Linguistische Treffen in Wrocław
Heft 23 (2023): I
Herausgegeben von: Iwona Bartoszewicz (Univeristät Wrocław), Joanna Szczęk (Universität Wrocław), Artur Tworek (Univeristät Wrocław)
Des Linguisten Einführung zu menschlicher Fehlbarkeit und kognitiven Verzerrungen: deren Evolution, kognitiver Stellenwert und Einfluss auf die Entscheidungsfindung / The Linguist’s Guide to Human Fallibility and Biases: their Evolution, Cognitive Significance and Impact in Decision Making
DOI: 10.23817/lingtreff.23-1 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 17–37
Schlüsselwörter: Perzeption, kognitive Verzerrungen, linguistische Theoriebildung, linguistische Methoden
Die meisten Menschen, darunter auch viele Wissenschaftler, nehmen bereitwillig an, dass die menschliche perzeptuelle Erfahrungswelt die objektive Realität in einer wahrhaftigen Art und Weise abbildet, dass menschliche Denkprozesse im Grunde rational sind und dass das episodische Gedächtnis faktisch korrekte Informationen über persönliche Erlebnisse dokumentiert sowie abruft. Allerdings sind diese Annahmen nur teilweise korrekt. Natürlich kulminierten evolutionäre Prozesse in einem sehr leistungsfähigen kognitiven System, das Menschen erlaubt, mit den Anforderungen ihrer ökologischen Nische(n) adäquat umzugehen, doch die Wahrnehmung der Umwelt geschieht dennoch unter dem Einfluss der „motivierten“ Interpretation des Gehirns aus unvollständigem Input, das Denken ist geprägt von heuristischen Abkürzungen sowie einer Vielzahl kognitiver Verzerrungen und das Gedächtnis zeigt sich als fehlbar und durch eine Fülle von Einflüssen beeinflussbar. Dementsprechend sind intuitive Einschätzungen über die Realität ganz prinzipiell bis zu einem gewissen Grad unzuverlässig. Kognitive Defizite stellen eine intrinsische Eigenschaft der menschlichen Natur dar und haben einen umfangreichen Einfluss darauf, wie Menschen die Welt interpretieren und mit ihrer materiellen respektive sozialen Umwelt verfahren. Der vorliegende Artikel ist durch den Umstand motiviert, dass viele Wissenschaftler innerhalb der Linguistik sowie die meisten Studierenden dieser Disziplin sich bzgl. der Sensibilitäten der einschlägigen Literatur wenig bis nicht bewusst sind, obwohl ihre Arbeit durch jene kognitiven Verzerrungen direkt oder indirekt beeinflusst werden kann. Der nachfolgende Überblick hat daher zum Ziel, eine kompakte Einführung in die Thematik anzubieten, von evolutionären Hintergründen bis zu praktischen Implikationen für die linguistische Forschung.
Partikelverben als Pleonasmen? / Particle Verbs as Pleonasms?
DOI: 10.23817/lingtreff.23-2 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 39–46
Schlüsselwörter: Partikelverben, pleonastische Konstruktionen
Der Beitrag befasst sich mit dem Problem einer eventuellen pleonastischen Deutung der Konstruktionen mit Partikel als Verbzusatz und einer damit semantisch und zum Teil formal korrespondierenden Präposition. Das Thema bildet einen Aspekt der lokalen Modifikation der Verben. Im Fokus der Analyse liegen die präpositionalen und adverbialen Verbpartikeln. Es handelt sich um trennbare Verben. Es wird die Einteilung in die Einzelpartikel und Doppelpartikel durchgeführt, wie auch auf deren morphologischen und semantischen Unterschied eingegangen. Der umstrittene Status des abtrennbaren Teils des Verbs wird auch besprochen. Die hier diskutierten Konstruktionen bestehen aus einer Präposition, die ein Ziel, einen Ausgangspunkt oder eine Strecke der Bewegung angibt, und aus einer Partikel, die die Richtung und den Bezugspunkt, von dem die Bewegung auskommt, nennt. Obwohl das Thema der Verbpartikeln breit behandelt worden ist, bleibt offen, welchen Status die Verbpartikeln und die Präpositionen in den Konstruktionen haben. Bringen solche Verbindungen wie auf den Berg hinauf steigen oder an die Tafel ankleben eine zusätzliche Information mit sich und sind fakultativ oder sind sie für das Verständnis der Lokalisierung nötig? Die Annahme, die Konstruktionen sind Pleonasmen, das heißt sinngleiche Wörter, wird im Aufsatz verworfen. Sowohl die Präposition wie auch die Verbpartikel haben ihre semantische Funktion.
Sprachliche und grafische Gestaltung der Schlagzeilen zum Thema Coronavirus in der Online-Boulevardpresse im Deutschen und im Polnischen / Linguistic and Graphic Design of the Headlines on the Corona Virus in the Online Tabloid Press in German and Polish
DOI: 10.23817/lingtreff.23-3 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 47–63
Schlüsselwörter: Online-Presse, Schlagzeile, Boulevardpresse, Sprache und Coronavirus, Coronadiskurs
Im vorliegenden Beitrag sollen ausgewählte Schlagzeilen zum Thema Coronavirus in der deutschen und der polnischen Online-Boulevardpresse analysiert und interpretiert werden. Ziel ist es, sprachliche und grafische Besonderheiten der untersuchten Schlagzeilen zu beleuchten sowie Unterschiede und Ähnlichkeiten in der Gestaltung der Schlagzeilen in beiden Sprachen aufzuzeigen. Die empirische Grundlage bilden 35 Schlagzeilen aus zwei Online-Quellen – der „Bild“-Zeitung und der „Superexpress“-Zeitung (bild.de und se.pl). Anhand des gesammelten Materials werden folgende Phänomene erörtert: Aufbau der Schlagzeilen, grafische Hervorhebung, Ausrufe, Fragen in der Schlagzeile, nominale Akkumulationen, wertende Mittel und Metaphern. Die verwendeten Mittel bewirken die Aufmerksamkeit der Leser*innen und regen sie zum Lesen an. Es ist auch nicht unbedeutend, dass die behandelten Themen bei Leser*innen Emotionen und Gefühle der Angst, des Unbehagens und der Unsicherheit in Bezug auf die Pandemiesituation hervorrufen. Der Artikel endet mit einer Zusammenfassung der Analyse und weist auf die Ähnlichkeiten und Divergenzen zwischen den beiden Sprachen und Stilen hin.
Kommunikation ÜBER / PER / VIA Internet, Chat, SMS und E-Mail. Wie lassen sich diese digitalen Wege ausdrücken? / Communication ÜBER / PER / VIA Internet, Chat, SMS and E-Mail. How Can these Digital Ways be Expressed?
DOI: 10.23817/lingtreff.23-4 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 65–80
Schlüsselwörter: Präpositionale Wortverbindungen, Usualisierung, Kollokationen, Korpusanalyse
Im Artikel werden präpositionale Wortverbindungen fokussiert, die als usualisierte und lexikalisierte Wortverbindungen gelten. Die Lexikalisierung wird durch den Nullartikel zwischen der Präposition und dem Substantiv markant. Ihre Bedeutung ist kompositionell, so dass sie bei den rezeptiven Sprachfertigkeiten das richtige Verstehen nicht beeinträchtigen. Bei den produktiven Sprachfertigkeiten haben Nicht-Muttersprachler oft Probleme, denn die Lexikalisierungsprozesse sind in jeder Sprache einzigartig. Die lexikografische Beschreibung berücksichtigt solche usualisierten Wortverbindungen nur sehr beschränkt, oft werden sie in den Wörterbüchern gar nicht erwähnt, obwohl sie einen festen Bestandteil der Kommunikation bilden. Im Artikel werden die PWV in der Bedeutung des Mittels im digitalen Umfeld untersucht. Ihre formalen Eigenschaften – Präferenz der einzelnen Präpositionen mit Basiswörtern Internet, E-Mail, Chat und SMS – werden untersucht, um festzustellen, welche der Wortverbindungen am häufigsten in der Kommunikation verwendet wird. Die qualitative Analyse der Korpusbelege zeigt wiederum, ob die untersuchten Wortverbindungen man als synonymisch betrachten kann. Dies kann man auf Grund der typischen Kontexte untersuchter Verbindungen analysieren, die durch die Analyse ihrer verbalen Kollokate möglich ist. Solche Analysen elektronischer Korpora zeigen die konkreten Präferenzen auf der quantitativen und qualitativen Ebene und tragen einer besseren formalen, semantischen, lexikografischen und sprachpraktischen Beschreibung der Wortverbindungen bei. Im Artikel wird die Wichtigkeit der korpuslinguistischen Ansätze in der aktuellen Linguistik betont.
Form-Fokus versus Inhalts-Fokus: Zur Nutzung von CALL+ als Instrument zwecks Bestimmung des optimalen Kontextualisierungsgrades beim L2-Lexik-Lernen / Form Focus versus Content Focus: On the Use of CALL+ as an Instrument for Determining the Optimal Degree of Contextualization in L2 Lexical Learning
DOI: 10.23817/lingtreff.23-5 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 81–98
Schlüsselwörter: L2-Lexikerwerb, Lexikalität, Textualität, Lerneffizienz
Die Kontroverse Form-Fokus versus Inhalts-Fokus bzw. Lexikalität versus Textualität und die Relevanz des jeweils gewählten Kontextualisierungsgrades des Lehrstoffes für den erfolgreichen L2-Wortschatzerwerb gilt nach wie vor als ungelöst. Während Krashen mit seiner Input-Hypothese (1985 ff.) und die daran anknüpfenden Arbeiten (wie Wu 2010, Yang 2011, Jergerski 2021, Lichtman/VanPatten 2021, Lo- wen 2021) die inhaltsbezogene Wortschatzarbeit befürworten, plädieren Laufer (u. a. 2009, 2010, 2017a, b), Spada (2011), Shintani (2013), Yang/Shintani/Li/Zang (2017), Kang/Sok/Han (2019), Sima (2019), McLean/Stoeckel (2021), Soodmand (2021) und andere Vertreter der modernen Sprachlehrforschung dafür, der formorientierten Wortschatzarbeit deutlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Einer der Hauptgründe für diese Divergenz dürfte darin liegen, dass viele empirische Studien nur eine kleine Datenbasis von wenigen Testvokabeln in zudem zeitlich sehr begrenzten Beobachtungszeiträumen erfassen, was verallgemeinerbare Aussagen von vorneherein stark einschränkt. Der vorliegende Beitrag greift dieses Problem auf und diskutiert die Möglichkeiten einer computergestützten longitudinalen Analyse und Optimierung der komplexen Lernkonditionen des L2-Lexikerwerbs. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, inwieweit der Kontrast von Kontextisolierung versus Kontextintegration des lexikalischen Lernstoffes die Lerneffizienz und den Lernerfolg beeinflusst. Die in der präsentierten Pilotstudie erhobenen empirischen Daten (basierend auf über 107.000 computergestützt erfassten Lexiklern- u. Reaktivierungsdatensätzen) und deren systematische Analyse belegen, dass die Abhängigkeit der lexikalischen Lern- und Reaktivierungsleistung vom gewählten Grad der Kontextualisierung offensichtlich deutlich geringer ist, als sowohl von Vertretern der Input-Hypothese als auch von Befürwortern der Form-Fokussierung propagiert wird.
Counterness. Merkmale von Gegenrede in Online-Debatten über Political Correctness / Counterness. Features of Counter Speech in Online Debates on Political Correctness
DOI: 10.23817/lingtreff.23-6 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 99–111
Schlüsselwörter: Gegenrede, epistemische Positionierung, Internetlinguistik, Korpuslinguistik
Gegenstand des Beitrags sind Debatten über Political Correctness, wie sie in Kommentarbereichen der Webseite „Zeit Online“ beobachtet werden können. Unter Artikeln zum Thema Political Correctness finden sich zahlreiche kritische Kommentare, auf die dann wiederum mit gezielter Gegenrede reagiert wird. Auf der Grundlage eines Korpus von 4791 Kommentaren zu neun Artikeln, in dem auch die Threadstrukturen ausgezeichnet sind, werden mit quantitativ-korpuslinguistischen Methoden typische sprachliche Merkmale von Gegenrede ermittelt, die als Merkmale von Counterness gefasst werden. In qualitativen Feinanalysen werden ausgesuchte Befunde weiter angereichert. Dabei wird gezeigt, dass insbesondere epistemische Positionierungen, also die Indizierung eigenen und fremden Wissens, und damit verbundene Abgrenzungshandlungen eine wichtige Rolle bei der Artikulation von Gegenrede spielen.
Routiniertes Sprachverhalten an der deutsch-polnischen Grenze aus diachroner Perspektive (Beispiele für Redemuster in Deutsch) / Conventionalised Patterns of Language Behaviour at the Polish-German Border Crossing, from a Diachronic Perspective (incl. Examples of Speech Formulae in German)
DOI: 10.23817/lingtreff.23-7 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 113–134
Schlüsselwörter: Routineformeln, Grenze, diachrone Studie
Im Beitrag werden konventionalisierte Sprachmuster thematisiert, die bei der Kommunikation beim Passieren der deutsch-polnischen Grenze Verwendung fanden bzw. immer noch finden können. Das Untersuchungsmaterial hierfür stammt aus ausgewählten deutsch-polnischen Sprachführern, und zwar von den ersten Drucken aus dem 16. Jh. bis zu den Neuausgaben der letzten Jahre. Aus den Inhalten der genannten Nachschlagewerke werden zahlreiche Beispiele für deutsche Redemuster im angegebenen Bereich exzerpiert, dann thematisch gruppiert und dabei chronologisch dargestellt, mitunter auch kurz kommentiert. Ziel hierbei ist, typische Sprachmittel bei der Interaktion zwischen den (Ein-/Aus-) Reisenden und den Zollbeamten an Grenzkontrollstellen retrospektiv darzustellen. Ergänzend wird hierbei auf die (Un)Höflichkeit und emotionale Ladung der an der Grenze verwendeten Sprachmittel Bezug genommen. Die durchgeführte Analyse zeigte, dass die im Laufe der Zeit (seit dem 19. Jh. beginnend) an Grenzkontrollstellen gebrauchten sprachlichen Formeln wenig variierten. Darüber hinaus ließ sich feststellen, dass die sprachliche Verständigung zwischen den Zollbeamten und den Reisenden im 19. Jh. und zu Beginn des 20. Jh. in großem Maße sehr höflich verlief, wobei auch später, trotz einer etwas geringeren Gefälligkeit beiderseits, ziemlich höflich anmutet(e). Anhand des gesammelten sprachlichen Materials konnte man zudem teilweise auch erfahren, welche Regelungen jeweils an der deutsch-polnischen Grenze galten. Die vorliegende Untersuchung stellt somit einen Beitrag zu soziopragmatischen und zugleich auch phraseologischen Fragen aus diachroner Perspektive dar.
Adjektive aus pragmatischer Perspektive / Adjectives from a Pragmatic Perspective
DOI: 10.23817/lingtreff.23-8 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 135–149
Schlüsselwörter: Adjektiv, Pragmatik, Funktion, Kontext, handlungsorientierte Perspektive
Aus der pragmatischen Perspektive stehen bei einer zielorientierten Kommunikation neben dem sprachlichen und situativen Kontext die Intention des Sprechers und seine Handlungsstrategie im Mittelpunkt. Am Beispiel dreier Textausschnitte, die drei unterschiedliche Textsorten repräsentieren, setzt sich der Beitrag zum Ziel zu zeigen, welche Rolle Adjektive in unterschiedlichen Kommunikationssituationen spielen, zu welchen kommunikativen Zwecken sie verwendet werden und welche Funktionen sie in unterschiedlichen Kontexten erfüllen. Es wird gezeigt, welche sprachlichen und grammatischen Spezifika zur Erfüllung eines bestimmten Kommunikationsziels im Zusammenhang mit der Intention des Textproduzenten und der Textfunktion führen. Dabei werden Adjektive der deutschen Gegenwartssprache aus einer handlungs- und funktionsorientierten Perspektive untersucht.
Eine Typologie der IAW-Phrasen in Ergänzungsfragen / A Typology of IAW Phrases
DOI: 10.23817/lingtreff.23-9 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 151–164
Schlüsselwörter: IAW-Phrasen, Deutsch, Niederländisch, Französisch, Englisch
Unter ‚IAW-Phrasen‘ werden feste Ausdrücke wie in aller Welt, um Gottes willen und zum Teufel verstanden, die in Ergänzungsfragen als eine Art illokutive Verstärkung verwendet werden. In diesem Beitrag wird ein Versuch unternommen, eine Typologie dieser IAW-Phrasen in Ergänzungsfragen im Deutschen zu erstellen. Dazu wird eine Einteilung in zehn Gruppen (teilweise mit Subgruppen) vorgeschlagen, die primär anhand bestimmter Strukturmuster definiert werden. Besprochen werden, der Reihe nach, die Muster [zu X] (mit der Variante [X]), [bei X], [beim Barte Xs], [in Xs Namen], [um Xs willen], und eine Gruppe von Mustern wie [in all- X], die sich auf die Gesamtheit der Welt beziehen. Den vier verbleibenden Gruppen liegt keine solche Strukturformel zugrunde; es handelt sich um als IAW-Phrase verwendete Kraftausdrücke und entlehnte IAW-Phrasen sowie um eine Gruppe von Mischformen und eine kleine Restgruppe. Im Anschluss an die typologische Besprechung dieser zehn Gruppen wird stichprobenartig gezeigt, dass sich diese Typologie auch als Grundlage für die Beschreibung der IAW-Phrasen in deutschen Imperativsätzen sowie in anderen Sprachen eignet.
Textlinguistische Analyse von Breslauer mittelalterlichen Bürgertestamenten / Medieval Wills of the Burghers of Wrocław Examined from the Perspective of Textual Linguistics
DOI: 10.23817/lingtreff.23-10 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 165–180
Schlüsselwörter: Testament, Mittelalter, Textsorte, historische Textlinguistik, Breslau
Da unter Forschern bemängelt wird, dass es an diachronischen empirischen Untersuchungen zu einzelnen Textsorten fehlt, versucht die vorliegende Analyse diese Lücke zu füllen. Die Wahl fiel dabei auf die Anfänge von verschriftlichten Testamenten. Die Autorin orientiert sich an dem unter Sprachhistorikern gängigen Diktum, dass Sprachgeschichte auch Textsortengeschichte ist. Dabei wählte sie als Untersuchungskorpus Quellenmaterial aus Breslau aus, das sie selbst erhob und transliterierte. Ausgegangen wurde vom geschichtlichen Hintergrund und den anschließenden Eintragungen testamentarischer Texte in die Stadt- und Kopialbücher. Dabei wurden vier Beschreibungsebenen festgelegt. Auf diesen Ebenen wurde auch das Untersuchungsmaterial aus Breslau analysiert. Im vorliegenden Artikel werden die Breslauer mittelalterlichen Bürgertestamente unter den Aspekten einer textlinguistischen Beschreibung behandelt, wobei sich vor allem zwei Ebenen – die axiologisch-ontische und die stilistische – im Vergleich zu der heutigen mentalen Vorstellung eines Testaments unterscheiden. Der Beitrag versteht sich auch als Einladung, weiterführende Untersuchungen in Bezug auf die Textsorte in ihrer Diachronie zu unternehmen, da ihr Gewinn für die Linguistik nicht zu unterschätzen ist.
Zum Wirtschaftswortschatz in der schriftlichen Wirtschaftskommunikation des ausgehenden 19. und 20. Jahrhunderts: fremdsprachige Wörter in historischen Zitaten aus der Wirtschaftspresse / On Business Communication in the late 19th and 20th Centuries: Foreign Language Terms in Historical Quotations from Business Press
DOI: 10.23817/lingtreff.23-11 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 181–198
Schlüsselwörter: Wirtschaftskommunikation, Wirtschaftspresse, historische Analyse, Fremdwörter, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert
In dem Beitrag werden ausgewählte Fremdwörter in historischen Zitaten aus Wirtschaftsartikeln der Jahre 1885-1886 und 1995-1996 präsentiert und analysiert, um zu zeigen, wie sich die Wirtschaftssprache in einer Zeitspanne von 100 Jahren verändert hat. Das ausgehende 19. Jh. und das ausgehende 20. Jh. wurden gewählt, da es in dieser Zeitspanne großen technischen Fortschritt gab, der einen Ausbau und Wandel des Wortschatzes zur Folge hatte. In der Untersuchung soll zum Ausdruck kommen, wie sich die Wirtschaftskommunikation insbesondere auf dem Gebiet des Handels und der Industrie entwickelt hat, welche Wörter von den Umwälzungen unberührt geblieben sind und welche aus dem Gebrauch kamen. Das Augenmerk ist hier auf häufig auftretende Fremdwörter sowie Ausdrücke mit Fremdwörtern gerichtet; das Interesse gilt auch hybriden Zusammensetzungen aus einem nativen und einem nicht nativen Wort. Der Beitrag basiert auf einer vorgenommenen längeren Analyse des Wirtschaftswortschatzes aus dem ausgehenden 19. und 20. Jh., der Wirtschaftsbereiche wie Handel, Industrie, Arbeitsmarkt und Finanzen umfasst. Die Wortschatzbeispiele werden ausschließlich aus der Wirtschaftspresse geschöpft. Diese Untersuchungen wollen sich auch in Beiträge einreihen, die den Fachsprachen gewidmet sind.
Die ausgewählten manipulativen Strategien in den öffentlichen Propagandareden der NS-Zeit. Dargestellt am Beispiel der Sportpalastrede / The Selected Manipulative Speech Tactics in the Public Propaganda Speeches in the Nazi Germany. Analysis Using the Example of Total War Speech
DOI: 10.23817/lingtreff.23-12 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 199–211
Schlüsselwörter: Sprachmanipulation, manipulative Strategien, NS-Propaganda, Pragmatik, Implikaturen, Präsuppositionen, Sportpalastrede
Der Beitrag beschäftigt sich mit der sprachlichen Manipulation in den öffentlichen Reden aus der Zeit des Nationalsozialismus. Darin wird der Frage nachgegangen, welche sprachlichen Mittel zur Manipulation in propagandistischen Aussagen von den Propagandisten eingesetzt wurden, um das Auditorium zu beeinflussen und ideologische Inhalte zu übermitteln. Aufgrund der Tatsache, dass das Spektrum von sprachlichen Strategien und Mitteln der Manipulation sehr breit ist, begrenzt sich die exemplarische Analyse auf die ausgewählten rhetorischen und pragmatischen Mittel sowie Satzstrukturen, die versteckte Andeutungen ermöglichen. All diese ausgewählten Beispiele und suggestiven Maßnahmen kommen besonders oft in den Texten dieser Art vor und demzufolge können als Paradebeispiel von manipulativen Strategien gelten. Darüber hinaus wird in dem Beitrag die Terminologie präzisiert. Die Begriffe wie Persuasion, Manipulation, sprachliche Manipulation, Manipulation der Sprache sowie Propaganda werden oft in dem (sprach)wissenschaftlichen Diskurs miteinander verwechselt oder synonym verwendet. Demzufolge wird in dem Artikel eine klare und übersichtliche Abgrenzung dieser Begriffe gemacht. Die ausgewählten manipulativen Strategien werden am Beispiel der Rede im Berliner Sportpalast vom 18. Februar 1943 veranschaulicht. Dementsprechend wird im Beitrag ebenfalls auf Kontext und den historischen Hintergrund der Rede eingegangen sowie die anderen massensuggestiven Maßnahmen, die auf der Textebene zu finden sind. Die untersuchten Strategien werden bis heute in den Texten mit einem persuasiven und manipulativen Charakter eingesetzt.
Was sagt uns das Deutsche über den Teufel? Axiolinguistische Überlegungen in Anlehnung an repräsentative Redewendungen / The Portrayal of the Devil in the German Language. An Axiolinguistic Analysis of Representative Phraseological Units
DOI: 10.23817/lingtreff.23-13 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 213–225
Schlüsselwörter: Deutsche Phraseologie, Teufel, Bewertung, Gut/Böse
Ziel dieses Artikels ist es, das Bild des Teufels zu beschreiben, das sich in der deutschen Phraseologie konstituiert hat, und die Art und Weise aufzuzeigen, auf welche dieses Bild in den für die Analyse ausgewählten repräsentativen Wortverbindungen zum Vorschein kommt. Da es besonders wichtig ist, ihr evaluatives Potenzial darzustellen, stützt sich die Beschreibungsmethode auf den begrifflichen Apparat der axiologischen Linguistik. Es wird festgestellt, dass der Bezug auf das moralisch Böse, der sich aus semantischen Präsuppositionen herausschält, als das grundlegendste Kriterium für die Bewertung des Teufels fungiert. Die Analyse lässt auch erkennen, dass einige der untersuchten Wortverbindungen Informationen über das ästhetische und pragmatische Kriterium seiner Bewertung offenbaren. Der Teufel erscheint in der Sprache – im Wesentlichen in Form einer Metapher – als ein Wesen, das Abscheu und allgemeine Abneigung hervorruft. Außerdem wird er einerseits als tierähnliche Kreatur verbildlicht, andererseits als ein Wesen mit menschlichen Merkmalen, denkend und gerissen, das die Menschen zum Bösen verführt. In diesem Sinne wird ihm die Macht zugeschrieben, sie auf betrügerische Weise beeinflussen zu können. Aus den im Deutschen etablierten Überzeugungen geht jedoch hervor, dass diese Macht nicht endgültig ist, da der Teufel von den Sprachbenutzern in der Dimension der Furcht vor dem Heiligen gesehen wird, das ihm in seinem Wesen überlegen ist. Die Untersuchungen zeigen, dass Wortverbindungen, die das Lexem Teufel enthalten, in erster Linie dazu dienen, unerwünschte menschliche Haltungen sowie als ungünstig empfundene Lebenssituationen und Zustände negativ zu bewerten. Die axiolinguistische Perspektive der Betrachtung führt auch zu dem Schluss, dass diese Wortverbindungen in bestimmten Sprechsituationen eine expressive und persuasive Funktion erfüllen können.
Wiederspiegelung der Wende im deutschen Wortschatz – am Beispiel der Personenbezeichnungen / Reflection of the Wende in the German vocabulary – Using the Example of Personal Names
DOI: 10.23817/lingtreff.23-14 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 229–244
Schlüsselwörter: Personenbezeichnung, Wende, Vereinigung, korpusbasierte Analyse
In der vorliegenden Arbeit wurden die Personenbezeichnungen der Wende in Deutschland analysiert. Im theoretischen Teil des Beitrags wurde der historische Hintergrund dieser Periode besprochen. Darüber hinaus wurde hier der Begriff Wende sowie seine Herkunft und die Werte, die dieses Wort vermittelte, erklärt. Das Ziel des empirischen Teils ist herauszufinden, welche neuen Personenbezeichnungen während oder kurz vor diesem Zeitabschnitt entstanden sind und welchen semantischen Bereichen sie zugeordnet werden können, welchen Charakter sie aufweisen und ob diese Wörter im heutigen Sprachgebrauch weiterhin auftreten. Es wurde auch analysiert, ob es in bestimmten Wörtern zu irgendwelchen semantischen Änderungen kam. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde die korpusbasierte Analyse durchgeführt, die bewies, dass die neuen Personenbezeichnungen der Wende sich auf den Herkunftsort, Vertreter des alten DDR-Systems, die Mentalität, die politische und soziale Rolle, bzw. politische Verhaltensweisen, auf das kulturelle Leben und die Ausreise beziehen. Aus der Analyse folgt, dass die meisten untersuchten Wörter negative Konnotationen haben und auch im heutigen Sprachgebrauch verwendet werden, wobei sich der größte Teil von ihnen auf die Wendezeit bezieht. Die Untersuchung zeigte überdies, dass manche Wörter während und nach der Wende ihre Bedeutung geändert haben.
Humor in der kulturellen und sprachlichen Perspektive. Strategien zur Humorerzeugung in deutschen und britischen Panel-Shows / Humour from the Cultural and Linguistic Perspective. Strategies Used to Evoke Humour in British and German Panel-shows
DOI: 10.23817/lingtreff.23-15 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 245–259
Schlüsselwörter: Humorforschung, Pragmalinguistik, Panel-Shows, komparative Studien, Textlinguistik
Eine besondere Stelle, nicht nur im Rahmen der sprachwissenschaftlichen Forschungen, sondern auch in anderen Forschungsgebieten, wird durch Erscheinungen rund um Humor eingenommen. Im Projekt wird darauf hingearbeitet, Strategien und Mechanismen zur Humorerzeugung in deutschen und britischen Panel-Shows zu ermitteln. Mündliche spontan geäußerte Texte sind bislang nicht hinreichend untersucht worden. Das Wesen der Komödie hat seinen Ursprung in der Wahrnehmung von inkongruenten Elementen, welche die Struktur oder den Inhalt eines humoristischen Aktes ausmachen. Fokus wird auf die Darstellung dessen gelegt, wie humoristische Inhalte geschaffen werden. Die Erläuterungen basieren auf den pragmalinguistischen Konzepten und GTVH, wobei eine Erweiterung durch Ansätze der kognitiven Linguistik durchaus möglich ist. Ins Forschungsfeld werden sowohl axiologische Erkenntnisse als auch kulturelle Hintergründe miteinbezogen. Die Analyse wurde dank Videoclips durchgeführt, die deutschen und britischen Panel-Shows entnommen worden sind. Es ermöglichte, eine komparative Grundlage zu schaffen, um sprachlich-kulturelle Erkenntnisse zu gewinnen. Die gesammelten Einsichten sind dabei äußerst behilflich, Unterschiede zwischen den verglichenen Programmen desselben Genres offenzulegen.
(Un)Übersetzbare Anglizismen in deutschen Stellenanzeigen / (Un)translatable Anglicisms in German Job Advertisements
DOI: 10.23817/lingtreff.23-16 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 261–277
Schlüsselwörter: Anglizismen, Entlehnungen, Stellenanzeige
Dieser Artikel konzentriert sich darauf, den Trend des Auftretens von Anglizismen zu skizzieren und die Erwünschtheit und Notwendigkeit ihrer Verwendung in der aktuellen Sprache der deutschen Stellenanzeigen zu bestimmen. Der Beitrag umfasst den theoretischen Aspekt der beschriebenen Problematik und deren empirische Analyse, die in einer tabellarischen Form englische Bezeichnungen mit ihren deutschen Äquivalenten zusammenstellt. Das Phänomen der Entlehnung wird im Hinblick auf seine Normativität in der Sprache des Empfängers untersucht. In der Studie werden zwei Berufsgruppen einander gegenübergestellt: diejenigen, für die die Kenntnis einer zweiten Sprache als Vorteil angesehen wird, und eine zweite Gruppe, die in einem internationalen Umfeld arbeitet und daher mehrsprachig ist. Das untersuchte Material ist eine Auswahl von Stellenangeboten aus dem letzten Quartal 2022, die dem deutschen Online-Portal Indeed entnommen wurden. Bei der tabellarischen Darstellung zielt die Autorin darauf ab, den Inhalt des englischen Vokabulars in deutsche Zielbegriffe zu übertragen, wobei die ursprüngliche Bedeutung erhalten bleibt und die Äquivalente in der Sprache des Empfängers verwendet werden.
Mehrworteinheiten in der Fremdsprachendidaktik. Die Vorstellung des Projekts PHRASEOLAB / Multi-Word Units in Foreign Language Didactics. The Presentation of the PHRASEOLAB Project
DOI: 10.23817/lingtreff.23-17 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 279–289
Schlüsselwörter: feste Mehrworteinheiten, Fremdsprachendidaktik, Phraseologie, Korpusuntersuchung
Die festen Mehrworteinheiten stellen einen unzertrennlichen Teil des Erlernens einer fremden Sprache dar. Heutzutage werden sowohl die Routineformeln als auch Kollokationen und Idiome eingehend in der Phraseologie erforscht. Es gibt inzwischen auch Phraseodidaktik, die sich zum Ziel die Optimierung des Erwerbsprozesses von festen Mehrworteinheiten im Fremdsprachenunterricht setzt. Im folgenden Artikel wird das internationale Projekt „PhraseoLab – Learning multiword units through English“ vorgestellt, dessen Zweck ist, den Deutschlernenden mit Vorkenntnissen im Englischen ein Open Educational Ressource zum Erlernen von deutschen Phraseologie zur Verfügung zu stellen. Einen wichtigen Punkt bei der didaktischen Aufbereitung der Lernmaterialien bildet ihre Selektion. Nur diese festen Mehrworteinheiten, die eine bestimmte Frequenz aufweisen, und aus der Lernerperspektive erwerbsrelevant sind, finden Eingang in die Datenbank des Projekts „PhraseoLab“ und werden dementsprechend in Übungen didaktisch aufbereitet. Im zweiten Teil des Beitrags werden die Ergebnisse der Frequenzuntersuchung in den DGD Mannheim Korpora präsentiert, in denen die Vorkommenshäufigkeit von ca. 1110 Idiomen aus dem „Phraseologischen Optimum für Deutsch als Fremdsprache“ von Hallsteinsdóttir, Sajánková und Quasthoff in der gesprochenen Sprache festgelegt wurde. Da die präsentierte Untersuchung von mir und Sulikowska beinahe 20 Jahren nach dem Erstellen des Phraseologischen Optimums umgesetzt wurde, mussten die ursprünglichen Ergebnisse revidiert und mehr aktuelle Resultate gewonnen werden. Am Ende des vorliegenden Artikels werden 30 Idiome ausgegliedert, die in den DGD Mannheim Korpora die höchste Frequenz haben.
Realienbezeichnungen in deutschen Reisekatalogen aus translatorischer Sicht / Culture-Specific Expressions in German Travel Catalogues from a Translational Perspective
DOI: 10.23817/lingtreff.23-18 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 291–303
Schlüsselwörter: Realienbezeichnungen, Übersetzung, Reisekatalog, kultureller Kontext
Das Ziel dieses Beitrags ist die Analyse der Realienbezeichnungen, die in den deutschen Reisekatalogen enthalten sind. Als Grundlage der Untersuchung dienen die deutschen Reisekataloge ,,Chamäleon“ und „Gebeco“. Im Rahmen der Analyse werden Beispiele der Realienbezeichnungen aus den oben genannten Katalogen ausgewählt, dem entsprechenden Typ der Realienbezeichnung zugeordnet und anschließend besprochen. Der Schwerpunkt dieses Beitrags liegt ebenfalls auf den möglichen Wiedergabeverfahren der ausgewählten Realienbezeichnungen, die bei ihrer Übersetzung ins Polnische Translationsprobleme bereiten. Der Beitrag wird mit Schlussfolgerungen abgeschlossen, in denen darauf hingewiesen wird, wie wichtig für die korrekte Wiedergabe der Realienbezeichnungen das Verständnis des kulturellen Hintergrunds sowohl für die Ausgangs- als auch für die Zielsprache ist. In den Urlaubsangeboten, die in den Reisekatalogen enthalten sind, kommen landes- und kulturspezifische Bezeichnungen zu Orten in der ganzen Welt vor, die den Reiselustigen in großer Zahl zur Verfügung stehen. Man kann also feststellen, dass verschiedene Länder und Kulturen ständig neue kulturspezifische Wörter bzw. Ausdrücke mit sich bringen. Darum ist beim Lesen von Urlaubsangeboten ein bestimmtes Weltwissen erforderlich. Obwohl die Reiseinteressierten keine genauen Bedeutungen der kulturspezifischen Wörter kennen müssen, sollten sie eine allgemeine Vorstellung von den landestypischen fremden Begriffen haben. Darüber hinaus sind zumindest die Grundkenntnisse der englischen Sprache erforderlich, da in Reisekatalogen viele Anglizismen auftreten. Die Urlaubsangebote enthalten aber auch kurze englische Slogans, die meistens weder ins Deutsche noch in eine andere Sprache übersetzt werden. Manche Wörter, die weithin bekannt sind, wie z. B. pizza oder safari, bedürfen keiner Übersetzung oder zusätzlicher Explikation. Es gibt jedoch einige Ausdrücke, die von den meisten Lesern nicht verstanden werden, weil sie weniger gebräuchlich sind oder sehr spezifische, komplexe Bedeutungen verbergen. Daher werden in diesem Beitrag für solche Realien die bestmöglichen Übersetzungslösungen ins Polnische vorgeschlagen.
Językowy obraz miłości we frazeologii języka francuskiego i języka polskiego / The Linguistic Image of Love in French and Polish Phraseology
DOI: 10.23817/lingtreff.23-19 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 305–318
Schlüsselwörter: umgangssprachliche Phraseologie, Sprachliches Weltbild, semantische Analyse, vergleichende Analyse
Der Artikel stellt phraseologische Verbindungen im heutigen Polnisch und Französisch vor. Das Material umfasst umgangssprachliche Phraseologismen und fest in der Sprache verankerte Phraseologismen. Die Analyse erweitert die sowohl von polnischen als auch von romanischen Schriftstellern durchgeführten Untersuchungen zum kulturellen Bild der Liebe um umgangssprachliches phraseologisches Material und ein vergleichendes Element, das es ermöglicht, gemeinsame Tendenzen in der Vervielfältigung der phraseologischen Ressourcen beider Sprachen aufzuzeigen. Die Originalität des Textes ergibt sich vor allem aus der Beschreibung von Phraseologismen, die in beiden Sprachen noch nicht beschrieben wurden – umgangssprachlich, aus dem Englischen entlehnt, vulgär, beleidigend. Das Forschungsziel des Artikels ist es, das kulturelle Bild der Liebe in beiden Sprachen zu rekonstruieren und gemeinsame Entwicklungstendenzen, Ähnlichkeiten und Unterschiede innerhalb beider Ressourcen aufzuzeigen. Das Ziel ist erreicht, die Forschung kann fortgesetzt und erweitert werden durch die Analyse von phraseologischen Verbindungen, die phraseologischen Innovationen unterworfen sind. Um das kulturelle Bild der Liebe zu rekonstruieren, habe ich eine semantische und lexikalische Analyse der Lexeme vorgenommen, die in vielen phraseologischen Verbindungen im Zusammenhang mit der Liebe vorkommen (z. B. Herz), sowie der Phraseologismen selbst. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen eine gemeinsame Tendenz in der Art und Weise, wie die phraseologische Ressource in beiden Sprachen vervielfältigt wird – Entlehnungen aus dem Englischen, die teilweise mit der Orthografie der Regeln der Zielsprache übereinstimmen können. Beiden Sprachen gemeinsam ist die Verwendung der Herz- und Augensymbolik in vielen phraseologischen Verbindungen. Im Französischen gibt es mehr phraseologische Verbindungen mit Tiernamen als im Polnischen. Es lassen sich mehrere Phraseologismen unterscheiden, die in beiden Sprachen ihre genaue Entsprechung haben.
Phraseme mythologischen Ursprungs im heutigen Sprachgebrauch – dargestellt an zwei Beispielen / Phrasems of a Mythological Origin in a Contemporary Language
DOI: 10.23817/lingtreff.23-20 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 319–333
Schlüsselwörter: Mythologismen, Achillesferse, trojanisches Pferd, Alltagssprache
Das Hauptziel des vorliegenden Beitrags ist die Untersuchung des Gebrauchs der Phraseme mit mythologischen Komponenten in der heutigen Sprache. Da ein Teil der analysierten Mythologismen Einwortphraseme bilden, werden hierbei ihre Eigenschaften näher besprochen. Dann wird einerseits auf den Einfluss der Mythologie auf die Sprache, und andererseits auf den Zusammenhang zwischen der Mythologie und der Phraseologie eingegangen. Darüber hinaus wird ein Überblick über den Stand der Forschungen zu Mythologismen gegeben. Zum Schluss werden die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung vorgestellt. Es handelt sich dabei um eine korpusgestützte Analyse, die ergeben hat, dass die untersuchten Phraseme mythologischen Ursprungs (Achillesferse und trojanisches Pferd) in vielen Lebensbereichen, zum Vorschein kommen und dass sie sehr oft und durch unterschiedliche weitere lexikalische Elemente erweitert werden. Zudem konnte festgestellt werden, dass derartige Phraseme ihre Bedeutung erweitert haben, weswegen sich ihre Semantik in den meisten Fällen nicht mit der mythologischen deckt.
Zum Verletzungspotenzial der deutschen und polnischen Bezeichnungen für Flüchtlinge – Analyse am Beispiel der Internetkommentare / On the Injury Potential of German and Polish Designations for Refugees – Analysis Using the Example of Internet Comments
DOI: 10.23817/lingtreff.23-21 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 335–357
Schlüsselwörter: Verletzungspotenzial, Flüchtlinge, Internetkommentare, deutsch-polnischer Vergleich
Menschen verletzen andere nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Worten, die als Waffe gebraucht werden können. In der Sprache lässt sich eine Menge sprachlicher Einheiten finden, die der emotionalen Verletzung dienen. Dazu gehören u. a. Vulgarismen, Schimpfwörter bzw. Schimpfnamen und Flüche, die mit der Absicht gebraucht werden, anderen zu schaden. Auch im Flüchtlingsdiskurs sind solche Einheiten zu finden, die negative Einstellungen gegenüber Flüchtlingen ausdrücken und mithilfe von bestimmten Sprachmitteln verbalisiert werden. Sie kommen vor allem in Alltagsgesprächen und in Internetkommentaren vor, die spontan im Netz geäußert werden. Darüber hinaus werden bestimmte lexikalische Einheiten, die als neutrale Ausdrücke vorkommen, um einen aggressiven bzw. pejorativen Charakter erweitert. Meine Präsentation hat zum Ziel, bestimmte Ausdrücke für Flüchtlinge zu präsentieren, die in deutschen und polnischen Kommentaren der Internetnutzer vorhanden sind. Kommentare stammen aus Webseiten der Online-Presse, wo sie unter bestimmten Artikeln hinzugefügt wurden, die der Flüchtlingsproblematik bzw. dem Flüchtlingsleben gewidmet sind. Anhand der Analyse wird es möglich sein, auf bestimmte thematische Bereiche hinzuweisen, die beim Sprechen über Flüchtlinge zum Ausdruck gebracht werden. Diese haben ein beleidigendes Potenzial und können von Flüchtlingen für verletzend gehalten werden. Darüber hinaus kann man darauf eingehen, dass sie ein bestimmtes negatives Bild der Flüchtlinge erstellen bzw. weiterreproduzieren können.
Motive für die Wahl des Fremdsprachenstudiums – am Beispiel von Germanistik-Studierenden mit ukrainischem Migrationshintergrund / Motives for Choosing a Foreign Language Study – Using the Example of German Philology Students with an Ukrainian Migration Background
DOI: 10.23817/lingtreff.23-22 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 359–370
Schlüsselwörter: Fremdsprachenstudium, Germanistikstudium, ukrainische Studierende in Polen, Motive
Die Gründe für die Wahl einer konkreten Hochschule und einer bestimmten Studienrichtung wurden bereits häufig erforscht. Es wird u. a. danach gefragt, welche Faktoren vornehmlich diese Wahl beeinflussen. Die vorliegende Untersuchung schließt an diese Forschungsfrage an, fokussiert jedoch nur eine Gruppe von Studierenden mit ukrainischem Hintergrund, die an der Universität Szczecin das Germanistikstudium aufgenommen hat. Im folgenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, warum sich diese Personen für ein Fremdsprachenstudium entscheiden. Angesichts der stetig wachsenden Zahl von Ukrainer:innen an polnischen Universitäten ist die Beschäftigung mit diesem Thema wesentlich und kann helfen eine Forschungslücke zu schließen. Es werden vorläufige Ergebnisse einer empirischen Studie, die die Autorin im Rahmen ihrer Dissertation durchführt, vorgestellt. Die Ergebnisse, die im Rahmen dieses Beitrags dargestellt werden, stammen sowohl aus der Pilotstudie als auch aus einem Teil der Hauptstudie. Insgesamt wurden fünfzehn Probanden und Probandinnen befragt. Die Untersuchung stützt sich auf eine qualitative Methode. Die in Tiefinterviews erhobenen Aussagen der Befragten zeigen die Gründe für die Wahl des Germanistikstudiums. Als Hauptgrund werden vor allem positive Erfahrungen beim Sprachenlernen in der Vergangenheit genannt. Die finanziellen Überlegungen und beruflichen Aspekte scheinen auch relevante Faktoren zu sein. Darüber hinaus spielen das Interesse am Sprachenlernen im Allgemeinen und das Interesse an der deutschen Kultur eine große Rolle bei der Wahl eines Fremdsprachenstudiums.
Substantivische Mehrfachkomposita im Gegenwartsdeutschen am Beispiel der Medizinsprache / Multiple Nominal Compounds in Contemporary German on the Basis of the Language of Medicine
DOI: 10.23817/lingtreff.23-23 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 373–378
Schlüsselwörter: Wortbildung, Komposita, Fachsprachen, Medizinsprache
Das Wesen der Fachsprachen stellt seit langem ein wichtiges und beliebtes Forschungsfeld der Linguistik dar. Die unternommenen Untersuchungen gehen von der Definition und Aufteilung der einzelnen Fachsprachen aus, um die komplexe Struktur der jeweiligen Technolekte und sie beeinflussende Prozesse zu charakterisieren. Dieses Vorgehen betrifft auch die Analyse vom Fachwortschatz, der als ein wesentlicher Bestandteil jeder Fachsprache gilt. In der sich ständig und immer schneller wandelnden Welt brauchen wir neue Benennungen für aktuelle Erscheinungen, Prozesse und Erzeugnisse. Eine besondere Rolle wird in dieser Hinsicht der Wortbildung zugeschrieben, die es ermöglicht, so entstehende Benennungslücken zu vervollständigen. Diese Feststellung betrifft auch die Sprache der Medizin und die medizinischen Termini, die oft als mehrteilige Zusammensetzungen fungieren. Maciej Choromański setzt sich in seiner Monographie mit diesem Thema auseinander. Sein Interesse konzentriert sich auf die substantivischen Mehrfachkomposita im Gegenwartsdeutschen, die er am Beispiel der Medizinsprache untersucht. Im theoretischen Teil weist der Autor auf den Wortbildungsprozess im Allgemeinen und die Bildung von Komposita im Besonderen auf. Daraufhin versucht er das Wesen der Fachsprachen zu ergründen, um die medizinische Fachsprache mit ihr typischen Eigenschaften näher zu beschreiben. Der empirische Teil lässt uns von den substantivischen Mehrfachkomposita in der Medizinsprache erfahren, die nach dem morphologischen, räumlichen, semantischen und orthographischen Kriterium ergründet wurden. Die folgende Monographie leistet somit nicht nur einen bedeutenden Beitrag zum Wesen der Wortbildung, sondern passt sich auch in den Kontext der fachsprachlichen Forschung ein.
Internationale Zusammenarbeit in der Doktorandenausbildung. „Lehrmaterialien für Germanistik-Doktorandenkurse“ als didaktische und inhaltliche Unterstützung in ausgewählten Themenbereichen / International Cooperation in Doctoral Education. “Lehrmaterialien für Germanistik-Doktorandenkurse” as Didactic and Content Support in Chosen Topics
DOI: 10.23817/lingtreff.23-24 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 379–382
Schlüsselwörter: Germanistik, Doktorandenkurse, Doktorandenstudium, internationale Zusammenarbeit, Lehrbuch, Lehrmaterialien
In letzter Zeit ist das Interesse am Doktorandenstudium allgemein angestiegen, auch bei Germanistikstudenten. Infolgedessen ist die Nachfrage nach Lehrmaterialien für Doktoranden auch gewachsen. Mein eigenes Interesse am Studium auf der dritten Stufe hat mich dazu veranlasst, die Analyse im Bereich der für Doktoranden geeigneten Lehrmaterialien vorzunehmen. Das Ziel der Untersuchung war eines der verfügbaren, neulich veröffentlichten Lehrbücher für Studierenden der dritten Stufe zu analysieren, um den Inhalt dieser Publikation unter didaktischem und inhaltlichem Gesichtspunkt zu überprüfen. „Lehrmaterialien für Germanistik-Doktorandenkurse“ (2021) ist eine der jüngsten Veröffentlichungen, weshalb sie der Gegenstand der Besprechung ist. Es hebt sich auch von anderen Büchern für Doktoranden der Germanistik ab, da es das Ergebnis der internationalen Zusammenarbeit zwischen drei Universitäten aus Polen, aus der Tschechischen Republik und der Slowakischen Republik ist. Es richtet sich jedoch an alle, die sich für Germanistik-Doktorandenkurse interessieren, unabhängig von ihrem Herkunftsland. Kann das Buch gleichzeitig die Bedürfnisse von Dozenten und Doktoranden der Germanistik aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen (Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Kulturwissenschaft) erfüllen? Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass die Erstellung eines solchen thematisch umfassenden Buches dank internationaler Zusammenarbeit realisierbar ist. Nach der Analyse kann man zum Schluss kommen, dass es sich um ein Werk handelt, das für Studierende der Germanistik unabhängig von ihrer Spezialisierung von Nutzen ist.
Nowe gatunki medialne i ich rola we współczesnej komunikacji / New media genres and their role in contemporary communication
DOI: 10.23817/lingtreff.23-25 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 383–389
Schlüsselwörter: mediale Textsorten, Kommunikation, mediale Welt, Online-Rezension, Blog, Kochportal, Video-Tutorial, Wikipedia
Die heutige Welt, die von den digitalen Medien dominiert wird, übt auch einen wesentlichen Einfluss auf die zwischenmenschliche Kommunikation aus. Die digitalisierte Welt bietet nämlich einem mehr Möglichkeiten als die analoge Welt. Diese fördern die Entstehung von neuen Formaten und neuen Textsorten, in denen die technischen Errungenschaften ihre Anwendung finden. Ob die in den digitalisierten Medien vorkommenden Formate als neue Textsorten oder nur als eine weitere Entwicklungsstufe der schon bekannten Textsorten angesehen werden können, gilt es im Beitrag zu überprüfen. Anhand der Publikation von Anna Hanus und Dorota Kaczmarek: „Sekretne życie gatunków. Komunikacja w przestrzeni medialnej – perspektywa germanistyczna“, die 2022 im Verlag ATUT erschienen ist, werden folgende Textsorte diskutiert: Online-Rezensionen der literarischen Werke, Blogs, Video-Tutorials, Kochportale und Wikipedia. Die von den Autorinnen des Werkes durchgeführte Analyse ist kontrastiv angelegt. Die Untersuchung betrifft die für die Textlinguistik relevante Frage nach dem ontologischen Status der erwähnten Formen. Anhand der umfangreichen Korpora werden die charakteristischen Merkmale der genannten Formate untersucht und vergleichend zusammengestellt. Die Analyse hat in jeder Hinsicht Modell- und Mustercharakter und die von den Autorinnen eingesetzte Methodik kann auch auf andere Textsorten und Korpora übertragen werden. Daher eignet sich die Publikation für Analysen im Bereich der Text-, Pragma- und Medienlinguistik.
Eine Grenzgängerin auf einer Spritztour / A Border Crosser on a Joyride
DOI: 10.23817/lingtreff.23-26 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 391–398
Schlüsselwörter: Antiessentialismus, Aristoteles, Bedeutung, Definieren, sprachliches Zeichen, Karl Popper
Gegenstand des vorliegenden Rezensionsartikels ist die anlässlich des achtzigsten Geburtstags von Ulla Fix zusammengestellte Festschrift „Grenzgänge: Eine Spritztour durch Text-, Stil- und Zeichengefilde“, herausgegeben von Bettina M. Bock, Steffen Pappert und Tanja Škerlavaj im Verlag Frank & Timme, Berlin. Auf Grund des im Titel der Festschrift formulierten These wird über das Wesen des philologischwissenschaftlichen Beitrags der Jubilarin vor dem Hintergrund des Modells des sprachlichen Zeichens und den terminologischen Überlegungen nachgedacht. Die in der Festschrift gesammelten Kurzbeiträge präsentieren Forschungsfelder von Ulla Fix. Diese Forschungsfelder werden thematisiert, reflektiert und weitergedacht. Es sind keine weitschweifigen Analysen, sondern lapidare, treffende Pinselstriche zu der von Ulla Fix erschlossenen und bearbeiteten Forschungsfragen. Die Konstruktion der Festschrift und der darin präsentierten Beiträge kann als modellhafte Darstellung des sprachlichen Zeichens gelesen werden. In den Beiträgen wird die semantische Ausstattung dafür geliefert, was die im Titel signalisierte Benennung beinhaltet. Sie sind der gedachte, thematisierte, reflektierte Inhalt, Begriff dessen, was die Benennung Grenzgängerin im wesentlichen bedeutet. Diese Methode der Lesung der Beiträge korrespondiert epistemologisch mit dem von Karl Popper in Opposition zur naiven Methode und zur intuitiven Auffassung des Wissens von Aristoteles erschlossenen antiessentialistischen Ansatz der Bedeutungsbestimmung. Damit werden Grenzgänge der Jubilarin zum Synonym der epistemologischen Suche nach Wahrheit im Sinne der klassischen, traditionell fundierten und zukunftsweisenden philologischen Forschung. Zukunftsweisend sind auch die Beiträge in ihrer Botschaft – mitteilend, aber vor allem befruchtend und inspirierend für jeden Sprachliebhaber – für erfahrene Wissenschaftler und für diejenigen, die es erst werden wollen
Report on the popular science symposium “Greenland – the coveted island”. Department of Scandinavian Studies, Institute of German Philology, University of Wrocław, Poland, online, May 23rd, 2022 /
DOI: 10.23817/lingtreff.23-27 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 401–404
Projekt zur Fremdsprachenausbildung von Universitätsstudenten an der Technischen Universität in Košice mittels Sprachapp /
DOI: 10.23817/lingtreff.23-28 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 405–409
Bericht über die 4. internationale wissenschaftliche Tagung zur Phraseologie und Parömiologie: „Interkulturelles und Interdisziplinäres in der Phraseologie und Parömiologie“, 23.–25.03.2023, Institut für Germanistik der Universität Wrocław /
DOI: 10.23817/lingtreff.23-29 (online zugänglich: 2023-07-09)
S. 411–412