Linguistische Treffen in Wrocław
Heft 22 (2022): II
Herausgegeben von: Iwona Bartoszewicz (Univeristät Wrocław), Joanna Szczęk (Universität Wrocław), Artur Tworek (Univeristät Wrocław)
Der organisationelle Raum im Nutzungskonflikt: Streit um eine Hörsaalbesetzung an der Universität / In a Institutional Conflict: Dispute about the Occupation of a Lecture Hall at the University
DOI: 10.23817/lingtreff.22-1 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 17–31
Schlüsselwörter: Raum, Interaktion, Organisationskommunikation
Anhand des Beispiels einer Hörsaalbesetzung wird der Frage nachgegangen, inwieweit Interaktion und Raum im Zusammenhang stehen. Raum wird als ein Konstrukt beschrieben, das auf der Basis institutioneller Vorgaben bestimmte Nutzungsoptionen zugewiesen bekommt. Vorbestimmt wird damit, welche Handlungsmöglichkeiten Akteur:innen besitzen, darin eingeschlossen ist auch, welche mündlichen und schriftlichen Kommunikationsformen sie nutzen können, welche Handlungslegitimation sie besitzen. In der Organisationskommunikation kommt es nun darauf an, das eigene Handeln gesellschaftlichen Gruppen gegenüber konsistent und nachvollziehbar darzustellen und Entscheidungen darüber zu treffen, eigenes und fremdes Handeln in Beziehung zueinander zu bringen. Ein wichtiger Bezugspunkt ist das von der Universität formulierte Leitbild, das wesentliche Werte und Leitlinien des eigenen Handelns beinhaltet. Es bietet im Beispiel der Besetzung eines Hörsaals durch eine Umweltgruppierung die wesentliche Argumentationsgrundlage der Universitätsleitung und ihrer Pressestelle in der Besetzungssituation. Die Universität sieht sich selbst als handlungsbestimmende Akteurin und beruft sich auf tradierte und etablierte Praktiken und ihre Verantwortlichkeit für die eigenen Mitglieder. Im vorliegenden Beispiel versucht eine Umweltgruppe genau diese etablierten und tradierten Praktiken in Frage zu stellen, eigene Diskursformen zu etablieren und in der Folge das Tradierte aufzubrechen. Die Umweltgruppe gerät damit jedoch in einen konversationellen bis hin zum juristischen Konflikt mit der Universität.
Translatorische Weglassungen und Hinzufügungen: PRO und CONTRA / Omission and Addition in the Translation: PRO and CONTRA
DOI: 10.23817/lingtreff.22-2 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 33–43
Schlüsselwörter: Fachsprache von TV-Nachrichten, Übersetzungstransformationen, kommunikative Situation, Weglassung, Hinzufügung, translatorische Äquivalenz
Das Weglassen und Hinzufügen von Informationen bei dem Dolmetschen/Übersetzen von Fernsehnachrichten kann den Textinhalt erheblich beeinflussen, was wiederum eine Änderung des pragmatischen Einflusses zur Folge hat. Manchmal schwächt das Weglassen von Informationen im Text den Pragmatismus, den der Textautor ursprünglich im Text selbst eingebettet hatte. Weglassungen als Übersetzungstransformationen dürfen nur in bestimmten Fällen verwendet werden, in denen beispielsweise kulturspezifische Informationen für den Empfänger der Nachrichten irrelevant, überflüssig sind oder wenn es unmöglich ist, diese Informationen mit Hilfe der Zielsprache ohne weitere Erklärung zu übersetzen. Bereits im Stadium der Reproduktion stellte sich heraus, dass die meisten Texte des Originals und der Übersetzung in Umfang und Dauer nicht übereinstimmten. Im Verlauf der Analyse wurde festgestellt, dass Übersetzerinnen und Übersetzer häufig auf eine solche ÜT wie Weglassung zurückgreifen. Weggelassen werden, unserer Meinung nach, häufig ungerechtfertigt nicht nur einzelne (überflüssige) lexikalische Einheiten, sondern auch ganze Informationsblöcke. Unser Ziel ist zu erklären, was solche signifikanten Änderungen des Textumfangs während der Übersetzung verursacht. Interessanterweise werden in den meisten Fällen Video-Fragmente einer DW- Nachricht zusammen mit dem Text weggelassen. Es kommen auch Fälle vor, wenn das Video jedoch manchmal bei weggelassenem Text unverändert bleibt. In diesem Fall kann eine Diskrepanz zwischen dem Inhalt der Übersetzung und der Tondauer der ursprünglichen Sendung festgestellt werden. Durch das Hinzufügen einer Information zum Übersetzungstext versucht der Informationsdienst, den ukrainisch-sprachigen Empfänger zu beeinflussen und dabei die Pragmatik des Originaltextes teilweise zu ändern. Wenn eine Empfängerin oder ein Empfänger kein Deutsch spricht, wird diese Diskrepanz kaum bemerkbar sein. Dies sollte jedoch nicht die Norm sein, da die Übersetzerinnen und Übersetzer die Translation so äquivalent wie möglich gestalten sollten, um solche Fehler zu vermeiden.
Kommunikativ-pragmatische Determiniertheit des internationalen Dokuments „Charta“ (am Beispiel der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen) / Communicative-Pragmatic Determination of the International Document “Charter” (Using the Example of the European Charter for Regional or Minority Languages)
DOI: 10.23817/lingtreff.22-3 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 45–58
Schlüsselwörter: Charta, kommunikativ-pragmatisch, Sachprosa, Dokument, Textsortentyp
Die traditionelle Deutung des Begriffs „Sachprosa“ beinhaltet eine Reihe von Merkmalen, die für diese Texte oft zwingend sind. In der heutigen Sprachwissenschaft wird die Sachprosa unterschiedlich interpretiert, was auf die Betrachtung der Forschungsobjekte unter neuen Aspekten zurückzuführen ist. Als Folge dieses Prozesses kann man beobachten, dass theoretische Begriffe ihre definitorische Schärfe eingebüßt haben und ihre Grenzen oft fließend geworden sind. Im vorliegenden Beitrag wird der Versuch unternommen, die Relativität des Merkmalszwangs für die Sachprosa am Beispiel des internationalen Dokuments „Charta“ zu zeigen, das hierfür aus kommunikativ-pragmatischer Sicht charakterisiert wird. Dabei werden die Eigentümlichkeiten pragmatischer Strategien und Taktiken eines kollektiven Autors in Betracht gezogen und ihre Versprachlichung in Bezug auf einen kollektiven Rezipienten herausgearbeitet. Die Analyse der für eine Charta typischen Kommunikationssituation, die die Merkmale des Textsortentyps „Charta“ prägt, hat auf die Relativität von Merkmalen hingewiesen und sie bestätigt. Eine Charta hat als internationales Dokument Merkmale eines Gesetzes, das sowohl an Fachleute als auch an die breite Masse der Bevölkerung gerichtet ist. Die Eigenart der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen besteht in der dargebotenen Möglichkeit, entsprechend der sprachpolitischen Situation vor Ort die jeweilige passende Klausel für die Tätigkeit der staatlichen und kommunalen Organe zu wählen, was die Charta als Gesetzesuntertyp der Dokumente de lege ferenda mit weniger zwingendem Charakter formt. Dieses Merkmal der Charta prägt besonders stark ihren dritten Teil, wobei der Einfluss des pragmatischen Kommunikationsziels auf die Modifikation der Textsortenform in ihrer sprachlichen Gestalt demonstriert wird.
ANGST und VERDRUSS. Sprachliche Expressivität im soziokulturellen Kontext / FEAR and IRRITATION. Linguistic Expressivity in a Socio-cultural Context
DOI: 10.23817/lingtreff.22-4 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 59–72
Schlüsselwörter: Emotion, Emotionssoziologie, Kultur, Verdruss, Angst, Semantisierung der Emotionen
Die Erkenntnisse und Befunde insbesondere der Neuro- und Kognitionswissenschaften brachten neuen Schwung in die Emotionsforschung. Den bisher unterschätzten sozialen Kontexten der Emotionen wird das Forschungsinteresse zuteil. Aus dieser Perspektive werden Emotionen als Ergebnis der soziokulturellen Prägung verstanden. Sie unterliegen der Kontrolle der Kultur, was sich in einem soziologisch konventionellen, prototypischen Emotionsverhalten und in einer entsprechenden Ausdrucksweise offenbart. Definiert man Emotionen als inneren menschlichen Zustand, so werden sie bei der traditionellen Einteilung der Wissenschaft dem Teilbereich der Psychologie zugeordnet. Zunehmend wird jedoch erkannt, dass ein rein psychologischer Zugang zur Emotionalität unzureichend ist. Erst die Einbeziehung der Grundparadigmen anderer Disziplinen, darunter der Linguistik, der Anthropologie, der Kulturwissenschaft und der Soziologie, erlaubt die Komplexität dieses Forschungsfeldes zu erfassen. Der Beitrag, in dem die induktive Methode eingesetzt wird, setzt sich zum Ziel, die in der Sprache kodierten, im Laufe der Sozialisation regulierten, emotionalen Schemata, die die biologischen, mimischen und behavioralen Deutungssignale enthalten, zu ermitteln und die bestehenden Parallelen im Manifestieren von Emotionen VERDRUSS und ANGST im Deutschen und Polnischen aufzudecken. Der Fokus der korpusgestützten Analyse liegt auf den Semantisierungsmöglichkeiten von Reaktionsmustern, die für die zu untersuchenden Emotionen distinktiv sind. Im Beitrag werden die phraseologischen Einheiten aus den Denotatsbereichen VERDRUSS und ANGST in Bezug auf ihre soziokulturelle Motivation besprochen. Dabei wird sowohl das Übereinzelsprachliche, indem auf Phraseologismen von einem internationalen Charakter eingegangen wird, als auch das Einzelsprachliche, das mittels der einzelsprachspezifischen Wendungen illustriert wird, zum Ausdruck gebracht. Der Artikel versteht sich als ein Beitrag zum Diskurs über den interdisziplinären Ansatz zur Emotionsforschung.
Markennamen als sprachliche und kulturelle Identitätsträger / Brand Names and Cultural Identity: A Short Overview
DOI: 10.23817/lingtreff.22-5 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 73–86
Schlüsselwörter: Marke, Markenname, Foreign Language Display, Country-of-origin
Markennamen spielen für Unternehmen eine besonders wichtige Rolle: sie sind zugleich Träger und Garant des Markenwertes. Trotz ihres besonderen Status im Markenmanagement, und obwohl die Anzahl von Markennamen weltweit auf mehr als 43 Millionen (!) geschätzt wird, sind Markennamen ein kaum erforschtes Gebiet der Linguistik. Markennamen werden jedoch oft im Marketingkontext erforscht: dabei wird die Wirkungsweise von Markennamen analysiert und Vorschlagskataloge für „gute“ und „schlechte“ Markennamen werden erschaffen. Markennamen sind jedoch auch Teil der Sprache und somit mit linguistischen Methoden erforschbar. Als Teil der Sprache sind Markennamen Identitätsträger einer Kultur: durch sie kann nicht nur eine bestimmte Kultur, sondern teilweise sogar eine bestimmte historische Epoche identifiziert werden. Diese identitätstragende Funktion wird auch von Unternehmen erkannt: oft erschaffen und nutzen sie Markennamen, um die Marke bewusst mit einer bestimmten Kultur zu verbinden. In dem vorliegenden Beitrag werden diese identitätsgebenden und -tragenden Spezifika von Markennamen analysiert: von den Möglichkeiten der Vermittlung des Country-of-origin von Markennamen über die Benutzung des sogenannten Foreign Language Displays bis hin zur Übersetzung von Markennamen. Im Beitrag wird gezeigt, dass das Verbinden eines Markennamens mit einer Kultur durch verschiedene sprachliche und nichtsprachliche Mittel erfolgen kann. Markennamen können somit besser in interdisziplinäre linguistische Forschung eingebunden werden; auch mit dem Ziel, neue Berufsperspektiven für (angehende) Linguisten aufzuzeigen.
Versuch einer schärferen Konturierung des Kulturembegriffs / An Attempt to Sharpen the Concept of Cultureme
DOI: 10.23817/lingtreff.22-6 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 87–100
Schlüsselwörter: Kulturem, Kultur, kollektives Gedächtnis, Identität, nationale Identität, Nationalstolz
Im vorliegenden Beitrag wird ein Anlauf zur Spezifizierung des Kulturembegriffs unternommen, der ja in den Geisteswissenschaften längst beheimatet ist. Seit der Domestizierung des Begriffs vor ca. 30 Jahren finden sich immer wieder Forscher, die die Kulturemforschung fortsetzen, allerdings mit dem Nebeneffekt, dass die konzeptuelle Aufladung dieser prägnanten Begrifflichkeit in unterschiedlichen Farben schimmert und man sich des Eindrucks eines inflationären Gebrauchs des Begriffs kaum erwehren kann. Doch man kann versuchen, aus der Heterogenität des Kulturem-Verständnisses Kapital zu schlagen und die Handhabbarkeit dieser scheinbar omnipotenten Kategorie durch konzeptuelle Fusionen bzw. Synergien auch nur um ein Geringes zu erhöhen. Dieser Versuch wird nun hier gemacht. Er erfolgt konkret auf dem Substrat der Anbindung von Kultur an kollektives Gedächtnis und Identität. In diesem trialistischen Attraktionsfeld werden weitere konzeptuelle „Tiefbohrungen“ vorgenommen, die am Identitätskonzept ansetzen. Da einer der vitalsten Identitätspole für die EU-Bürger in der nationalen Identität zu verorten ist (Fukuyama 2019: 182), wird sie als ein plausibler Fortsetzungspunkt für die Präzisierungsarbeit am Kulturembegriff genommen, die freilich an einer empirisch abgesicherten Operationalisierung des anvisierten Bezugspunktes (will heißen: nationaler Identität) nicht vorbeikommen kann. Möglich ist hier beispielsweise eine Operationalisierung mittels der soziologisch bewährten Kategorie des Nationalstolzes, auf die im Aufsatz auch rekurriert wird. Im finalen Arbeitsergebnis stellt sich eine Neujustierung des Kulturembegriffs ein, an der weiter gefeilt werden kann.
Ironie in den politischen Wahlreden als Strategie im Kampf um Wähler / Irony in Political Election Speeches as a Strategy in the Fight for Electors
DOI: 10.23817/lingtreff.22-7 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 101–113
Schlüsselwörter: der politische Humor, Ironie in der politischen Sprache, Sprache der Rechtspopulisten
Politiker bedienen sich in ihren Wahlreden bestimmter sprachlicher Mittel und dadurch auch stark wirkender Emotionen, die zum Ziel haben, die Entscheidungen der Wähler gekonnt zu beeinflussen und im Wahlkampf ihre Stimmen zu gewinnen. Da die Zahl der rechtspopulistischen Parteien in nationalen Parlamenten und Regierungen heutzutage in nahezu allen europäischen Ländern zunimmt, wird es hier vorgeschlagen, die Sprache der rechtsorientierten Politiker zu erforschen. Deshalb konzentriert sich der vorliegende Beitrag auf die Analyse der ausgewählten politischen Reden von Spitzenpolitikern der rechtsorientierten polnischen Parteien: PiS [Recht und Gerechtigkeit] und Konfederacja Wolność i Niepodleglość [Konföderation Freiheit und Unabhängigkeit] in Bezug auf den Aspekt der Ironieverwendung, die in den politischen Reden bestimmte Ziele und Funktionen intendiert. Durch den gezielten Ironiegebrauch kann der politische Gegner negativ bewertet oder sogar diskreditiert werden. In der vorliegenden Analyse der politischen Wahlreden werden folgende Aspekte der Ironieverwendung berücksichtigt: Gegenstand der ironischen Äußerung, Strategien der ironischen Äußerung und Funktionen der ironischen Äußerung. Das aufgestellte Analysekorpus umfasst 80 Reden der polnischen rechtsorientierten Politiker.
Interdisziplinäres Marketing. Marketing und Linguistik / Interdisciplinary Marketing. Marketing and Linguistics
DOI: 10.23817/lingtreff.22-8 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 115–124
Schlüsselwörter: Marketingaktivitäten, Marketingkommunikation, Werbung, Marketolinguistik
Marketing ist ein interdisziplinäres Wissenschaftsgebiet. Viele Wissenschaftszweige unterstützen die erfolgreichen Marketingaktivitäten sowie die Marketingkommunikation der Unternehmen wie zum Beispiel Soziologie, Psychologie, Management, Mathematik, Statistik, Anthropologie, Informatik, Ästhetik und Psychologie. Mathematik sowie Statistik helfen bei der Auswertung von Primärforschungsergebnissen, Informationstechnologie unterstützt das Funktionieren des online Marketing. Mit Hilfe von Soziologie, Anthropologie und Psychologie kann die Analyse des Kunden- und Verbraucherverhaltens erfolgreich durchgeführt werden. Management hilft bei der Unternehmensführung, Ästhetik trägt zu der Gestaltung der ideenreichen und kreativen Werbungen bei. Gleichzeitig wird aber relativ wenig über die Rolle der Linguistik gesprochen, obwohl die effektive Marketingkommunikation auf einer einfallsreichen, sprachlich korrekten, gut formulierten und vor allem auf die Bedürfnisse der Zielgruppe abgestimmten Botschaft basiert, durch die die potenziellen Kunden auf dem Markt zielgerichtet angesprochen werden können. Linguisten bieten eine große Hilfe bei der erfolgreichen Umsetzung der unternehmerischen Marketingkommunikation. Von Linguistik werden – unter anderem – die Merkmale der Werbung und Werbesprache unter- sucht. Die linguistischen Forschungen können demnach zu der bewussten und professionellen Gestaltung der Werbung, der Werbebotschaft beitragen. Aber die wichtige Rolle der Linguistik wird bei der Durchführung der Marketingkommunikationsaktivitäten– sowie Forschungen oft unterschätzt. Im Beitrag wird die Bedeutung der Linguistik und Marketolinguistik hinsichtlich der unternehmerischen Marketingaktivitäten und vor allem der Marketingkommunikation vorgestellt.
„Unser Allergnädigster Herr, Kaiser und König Franz Joseph I.“. Sprachmanipulationsmittel bei der Darstellung von Franz Joseph in der „Krakauer Zeitung“ (1916). Analyse anhand der Pressetexte über die Reaktionen von Deutschen und Polen auf Franz Josephs Tod / “Our Most Gracious Lord, Emperor and King Franz Joseph I”. Means of Language Manipulation in the Depiction of Franz Joseph in the “Krakauer Zeitung” (1916). Analysis Based on Press Releases about the Reactions of Germans and Poles to Franz Joseph’s Death
DOI: 10.23817/lingtreff.22-9 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 125–138
Schlüsselwörter: Sprachmanipulation, Kaiser Franz Joseph I., Deutsche, Polen, Erster Weltkrieg
Ziel des Beitrages ist es, Sprachmanipulationsmittel bei der Darstellung des Kaisers Franz Joseph I., der am 21. November 1916 starb, zu untersuchen. Die analysierten Texte, die schon in den ersten Tagen nach seinem Tod veröffentlicht wurden, werden aus der österreichisch-ungarischen Tageszeitung „Krakauer Zeitung“ entnommen. Im Fokus des Interesses stehen eben diejenigen Pressetexte, in denen die Reaktionen von damaligen Deutschen und Polen auf den Tod des Kaisers geschildert werden. Mit der Analyse wird die Frage beantwortet, mit welchen Mitteln der verstorbene Franz Joseph dargestellt und bewertet wurde. Aufgrund der durchgeführten Analyse wird das Bild von Franz Joseph aus der Sichtweise der damaligen Deutschen und Polen rekonstruiert.
„Die Kürze würzen“: Zu den sprichwörtlichen Aphorismen von Alexander Eilers / “Spicing up Brevity”: The Proverbial Aphorisms by Alexander Eilers
DOI: 10.23817/lingtreff.22-10 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 139–164
Schlüsselwörter: Antisprichwort, Aphorismus, Definition, Alexander Eilers, Innovation, Redensart, Sprichwort, Wortspiel, Zitat
Alexander Eilers (geb. 1976) hat sich nicht nur mit etlichen Bänden einen Namen als produktiver Aphoristiker gemacht, sondern hat sich auch sehr für jüngere Autorinnen und Autoren eingesetzt, deren Aphorismen er herausgegeben hat. Als promovierter Anglist an der Universität Gießen hat er sich mit der Gattung des Aphorismus beschäftigt und etliche Metaaphorismen verfaßt. Wiederholt stößt man bei ihm auf Texte, die von einem Einzelwort ausgehen, das dann durch Hinzufügung einer sprichwörtlichen Redensart definiert wird. Andere Aphorismen gehen von einer Redensart aus, die durch einen knappen Kommentar erweitert wird. Immer wieder werden Redensarten kritisch in Frage gestellt, was zuweilen durch nur den Austausch eines Buchstaben oder Wortes zu innovativen Aussagen führt. Es treten nicht nur klassische, biblische und volkssprachliche Redensarten auf, sondern Eilers weist auch ein umfangreiches Repertoire an Zitaten und Sprichwörtern auf. Dieses tradierte Sprachgut wird sprachspielerisch manipuliert und führt zuweilen zu aussagekräftigen Antisprichwörtern. 386 Belege von 2142 Texten oder 18% seiner Aphorismen gehen von solchen formelhaften Ausdrücken aus. Sie lassen erkennen, daß Alexander Eilers sich intensiv mit sprichwörtlicher Sprache beschäftigt und diese sprachlich sowie inhaltlich zu erkenntnisreichen Bemerkungen über die moderne Welt umgestaltet.
„Was hat Europa mit mir zu tun?“ Europa in den Augen junger Politiker_innen – eine diskurslinguistische Analyse von Twitter-Beiträgen ausgewählter polnischer Jugendorganisationen / “What Does Europe Have to Do with Me?” Europe in the Eyes of Young Politicians – a Discourse-linguistic Analysis of Twitter Posts by Selected Polish Youth Politics Organisations
DOI: 10.23817/lingtreff.22-11 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 165–178
Schlüsselwörter: Diskurs, Argumentationsmuster, Europa, Jugendorganisation
Im folgenden Beitrag wird unser Augenmerk auf Social Media gerichtet. Analysiert werden Twitter- Beiträge polnischer Jugendorganisationen von Parteien, die im polnischen Parlament vertreten sind. Es wird der Frage nachgegangen, welchen diskursiven Stellenwert und welche diskursive Leistung Europa bzw. die Europäische Union hat. Dabei wird eine diskurslinguistische Perspektive verfolgt: die Untersuchung orientiert sich zum einen an dem diskurslinguistischen Toposkonzept (Wengeler 2003), zum anderen an das diskurslinguistischen Mehrebenen-Analysemodell DIMEAN (Spitzmüller/Warnke 2011). Charakterisiert werden auch ausgewählte Phänomene der Ebene der Akteure, nämlich Akteure des untersuchten Diskursabschnitts und seine Medialität. Bei der Beschreibung der Akteure werden zwei analytische Kategorien verwendet: ihre Positionierung im Diskurs und die soziologische Kategorie der Generation. Medialität manifestiert sich zum einen in Form des kommunikativen Verhaltens von Akteuren im sozialen Medium Twitter und zum anderen in der Spezifität des Tweets als Kommunikationsform. Dann wird auf die intratextuelle Ebene Bezug genommen, indem die im analysierten Ausschnitt des Europadiskurses dominanten Topoi ermittelt und ihre sprachliche Realisierung diskutiert werden.
O mierzeniu jakości tekstów tłumaczonych metodą a vista / About Quality Measurement of Sight Translated Texts
DOI: 10.23817/lingtreff.22-12 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 179–193
Schlüsselwörter: Blattdolmetschen, Qualität, Kriterien
Der Titel dieses Beitrags knüpft an das Buch von Dybiec-Gajer (2013) an, in dem die Autorin eine tiefgreifende Analyse von zahlreichen Konzepten zur Bewertung der Qualität von Übersetzungen vor- genommen hat. In dem vorliegenden Text wird versucht, die unverzichtbaren Qualitätsbewertungskriterien zu ermitteln, welche den Blatt gedolmetschten Zieltext positiv bewerten lassen. Es gibt keinerlei Bewertungsrichtlinien, die direkt fürs Blattdolmetschen gelten. Auf der einen Seite ist es nötig, solche Kategorien exakt festzulegen, die beim Blattdolmetschen in Betracht gezogen werden sollen, um eine erfolgreiche Kommunikation zu bewerkstelligen (aus anthropozentrischer Perspektive, siehe S. Grucza 2012) oder auch um die Erreichung der gewünschten Qualität der Dolmetscherleistung zu ermöglichen. Auf der anderen Seite wird das Blattdolmetschertraining von der Kenntnis der Qualitätsbewertungskriterien in Bezug auf Blattdolmetschen, die der Lehrer und die Lernenden zeigen, beeinflusst. Aufgrund dieser Tatsache können sich die Kandidaten zum vereidigten Übersetzer/Dolmetscher in Polen besser vorbereiten, denn eine Blattdolmetschaufgabe ist Bestandteil der Staatsprüfung. Als Versuch, einen Katalog von Qualitätsbewertungskriterien fürs Blattdolmetschenzusammenzustellen, enthält dieser Beitrag eine Aufstellung von Qualitätsbewertungskriterien, die aus Studien über Konferenzdolmetschen stammen. Darüber hinaus werden im Text Qualitätsbewertungskriterien besprochen, die in der Forschung über Blattdolmetschen angewendet wurden, aber auch Kategorien, die während der Staatsprüfung zum vereidigten Übersetzer/Dolmetscher in Polen Anwendung finden. Die oben genannten Komponenten können eine Grundlage für Qualitätsbewertungskriterien beim Blattdolmetschen schaffen.
Intermediale Komponenten, Beziehungen und Funktionen in öffentlichen Stadttexten / Intermedial Components, Relations and Functions in Public Urban Texts
DOI: 10.23817/lingtreff.22-13 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 195–207
Schlüsselwörter: Intermedialität, urbane Texte, Sprachlandschaften
Gegenwärtige Texte im öffentlichen Raum haben unterschiedliche Formen und Funktionen. Regulative, kommerzielle, transgressive und nicht zuletzt pandemische Texte nutzen multimodale Mittel in der Gestaltung von Textformen und zum Transfer von entsprechenden Informationen, Angeboten, Geboten oder Verboten. Das Verwendungsspektrum ist in der Tat umfangreich. Im Beitrag wird vor diesem Hintergrund nach der Intermedialität in Stadttexten wie Plakaten und Aushängen gefragt, weil intermediale Beziehungen – vornehmlich aus audiovisuellen und hypertextuellen Kontexten bekannt – effiziente Strategien der Textwirkung sind. Das Phänomen der Intermedialität wird aus der Perspektive der Komponenten, Beziehungen und Funktionen im Text erklärt, weil diese drei Aspekte auf synthetische Weise die Entstehung und pragmatische Manifestation der Intermedialität zeigen können. Einzelne Beispiele stammen aus dem Juni und Juli 2021 und wurden in Warschau, Berlin und Luxemburg fotografiert.
Kohärenzbildung in mehreren Sprachen. Überlegungen zu einem Analyseverfahren bei der Erforschung der individuellen Mehrsprachigkeit von angehenden Lehrpersonen für Englisch undDeutsch mit L1 Ungarisch am Beispiel der Textproduktion / Coherence Formation in Multiple Languages. Reflections on Individual Multilingualism of Prospective English-German Teachers with L1 Hungarian Using Text Production as an Example
DOI: 10.23817/lingtreff.22-14 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 209–224
Schlüsselwörter: individuelle Mehrsprachigkeit, Kohärenzbildung, Textproduktion, Analyseverfahren
Der vorliegende Beitrag widmet sich der Kohärenzbildung in drei Sprachen. Dabei wird ein Analyseverfahren vorgestellt, das sich die Erforschung des Zusammenspiels zwischen der Texttiefenstruktur und der Textoberfläche beim Verstehen zum Ziel setzt. Im Beitrag wird untersucht, welche textgrammatischen Mittel bei der Herstellung der Textkohärenz in drei Sprachen (Ungarisch, Eng- lisch, Deutsch) relevant sind und welchen Einfluss sie auf die Kohärenzbildung beim Textverstehen ausüben. Bei der Kohärenzbildung kommt den auf der Textoberfläche sichtbaren kohäsionsstiftenden sprachlichen Mitteln eine bedeutende Rolle zu. In diesem Beitrag werden die Wiederaufnahmestruktur, die Konnexion, der Artikel- und der Tempusgebrauch in ihrer Bedeutung für die Kohärenzbildung bei der Textproduktion in drei Sprachen untersucht. Der Untersuchung liegen studentische Texte, die in einem Pilotprojekt bei der Paraphrasierung von Ausgangstexten in den drei angeführten Sprachen entstanden sind, zugrunde. Diese Texte werden im vorliegenden Beitrag einem Analyseverfahren unterzogen. Das Ziel der Untersuchung ist, den bewussten Umgang mit textgrammatischen Mitteln zu erfassen und Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zwischen Texten in den drei Sprachen zu beschreiben. Im Beitrag wird der Frage nachgegangen, ob sich das eingesetzte Textanalyseverfahren, mit dem die studentischen Texte analysiert werden, bei der Erforschung der Besonderheiten der individuellen Mehrsprachigkeit von angehenden Lehrenden als zielführend und geeignet erweist.
Die multimodale Analyse der Wahlplakate zur Zwickauer Oberbürgermeisterwahl 2020 / A Multimodal Analysis of Election Posters During the 2020 Elections of the Mayor in Zwickau
DOI: 10.23817/lingtreff.22-15 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 225–238
Schlüsselwörter: Politische Kommunikation, Wahlkampfkommunikation, Kampagnenkommunikation, Multimodalität, Linguistic Landscapes
Um möglichst viele Wählende davon zu überzeugen, der eigenen Partei ihre Stimme zu geben, werden im Rahmen der Wahlkampfkommunikation unterschiedliche analoge und digitale Kommunikationsformate genutzt. Im öffentlichen Raum erregen in diesem Kontext vor allem Wahlplakate unsere Aufmerksamkeit, die sich neben einer eingängigen farblichen Gestaltung durch die sprachliche (und nicht-sprachliche) Kürze auszeichnen, mit der sie zentrale Wahlkampfargumente kommunizieren. Im vorliegenden Beitrag werden die Wahlplakate der fünf Kandidatinnen und Kandidaten der Zwickauer Oberbürgermeisterwahl 2020 einer sprachlichen und semiotischen Analyse unterzogen und hinsichtlich ihrer Gestaltung und einer möglichen Wirkung auf die Rezipienten einander gegenübergestellt. In diesem Rahmen spielt die Ortsgebundenheit der Kommunikation eine grundlegende Rolle.
Das Phantom in der deutschsprachigen Weltliteratur – der Schriftsteller B. Traven / The Phantom of the German World Literature – the Author B. Traven
DOI: 10.23817/lingtreff.22-16 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 239–255
Schlüsselwörter: Traven , deutscher Schriftsteller, Sozialkritik, Kapitalismuskritik
Der Beitrag würdigt den deutsch-mexikanischen Schriftsteller B. Traven, der Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem der meist gelesenen Autoren deutscher Sprache gehörte. Bekannt wurde B. Traven durch seine Romane und Erzählungen, die zwar abenteuerlich gestaltet sind und in exotischer Umgebung spielen, aber vor allem Kritik am Kapitalismus und den gesellschaftlichen Zuständen äußern sollen. Die meisten seiner Werke wurden in Mexiko, den USA und Deutschland verfilmt. Der US-amerikanische Spielfilm auf der Grundlage eines seiner berühmtesten Bücher „Der Schatz der Sierra Madre“ wurde mehrfach Oscar-prämiert. Aufgrund der Aussagekraft seiner Werke schlug eine schwedische Tageszeitung B. Traven sogar für den Literaturnobelpreis vor. Die wahre Herkunft seiner Person hat B. Traven zeitlebens durch die Verwendung zahlreicher Pseudonyme erfolgreich verschleiert. Seit Jahrzehnten sind Germanisten und Literaturwissenschaftler auf der Suche nach der Person, die sich hinter dem Pseudonym B. Traven verbirgt. Als gesichert gilt zumindest, dass er unter dem Namen Ret Marut in Deutschland als Gewerkschaftssekretär und linker, revolutionärer Aktivist tätig war, bevor er nach Mexiko auswanderte. Tragende Rollen spielen in seinen Werken deshalb auch Personen der Arbeiterklasse, Seeleute, Indigene und andere unterdrückte Menschen, die sich gegen ihre Ausbeutung wehren. In der Zwischenzeit gehen mehrere Forscher davon aus, dass B. Traven als Hermann Albert Otto Maximilian Feige in Schwiebus/heute Polen geboren wurde. Wichtiger als seine Identität war B. Traven jedoch stets die Wirkung seiner Werke.
Korpusbasierte Analyse vorgeformter Ausdrücke in natürlichen Gesprächen / Corpus-Based Study of Prefabricated Expressions in Naturally Occurring Conversations
DOI: 10.23817/lingtreff.22-17 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 257–273
Schlüsselwörter: vorgeformte Sprache, natürliche Gespräche, konversationelle Bearbeitung, Kontext
Gebrauch und Funktionen vorgeformter oder phraseologischer Ausdrücke sind bis heute vorwiegend auf der Grundlage schriftsprachlicher, meist journalistischer oder literarischer Korpora untersucht und beschrieben worden. Alltagssprachliche Gebrauchsformen gesprochener Sprache und interaktive Aspekte können so streng genommen nicht berücksichtigt werden, da diese sind nur über die Analyse gesprochensprachlich-dialogischer Korpora zugänglich sind. Der vorliegende Beitrag analysiert deshalb Sequenzen aus deutschen Talkshows und anderen dialogischen Korpora, um unterschiedliche Aspekte der Verwendung vorgeformter Wendungen in natürlichsprachlichen Kontexten zu beleuchten. Zunächst authentische alltagssprachliche Verwendungsformen, die von denen einschlägiger Wörterbücher häufig abweichen. In einem zweiten Schritt Routineformeln als einen Phrasemtyp, der eng an bestimmte Kommunikationssituationen gebunden ist und somit auch als monolexikales Element über seine Polyfaktorialität in die Klasse der Phraseme aufgenommen werden kann. Der zentrale Abschnitt des Artikels ist der interaktiven Behandlung von Phrasemen durch die Interaktionsbeteiligten gewidmet, die Idiome als einen wichtigen Phrasemtyp in verschiedener Weise konversationell bearbeiten: Rephrasierungen oder Paraphrasen, Wortspiele oder gehäufter Gebrauch in bestimmten Gesprächsphasen. Teilweise bleiben sie auch unbearbeitet, so dass der Analyst nicht nachweisen kann, dass tatsächlich eine semantisch adäquate Interpretation erfolgt ist. Häufig sind jedoch kontextueller Elemente semantisch-thematischer Art vorhanden, so dass die Wahrscheinlichkeit für ein den vorgängigen Aktivitäten angemessenes Verständnis relativ hoch ist. Ausgehend von diesen Überlegungen werden abschließend Konsequenzen für die Linguistik im Allgemeinen, Lexikologie und Lexikographie sowie die Fremdsprachendidaktik formuliert.
Sprachliche Unhöflichkeit in der polnischen Politik: Krystyna Pawłowicz’ Invektiven auf Twitter / Verbal Impoliteness in Polish Politics: Krystyna Pawłowicz’ Invectives on Twitter
DOI: 10.23817/lingtreff.22-18 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 275–287
Schlüsselwörter: sprachliche Unhöflichkeit, Twitter, politischer Diskurs
Den soziologischen Wissenschaften zufolge verfügt jeder Mensch über ein Gesicht, das den positiven, für sich durch die Verhaltensstrategie erworbenen sozialen Wert bildet (vgl. Goffman 1955, 1967). Gesicht wird durch verschiedene soziale Prozesse beeinflusst, wobei Unhöflichkeit zu den wichtigsten Bedrohungsfaktoren gehört (vgl. Szczęk 2018). Der sprachlichen Unhöflichkeit in der polnischen Politik ist der folgende Beitrag gewidmet, in dem Twitter-Einträge von Krystyna Pawłowicz analysiert wurden. Diese Jura-Professorin, ehemalige Parlamentsmitgliederin und jetzige Richterin des polnischen Verfassungsgerichts, die zu den aktivsten Politikerinnen in sozialen Medien gehört, ist für ihre manchmal aggressive und beleidigende Ausdrucksweise bekannt. Für diese Studie wurden 49 Tweets gesammelt, die dann in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Die eine bilden Beispiele konventionalisierter Unhöflichkeit, während die zweite aus Beispielen der implizierten Unhöflichkeit besteht. Die Analyse hat gezeigt, dass Pawłowicz fast ausschließlich die Oppositionspolitiker (darunter oft Donald Tusk) und Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft ins Visier gefasst und ihr quality face und relational identity face angegriffen hat. Sie hat versucht, das Aussehen, Fähigkeiten, politische Kompetenzen oder sexuelle Orientierung der Adressaten in einem schlechten Licht zu zeigen. Eine aggressive Illokution soll nicht nur zur Zerstörung der Welt und des Wertesystems des Hörers führen, sondern kann auch durch Kampf um Macht motiviert sein. Krystyna Pawłowicz’ Angriffe auf die Opposition sind ebenfalls der politischen Motivation nicht beraubt. Aus der affektiven und zugleich zwingenden Funktion ihrer Aussagen und daraus resultierenden Herabsetzung der politischen Gegner kann sie Profite ziehen.
Zum Pertinenzdativ im Deutschen – Beobachtungen bei Wetterverben / The Pertinence Dative in German – Observations about Weather Verbs
DOI: 10.23817/lingtreff.22-19 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 289–302
Schlüsselwörter: Wetterverben, Pertinenzdativ, Possessor-Possessum-Relation, Valenzmuster, Dynamisierung
Der Pertinenzdativ zählt im Deutschen zu den peripheren Verwendungen der Dativphrase. Er bringt als kombinatorischer Kasus in Verbindung mit einer Akkusativ- oder Direktivergänzung eine Possessor-Possessum-Relation zum Ausdruck. Anhand peripherer Verben, der Wetterverben, soll gezeigt werden, dass dieser kombinatorische Kasus, der bei gerichteter Bewegung auf ein Lebewesen vorkommt, durch- aus für diese Verbgruppe sowohl bei inhärenter als auch durch metaphorische Umdeutungen hervorgerufener Lexembedeutung charakteristisch ist. Nach einer kurzen Übersicht über Beschreibungen des PDs in der einschlägigen Literatur wird dessen Auftreten in Konstruktionen mit Wetterverben einer genaueren Analyse unterzogen. Die metaphorischen Umdeutungen hängen u. a. mit der Interpretation der Niederschlag-Verben und Verben der Luftbewegung als Bewegungsverben bzw. der Gewitter-Verben als Geräuschverben zusammen.
Namentranslation in der Praxis – linguistische und kulturelle Überlegungen / Translation of Names in Practice – Linguistic and Cultural Considerations
DOI: 10.23817/lingtreff.22-20 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 303–320
Schlüsselwörter: Eigennamen, Namenbedeutung, Namentranslation
Eigennamen gelten als „besondere“ sprachliche Zeichen, deren Übersetzungsmöglichkeit in der linguistischen Fachliteratur sehr unterschiedlich beurteilt wird. Dies hängt mit der vermeintlichen „Bedeutungslosigkeit“ bzw. der eingeschränkten Bedeutung der Eigennamen zusammen. Der Beitrag setzt sich zum Ziel, die Übersetzungspraxis bezüglich der Eigennamen durch eine empirische Studie im Sprachenpaar Deutsch-Ungarisch näher zu beleuchten. Zu diesem Zweck wurde im Kreis von ungarischen Fachübersetzern eine online-Erhebung durchgeführt, die einerseits nach translatorischen Attitüden, andererseits nach praktischen Übersetzungslösungen fragte. Die Wiedergabe von Namen bei der Translation besteht demnach aus einem Geflecht von linguistischen, kulturellen und praktischen Entscheidungen.
Dänisch in Zeiten der Globalisierung – Englische Einflüsse auf die dänischeGegenwartssprache / Danish in the Times of Globalization – English Influence on the Contemporary Danish Language
DOI: 10.23817/lingtreff.22-21 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 321–335
Schlüsselwörter: Entlehnung, englische Einflüsse, Dänisch
Die Sprachen beeinflussen einander, und Dänisch ist auch hier keine Ausnahme. In der Zeit der Globalisierung beeinflusst Englisch viele Sprachen, was auch das Dänische betrifft. Dieser Artikel erörtert, wie die Beziehungen zwischen diesen beiden Sprachen im Laufe der Geschichte ausgesehen haben, und ob Dänisch als Sprache vom Englischen bedroht ist. Anhand mehrerer Untersuchungen wird in diesem Artikel zudem dargestellt, wie stark der Einfluss des Englischen auf die gegenwärtige dänische Sprache ist, und in welchem Maße sie einer wirklichen Bedrohung ausgesetzt ist. Es wurden darüber hinaus solche Aspekte dargelegt wie die Sprachpolitik, Einstellung der Dänen zum Englischen, sowie die statistischen Untersuchungen.
Das verschleierte Bild zu Saïs. Von Fiktionen, die wahrlich keine sind / The Veiled Image of Saïs. Of Fictions that are Truly not Fictions
DOI: 10.23817/lingtreff.22-22 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 337–345
Schlüsselwörter: Erkenntnis, Semantik, Sprachphilosophie, Terminologisierung
In der erkenntnistheoretischen Betrachtung der Funktion der Sprache wird versucht, festzuhalten, wie der Mensch (der Autor) seinen Gedanken sprachlich Existenz verleiht. In meinem Beitrag gehe ich auf die strukturelle Abhängigkeit der Bedeutung des Terminus der Fiktion im Privatrecht von der Wahl der Referenzgröße ein, welche diesem Terminus zugrunde gelegt wird. Bezugnehmend auf das Rahmenthema der Konferenz werde ich die Zusammenwirkung von unterschiedlichen Faktoren in der sprachlichen Ausformulierung eines im privaten Recht zentralen Begriffs thematisieren. Behandelt werden epistemologische, ontologische, historische, etymologische und axiologische Faktoren. In der Konklusion des Beitrags wird für die Annahme plädiert, die Erkenntnis der unverfälschten Wahrheit nicht in den zerstückelten Bildern zu suchen.
Ein Konzept für einen Deutschlandismus-Duden / A Concept for a Dictionary of Germanisms
DOI: 10.23817/lingtreff.22-23 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 347–358
Schlüsselwörter: Duden,, Deutschlandismen, Plurizentrik, Wörterbuch
Etliche Österreicher haben schon zur österreichischen Varietät des Deutschen gearbeitet und publiziert. Natürlich kommen in diesen Betrachtungen auch Definitionen von Deutschlandismen/Teutonismen (= die für die Bundesrepublik Deutschland typischen Lexeme/Ausdrücke/Wendungen) vor, die jedoch nie in einem entsprechenden Wörterbuch zusammengefasst wurden. Für ein Deutschlandismus-Wörterbuch, welches das Bewusstsein der Deutschen, welche nationalen Varianten für ihr Land typisch/charakteristisch sind, stärken könnte, müsste man ein länderübergreifendes kooperatives Konzept erstellen – und so eines soll in diesem Beitrag vorgestellt werden. Darüber hinaus würde dieser Deutschlandismus-Duden auch den (polnischen) DaF-Lerner*inne*n und den DaF-Lehrer*inne*n von großem Nutzen sein, als notwendige Ergänzung ihres plurizentrischen Wissens und als Nachschlagewerk.
Zur Pragmatik des Genderns. Das Partizip I in Text und Situation / Remarks on Gender-Neutral Speech. Participle I in Text and Situation
DOI: 10.23817/lingtreff.22-24 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 359–374
Schlüsselwörter: Gendern, Partizip, Nomen agentis, Situation
Das Partizip I wird oft als Ersatz für maskuline Nomina agentis angesehen, vor allem weil es im Plural genusneutral verwendet werden kann. Eine genauere Analyse derartiger Ersatzformen in ihren Kontexten macht deutlich, dass der grammatisch fundierte Unterschied selbst bei weitgehend lexikalisierten Bildungen noch wirksam ist. Die Möglichkeiten, geschlechtergerechte Sprache zu finden, bedarf also immer der Pragmatik, der Beschreibung von Sprache in authentischen Texten, die immer in bestimmten Situation formuliert worden sind.
Badania fonetyczne a glottodydaktyka – samogłoski języka niderlandzkiego w wymowie rodzimych użytkowników polszczyzny / Phonetic Research and Foreign Language Teaching – Dutch Vowels in the Pronunciation of Native Speakers of Polish
DOI: 10.23817/lingtreff.22-25 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 377–384
Schlüsselwörter: Aussprache, Fremdsprachendidaktik, Niederländisch, Phonetik,, Vokale
Phonetische Forschung ist im Kontext der Vermittlung von Fremdsprachenaussprache berechtigt und wichtig. Die Forschungsergebnisse liefern methodische Leitlinien und erleichtern das Verständnis bestimmter sprachlicher Phänomene. Dieser Text ist ein Rezensionsartikel der Monographie von Zuzanna Czerwonka-Wajda unter dem Titel „Wymowa samogłosek niderlandzkich przez osoby polskojęzyczne. Teoria, praktyka i dydaktyka” (Wrocław 2022: Oficyna Wydawnicza ATUT – Wrocławskie Wydawnictwo Oświatowe). Der Monographie ist im Gebiet der Phonetik angesiedelt und befasst sich mit der Aussprache niederländischer Vokale durch polnische Muttersprachler. Besonders wichtig und wertvoll ist, dass das Buch vielseitige Forschungsfelder anbietet und theoretische, praktische und fremdsprachendidaktische Probleme analysiert. Die Autorin konzentriert sich nicht nur auf die theoretische Diskussion von Konzepten wie z.B. der Transfer, die Interferenz, die Sprachnorm usw. Ihr Buch basiert auch auf experimenteller Forschung. Diese Studie erlaubt ihr praktische Schlüsse zur Didaktisierung der Aussprache des Niederländischen als Fremdsprache zu ziehen. Im folgenden Artikel werden die Struktur und Inhalt der Monographie präsentiert und kurz diskutiert. Nach der kurzen Einführung zur Czerwonka-Wajdas früheren Forschung wird jedes Kapitel thematisch charakterisiert. Der Schwerpunkt dieses Artikels sind insbesondere Fragen, die im Zusammenhang mit der Didaktik der Fremdsprachenaussprache interessant und relevant scheinen. Die Autorin dieses Rezensionsartikels konzentriert sich auch auf die Methodik von Czerwonka-Wajda und weist auf den bedeutenden Wert dieser Art von Forschung in der Fremdsprachendidaktik hin.
Die Dialekt-Debatte im „Heimatbrief“ des Heimatkreises Mies-Pilsen 1950 / The Dialect Debate in the „Heimatbrief“ – Magazin of the Heimatkreis Mies-Pilsen 1950
DOI: 10.23817/lingtreff.22-26 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 385–396
Schlüsselwörter: Pilsen, Plzeň, Mies, Stříbro, Sudetendeutsche, Deutschböhmen, Dialekt, Identität, Nordbairisch, Egerländisch
Die ehemalige deutschböhmische Minderheit, die bis zur Zwangsaussiedlung 1945/46 in der Großstadt Pilsen (tschechisch Plzeň) und dem westböhmischen Landkreis Mies (Stříbro) lebte, stellt im Rahmen der Erforschung der Deutschen in den böhmischen Ländern bis heute einen nahezu weißen Fleck dar. Im vorliegenden Aufsatz werden Beiträge aus der Zeitschrift „Mies-Pilsner Heimatbrief“ aus dem Jahr 1950 analysiert und dabei für die genannte Thematik erstmals als Quellengattung berücksichtigt. Dabei wurde folgenden Fragen nachgegangen: Welche Sprachvarietät(en) nutzten die deutschen Bewohner der Stadt Pilsen und des ländlichen Mieser Raumes? Welche Spracheinstellungen gegenüber Dialekt und Standardsprache vertraten sie? Und welche Bedeutung hatte Mundart für ihre Identität? Diese Fragen werden beispielhaft anhand einer Dialekt-Debatte in der genannten Monatsschrift behandelt. Im zweiten Jahrgang der Zeitschrift fordert ein Leserbriefschreiber, die Publikation von Dialekterzählungen zu beenden. In den darauffolgenden drei Ausgaben melden sich fünf weitere Leser:innen zu Wort, die dieser Forderung vehement widersprechen und dabei begründen, warum Dialekttexte und Dialekt als solcher ihrer Ansicht nach wertvoll seien. Ein gebürtiger Pilsner formuliert seinen Leserbrief sogar teilweise in seinem Heimatdialekt. In einer kurzen Analyse erweist sich dieser Text als in nordbairischer Mundart verfasst, bzw. auf Egerländisch, wie er es selbst nennt. Neben diesen strukturlinguistischen Untersuchungen werden aus soziolinguistischer Sicht die Argumente betrachtet, mit denen in den Leserbriefen Dialekt(texte) abgelehnt bzw. befürwortet werden. Dadurch erfahren wir auch etwas über die Identität der westböhmischen Heimatvertriebenen. Die Argumentationen sind dabei zum einen allgemeiner Art, wie dass der Dialekt die „eigentliche Muttersprache“ darstelle. Zum anderen wird die spezifische Situation nach der Vertreibung thematisiert, in der Dialekt für die Sudetendeutschen „ein Stück Heimat“ in der Fremde darstelle. Dieses immaterielle kulturelle Erbe der Heimat solle demnach weiterhin gepflegt werden und an die nächste Generation weitergegeben werden. Am Ende des letzten Leserbriefs teilt der Redakteur der Zeitschrift abschließend mit, dass in Zukunft weiterhin Texte im Dialekt Westböhmens abgedruckt werden sollen.
Wichtige Bemerkungen zu unbeabsichtigten Sprechwirkungen der nichtmuttersprachlichen Vortragenden auf die deutschsprachigen Rezipienten / Important Remarks on the Unintended Speech Effects of the Non-native Speakers by the German-speaking Recipients
DOI: 10.23817/lingtreff.22-27 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 397–401
Schlüsselwörter: Sprechwirkungen, Referat, Prosodie, Rhetorik
Wirksames Vortragen ist im akademischen Umfeld eine von vielen begehrte Fertigkeit. Diese Kompetenz ist für wissenschaftliche Vorträge von großer Relevanz und kann auf andere Redesituationen wie studentische Seminarreferate bzw. mündliche Präsentationen übertragen werden. Wie die beabsichtigten Sprechwirkungen zu erzielen sowie rhetorisch kompetent zu agieren ist, wird in der wissenschaftlichen Literatur nicht selten erläutert. Die vorliegende Monographie widmet sich aber auch den unbeabsichtigten Sprechwirkungen mit Berücksichtigung ihrer Ursachen.
Zur kommunikativen Rolle reduzierter Lautstärke in Konferenzvorträgen / On the Communicative Role of Reduced Loudness in Conference Presentations
DOI: 10.23817/lingtreff.22-28 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 403–414
Schlüsselwörter: reduzierte Lautstärke, Intensität, Konferenzvorträge
Das Ziel des Beitrags ist, die kommunikative Rolle reduzierter Lautstärke in Konferenzvorträgen auf der Grundlage der auditiven Wahrnehmung aus gesprächsanalytischer Perspektive zu untersuchen. Untersuchungsgegenstand bilden fünf linguistische Expertenvorträge, die im Rahmen des GeWiss-Projekts auf internationalen Konferenzen in Deutschland aufgenommen wurden. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen diejenigen Passagen, die im Kontrast zum unmittelbaren (linken und rechten) Kontext viel leiser ausgesprochen werden. Der auditiven Analyse folgen die mit Praat durchgeführten akustischen Messungen, die den Intensitätsverlauf exemplarisch mit den Graphiken darstellen. Die Analyse erfolgt im Rahmen der Interaktionalen Linguistik. Das heißt, dass die empirischen Daten in einem bestimmten (sprech)situativen Kontext interpretiert werden. Aus der Analyse geht hervor, dass die reduzierte Lautstärke eine wichtige kommunikative Funktion in der Gestaltung der wissenschaftlichen Vorträge erfüllt, die darin besteht, das weniger Relevante in der (kon)textbedingten Informationshierarchie prosodisch zu signalisieren. Es wurde beobachtet, dass die Vortragenden bestimmte Inhalte (Kommentierungen zur Sprechsituation, Zusätze, die als Ergänzung bzw. Erweiterung zum Gesagten hinzugefügt werden, Bemerkungen zum Forschungshintergrund und Metakommentierungen) leiser aussprechen, um sie prosodisch als nebensächlich zu markieren und somit ihre Wirkung abzuschwächen. In diesem Zusammenhang erweist sich die reduzierte Lautstärke als Anti-Hervorhebung, die den Vortragenden ermöglicht, die Aufmerksamkeit der Zuhörer von den sekundären bzw. nicht sachbezogen Informationen im wissenschaftlichen Vortrag abzulenken.
Implikationen zur Vermittlung der phonostilistischen Differenzierung der bundesdeutschen Standardaussprache im Fach DaF / Implications for Conveying the Phono-Stylistic Differentiation of the German Standard Pronunciation in DaF
DOI: 10.23817/lingtreff.22-29 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 415–433
Schlüsselwörter: Standardaussprache, phonetische Kompetenz, Phonostilistik, Reduktionismen, Deutsch als Fremdsprache
Die bundesdeutsche Standardaussprache stellt kein homogenes Gebilde dar. In den Forschungsarbeiten der halleschen Sprechwissenschaft wurden diese Aspekte oft zum Forschungsgegenstand gemacht. Auch aktuell wird auf diesem Feld der Normphonetik weitergeforscht. Im Fach Deutsch als Fremdsprache, besonders in der Auslandsgermanistik, wird die phonostilistische Vielfalt der Standardaussprache im Vergleich zum Englischen selten thematisiert. Sowohl theoretische als auch methodische Grundlagen erschienen in wenigen Publikationen. Im vorliegenden Beitrag werden phonetische Reduktionismen demzufolge zunächst aus normphonetischer Sicht umrissen. Dann werden einige phonostilistische Fragen aufgegriffen und ihre Relevanz für den Aufbau der rezeptiven Sprachkompetenz beleuchtet. Zum Schluss kommt es zur phonodidaktischen Aufbereitung und Exemplifizierung ausgewählter Lautphänomene.
Rechtsextremismus – Seine Bezüge auf die germanische Kultur und die nordisch-germanische Mythologie / The Far Right – Its References to Germanic Culture and Norse-Germanic Mythology
DOI: 10.23817/lingtreff.22-30 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 437–442
Schlüsselwörter: Rechtsextremismus, Germanen, Mythologie, Rezeption
In dem Rezensionsbeitrag wird das Buch von Georg Schuppener unter dem Titel „Die Schatten der Ahnen. Germanenrezeption im deutschsprachigen Rechtsextremismus“ besprochen. Dies ist ein weiteres Buch des Autors, in dem er einerseits Themen rund um die Sprache deutscher Rechtsextremisten berührt, andererseits deutet er auf die unterschiedlichen Bezüge hin, u.a. auf germanische Geschichte, Kultur oder Mythologie, die von Rechtsradikalen zur Bildung ihrer Identität, Tradition und zur Legitimierung und Untermauerung ihrer Weltanschauung und ihrer Tätigkeit verwendet werden. Als Einführung bringt der Autor sowohl den bisherigen Forschungsstand und die seiner Meinung nach bestehenden Forschungsdefizite als auch den Begriff und Organisationsformen des Rechtsradikalismus näher. Das vielfältige Material für seine Untersuchungen schöpft Georg Schuppener aus sozialen Medien, Webseiten der rechtsextremen Gruppen und ihren Foren, analysiert auch Liedertexte der rechtsradikal gesinnten Bands. Der Autor geht jedoch in seiner Recherche weiter und untersucht die Webseiten der Internetshops, die rechtsradikale Propagandaschriften, Kleidung und Musik anbieten. Anhand des Korpus erschließt er, wie und zu welchen Zwecken diverse Bezüge auf die Germanen und ihre Kultur sowie die nordisch-germanische Mythologie von der rechtsradikalen Szene realisiert werden. Er analysiert das breite Angebot an T-Shirts, Schmuck, alltäglichen Gegenständen oder Aufklebern, die als Träger der auf die germanische Kulturgeschichte bezogene Symbolik verwendet werden oder Gewaltbotschaften übermitteln.
Humor revisited – alte und neue Aspekte in der Humorforschung / Humour revisited – Old and New Aspects of Humour Research
DOI: 10.23817/lingtreff.22-31 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 443–450
Schlüsselwörter: Humor, Komik, Lachen, Witz, Memes
Bereits seit dem Altertum betreiben fast alle wissenschaftlichen Disziplinen die Humorforschung, sodass der Eindruck entstehen kann, er sei gründlich untersucht und erklärt worden. Die seit vielen Jahrzehnten steigende Zahl der Publikationen zum Thema „Humor“ registriert differenzierte Herangehensweisen an verschiedene Humoraspekte wie seine Erscheinungsformen, Funktionen, Mittel und Mechanismen, die sich sowohl auf der sprachlichen Ebene als auch auf der bildlichen Ebene niederschlagen können. Da Humor auch als soziales Phänomen angesehen wird, sollen bei seiner Untersuchung auch der soziale Kontext sowie der aktuelle Wirklichkeitsbezug berücksichtigt werden. Der Sammelband „Mit Humor ist nicht immer zu spaßen. An der Grenze von Spaß und Ernst“ von Iwona Wowro und Mariusz Jakosz (Hg.) liefert siebzehn Beiträge, deren Autoren und Autorinnen diesen Ansatzpunkten in ihren Analysen folgen und sich mit mündlich wie sprachlich realisierten humoristischen Texten auseinandersetzen.
Feste Wortverbindungen im Gebrauch – kommunikatives und funktionales Potenzial / Fixed Word Combinations in Use – Communicative and Functional Potential
DOI: 10.23817/lingtreff.22-32 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 451–457
Schlüsselwörter: Phraseologie, Phraseme, Funktionen von Phrasemen, Kommunikation
Feste Wortverbindungen, die den Gegenstand der Phraseologieforschung ausmachen, zeichnen sich durch unterschiedliche Funktionen in der Kommunikation aus. Die Thematik der Verwendung von phraseologischen Einheiten in bestimmten Texten oder Textsorten, also ihr pragmatisches Potenzial, ist mit den Arbeiten von Koller (1977) oder Gülich (1978) Ende 1970-er Jahre in den Blick genommen. Im Beitrag wird das Ziel verfolgt, die Ergebnisse einer Neuerscheinung aus diesem Bereich von Lüger/Bergerová/Schuppener (2021) zu besprechen. Dabei handelt es sich um einen Sammelband, der in zwei thematische Bereiche Phraseme und ihre Produktivität sowie Phraseme im Text und im Diskurs aufgeteilt wird und mit zwei Rezensionen aktueller phraseologischer Werke abgerundet wird. Der Sammelband umfasst insgesamt zehn Beiträge, in denen die Problematik des kommunikativen Potenzials von Phrasemen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wird. Auf die Verwendung von Phraseologismen und ihre Rolle in der Kommunikation werden verschiedene Textsorten untersucht, z. B. Pressetexte, multimodale Online-Texte, Werbeanzeigen, Pressehoroskope, Wahlkampfreden usw. Die Autoren konzentrieren sich in ihren Untersuchungen je nach dem eigenen Forschungsziel und der Methode auf ein Phrasem oder analysieren das allgemeine Vorkommen von Phraseologismen in einem konkreten Text. Die im Band präsentierten Beiträge sind keiner einheitlichen Methodologie oder Materialgrundlage verpflichtet, was in diesem Sinne als ein großer Vorteil zu betrachten ist. Schließlich wird so die Vielfalt der Perspektiven sichtbar und ein Einblick in die breite Thematik möglich.
Bericht über den 6. Kongress des Mitteleuropäischen Germanistenverbands (MGV) vom 22. bis 24. September 2022 an der Warmia- und Mazury-Universität in Olsztyn/Allenstein (Polen) /
DOI: 10.23817/lingtreff.22-33 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 461–470
Bericht über die internationale Tagung „Institution – Text – Raum“ (= Tage der Angewandten Linguistik V), 7.7.2022 (online) /
DOI: 10.23817/lingtreff.22-34 (online zugänglich: 2023-01-23)
S. 471–472