspiele) und Versprachlichung der Unsicherheit bzw. der Ängste mit Hilfe von Humor.

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Emotionsausdrucksmittel auf der textuellen Ebene in ausgewählten polnischen Weblogeinträgen / Emotion expressing devices at a textual level in selected posts on a Polish blog

Mariusz Jakosz, Schlesische Universität Katowice (ORCID: 0000-0001-9606-679X)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-5 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 89–105

Schlüsselwörter: Weblog, Emotionen, Blogger, Textebene, Geschlechtersprache

Weblogs gehören zu einer spezifischen Textsorte in der computervermittelten Kommunikation und stellen eine besondere Form der Verbindung von Homepage und Diskussionsforum dar. Da die Einträge nicht moderiert werden und somit die Nutzer der Blogosphäre in ihren Äußerungen nicht gebremst werden, unterstützt diese Kommunikationsform den spontanen Ausdruck von Emotionen. Im Beitrag werden die Emotionsausdrucksmittel auf der textuellen Ebene in ausgewählten Einträgen aus einem von einem heterosexuellen Paar geführten polnischen Weblog in qualitativer Hinsicht analysiert. Die Bloggerin und der Blogger wenden folgende stilistische Verfahren an: Ersatz von Konstituenten (Substitution), Hinzufügung sprachlicher Elemente (Addition), Weglassen syntaktischer Einheiten (Elimination), Änderung der Reihenfolge syntaktischer Einheiten (Permutation). Der Autor versucht, zwei Fragen zu beantworten: Welche sprachlichen Mittel gebrauchen Frauen und Männer in der Blogkommunikation zum Ausdruck von Emotionen? Warum wählen sie gerade diese Mittel? Aus der durchgeführten Analyse ergibt sich, dass die Bandbreite der eingesetzten Emotionsausdrucksmittel auf der textuellen Ebene recht differenziert ist. Rhetorische Fragen, Schimpfwörter, Anaphern und ironische Vergleiche treten in Einträgen beider Geschlechter auf. Kennzeichnend für die Bloggerin ist die Anwendung der Emphase, die ihr zur Verstärkung der manifestierten Emotionen dient. In Posts des Bloggers sind Schimpfwörter, umgangssprachliche Fügungen und Ironie anzutreffen. Die Analyse einer größeren Anzahl von Einträgen von mehreren Bloggerinnen und Bloggern würde es ermöglichen, die Geschlechtersprache und die Expressivität von Frauen und Männern im Online-Diskurs näher zu betrachten. Die Erforschung der Art und Weise, wie Frauen und Männer in der digitalen Welt ihre Emotionen kundtun, kann zu einem besseren Verständnis ihres Sprachhandelns und Kommunikationsstils beitragen.

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Privat- und Werbeanzeigen in der „Krakauer Zeitung“ (1857–1866) / Private and Promotional Advertisements from the “Krakauer Zeitung” (1857–1866)

Robert Kołodziej, Jagiellonen-Universität (ORCID: 0000-0002-6128-1059)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-6 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 107–120

Schlüsselwörter: Werbeanzeigen, ältere Texte, Textsorte, Texthandlungen

Der Beitrag behandelt Werbeanzeigen in älteren Pressetexten. Untersucht werden Privat- und Werbeanzeigen aus der in den Jahren 1857–1866 auf Deutsch erschienenen „Krakauer Zeitung“. Bisher wurden nur wenige Analysen solcher Texte unternommen. Jörg Meier (2011) hat deutschsprachige ältere Werbetexte aus dem mitteleuropäischen Raum, insbesondere aus der Habsburger Monarchie, untersucht, dabei aber keine Zeitungen aus Galizien berücksichtigt. Seine Untersuchungen bezogen sich sowohl auf textexterne (sprachunabhängige) als auch textinterne (sprachliche) Faktoren. Der vorliegende Beitrag knüpft an diese Untersuchungen an und versucht diese fortzuführen. In der Analyse werden auch Arbeiten von Silvia Bendel (1998) bezüglich der Untersuchung von älteren Werbetexten genutzt. Dabei handelt es sich insbesondere um die darin vollzogenen Texthandlungen, wie Nennung des jeweiligen Produktes, Preisangabe, Verkaufsort usw. Es wird auch an das textfunktionale Modell von Brinker (2001) und jenes für die Analyse von gegenwärtigen Werbetexten von Janich (2013) angeknüpft. Das Ziel des Beitrages ist, anhand der o. e. Literatur die Grundmerkmale der Textsorte Werbeanzeige in den untersuchten Texten aus der „Krakauer Zeitung“ zu bestimmen. Dabei handelt es sich insbesondere um die textinternen Faktoren. In der Untersuchung werden Texthandlungen, typographische Elemente, Persuasions- und Argumentationsmittel sowie Textfunktion(en) berücksichtigt. Die Untersuchung umfasst einen repräsentativen Korpus von 20 Texten. Fast alle untersuchten Texte weisen appellative Grundfunktion auf, wobei in einigen aber die informative Funktion dominant ist, und sie beinhalten persuasive sowie argumentative Mittel, welche die appellative Funktion determinieren. Diese wird aber nicht nur rein sprachlich ausgedrückt. Eine wichtige Rolle spielen dabei die typographischen Mittel wie Schriftbild- und -größe. In den untersuchten Werbeanzeigen kommen vereinzelt auch Bildelemente als Ergänzung bzw. Erweiterung der jeweiligen Werbebotschaft zum Einsatz.

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Zur Erschließung von Kultur in literarischen Texten aus translationsrelevanter Sicht (am Beispiel der deutschen Übersetzung der Erzählung „Таку вже Бог долю судив“ von Mychajlyna Roschkewytsch) / On the Problem of Detection of Culture in Literary Texts from the Translation­ Relevant Perspective (on the Material of the German Translation of the story “The Destiny was in the hands of God” by Mikhailina Roshkevich)

Tetiana Liashenko, Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw (ORCID: 0000-0001-9751-2173)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-7 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 121–131

Schlüsselwörter: Kulturbegriff, kulturelle Bedeutungen, der literarische Text, integratives Megakonzept

Die „kulturelle Wende“ in der Translationswissenschat lässt die Translation als Kulturtransfer, als Mittel der interkulturellen Kommunikation betrachten. Was ist aber unter Kultur zu verstehen? In welcher Form werden kulturspezifische Handlungsweisen, Bedeutungen und Weltbilder in den Texten repräsentiert? Die Fragen bleiben immer noch strittig und offen. Der Beitrag ist der Frage der Erschließung und Interpretation kultureller Bedeutungen im literarischen Ausgangstext und deren Wiedergabe im Zieltext gewidmet. Um diese Frage zu beantworten, wird der meist intuitiv gebrauchte und aus anderen Wissenschaften „hinzugewanderter“ Begriff der Kultur aus der translationsrelevanten Perspektive systematisch erfasst. Auf Grund der Analyse der bestehenden Auffassungen wird im Aufsatz die eigene translatorische Definition des Kulturbegriffs entwickelt. Diese ermöglicht das Modellieren des kulturellen Hintergrundwissens des Übersetzers, damit er kulturelle Bedeutungen im Ausgangstext verstehen und diese adäquat im Zieltext wiedergeben kann. Im Rahmen des kognitiv-kommunikativen Ansatzes wird der literarische Text als ein integratives Megakonzept aufgefasst, welches eine hierarchische Struktur mit drei Schichten aufweist: einer begrifflichen, einer bildlichen und einer wertenden. An einem ukrainischen literarischen Text und deren deutschen Übersetzung wird die Anwendung der Methodik des Schichtmodells des Konzeptes zur Erschließung kultureller Bedeutungen veranschaulicht. Anhand der vergleichenden Analyse des ukrainischen Ausgangstextes und des deutschen Zieltextes werden Beispiele für kulturelle Asymmetrien behandelt und übersetzerische Lösungen zur Überbrückung kultureller Unterschiede besprochen. Die Ergebnisse der Arbeit sind, dass sich kulturelle Bedeutungen auf allen drei Schichten des integrativen Megakonzeptes des literarischen Textes erschließen lassen. Auf begrifflicher Schicht werden denotative Bedeutungen von expliziten Kulturelementen im Text analysiert. Bildliche Schicht setzt die Entschlüsselung von kognitiven Metaphern voraus, die zu Grunde von sprachlichen Bildern liegen. Auf wertender Schicht werden kulturelle Bedeutungen anhand der Analyse impliziter und expliziter Bewertungshandlungen erschlossen. Der Vergleich des integrativen Megakonzeptes des Beispieltextes und dessen Wiedergabe in der Übersetzung lässt die meisten Inkongruenzen in der bildlichen Schicht infolge gewisser Nichtdeckungsgleichheit in den Weltbildern der ukrainischen und deutschen Sprach- und Kulturgemeinschaften nachweisen.

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Kontrastive Phraseologie des Fußballs. Ein korpuslinguistischer Zugang / Contrastive Phraseology of Football. A Corpus Linguistic Approach

Simon Meier-Vieracker, Technische Universität Dresden (ORCID: 0000-0002-0141-9327)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-8 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 133–146

Schlüsselwörter: Phraseologie, Idiomatik, Sprachvergleich, Korpuslinguistik, Fußball

Die Fußballberichterstattung gilt als ertragreiche Quelle für die phraseologische Forschung, die vor allem eine charakteristische Funktionalität phraseologischer Einheiten in dieser kommunikativen Domäne herausstellt. Doch obwohl sich die meisten Forschungsarbeiten auf Korpora stützen, sind sie zumeist qualitativ orientiert. Im engen Sinne quantifizierende Analysen auf Basis hinreichend großer Korpora liegen dagegen kaum vor. Im Beitrag wird deshalb eine Methode zur datengeleiteten, d. h. rein quantitativ-statistischen Erhebung von festen Wortverbindungen in großen Korpora von Fußballlivetickern in sechs europäischen Sprachen (Deutsch, Englisch, Niederländisch, Französisch, Italienisch und Spanisch) vorgestellt. Mit dieser Methode, die auf der Ermittlung rekurrenter Wortpaare auf der Basis statistischer Assoziationsmaße beruht, lassen sich treffsicher idiomatische Wortverbindungen ermitteln, die im Anschluss in sprachvergleichender Perspektive untersucht werden können. Dabei finden sich Parallelen sowohl in der phraseologischen Bezeichnung typischer Spielsituationen als auch im Bestand bildhafter Komponenten. Neben einigen kulturspezifischen Eigenheiten in Fußballphraseologie der einzelnen Sprachen zeigt sich zugleich ein transkulturell geteiltes Inventar sowohl an Herkunftsbereichen als auch an phraseologischen Einheiten. Diese bilden jedoch ein charakteristisches phraseologisches Profil der domänenspezifischen Sprache der Fußballberichterstattung innerhalb der jeweiligen Einzelsprachen. Damit leistet die vorgestellte Methode einen Beitrag zur kontrastiven Erforschung der Fußballsprache wie auch zur phraseologisch relevanten Frage nach den kognitiven und kulturellen Aspekten sprachübergreifend verbreiteter Idiome.

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Holenderskie elementy kulturowe w polskim przekładzie „De reünie” („Zjazd szkolny”) autorstwa Simone van der Vlugt. Analiza wybranych technik translatorskich / Dutch Culture-specific Items in the Polish Translation of „De reünie” by Simone van der Vlugt. Analysis of the Selected Translation Techniques

Małgorzata Zarzycka, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0001-6138-4210)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-9 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 147–164

Schlüsselwörter: Kulturspezifika, Übersetzungstechniken, Klassifikationen der Übersetzungsstrategien und -Techniken, Übersetzungsprobleme

Die Kulturspezifika bereiten oft Schwierigkeiten im Übersetzungsprozess. Deshalb sind sie eine große Herausforderung für die Übersetzer. Aus diesem Grund werden die genannten Kulturspezifika von den Übersetzungswissenschaftlern oft zum Forschungsgegenstand gewählt. Das Thema des vorliegenden Artikels sind die Kulturspezifika in der polnischen Übertragung des Thrillers „De reünie” von Simone van der Vlugt. Schon beim ersten Lesen wird die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Tatsache gelenkt, dass dieses Buch reich an den kulturellen Anspielungen ist. Im Zusammenhang damit hat die Autorin des vorliegenden Artikels festgelegt, dass es forschenswert ist, wie die Übersetzerin mit jener Herausforderung zurechtgekommen ist. Umso mehr als solche Forschungen für andere Übersetzer, sowie auch für Übersetzungswissenschaftlern und für die Übersetzungsrezensenten von großem Nutzen sein könnten. Das Ziel dieses Artikels ist die Analyse der in Bezug auf die Kulturspezifika gebrauchten Übersetzungstechniken und die Erforschung der Häufigkeit, mit der die analysierten Techniken auftreten. Es ist die erste derartige Forschung, die diesen Roman so behandelt. Im theoretischen Teil werden die mit den Kulturspezifika verbundenen Fragen behandelt, und zwar: die Definition des Begriffs, die von diesen Elementen verursachten Übersetzungsprobleme und die Klassifikationen der Übersetzungsstrategien und -techniken. Das bildet die Grundlage für die weiteren Analyse der charakteristischen Beispiele der Kulturspezifika. Bei der Analyse wurde die Klassifikation der Übersetzungsstrategien und -Techniken angewendet, die von Aixelá (1996) charakterisiert wurden. Sie wurde mit einer Technik von der Klassifikation von Hejwowski ergänzt, (2007), es handelt sich nämlich um das zugelassenes Äquivalent aufgrund der relativ großen Zahl der Eigennamen. Die dargestellte Analyse bezieht sich auf die repräsentativsten Beispiele der Kulturspezifika. In manchen Fällen hat die Autorin des vorliegenden Artikels die alternativen Übersetzungslösungen vorgeschlagen. Das Ziel war nicht die Kritikübung an der von der Übersetzerin angewendeten Techniken, sondern die Hinweisung auf die Übersetzungsvarianten und auf die vielseitige Problembehandlung. Von der Analyse resultiert, dass in der polnischen Übersetzung des Romans „De reünie” 17 Übersetzungstechniken und deren Kombinationen mit verschiedener Häufigkeit angewendet wurden. Die Übersetzerin Dorota Szafrańska-Poniewierska, benutzte am häufigsten die Wiederholung – 105 mal. Die übrigen Techniken und Kombinationen treten viel seltener auf. Anhand der Beobachtung wurde festgestellt, dass die Mehrheit der angewendeten Übersetzungstechniken und deren Kombinationen jenen Reproduktionskategorien angehört, die im Kompositum von Aixelá (1996) zusammengestellt wurden und dass sie exotisierend ist. Es bedeutet, dass die Mehrheit der niederländischen Kulturspezifika, damit auch das Lokalkolorit des Romans aufbewahrt wurden. Im Zusammenhang damit kann man beurteilen, mit bestimmter Sicherheit, dass die Entscheidungen der Übersetzerin zu der Verfremdung führen (Venuti 1995). Dennoch wäre dies eindeutig erst dann festzustellen, wenn die Textanalyse um die Forschung auf dem makrostrukturellen Niveau erweitert wäre, was in der Zukunft eine interessante Fortsetzung der vorliegenden Forschung bilden könnte.

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Wer gehört zur deutschen Minderheit? Zugehörigkeitsdefinitionen zwischen Minderheitenperspektive und nationaler Gesetzgebung / Who Belongs to the German minority? Definitions of Belonging Between a Minority Perspective and National Legislation

Sara Bonin, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) (ORCID: 0000-0001-9630-5092)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-10 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 167–177

Schlüsselwörter: Oberschlesien, deutsche Minderheit, Zugehörigkeit, Membership Categorisation Analysis

In dem Artikel wird der Frage nachgegangen, inwiefern sich eine nationalstaatliche Minderheitendefinition von Zugehörigkeitsvoraussetzungen potenzieller Angehöriger der deutschen Minderheit unter- scheidet. Die Frage wird mittels narrativer Interviews mit Menschen mit deutschen Vorfahren aus der Region Opole (Oberschlesien) durch die Membership Categorisation Analysis (MCA) bearbeitet und der Minderheitendefinition im polnischen Minderheitengesetz gegenübergestellt. Die MCA der Aussagen der Gewährspersonen zeigt, dass sich die Eigenschaften und Aktivitäten, welche sie mit Mitgliedern der deutschen Minderheit verbinden, in unterschiedlichem Umfang entlang der Themen Vereinsmitgliedschaft, Generationszugehörigkeit, Sprachkenntnisse, der Auseinandersetzung mit der (inoffiziellen) Familiengeschichte, der Nationalität und Regionalität sowie der individuellen Zugehörigkeitsentscheidung gliedern. Dem entsprechend kommen zur Minderheitendefinition im Minderheitengesetz die Aspekte Verbandsmitgliedschaft, individuelle Entscheidung sowie die regionale Verbundenheit hinzu. Der originelle Beitrag des Artikels zeigt sich in drei Punkten. Zum einen stellt der Artikel in der Forschung zur deutschen Minderheit einen Perspektivwechsel zum Zugehörigkeitskonzept dar. Statt von einem homogenisierenden Identitätsverständnis auszugehen, werden Zugehörigkeiten als heterogen (bezogen auf das Kollektiv) und multidimensional (bezogen auf das Individuum) betrachtet. Dem zufolge werden in dem Artikel Aussagen von Personen mit deutschen Vorfahren analysiert, statt bereits vor der Analyse von Mitgliedern der deutschen Minderheit auszugehen. Zweitens wird die MCA aus der Zugehörigkeitsperspektive heraus angewandt und damit Diskrepanzen, Widersprüche und Überschneidungen sichtbar gemacht. Zum dritten erfolgt ein Praxistransfer der Analyseergebnisse, durch die Gegenüberstellung der herausgearbeiteten Minderheitendefinitionen mit der Definition aus dem polnischen Minderheitengesetz. Die Darstellung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Definitionen potenzieller Minderheitenangehöriger selbst, im Vergleich zur nationalen Gesetzgebung, gibt wichtige Impulse für die Anpassung der Minderheiten- und Sprachpolitik auf nationaler, regionaler, sowie der internen Ebene der Minderheitenorganisationen.

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Advertorial prasowy jako gatunek o polimorficznej naturze / Print Advertorial as a Genre of Polymorphic Nature

Sandra Camm, Jan-Długosz-Universität Częstochowa (ORCID: 0000-0003-2582-1342)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-11 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 179–196

Schlüsselwörter: Werbung, Advertorial, Diskursanalyse, Genologie

Der Artikel versucht, das Print-Advertorial aus der Perspektive der polnischen Gattungstheorie und der französischen Schule der Diskursanalyse zu definieren: die Gattungssignale zu beschreiben, die es von redaktionellen Inhalten einerseits und Werbeinhalten andererseits unterscheiden, und die relevanten und idiosynkratischen Merkmale seines prototypischen Zentrums zu identifizieren. Der Beitrag ergänzt die bisherigen sprach-, medien- und pressewissenschaftlichen (polnische, europäische, amerikanische und kanadische) Studien, die – trotz der dynamisch wachsenden Bedeutung der Advertorial-Kommunikation, die langsam zu einem dominanten Marketinginstrument in der Zeitschriftenpresse wird – dieses Phänomen marginalisieren und ihm nicht allzu viel Aufmerksamkeit widmen. Das Advertorial ist eine Werbeform, deren Inhalte (gemäß den gesetzlichen Bestimmungen) von Journalisten signiert, aber nicht paginiert, aufgelistet oder unterzeichnet sind. Sie ähneln genologisch – anderen Pressegattungen und physisch – den umgebenden redaktionellen Inhalten durch Mechanismen des polymorphen Mimetismus. Diese Strategie umfasst Techniken mit mehr oder weniger starkem Manipulationsgrad, wie z. B.: Diversifizierung der Nomenklatur, Schreiben der Signatur in Petit Type, an schlecht sichtbaren Stellen und vertikal, thematische und Layout-Harmonisierung, Genre-Anpassungen sowie die Nachahmung des Erscheinungsbildes eines typischen Presseartikels. Ein besonders interessanter Fall ist der in der Forschung völlig vernachlässigte Mechanismus der Diversifikation von Bezeichnungen. Wie es sich herausstellt, gibt es auf dem Werbemarkt in Polen gleichzeitig 20 verschiedene Signaturen des Advertorials, die – wie wir betonen möchten – völlig synonym sind. Dazu gehören Bezeichnungen wie: prezentacja partnera, promocja, materiał prasowy, materiał przygotowany przez + [Markenname] (z. B. Materiał przygotowany przez Optegra) oder [Markenname] + in + [Zeitschriften- name] (z. B. Davines w Wysokie Obcasy Extra). Per analogiam haben Advertorials im Französischen 12 verschiedene Signaturen (z. B. publi-communiqué, publi-information, publi-story, publi-reportage, publi- évasion) und im Englischen drei Bezeichnungen (advertorial, special advertising section, promotion). Die Autorin stellt das Genre des Advertorials in seinem eigenen soziokulturellen und historischen Kontext dar und führt semiotisch-diskursive Analysen zahlreicher Beispiele aus polnischen, französischen und englischen Zeitschriften aus den Jahren 2000–2021 durch, was ihr erlaubt, eine umfassende Definition des diskutierten Advertorials zu geben und gleichzeitig dessen komplexen, polymorphen Charakter näher zu bringen.

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Kommunikative Muster in chinesischen universitären DaF-Unterrichtsgesprächen am Beispiel der Gesprächseröffnung / Communicative Patterns in Chinese University GFL Classroom Conversations Using the Example of Conversation Opening

Miaoxin Chen, Universität Erfurt (ORCID: 0000-0002-5229-750X)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-12 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 197–206

Schlüsselwörter: kommunikative Muster, Gesprächseröffnung, strukturelle Merkmale, chinesische universitäre DaF-Unterrichtsgespräche

Die Gesprächseröffnung als eine der drei wichtigsten Gesprächsphasen wird von Beteiligten interaktiv konstruiert. In verschiedenen Kontexten wurde sie bereits fokussiert, allerdings findet sich keine Untersuchung im Setting des chinesischen universitären DaF-Unterrichts. Insofern konzentriert sich dieser vorliegende Beitrag auf die Analyse der Gesprächseröffnung anhand authentischer aufgenommener DaF-Unterrichtsgespräche an einer chinesischen Universität, um sich dem dargestellten Forschungsdesiderat zu nähern. Im theoretischen und methodischen Rahmen des Konzepts kommunikativer Gattungen widmet sich dieser Beitrag einer detaillierten Untersuchung zur Gesprächseröffnung auf der Binnenstruktur, situativen Realisierungsebene und Außenstruktur, um die Interaktionsprozesse zwischen den Lehrenden und Lernenden in den Eröffnungssequenzen zu rekonstruieren sowie die strukturellen Merkmale dieser Gesprächseröffnung herauszuarbeiten. Anhand der Datenanalyse lässt sich festhalten, dass die Interaktanten die Unterrichtsgespräche in einer musterhaften Form gemeinsam aushandeln und eröffnen. Strukturell setzt sich das kommunikative Muster der Gesprächseröffnung im Wesentlichen aus dem akustischen Teil, den Begrüßungssequenzen und dem Übergang zur Gesprächsmitte zusammen. Darüber hinaus werden die Merkmale der Gesprächseröffnung noch auf den drei Analyseebenen durch den Einsatz der lexikalischen Mittel und der Paarsequenzen sowie durch die Eigenschaften der Konstellation der Interaktanten widerge- spiegelt. Allerdings finden sich in den Daten Abweichungen von den Sedimentierungen des Musters (wie expandierte oder komprimierte Gesprächseröffnung), da kommunikative Muster nicht statisch sind und sich immer in situ aktualisieren lassen.

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Funktionen des Textdesigns in CD-Covers als multimodalen Texten / Functions of Text Design in CD Covers as Multimodal Texts

Monika Horodecka, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-8425-3616)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-13 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 207–216

Schlüsselwörter: Textdesign, Multimodalität, Medienlinguistik, CD-Cover

Die weite Bedeutung von Multimodalität in der Medienlinguistik ermöglicht die Bestimmung von Audio-CD-Covers als multimodale Texte. Durch die Aktivierung verschiedener semiotischer Modi erfolgt der Empfang eines multimodalen Textes mit Hilfe vieler Sinne. Ein solcher Auswirkung auf die Sinne des Empfängers ermöglicht die Schaffung einer stark (positiv oder negativ) beeinflussenden Bot- schaft. Damit eine multimodale Botschaft als attraktiv und akzeptabel bewertet wird, muss sie zunächst den oberflächlichen, d. h. formal-visuellen Erwartungen von potenziellen Empfängern entsprechen bzw. sie in ihrem Erwartungshorizont überraschen. Der Beitrag konzentriert sich auf die Analyse der Funktionen des Textdesigns und ihrer Rolle bei der Rezeption eines multimodalen Textes. Im Beitrag wird eine multimodale Analyse des CD-Covers (Album „Peace Sells... But Who‘s Buying?“ von Mega- deth) durchgeführt. Die Analyse gliedert sich in zwei Phasen, in denen zwei Typen von Funktionen des Textdesigns ausgeführt werden, d. h. textorientierte und rezeptionsorientierte Funktionen. Textorien- tierte Funktionen werden als epistemisch, synoptisch, rekontextualisierend, emulativ und indizierend charakterisiert. Rezeptionsorientierte Funktionen werden als ästhetisch, konnotativ, expressiv, motiva- tionell und sozial bezeichnet. Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass viele Funktionen des Textdesigns auf einer kleinen Textfläche realisiert werden. Bemerkbar sind auch formale Verknüpfungen zwischen den sprachlichen und bildlichen Textteilen. Die Verknüpfungen dienen der kohäsiven Vermittlung des Kommunikats in Audio-CD-Covers und verfolgen das persuasive Ziel, den Empfänger zum Kauf des angebotenen Musikalbums anzuregen.

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Teaching Foreign Languages to the Deaf in Poland / Teaching Foreign Languages to the Deaf in Poland

Krystian Kamiński, Maria-Curie-Skłodowska-Universität (ORCID: 0000-0001-6826-8052)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-14 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 217–226

Schlüsselwörter: Gehörlosenbildung, Fremdsprachenunterricht für Gehörlose, polnisches Bildungs- system

Inklusiver Unterricht wird heutzutage in europäischen Vorschriften und Dokumenten stark betont. Pädagogen, Lehrer, Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger bemühen sich, Bildung ei- ner möglichst breiten Gruppe von Lernenden zugänglich zu machen. Eine dieser Gruppen sind die Gehörlosen – der Fremdsprachenunterricht für diese Gruppe ist immer noch ein Bereich, der noch nicht vollständig erforscht wurde. Obwohl es zweifellos ist, dass Gehörlose Anpassungen in den Unterrichtstechniken und -inhalten benötigen, behaupten einige Forscher, dass es keine spezielle Methode gibt, die angewendet werden könnte, um diese Gruppe von Lernenden zu unterrichten. Der Artikel beschreibt die Merkmale des Fremdsprachenunterrichts für Gehörlose. Diese Theorie wird mit den Ergebnissen einer Studie kombiniert, die an einer Gruppe von Fremdsprachenlehrern (Englisch und Polnisch) durchgeführt wurde, die mit gehörlosen Lernenden zusammenarbeiten, und zeigt, wie sie es schaffen, diese besondere Gruppe von Schülern zu unterrichten. Die Daten, die in Form von Online-Interviews gesammelt und in dem Papier berichtet wurden, geben Aufschluss darüber, wie Lehrer mit dieser bestimmten Gruppe von Fremdsprachenlernenden umgehen. Der Artikel enthält Schlussfolgerungen zu den Bedingungen und formalen Vorschriften des polnischen Bildungssystems. Sie betreffen mögliche Änderungen im Bildungsprogramm und im Lehrerausbil- dungssystem. Darüber hinaus enthält das Papier eine Vielzahl praktischer Vorschläge zum Unter- richten von Gehörlosen in Fremdsprachen.

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Multimodalność w przekładzie komiksu. Na przykładzie polskich tłumaczeń wybranych scen z serii „Thorgal” Grzegorza Rosińskiego i Jeana Van Hamme’a / Multimodality in Comic Translation. On the Example of Polish Translations of Selected Scenes from the “Thorgal” Series by Grzegorz Rosiński and Jean Van Hamme

Kasjana Kowalska, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-2785-1481)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-15 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 227–236

Schlüsselwörter: Multimodalität, Comic-Übersetzung, Wort-Bild-Kombinationen

Die multimodalen Botschaften, d.h. Botschaften, die mehrere semiotische Codes kombinieren, spielen heutzutage eine immer wichtigere Rolle in der Kommunikation. In diesem Artikel wird es versucht, folgende Fragen zu beantworten: Auf welche Weise können die Veränderungen, die von Übersetzern und Verlegern während des Übersetzungsprozesses vorgenommen werden, das Wort-Bild-Verhältnis verändern? Welche Auswirkungen können solche Modifikationen auf den globalen Sinn und auf die Rezeption dieser multimodalen Botschaft haben? Die in der Arbeit vorgestellten Ergebnisse erwei- tern das Wissen über die Besonderheiten der Comic-Übersetzung als einer multimodalen Botschaft, in der die verbale und visuelle Ebene nicht autonom funktionieren, sondern durch ein komplexes Beziehungsnetzwerk miteinander verbunden sind. Die vorgestellten Feststellungen unterstreichen auch die Rolle des Übersetzers solcher Botschaften als einer Person, die nicht nur fließend in den sprachlichen Raum sein muss, sondern sich auch der oben genannten Zusammenhänge bewusst sein soll. Dazu muss der Übersetzer in der Lage sein, den Einfluss der einzelnen semiotischen Codes auf- einander und – letztlich – auf den Gesamt-Globalsinn der Botschaft zu analysieren. Die in der Arbeit durchgeführte Analyse umfasst ausgewählte Szenen aus zwei verschiedenen Bänden der Comicserie „Thorgal“ in der französischen Originalfassung und zwei Übersetzungen jeder Szene ins Polnische, die von verschiedenen Übersetzern stammen. Die von Scott McCloud vorgeschlagene Klassifizierung von Wort-Bild-Kombinationen im Comic wurde für diese Studie verwendet. Die Analyse hat gezeigt, dass die Einführung von Veränderungen in der Wort-Bild-Relation im Comic zu einer Veränderung des globalen Sinns des Werks führen kann. In einigen der in der Arbeit analysierten Fälle führten die Modifikationen zu einer Verringerung der Dynamik der Handlung und der Charaktere sowie zur Verminderung der von den Protagonisten empfundenen Emotionen. In anderen zu einer stärkeren Abzeichnung bestimmter Szenenelementen.

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Udział kultury w procesie ewolucji i kształtowania się języka / The Contribution of Culture in the Process of Language Evolution and Language Formation

Maria Lewandowska, Adam-Mickiewicz-Universität Posen (ORCID: 0000-0003-4679-2747)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-16 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 237–247

Schlüsselwörter: Sprachentwicklung, kulturelle Ursprünge der Sprache, biologische und kulturelle Koevolution

Ziel der folgenden Arbeit ist sowohl, die Untersuchungen und wissenschaftlichen Forschungen zum Prozess der Sprachentwicklung zu diskutieren und zu analysieren, als auch zu zeigen, dass der Verlauf dieser nicht nur durch biologische und kognitive Strukturen, sondern auch durch den zugehörigen kulturellen Kontext geregelt wurde. Die Hauptannahme der Arbeit ist die These, dass es die Sprache ein breit gefächertes, vielschichtiges Phänomen ist, das als Antwort auf das menschliche Kommunikationsbedürfnis entstanden ist, und das später die Sprachentwicklung beeinflusst hat. Der Artikel beschäftigt sich mit der Genese und Evolution der Sprache aus der Perspektive des soziokulturellen Kontextes, der beide Phasen begleiten könnte. Die Hypothese der biologischen und kulturellen Koevolution von Peter J. Richerson und Robert Boyd wird diskutiert, ebenso wie die Erkenntnisse von Daniel L. Everett über die Entstehung der Sprache und ihren ursprünglichen Charakter. Die Arbeit zielt darauf abzubeweisen, dass Kultur und Natur nicht als Gegensatz, sondern als zwei gleichwertige Faktoren behandelt werden sollten, die sich gegenseitig beeinflussen. Es wird auch versucht, festzustellen, ob die Kultur die grammatischen Strukturen beeinflussen kann. Die Prämisse für die Annahme einer solchen These ist die Grammatik der Sprache des Pirahã-Volkes, die das Postulat von Hauser, Chomsky und Fitch, dass alle Sprachen rekursiv sind, nicht erfüllt, was möglicherweise die These über die universelle, biologi- sche Basis grammatischer Strukturen untergraben könnte. Deshalb kann es als Anregung behandelt werden, die Art und Weise, wie sowohl die Philosophie als auch die Linguistik die Natur der Sprache betrachten, neu zu bewerten.

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Kunst und Künstliche Intelligenz (KI) – Zu den Möglichkeiten einer kognitiv-orientierten Diskursanalyse / AI and Art – The Potential of a Cognitive-Oriented Discourse Analysis

Ramona Teresa Plitt, Technische Universität Dresden (ORCID: 0000-0002-1225-3721)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-17 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 249–259

Schlüsselwörter: Kognitive Diskursanalyse, Künstliche Intelligenz, Kunst, Frame-Semantik

In den letzten fünf bis zehn Jahren haben KI-Technologien spürbar Einzug in die Kunst erhalten. Literatur, Musik und Malerei zählen zu den Sparten, die am meisten von algorithmischen Anwendungen und (humanoiden) Robotersystemen beeinflusst sind. Der dazu geführte Diskurs weist auf der Oberfläche die für Innovationsdebatten übliche Polarisierung auf. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche subtilen Bedeutungsaspekte den Diskursausschnitt zu Kunst und KI strukturieren und so Hin- weise auf ein sich wandelndes Kunstfeld liefern. Die Untersuchung zeigt auf, wie eine kognitiv ausgerichtete linguistische Diskursanalyse dazu beitragen kann, ein gegenwärtig relevantes Diskursfeld zu erschließen und diskursprägende Deutungsrahmen zu identifizieren. Das konkrete Ziel dieses Beitrags ist es, in einer explorativen Annäherung den Begriff des ‚Schöpferischen‘ bzw. des ‚Erschaffens‘ näher zu umreißen und auf Bedeutungsverschiebungen hin zu untersuchen. Als theoretischer und analytischer Rahmen dient hierbei die Frame-Semantik und das darauf aufbauende FrameNet. Auf Grundlage eines 230.655 token großen und thematisch einschlägigen Korpus werden die realisierten semantischen Rol- len des Verbs ‚erschaffen‘ bzw. des CREATE-Frames ermittelt und quantitativ ausgewertet. Ein Vergleich mit einem Referenzkorpus ermöglicht es anschließend, diskursspezifische Bedeutungsprägungen am Beispiel des CREATE-Frames im Kunst-/KI-Diskursausschnitt zu benennen. Die größten Unterschiede zwischen Fokus- und Referenzkorpus bestehen demnach in der Realisierung der Frame-Rollen INS- TRUMENT und PURPOSE. Während die INSTRUMENT-Rolle im Fokus-Korpus häufiger expliziert wird als im Referenzkorpus, gilt für die PURPOSE-Rolle ein umgekehrtes Verhältnis. Dabei kann die Ausblendung des Zwecks im untersuchten Diskursausschnitt auf einen gewissen Novitätscharakter KI-generierter Kunst hinweisen. Die Ergebnisse der Analyse der INSTRUMENT-Rolle im Fokuskorpus deuten hingegen darauf hin, dass das Instrument bzw. Werkzeug – nicht selten ist KI damit gemeint – im künstlerischen Schaffensprozess einen wichtigen Bedeutungsaspekt darstellt. Dieser Beitrag zeigt somit mithilfe des theoretischen und analytischen Instrumentariums der kognitiven Diskursanalyse die nicht offensichtlichen semantischen Fixationen und Wandelprozesse in der gegenwärtigen Kon- zeptualisierung der Kunst/KI-Feldes auf.

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Deutsche Sprachinseln in der Slowakei mit Fokus auf das Hauerland – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft / German Language Islands in Slovakia with a Focus on the Hauerland – The Past, Present and Future

William Richter, Masaryk-Universität (ORCID: 0000-0003-0217-818X)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-18 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 261–270

Schlüsselwörter: Sprachinsel, Slowakei, Dialekt, Hauerland, Zeche

In dem folgenden Beitrag sollen deutsche Sprachinseln in der Slowakei in den Vordergrund gerückt werden. Es handelt sich hierbei um Gebiete, die jahrhundertelang von Deutschen bewohnt und beein- flusst wurden. Auf ein Gebiet wird in diesem Fall besonders das Augenmerk gelegt – das Hauerland. Diese Sprachinsel inmitten des slowakischen Sprachgebietes existiert heute nur noch rudimentär. Dieser Beitrag soll auf die Geschichte dieser Sprachinsel näher eingehen, wobei Ursprung und ty- pische Merkmale dieser Dialekte beschrieben werden. Im Fokus steht die Gemeinde Zeche (slow. Malinová) mit ihrem Dialekt stehen, welche Teil einer umfangreicheren Forschung sind. Ziel der weiteren Forschung ist es die morphologische Ebene dieser Mundart zu beschreiben, was bis dato nicht gemacht worden ist. Erste Ergebnisse zeigen Abweichungen nicht nur im Bereich der Morpho- logie, sondern auch der Syntax. In diesem Zusammenhang kann auf den Verbmodus hingewiesen werden, wobei der Konjunktiv II und seine Formen eine Ausnahme bilden. Auch das Slowakische als Kontaktsprache nahm Einfluss auf die Mundart von Zeche, wodurch nicht nur diese zwei Bereiche (Morphologie und Sytax), sondern auch die Lexik beeinflusst wurde. Für die linguistische Analyse werden freie Gespräche verwendet, die zu diesem Zweck mit den ältesten Dialektsprechern aus Ze- che aufgenommen wurden. Diese transkribierten Gespräche bilden das Hauptkorpus, welches als Datenbank für die weiteren linguistischen Analysen dient. Die Mundarten des Hauerlandes sind stark vom Aussterben bedroht, da die Zahlen der Dialektsprecher stätig sinken. Die Erforschung der Mundart von Zeche soll dazu beitragen, dass Erkenntnisse über die Strukturen dieser Dialekte in der deutschen Dialektologie überliefert bleiben.

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Das Erleben der Langeweile und der Aktivierungsprozess der Kinder im frühschulischen DaF-Unterricht / The experience of boredom and the activation process of children in GFL lessons in early school

Louise van Wijgerden, Universität Stettin (ORCID: 0000-0001-9098-0716)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-19 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 271–280

Schlüsselwörter: Deutsch als Fremdsprache, Langeweile, aktivierende Methoden, Unterrichtsmittel

Neugier und Wissensdurst sind charakteristische Eigenschaften der Kinder, die sich u. a. darin manifestieren, dass unendlich viele Fragen gestellt werden. Sobald die Kinder zur Schule gehen, ist oft eine Veränderung in ihrem Verhalten zu beobachten – sie werden passiv und zeigen mangelndes Interesse. Man geht davon aus, dass ein langweiliger Unterricht, der nicht an die altersspezifischen Bedürfnisse der Schüler angepasst ist, der Grund für diese Änderungen sein mag. Es ist deshalb zu vermuten, dass das Aktivieren der Schüler während des Unterrichts von herausragender Bedeutung sei. In der Forschungsliteratur über Langeweile im Fremdsprachenunterricht überwiegen Untersuchungen zu Englisch als Fremdsprache, deshalb sei es wichtig diese Studien auf andere Sprachen, darunter Deutsch als Fremdsprache, zu erweitern. Außerdem konzentrieren sich die Autoren auf die älteren Schüler und lassen den frühen Fremdsprachenerwerb außer Acht. Der folgende Artikel stellt die Ergebnisse der im Rahmen meiner Masterarbeit durchgeführten Forschung dar. Es wird näher auf die Frage eingegangen, welche aktivierende Methoden und Unterrichtsmittel sich für den frühschulischen Deutschunterricht eignen und ob die Lehrer sie häufig einsetzen. Damit diese Fragen beantwortet werden könnten, wurde eine Umfrage unter Deutschlehrern, die in Klassen I-III in Polen unterrichten, durchgeführt. Der Fra- gebogen bestand sowohl aus geschlossenen als auch aus offenen Fragen. Die erhaltenen Daten zeigen auf, dass es für einen Unterricht ohne Langeweile wichtig sei, den Frontalunterricht zu vermeiden. Daneben wurde darauf hingewiesen, dass in polnischen Schul- und Systembedingungen action song und Bewegungsspiele die besten Methoden für die Bekämpfung der Langeweile seien. Für das Gestalten von einem aktiven Deutschunterricht sei es auch wichtig, Unterrichtsmittel zu differenzieren. Lieder, Bilder und reale Objekte scheinen Kinder am meisten zu aktivieren. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten als Anregung für Deutschlehrer, die einen Unterricht ohne Langeweile durchführen möchten, genutzt werden.

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Darstellung der alpinen Landschaft in Outdoorberichten / Presentation of the Alpine Landscape in Outdoor Reports

Anna Woronina, Moskauer Staatliche Linguistische Universität (ORCID: 0000-0002-7119-9016)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-20 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 281–290

Schlüsselwörter: Textsorte, Outdoorbericht, Raum, alpine Landschaft

Outdoorbericht ist eine beliebte, aber bis jetzt noch nicht ausreichend definierte Textsorte des Funktionalstils der Presse und Publizistik sowie der Internet-basierten Kommunikation. Outdoorberichte stellen eine hybride Gattung dar, die das weit gehende Ziel verfolgt, das Wandern für das breite Publikum möglichst attraktiv zu machen. Als hybride Textsorte verdienen sie eine besondere linguostilistische Behandlung, denn darin überschneiden sich die sachliche Objektivität einerseits und die autorbezogene ästhetische Subjektivität andererseits. Darüber hinaus weisen diese Texte oft interdis- kursiven bzw. intermedialen Charakter auf. Im vorliegenden Beitrag wird zuerst auf die Grundlagen der Textsortentheorie und der Raumtheorie in Anlehnung an W. Albert, Peter J. Brenner, Ju. Lotman, D. S. Lichatschow eingegangen. So wird der theoretische Ausgangspunkt der durchgeführten Analyse festgelegt. Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens befinden sich die Merkmale des geografisch defi- nierten Raums der Alpenregion und damit auch textbildende raumbedingte Merkmale der Textsorte Outdoorbericht. Das Ziel ist, an konkreten Gebrauchskontexten zu zeigen, wie in den Outdoorberichten die linguostilistischen Mittel zur objektiven sowie subjektiven Darstellung vom Autor einsetzt werden, um die Ausdruckskraft und die Wirkung auf den Empfänger zu erhöhen. Darin besteht der originale Wert der durchgeführten Analyse. In der Analyse werden Systematisierungs- und Interpretationsmethoden angewandt sowie die Grundsätze des geopoetischen Herangehens umgesetzt. Im Prozess der Analyse wurde unter anderem festgestellt, dass die Outdoorberichte der NZZ-Rubrik gleichzeitig über besondere poetische Intentionen verfügen, was den Gebrauch von Tropen und anderen stilistisch markierten Figuren zur Folge hat. Mittels Analyse wird gezeigt, dass verschiedene linguostilistische Mittel zur Gestaltung des alpinen Raums wie Toponyme verschiedener Klassen, sachliche und expressive Epitheta, Vergleiche u. a. in Outdoorberichten textprägend wirken. Eine wichtige Rolle spielt dabei solche Darstellung der Reize der alpinen Landschaft, die sich mitunter im symbolischen Subtext resultiert. Das analytische Material bilden fünf Outdoorberichte aus der Neuen Zürcher Zeitung aus der Rubrik „Wandern in den Alpen“ von Heinz Staffelbach aus dem Jahre 2020.

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English Native Speakers’ Pronunciation of Selected Polish Consonant Clusters / English Native Speakers’ Pronunciation of Selected Polish Consonant Clusters

Alicja Derych, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-8819-2080)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-21 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 293–308

Schlüsselwörter: Konsonantensequenzen, Phonetik des Polnischen, Polnisch als Fremdsprache

Der folgende Beitrag befasst sich mit der Aussprache polnischer Konsonantensequenzen durch Muttersprachler des Englischen und gehört zum Bereich der polnischen Phonetik und Phonodidaktik. Die dem Text zugrunde liegenden Analysen wurden im Rahmen der Masterarbeit durchgeführt. Sie resultierten aus dem wachsenden Bedarf der Phonetik die besondere Aufmerksamkeit im Kontext der Glottodidaktik der polnischen Sprache zu schenken. Ziel der Studie war es herauszufinden, welche Konsonantensequenzen in der polnischen Sprache mit dem Referenzstandard nicht konform ausgesprochen werden. Begleitet wurden diese Befunde von dem Versuch, typische Phänomene bei der Aussprache von Konsonantenclustern durch englischsprachige Personen und die Gründe für eine fehlerhafte Umsetzung in der Gruppe der Befragten zu ermitteln. Die angedeuteten Ziele wurden im Laufe der Untersuchung erreicht. In ihren Überlegungen berücksichtigte die Autorin auch die sog. sprachliche Biographie (andere den Befragten bekannte Sprachen), die Fähigkeit zur Unterscheidung polnischer Laute (inkl. Geminate) und das Problem der Übertragung (auch phonetische Interferenzen) in Bezug auf das Auftreten von vielen Unterschieden in der Zusammensetzung der Konsonantensequenzen im Polnischen und Englischen. Die qualitative Analyse erfolgte hauptsächlich auf der Grundlage transkribierter Aufzeichnungen von studentischen Aussagen (Lesen des vorbereiteten Textes), die Betrachtungen basierten auf den subjektiven Höreindrücken der Autorin. Der Test von Kwiatkowska (2015) wurde verwendet, um die Wahrnehmung der Sprachlaute zu testen. Anhand der Analyse der Ergebnisse von fünf Sprechern konnte festgestellt werden, welche Konsonanten der polnischen Sprache für die Befragten hinsichtlich ihrer Differenzierung am schwierigsten und welche Cluster sich in der Aussprache als problematisch herausstellten. Es wurde festgestellt, dass die falsche Aussprache im An-, In- und Auslaut sowohl wortintern als auch an Wortgrenzen betraf, hauptsächlich im Zusammenhang mit der Änderung der Artikulationsstelle von Konsonanten, Fehlern in der Intonation, Realisierung der Stimmhaftigkeit und Vereinfachungen durch Epenthesen oder Tilgungen eines vokalischen Segments oder auch mit dem Weglassen eines Konsonanten. Darüber hinaus betrafen viele Fehler die falsche Aussprache der Laute [ʃ̺], [ʒ̺], [t̺͡ʃ̺], [d̺͡ʒ̺] and [ɕ], [ʑ], [t͡ɕ], [d͡ʑ]. Die Schlussfolgerungen der Studie können zur Entwicklung geeigneter Ausspracheübungen für englischsprachige Personen beitragen, die Polnisch als Fremdsprache lernen. Beispielübungen, die im Beitrag nicht angeführt werden, werden in der Monographie von Derych (2021) vorgeschlagen.

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Exploring the Preferences of Polish EFL Teachers towards the Accents of English / Exploring the Preferences of Polish EFL Teachers towards the Accents of English

Barbara Grobelna, Universität Danzig (ORCID: 0000-0001-5042-6948)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-22 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 309–318

Schlüsselwörter: EFL, Englische Akzente, Spracheinstellungsstudien

Diese Spracheinstellungsstudie untersucht die Präferenzen von EFL-Lehrern (Englisch als Fremdsprache) aus Polen in Bezug auf die englischen Akzente, die sie verwenden und unterrichten. Trotz der zahlreichen Forschungsarbeiten zu EFL-Lernern wurde bisher wenig unternommen, um die Wirkung der Präferenzen polnischer Lehrer für verschiedene Variationen des Englischen auf das Sprachenlernen ihrer Studenten zu untersuchen. Die vorliegende Studie hat zum Ziel, diese Lücke auszufüllen und eine Analyse von Daten zu präsentieren, die im März 2020 von 102 polnischen Englischlehrern gesammelt wurden. Der erste Teil der Studie konzentrierte sich auf die Fähigkeiten der Lehrer selbst, während der zweite Teil die Einstellung gegenüber der Wahl der englischen Akzente von Schülern betraf. Die Ergebnisse zei- gen, dass in dieser bestimmten Gruppe polnischer EFL-Lehrer der amerikanische Englischakzent am einfachsten und das philippinische Englisch am schwierigsten zu erkennen ist. Die Akzente „RP“ und „General American“ sind die beliebtesten und es gibt eine starke Tendenz, mit diesen beiden Akzenten zu sprechen, zugunsten des RP-Akzents. Darüber hinaus finden die polnischen EFL-Lehrer ihren eigenen Akzent bedeutend. Die Mehrheit der Befragten ist mit ihrem Akzent zufrieden, aber sie sehen immer noch Raum für Verbesserungen und hören nicht auf, ihre Akzentfähigkeiten zu entwickeln und zu verbessern. Wenn es um die Einstellung zur Aussprache ihrer Schüler geht, haben polnische EFL-Lehrer keine besonderen Präferenzen. Sie lassen ihre Schüler die freie Wahl des Akzents und zwingen ihnen nicht das Modell der Aussprache auf, das den Lehrern am besten gefällt oder das ihnen gelehrt wurde.

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Phonetische Merkmale einer hörerorientierten Sprechweise und ihre Vermittlung im DaF-Unterricht / Some Thoughts on the Awareness of Pronunciation in the Context of Foreign Language Teaching

Beata Grzeszczakowska-Pawlikowska, Universität Łódź (ORCID: 0000-0003-2252-5038)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-23 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 319–329

Schlüsselwörter: Hörerorientierung, phonetische Merkmale, Sprechausdruck, DaF-Unterricht

Mit der virtuellen Dialogizität der Rederhetorik und der daraus abzuleitenden Auffassung von Rede als virtuell-dialogischer, intendierter Verständigungshandlung einer Rednerin oder eines Redners rückt die große Relevanz von Hörerorientierung in Redesituationen in den Fokus. In Rede als virtuellem Dialog sind nämlich, genauso wie in einem Gespräch, die Fragen und die Position des Zuhörers vom Redner zweckgerichtet zu berücksichtigen. Das ebenfalls für die Gestaltung von Reden grundlegende Frage-Antwort-Muster gilt dabei insbesondere für den Fall, wenn man beim Sprechen zu anderen kooperativ agiert und es nicht als Konkurrenzsituation auffasst. Hörerorientierung stellt insgesamt eine durchaus komplexe Kategorie der Rhetorik dar. Die Perspektivenübernahme setzt optimalerweise bereits in der konzeptionellen Redephase (im Bereich der Denklogik / Argumentation und Sprache) an und kommt dann auf der Ebene der Performanz, etwa in hörerbezogenem Vortra- gen zum Ausdruck. In der rhetorischen Praxis wird die Kategorie der Hörerorientierung häufig als Kriterium zur Beurteilung bzw. Beobachtung von Sprechleistungen herangezogen. Der vorliegende Beitrag hat zum Ziel, speziell phonetische Merkmale einer hörerorientierten Sprechweise in der Fremdsprache Deutsch zu beleuchten. Anschließend werden einige didaktische Implikationen for- muliert, welche für den DaF-Unterricht als Sprechunterricht eine besondere Beachtung verdienen sollten. Ausgehend vom dialogischen Grundverständnis sozialer Interaktionen verdient nämlich die komplexe Kategorie der Hörerorientierung bei der Vermittlung der rhetorischen Kompetenz auch in einer Fremdsprache besondere Beachtung. In methodischer Hinsicht ist diesbezüglich speziell auf die hilfreiche Verschränkung von Phonetik und Rhetorik hinzuweisen. Denn beim Sprechen / Vortragen / Präsentiere soll es vor allem auf das Erzielen gewollter Wirkungen und somit das Erreichen von Kommunikationsabsichten ankommen.

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Ausspracheübungen für deutsche Polnischlernende – eine Lehrwerkanalyse / Pronunciation Exercises for Germans Learning Polish – a Teaching Material Analysis

Anne-Marie Otto, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (ORCID: 0000-0003-4832-6571)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-24 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 331–354

Schlüsselwörter: Lehrwerkanalyse, phonetische Übungen, Aussprache, Polnisch als Fremdsprache

Eine normgerechte Aussprache ist für den Fremdsprachenerwerb von großer Bedeutung. Sie bildet die Basis für den Spracherwerb sowie für die vier Fertigkeiten Lesen, Schreiben, Sprechen und Hören. Auch kann es durch größere Ausspracheabweichungen zu Störungen in der Kommunikation kommen. Daher ist es wichtig, dass Aussprachevermittlung und -training gut in den Fremdsprachenunterricht integriert werden. Grundlegend dafür sind phonetische Übungen in den Lehrwerken. Obwohl in den letzten Jahren das phonetische Übungsmaterial in den Lehrwerken verbessert und erweitert wurde, wird der Phonetik im Unterricht noch zu wenig Beachtung geschenkt. Der folgende Beitrag hat das Ziel, im Rahmen einer Lehrwerkanalyse das phonetische Übungsmaterial in drei ausgewählten Lehrwerken für Polnisch als Fremdsprache zu untersuchen: „Hurra!!! Po Polsku“, „Polski, krok po kroku“ und „Witaj Polsko!“. Dabei soll Deutsch als Ausgangssprache der Lernenden angenommen werden. Aus den Ergebnissen einer solchen Lehrwerkanalyse können dann Handlungsempfehlungen für Lehrende abgeleitet werden, bei- spielsweise welche Lehrwerke hinsichtlich des phonetischen Übungsmaterials besonders empfehlenswert sind oder aber auch, wie mit dem vorhandenen Material am effektivsten gearbeitet werden kann. So ist es beispielsweise wichtig, das Potenzial der phonetischen Übungen voll auszuschöpfen, ggf. Übungen zu erweitern oder auch eigenes Zusatzmaterial zu erstellen, wenn durch das im Unterricht verwendete Lehrwerk nicht ausreichend Material bereitgestellt wird. Im Rahmen der Lehrwerkanalyse sollen die drei untersuchten Lehrwerke v. a. hinsichtlich der Quantität, Qualität und der Auswahl der behandelten Phänomene miteinander verglichen werden. Die einzelnen Übungen werden zudem in eine Übungsty- pologie eingeordnet. Aus den Analyseergebnissen und dem abschließenden Vergleich geht hervor, dass das phonetische Übungsmaterial der Lehrwerke bezüglich ihrer Quantität und Qualität z. T. noch großen Verbesserungsbedarf aufweist. Insgesamt weist das Lehrwerk „Hurra!!! Po Polsku“ bereits viele gelungene Ausspracheübungen vor. Hier sind phonetische Übungen gut integriert und das Lehrwerk schneidet in den meisten Analysepunkten insgesamt besser ab als die anderen zwei untersuchten Lehrwerke.

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Roland Kehreins Ansichten in „Prosodie und Emotionen“ und ihre Anwendung im DaF Unterricht / Roland Kehreins Views on “Prosodie und Emotionen” and their Application in GFL Lessons

Anna Radzik, Jagiellonen-Universität (ORCID: 0000-0001-6360-3042)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-25 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 355–364

Schlüsselwörter: Prosodie, Emotionsforschung, prosodische Einheiten

In den Lehrwerken zur Phonetik und Phonologie des Deutschen wird die Rolle der prosodischen Einheiten in der Darstellung von emotionalen Zuständen unzureichend präsentiert. Als die Ausgangsbasis für die Erfassung und Analyse prosodischer Phänomene hinsichtlich des Emotionsausdrucks kann im DaF-Unterricht die Monographie „Prosodie und Emotionen“ von Roland Kehrein (2002) benutzt werden. Diese interdisziplinäre Untersuchung im Überschneidungsbereich von Emotionspsychologie und Prosodie gibt den Studierenden die Möglichkeit, relevante Aspekte aus beiden Bereichen kennenzulernen. Im Artikel wird die Auswahl der Inhalte präsentiert, die für den DaF-Unterricht von Bedeutung sind. Aus dem Bereich der Emotionsforschung lernen Studierende Emotionen als dreiseitige Phänomene (Gefühl/Erleben, neuro-psychologische Reaktionen, motorisch-expressives Ausdrucksverhalten) kennen. Des Weiteren werden zwei Ansätze zur Einteilung von Emotionen analysiert: der kategoriale und der dimensionale Ansatz. Für die Beschreibung emotionaler Äußerungen ist die dimensionale Emotionsanalyse entscheidend, in der drei Dimensionen – Valenz, Aktivierung und Dominanz – und die Qualität: ‘(Nicht) Erwartetheit/(Nicht)Erwartbarkeit’ berücksichtigt werden. Aus dem Bereich der Prosodie lernen die Studierenden das von Kehrein ausgearbeitete systematische Prosodiemodell des Deutschen kennen, mit dem die prosodischen Einheiten mit primär linguistisch relevanter (syntaktischer, informationsstrukturierender und kommunikationsorganisierender) Funktion dargestellt werden. Dieses Modell wird mit den Klassifikationen in der traditionellen Prosodieforschung (Trubetzkoy, von Essen) verglichen. Erst auf einer solchen Basis können prosodische Einheiten mit primär emotionalen Bedeutungen besprochen werden. Die Auseinandersetzung mit den von Kehrein ermittelten emotionsrelevanten prosodischen Einheiten kann im Fremdsprachenunterricht sowohl zur Wiedergabe von emotionalen Qualitäten als auch zur richtigen Dekodierung emotionsgeladener Sprechakte beitragen. Da es keine prosodischen Muster für einzelne Emotionen gibt, sollen Bedeutungsanteile analysiert werden, die zwangloses Sprechverhalten und die Wiedergabe von Emotionen ermöglichen.

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Vokale im Kiezdeutschen: Eine phonetische Analyse der Vokalquantität und -qualität / Vowels in Kiezdeutsch: A Phonetic Analysis of Vowel Quantity and Quality

Susanne Rummel, Universität Potsdam (ORCID: 0000-0002-3698-4449)
Katharina Nimz, Universität Osnabrück (ORCID: 0000-0002-6100-2881 )
Stefanie Jannedy, Leibniz-Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft (ORCID: 0000-0001-5449-3312)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-26 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 365–385

Schlüsselwörter: Kiezdeutsch, Multiethnolekt, Vokalqualität, Vokalquantität, Phonetik, Deutsch

Kiezdeutsch ist eine Varietät des Deutschen, die sich in urbanen Regionen Deutschlands in überwiegend multiethnischen und multilingualen Stadtvierteln entwickelt hat (Wiese 2009: 782). Dieser deutsche Multiethnolekt, wie Kiezdeutsch auch bezeichnet wird, zeichnet sich morphosyntaktisch z. B. durch die Nutzung bloßer Nominalphrasen für bestimmte Lokalangaben (Wiese/Pohle 2016) oder durch die Bildung neuer Funktionsverbgefüge (Wiese 2006, 2009) aus. Er wurde auf dieser grammatischen Ebene auch hinsichtlich der begleitenden ethnographischen Umstände schon umfangreich beschrieben (vgl. Kallmeyer/Keim 2003a, 2003b; Dirim/Auer 2004; Keim 2004, 2008; Keim/Knöbl 2007, Paul et al. 2010, Freywald et al. 2011, Hinrichs 2013). Im Gegensatz dazu ist die Phonetik des Kiezdeutschen trotz einer Vielzahl charakteristischer Merkmale noch kaum systematisch untersucht worden. Ausnahmen bilden Arbeiten zu der Realisierung des palatalen Frikativs [ç] und des Diphthongs [ɔʏ] im Kiezdeutschen in Berlin (Jannedy/Weirich 2013, 2014a, 2014b, 2014c, 2017, 2019, 2020). Hier knüpft die vorliegende Pilotstudie an, in deren Mittelpunkt die Vokalquantität und -qualität des Kiezdeutschen im Vergleich zu einer standardnahen Varietät stehen. Die auf auditiven Eindrücken basierenden Hypothesen aus vorherigen Arbeiten (vgl. z. B. Auer, 2003; Tekin & Colliander, 2010) sind, dass lange Vokale im Kiezdeutschen sowohl kürzer als auch zentralisierter produziert werden als im Standarddeutschen. Diese Hypothesen wurden hier anhand von Interviewdaten einer Stichprobe männlicher Sprecher für die Vokale [iː], [eː] und [aː] instrumentalphonetisch überprüft. Durch die akustische und statistische Analyse der Vokalqualitäten ließen sich keine signifikanten Unterschiede feststellen. Jedoch zeichnete sich bei den Vokalen [eː] und [aː] der Kiezdeutschsprecher eine leichte Tendenz ab, dass sie diese weiter hinten produzieren als die standardnahen Sprecher. Die Analyse der Vokaldauer der untersuchten Vokale [iː], [eː] und [aː] zeigte, dass männliche Kiezdeutschsprecher alle untersuchten Vokale im Schnitt kürzer artikulieren als die standardnahen männlichen Sprecher. Die Vokalquantität scheint damit bei der Unterscheidung der beiden Varietäten des Deutschen eine größere Rolle zu spielen als die Vokalqualität.

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Unterricht und Lernen von Geräuschen einer Fremdsprache: Schülerperspektive / Teaching and Learning Foreign Language Sounds: Students’ Perspective

Katarzyna Zalisz, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-1560-0995)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-27 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 387–400

Schlüsselwörter: Aussprache, Auffassung von Ausspracheerwerb, Fremdsprachendidaktik, Glottodidaktik, Phonodidaktik

Der Artikel stellt die Ergebnisse der Umfrageforschung zum Thema: das Verhältnis der polnischen Schüler zum Erlernen und zum Unterricht der Klänge und Geräusche der englischen Sprache in einem formalen Kontext dar. Im ersten Teil des Artikels wird der theoretische Hintergrund dargelegt. Die wichtigsten Definitionen von Einstellungen und Überzeugungen im Zusammenhang mit dem Lernen und Lehren von Fremdsprachen werden ebenfalls im einleitenden Abschnitt erläutert. Der Artikel erörtert die Rolle des Aussprachetrainings im Fremdsprachenunterricht. Insbesondere wird erörtert, welche Ziele und Prioritäten der Phonetik in den Sprachunterricht integriert werden sollten. Das Hauptziel besteht darin, die Einstellungen zum Lehren und Lernen von Lauten in Fremdsprachen aus der Sicht der Schüler darzustellen. Die Ergebnisse geben einen wesentlichen Einblick in den Begriff der Selbstreflexion und ihre Auswirkungen auf den gesamten Spracherwerbsprozess. Das Nachdenken der Schüler über ihre Bildungserfahrungen scheint von großer Bedeutung zu sein, vor allem in der gegenwärtigen Situation des Fernunterrichts und der Fernlehre. Die jugendlichen Lernenden, die sich der Priorität der Kommunikationsfähigkeiten bewusst sind, scheinen eine positive Haltung gegenüber dem Phonetikunterricht im Klassenzimmer einzunehmen. Die Teilnehmer erkennen nicht nur die Notwendigkeit einer korrekten Nachahmung fremdsprachlicher Laute in kommunikativen Situationen an, sondern auch den gleichberechtigten Status, den die Aussprache neben allen anderen in der Schule gelehrten Sprachelementen wie Grammatik oder Wortschatz hat. Im Rahmen der Studie sollen auch die Überzeugungen der Lernenden hinsichtlich des ausreichenden Niveaus der Aussprache (bequeme Verständlichkeit vs. muttersprachliche Aussprache) sowie die bevorzugten phonetischen Modelle und die bevorzugten Lautübungsmethoden untersucht werden. Die Erforschung von Einstellungen und Überzeugungen (sowohl der Lernenden als auch der Lehrenden) trägt dazu bei, die individuellen Unterschiede und Bildungsbedürfnisse der Lernenden zu verstehen, und ist notwendig, um angemessene Unterrichtsziele und -prioritäten zu erkennen und festzulegen; nicht nur im Hinblick auf das Lauttraining, sondern auch auf den gesamten Fremdsprachenerwerbsprozess.

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Linguistikforschung heute – relevante und aktuelle Themen in der Forschung / Linguistic Research Today – Relevant and Current Topics in Research

Monika Czaja, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-5412-9649)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-28 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 403–406

Schlüsselwörter: Diskursanalyse, Stereotypenforschung, Sprachbildung, Pejorisierung

Die heutige Linguistik beschäftigt sich, entgegen manchen Vorwürfen, mit gesellschaftlich und wissenschaftlich wichtigen Themen. Dabei beweist sie große Flexibilität, da immer wieder neue linguistische Zugänge zu weiteren Bereichen gesucht werden. Ziel des Beitrags ist den Inhalt des Sammelbandes ,,Sprache und Gesellschaft – Theoretische und empirische Kontexte der Linguistik‘‘ vorzustellen. Die darin enthaltenen Beiträge wurden in fünf thematische Bereiche unterteilt, die im Detail auf ausgewählte Aspekte der Wechselbeziehung zwischen Sprache und Gesellschaft eingehen. Im Themenbereich ,,Linguistische Zugänge zum Diskursbegriff“ befassen sich die Autorinnen und Autoren damit, was die Gesellschaft und ihre Schichten über die Sprache sagen, was die Sprache über die Gesellschaft aussagt und in gewählten Aspekten werden genaue Formen dieser Erscheinungen analysiert. Der Teilbereich ,,Sprachbildung im Kontext der Migration“ geht auf die Frage ein, wer für Sprachbildung verantwortlich sein sollte. Dabei wird der evangelische Religionsunterricht aus Beispiel außerwissenschaftlicher Sprachbildung herangeführt. Als Werkzeug zur Sprachbildung und Kommunikation dienen hier mit der Religion verbundene Kulturübergreifende Begriffe. Im Teilbereich ,,Aktuelle Studien zur Stereotypenforschung“ ist der Ursprung der Stereotype ein vorherrschendes Thema. Dabei liegt der Fokus auf dem Einfluss geschichtlicher Ereignisse und ihrer nicht immer genauen Interpretation als stereotypengenerierender Mechanismus. Im vorletzten Teilbereich ,,Pejorisierung im Kontext der Sozio- und Pragmalinguistik“ wird vom allem anhand von Internettexten und –kommentaren untersucht, warum und wie ausgewählte Gruppen negativ bezeichnet werden. Im Zentrum stehen hier Sexismus gegenüber Frauen und verschiedener Art Bezeichnungen für Flüchtlinge. Im letzten Teilbereich ,,Fallstudien zu diversen Aspekten der gegenwärtigen Diskurse“ werden ausgewählte Aspekte der Sprache in sozialen Kontexten untersucht. Der Internetdiskurs um den Arztbesuch, Vulgarismen an polnischen Hochschulen und die Asymmetrie bei der juristischen Beratung sind Fallstudien, die als Anregung zu breiter ausgelegten Forschungen dienen können. Die gesamte Publikation weist eine vielfältige interdisziplinäre Herangehensweise auf. Dank dieser kann die Forschung zur Sprache im Kontext besonders gut zu Geltung kommen.

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Wstęp do fonetyki i fonologii języka szwedzkiego nareszcie w języku polskim / Introduction to the Swedish phonetics and phonology at last in Polish

Józef Jarosz, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-7820-667X)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-29 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 407–414

Schlüsselwörter: Phonetik, Phonologie, Schwedisch, Aussprache, phonetische Transkription, akademisches Lehrbuch

Die Erstveröffentlichung eines akademischen Lehrbuchs ist aus wenigstens zwei Gründen ein wichtiges Ereignis für Hochschuldidaktiker. Bei mangelnden Lehrbüchern ist jeder neue Titel eine Unterstützung und dabei kann ein gut konzipiertes und solide bearbeitetes didaktisches Hilfsmittel – wie die didaktische Praktik zeigt – Jahrzehnte lang, vielen Generationen gut dienen. Der vorliegende Beitrag bespricht das erste polnische Lehrbuch für schwedische Fonetik und Fonologie hinsichtlich der inhaltlichen Gestaltung und der eingesetzten methodischen Lösungen. Die Erkenntnisse können für alle Interesseierten bei Kaufentscheidung behilflich sein. Die Analysekriterien umfassen folgende Aspekte im Bereich der philologischen Kompetenzen: 1) Auswahl und Umfang der Problematik, die eine theoretische Orientierung in den Fragen der allgemeinen und schwedischen Fonetik und Fonologie verschaffen soll; 2) Typologie und Zielsetzung des Übungsmaterials, mit dem bestimmte Fertigkeiten im Bereich der Aussprache und Transkription erzielt werden sollen; 3) Inhaltskomponenten, die den Erwerb von sozialen Kompetenzen ermöglichen; 4) Strategien der Didaktisierung und Formen der Vermittlung des Fachwissens und -kompetenzen für Studierende im ersten Studienjahr. In der Besprechung werden Vorteile des Buches betont, sowie die festgestellten Mängel kommentiert, damit Lehrende sie leicht kompensieren können. Trotz einiger schwachen Seiten stellt das Lehrbuch eine optimale Kombination der analysierten Charakteristika dar und kann in der akademischen didaktischen Praxis als eine nützliche Bearbeitung eingesetzt werden. Das Lehrbuch ist vor allem allen Studierenden der Skandinavistik und neophilologischer Studienrichtungen zu empfehlen.

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Projektowy i integrujący charakter lingwistyki dyskursu / The Designing and Integrating Nature of Discourse Linguistics

Marcelina Kałasznik, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-2713-5880)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-30 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 415–422

Schlüsselwörter: Diskurs, Diskurslinguistik, Linguistik

Diskurs ist ein Begriff, der inflationär sowohl in der Alltagssprache als auch in der Terminologie verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen verwendet wird. Im Alltagsgebrauch handelt es sich dabei gewöhnlich um ein Synonym für Gespräch, Diskussion über ein Thema, an einem Ort oder unter Vertretern einer Gruppe. Die Bedeutung des Begriffs Diskurs im wissenschaftlichen Sprachgebrauch ist viel komplizierter, zumal Diskurs eine Analysekategorie von unterschiedlichen Wissenschaften (z. B. Soziologie, Linguistik, Literaturwissenschaft, Anthropologie usw.) bildet und sein Verständnis in Abhängigkeit von einer jeweiligen Disziplin variiert. Auch im Rahmen einer Disziplin, wie z. B. der Sprachwissenschaft, die sich im Fokus der Überlegungen befindet, gibt es vielfältige Sichtweisen auf den Diskurs. In diesem Beitrag steht im Zentrum die 2020 erschienene Monographie von Czachur, die darauf abzielt, die Diskurslinguistik als ein Forschungsprogramm zu entwickeln, das einen integrierenden Charakter hat. In seinen Ausführungen konzentriert sich Czachur darauf zu zeigen, wie sich die Linguistik auf die Kategorie des Diskurses vorbereitet hat, indem er sich auf ausgewählte Sprachforscher und Sprachphilosophen fokussiert und ihre Sprachmodellierungen präsentiert sowie die Leistungen des Strukturalismus und den Prozess seiner Überwindung bespricht. Vor diesem Hintergrund wird der Diskurs als Forschungsgegenstand dargestellt. In diesem Kontext werden die Annahmen von Michel Foucault diskutiert. Im Weiteren präsentiert der Autor auch ausgewählte Ansätze zur Diskursanalyse (darunter diesen von Jäger, Witosz, Spitzmüller/Warnke und Piekot) und zeigt, was die Forscher mit ihren Konzepten bezweckt haben und wie sie den Diskurs für ihre eigenen Forschungsziele auffassen. Dem folgt die Vorstellung der Diskurslinguistik als eines integrierenden Forschungsprogramms. Dabei wird über theoretische und methodologische Annahmen reflektiert und es wird eine Fallstudie, in der die erarbeitete Forschungsprozedur verwendet wird, präsentiert. Die Monographie bringt neue und interessante Erkenntnisse und stellt ein neues, methodologisch und theoretisch fundiertes Programm der Diskurslinguistik.

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Sprachwissenschaftliche Forschung in Polen und Deutschland nach der Wende / Linguistic Studies in Poland and Germany after the Fall of the Berlin Wall

Agnieszka Mac, Universität Rzeszów (ORCID: 0000-0002-2670-6656)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-31 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 423–430

Schlüsselwörter: Germanistik, linguistische Forschung in Polen, Forschungstraditionen, aktuelle und künftige Untersuchungsbereiche

Der Beitrag will eine Bestandsaufnahme der Germanistik durchführen und insbesondere die Entwicklung der sprachwissenschaftlichen Forschung in Polen in den letzten 30 Jahren rekapitulieren. Dies geschieht anhand einiger Studien aus einem vorzustellenden Sammelband, in denen sowohl Forschungstraditionen als auch aktuelle Untersuchungsbereiche diskutiert und Reflexionen über künftige Fragen angestellt werden. Grundsätzlich greifen die Abhandlungen des Bandes vor der Folie differenzierter Textsorten verschiedene Aspekte sprachwissenschaftlicher Forschung auf. So werden Einsätze argumentativen Handelns und die Mittel textuellen Exponierens in deutschen und polnischen Politikerreden untersucht; ferner bilinguale Verständigungsdiskurse in Pressetexten sowie die typographische Gestaltung der Textsorte Glückwünsche im deutsch-polnischen Vergleich analysiert. Eine Studie widmet sich dem Ertrag der germanistischen Sprachwissenschaft für die DaF-Didaktik in Polen, zwei andere befassen sich mit grammatischen Fragen: zum einen mit dem Modalverb sollen in reportativer Funktion in Interrogativsätzen, zum anderen mit polnischen und deutschen Phrasen mit temporaler Bedeutung im Prozessrecht, um wesentliche interlinguale Unterschiede aufzudecken, die translatorische Probleme und Fehler verursachen können. Zwei Artikel stellen den heutigen Stand der Forschung auf dem Gebiet der kontrastiven Linguistik und der linguistischen Diskursforschung der Polonistik und Germanistik in Polen dar. Wieder zwei andere Beiträge haben historische Bezüge, wobei der eine den wolgadeutschen Sprachgebrauch in den 20er- und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts untersucht. Der andere resümiert, wie das in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts formulierte Postulat Sprachgeschichte als Textsortengeschichte in der deutschen und polnischen Forschung umgesetzt wurde. Ergänzt wird das Themenspektrum durch linguistische Überlegungen aus den drei Nachbarländern Deutschland, der Slowakei und der Ukraine. Besondere Aufmerksamkeit verdienen schließlich die Selbstbiographien zweier namhafter Germanisten und zugleich Sprachwissenschaftler, Frau Prof. Ulla Fix und Herrn Prof. Hans-Werner Eroms.

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Forschungsmöglichkeiten im Bereich der juristischen Phraseologie / Research Opportunities in the Field of Legal Phraseology

Joanna Szczęk, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0001-8721-6661)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-32 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 431–435

Schlüsselwörter: Sprache des Rechts, Fachsprache, rechtssprachliche Phraseologismen, juristische Phraseologie

Das Vorkommen und der Gebrauch der Phraseologismen in diversen Fachsprachen wird oft zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Man analysiert dabei Phraseologismen, deren Gebrauch typisch für die jeweilige Sprache ist, oder diagnostiziert deren Verwendung in fachsprachlichen Texten. Das betrifft auch die sog. rechtssprachlichen Phraseologismen in der juristischen Fachsprache sowie deren Vorkommen in den juristischen Fachtexten. In der Phraseologieforschung konzentrierte man sich bisher auf die terminologischen Aspekte und die Abgrenzung der rechtssprachlichen Phraseologismen von den anderen phraseologischen Einheiten. In der Monographie von Małgorzata Płomińska „Juristische Fachphraseologie – zwischen Konvention und Routine“, die 2019 im Peter Lang Verlag erschienen ist, findet man aber eine musterhafte Verbindung der Theorie mit der Praxis. Die Autorin analysiert das Vorkommen und die Funktionen rechtssprachlicher Phraseologismen in den deutschen und polnischen Gesetzbüchern und entwirft dabei ein sehr gelungenes Analysemodell. Die erzielten Forschungsergebnisse von Płomińska sind Gegenstand des Beitrags. Zugleich wird auch der aktuelle Forschungsstand zur rechtssprachlichen Fachphraseologie thematisiert. Die Charakteristik der Analyseergebnisse ermöglicht auch gewisse Desiderate in diesem Forschungsbereich anzuzeigen, zu denen u. a. fehlende komplexe Untersuchungen bezüglich der juristischen Phraseologie sowohl für Deutsch und Polnisch, als auch vergleichenden Charakters gehören.

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Abschlussbericht über die Realisierung des Erasmus+-Projekts Internationalisierung und Weiterentwicklung des Doktorandenstudiums, Oktober 2018–Juni 2021 /

Anna Gondek, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0001-6106-4479)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-33 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 439–443

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Bericht über das 3. Internationale Doktorandenseminar im Rahmen des Erasmus+-Projekts: Internationalisierung und Weiterentwicklung des Doktorandenstudiums 2018-1-SK01-KA203-046375, 26.–30. April 2021 an der Universität Wrocław /

Krystian Suchorab, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-1831-7973)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-34 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 445–447

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Bericht über die 3. Internationale Tagung zur Phraseologie und Parömiologie: „Aktuelle Trends in der phraseologischen und parömiologischen Forschung weltweit”, 27.–29.5.2021, Institut für Germanistik der Universität Wrocław, online /

Joanna Szczęk, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0001-8721-6661)

DOI: 10.23817/lingtreff.20-35 (online zugänglich: 2021-12-09)

S. 449–452

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