• Linguistische Treffen in Wrocław •

ISSN: 2084-3062 • e-ISSN: 2657-5647 • DOI: 10.23817/lingtreff • Absprungrate: 35% (2023)

Texte, die in der Zeitschrift „Linguistische Treffen in Wrocław“ veröffentlicht werden, stehen allen Nutzern im Open Access auf Grund der Lizenz CC BY-SA zur Verfügung.

Linguistische Treffen in Wrocław

Heft 24 (2023): II

Herausgegeben von: Iwona Bartoszewicz (Univeristät Wrocław), Joanna Szczęk (Universität Wrocław), Artur Tworek (Univeristät Wrocław)

Inhalt
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Was Historiker ohne Sprachgeschichtler (wohl) kaum leisten können. Eine interdisziplinäre epigraphisch-sprachgeschichtliche Fallstudie / What the Historians Can (Hardly) Do without the Language-Historians. An Interdisciplinary Case Study

Marek Biszczanik, Universität Zielona Góra (ORCID: 0000-0002-2344-2296)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-1 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 17–33

Schlüsselwörter: Epitaph, Inschrift, Graphematik, Morphosyntaktik, historische Grammatik, Geschichte der deutschen Sprache

Im historischen Niederschlesien sind zahlreiche deutschsprachige Grabsteine von Vertretern uralter Adelsfamilien erhalten geblieben. Viele von ihnen sind im erbärmlichen Zustand, so dass es sich zurzeit wahrscheinlich die letzte Gelegenheit eröffnet, deren Inhalte vor endgültiger Zerstörung für künftige Generationen zu bewahren. Viele von ihnen wurden zwar von Historikern analysiert, aber Ergebnisse jener Analysen sind oft sprachlich, übersetzerisch und epigraphisch dermaßen fehlerhaft, dass sie kaum akzeptierbar sind. Ein Historiker, der kein Sprachhistoriker ist und dem es schließlich an grundlegender Kompetenz in Erforschung des frühneuzeitlichen Deutsch mangelt, der Sprache, in der die meisten von erhaltenen Epitaphinschriften der Frühen Neuzeit verfasst wurden, hat natürlich wenig Chancen auf eine korrekte Sprachinterpretation und eine erfolgreiche Übersetzung eines in Altdeutsch verfassten Textes ins Polnische. Eine der Epitaphien, die bisher wissenschaftlich dermaßen vernachlässigt wurde, ist die schöne Tafel des Adam von Kottwitz (1720), die sich in Konotop bei Zielona Góra befindet. Der Autor des Beitrags hat es sich zur Aufgabe gestellt, den gesamten (verbalen und nonverbalen) Inhalt des Denkmals zu untersuchen. Die Analyse beginnt mit der Feststellung der korrekten Zugehörigkeit der Wappensymbole zu Inschriften des Stammbaums des Verstorbenen; nota bene ist die Zugehörigkeit zurzeit weitgehend falsch. Bald geht der Autor zur detaillierten Erörterung bestimmter sprachlicher Ebenen der auf der Platte erscheinenden Inschriftentexte über. So erörtert er die in den Inschriften verwendeten Schrifttypen, Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung und im Korpustext verwendete Abkürzungen sowie die Phraseologie, vor allem aber die rein sprachliche, ja strikte grammatische Ebene, d. h. morphologische Formen und syntaktische Bedingungen, die die Korpustexte charakterisieren. Viel Raum wird den Graphemen gewidmet, deren Untersuchung jedoch nicht ein Ziel für sich selbst ist, sondern freilich dazu dient, Beziehungen zwischen Graphemen der Schriftsprache und Phonemen des Gesprochenen, die zur Zeit der Entstehung des Denkmals womöglich in Gebrauch waren, zu erhellen.

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Die Sprache in der britischen Presse zur Darstellung eines bahnbrechenden Anlasses, des Platin-Jubiläums von Königin Elisabeth II. – eine Fallstudie / The Language Applied in the British Press to Portray the Landmark Occasion – Platinum Jubilee of the Queen Elizabeth II – a Case Study

Katarzyna Coombs-Hoar, Staatliche Technisch-Ökonomische Hochschule in Jarosław (ORCID: 0000-0001-6177-0031)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-2 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 35–43

Schlüsselwörter: Redewendungen, Presse, Kultur, Sprache

Jedes der runden Regierungsjubiläen der Queen fand in einem anderen gesellschaftspolitischen Klima statt, das die Dynamik des Wandels im Vereinigten Königreich widerspiegelt. Elizabeth II. feierte 1977 das Silberne Jubiläum, 2002 das Goldene Jubiläum, 2012 das Diamantene Jubiläum, 2017 das Saphirjubiläum ihrer Regierungszeit und schließlich 2022 das Platinjubiläum. Obwohl sich seit dem Silberjubiläum so viel verändert hat, ist die Queen durch die Bewahrung ihrer Haltung nicht nur unter Briten oder Commonwealth-Bürgern, sondern vielleicht auch unter Menschen aus anderen Kulturkreisen der Welt zu einem Symbol für Beständigkeit und Stabilität geworden. Über alle diese Jahrestage wurde reichlich und ausführlich in verschiedenen überregionalen Zeitungen berichtet. Die Sprache, die von der Publikumspresse zur Präsentation des Platinjubiläums 2022 verwendet wurde, und die Sprache, die von der Qualitätspresse zur Beschreibung desselben Ereignisses verwendet wurde, unterscheiden sich jedoch erheblich. Die in diesem Artikel vorgestellte Fallstudie zeigt, wie populäre Pressevertreter wie “Daily Mirror”, “The Sun” and “Sunday Mirror” und Qualitätspressevertreter “The Guardian” und “The Sunday Times” sprachlich variieren, während sie dem Leser die gleichen Informationen liefern. Die Fallstudie untersucht die Häufigkeit und Wahl der idiomatischen Ausdrücke, des Wortspiels und die allgemeine kulturelle Bedeutung.

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Textsorte „Zooführer“: nicht nur über Tiere. Linguostilistische Charakteristika von Werbeanzeigen, Vorwort und Verhaltensordnung in deutschsprachigen Zooführern / “Zoo guidebook” Genre: it Is not Just about Animals. Linguostylistic Characteristics of Advertising Messages, Introduction and Rules of Visitors’ Behaviour in German Zoo Guidebooks

Iryna Gaman, Nationale Technische Universität der Ukraine „Igor Sikorsky Kyjiwer Polytechnisches Institut“ (ORCID: 0000-0002-9042-5162)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-3 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 45–67

Schlüsselwörter: Zooführer, Pragmastilistik, Sprachhandlung, Textmakrostruktur

Im vorliegenden Beitrag werden einzelne Forschungsergebnisse der 2020 verfassten Dissertation vorgestellt, die den stilistischen Besonderheiten von Texten deutschsprachiger Zooführer gewidmet ist. Die Analyse beruht auf den Grundlagen pragmatischer Stilistik und erfolgt mithilfe des integrativen Ansatzes (Brinker 2014, Adamzik 2016) bzw. des Mehrebenenmodells von Heinemann/Heinemann 2002, sodass kontextuelle, inhaltliche, funktionale und strukturelle Textmerkmale in ihrer Ganzheit beschrieben werden. Die Analyse ermöglicht, Stilstruktur deutschsprachiger Zooführer zu ermitteln, wobei der Stil als Komplex von Elementen auf verschiedenen Textebenen verstanden wird. Der Untersuchung liegt ein umfassendes Material zugrunde: Zooführer vom Zoo Berlin, Leipzig, Hannover und Tiergarten Schönbrunn im Zeitraum zwischen 1799 und 2013. Aufgrund vom Textsortenwandel im Handlungsbereich „Zoologischer Garten“ und Übergang von Zooführern zu den Informationsquellen auf dem Zoogelände selbst (Gehegeschilder, Tafeln, Flyer, Faltblätter), im Internet und in Apps können Zooführer als bedrohte Textsorte bezeichnet werden. Zooführer begleiten die Zoogeschichte seit ihren Anfängen, sie wurden aber bis zur oben erwähnten Dissertation keiner sprachwissenschaftlichen Untersuchung unterzogen. Erwartungsgemäß liefern Zooführer Wegbeschreibung und Informationen zu Tieren, Anlagen und Unterhaltungen im Zoo, enthalten aber auch weitere Elemente einer Textmakrostruktur. Der Beitrag befasst sich mit der Analyse von „Werbeanzeige“, „Vorwort“ und „Reglement“ (Verhaltensordnung im Zoo) und erschließt ihre spezifischen linguostilistischen Charakteristika und intertextuelle Beziehungen in der Textsorte „Zooführer“.

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Lexikalische Merkmale der diatopischen Varietät des Spanischen in Oaxaca de Juárez im 19./20. Jahrhundert / Main lexical features of the Oaxacan Variety of Spanish in the 19th/20th century (Mexico)

Linda Harjus, Universität Innsbruck (ORCID: 0000-0003-0430-6026)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-4 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 69–82

Schlüsselwörter: spanische Sprachgeschichte, mexikanisches Spanisch, sprachliche Varietät von Oaxaca, lexikalische Variation

Der Beitrag analysiert lexikalische Merkmale der sprachlichen Varietät des mexikanischen Spanisch, indem sie sich auf den Sprachgebrauch offizieller ausschließlich männlicher Textproduzenten im multiethnischen und mehrsprachigen Oaxaca de Juárez zwischen 1890 und 1911 konzentriert. Während einschlägige Werke der spanischen Sprachgeschichtsschreibung den Beginn eines „español moderno“ ab dem 18./19. Jahrhundert postulieren, kann die vorliegende qualitative Studie unter Rückgriff auf ein eigens erstelltes Korpus vielfältige lexikalische Variationen aufzeigen, wie bspw. rubio und claro zur Beschreibung ausschließlich ausländischer Prostituierter oder ein limitiertes Lexemrepertoire zur Bezeichnung der Nasen(form), wohingegen ein breites Repertoire zur Charakterisierung der Hautfarbe auffällt, die in offiziellen Dokumenten realisiert wurden. Darüber hinaus helfen uns die gefundenen Daten, eine Vielfalt zu berücksichtigen, die in der spanischen Sprachgeschichte bislang immer noch zu wenig berücksichtigt wird.

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Uczący się i nauczyciel języka obcego w przyjaznym środowisku kształcenia. Współkierowanie klasą szkolną poprzez interakcje / Foreign Language Learner and Teacher in a Friendly Learning Environment. Co- Management of the School Class through Interactions

Anna Jaroszewska, Universität Warschau (ORCID: 0000-0003-2788-593X)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-5 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 83–102

Schlüsselwörter: Klassenmanagement, Interaktion, freundliche Lernumgebung, Schlüsselkompetenzen, Tugenden

Bei diesem Artikel handelt es sich um eine zur Veröffentlichung formatierte Abschrift eines Vortrags, der auf dem Weltkongress für Fremdsprachen und der Jahreskonferenz des PTN mit dem Titel „Language education in times of global change − the need for collaboration and new perspectives“ gehalten wurde. Der Kongress fand vom 27. bis 29. Juni 2022 in Warschau statt und stand unter der Schirmherrschaft der Internationalen Föderation der Fremdsprachenlehrer (FIPLV), der Polnischen Gesellschaft für Neophilologie (PTN) und der Fakultät für Neophilologie der Universität Warschau. In ihrem Artikel weist die Autorin auf das Problem der Unterschätzung des Potenzials von Schülerinnen und Schülern in Bezug auf ihre Lernautonomie und ihre sozialen Einstellungen und Verhaltensweisen hin, was insbesondere im allgemeinen Bildungssystem zu beobachten ist. Sie verbindet dies mit der Bürokratisierung der Lehrerarbeit und der fehlinterpretierten Unterrichtsphilosophie von Johann F. Herbart (1776–1841), einem deutschen Philosophen, Psychologen und Pädagogen, der als Begründer der traditionellen Schule gilt und in den polnischen Schulen fest verankert ist (vgl. Kupisiewicz 1996: 36–40). Ein ebenso wichtiger Faktor, der die Entwicklung der Lehrer-Schüler-Beziehung behindert, ist nach Ansicht der Autorin die mangelnde Anpassung des Klassenzimmers an die „neuen“ pädagogischen Methoden, obwohl diese in der experimentellen Pädagogik seit Langem nachgewiesen und auch in wissenschaftlichen Kreisen anerkannt sind. Die Achse der Reflexion ist das Phänomen der Interaktion in der glottodidaktischen Umgebung: zwischen den Lernenden und dem Fremdsprachenlehrenden (vgl. Woźniewicz 1987: 88). Das Hauptziel des Beitrags ist es, die Schlüsselthesen der pajdozentrischen Pädagogik (vgl. Dobrołowicz 2005: 8–10) in Erinnerung zu rufen und auf dieser Grundlage die Lernumgebung zu bestimmen, in der es möglich ist, die Lernenden in den Classroom-Management-Prozess an polnischen Schulen einzubeziehen. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung der Ziele des Sprachunterrichts, der sich nicht mehr auf rein sprachliche Kenntnisse und Kompetenzen beschränken kann.

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Diskrepanzen zwischen der institutionell angebotenen Fachsprachendidaktik und den Bedürfnissen der Fachsprachenlehrkräfte. Ein methodischer Ansatz / Discrepancies between the Institutionally Offered LSP Teaching Training and the Needs of the LSP Teacher. A Methodological Approach

Joanna Kic-Drgas, Adam Mickiewicz Universität in Poznań (ORCID: 0000-0002-8133-9190)
Joanna Woźniak, Adam Mickiewicz Universität in Poznań (ORCID: 0000-0001-9671-9375)
Ana Bocanegra-Valle, Universität Cádiz (ORCID: 0000-0002-2856-0814)
Peter John, Hochschule Flensburg (ORCID: 0000-0003-3648-7183)
Darja Mertelj, Universität Ljubljana (ORCID: 0009-0001-1406-2291)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-6 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 103–116

Schlüsselwörter: Fachsprachendidaktik, Fachsprachenlehrende, fachsprachliche Lehrerausbildung, fachsprachliche Lehrplanentwicklung

In dem Beitrag werden die methodische Herangehensweise und die Teilergebnisse des europäischen Projekts „LSP-Teacher Training Summer School“ (TRAILs)1 vorgestellt, das darauf abzielt, ein innovatives Lehrerausbildungscurriculum im Bereich Fachsprachen zu entwickeln. Das 2018–2020 erarbeitete und 2021 getestete Curriculum zur fachsprachlichen Lehrerausbildung entstand als Resultat der festgestellten Lücken zwischen der bestehenden und der erforderlichen Fach(fremd)sprachen-Lehrerausbildung. Mit dem folgenden Beitrag wird beabsichtigt, den methodischen Weg zur Identifizierung dieser Lücken darzustellen. Ausgegangen wird von der Analyse der bestehenden Ausbildungsprogramme im Europäischen Hochschulraum (EHEA). Anschließend werden die Bedürfnisse der Fachsprachenlehrkraft im tertiären Bildungsbereich behandelt, die infolge einer umfassenden Umfrage unter der Fachsprachenlehrenden in Europa erzielt wurden. Abschließend wird ein Schema besprochen, nach dem der Vergleich zwischen dem IST-ZUSTAND und dem SOLL-ZUSTAND erfolgte. Die nachgewiesenen Diskrepanzen zwischen der untersuchten Lehrerausbildung im Bereich der Fachsprachendidaktik und den von der Fachsprachenlehrkraft genannten Ausbildungsbedürfnissen ermöglichen, Bereiche der fachbezogenen Fremdsprachendidaktik festzulegen, die mit konkreten Inhalten und Aktivitäten ergänzt werden. Sie dienen dann als Ausgangspunkt für die Erarbeitung eines Aus- und Fortbildungslehrplans für erfahrene und angehende Fachsprachenlehrende. Das präsentierte Schema ist universal und kann auch auf andere Forschungsvorhaben übertragen werden, die die Aktualisierung und Modernisierung der bestehenden Ausbildungslehrpläne bzw. Einführung eines neuen zum Ziel haben.

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Ambiguität in kritischen Kontexten: Der lexical split des deutschen Modalverbs dürfte / Ambiguity in Critical Contexts: The Lexical Split of the German Modal dürfte

Katja Politt, Leibniz Universität Hannover (ORCID: 0000-0002-4912-2653)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-7 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 117–131

Schlüsselwörter: Grammatikalisierung, critical contexts, epistemische Modalverben, Deutsch

In seinem Grammatikalisierungsprozess durchläuft das Modalverb dürfen einen sogenannten lexical split: Seine Konjunktiv II-Form dürfte spaltet sich von der ursprünglichen, nicht-epistemischen Bedeutung des Erteilens einer Erlaubnis ab. Sie entwickelt sich zu einem epistemischen Marker phorischer Nichtfaktizität, der sprecher: innenbasierte Einschätzungen der Wahrscheinlichkeit einer Proposition ausdrückt (Politt 2022). Die epistemische Lesart von dürfte wird dabei Teil der grammatischen Kategorie Modus, während die nicht-epistemische Lesart weiterhin Teil der lexikalischen Klasse der Modalverben bleibt. Dürfte ist in seiner Grammatikalisierung bereits weit fortgeschritten und befindet sich zwischen Stufe 3 und 4 seines Grammatikalisierungsprozesses. Jedoch finden sich auch Belege für Reste der Grammatikalisierungsstufe 2 (Lehmann 2002, Diewald 2009). Der vorliegende Beitrag analysiert 92 ambige Belege für dürfte, entnommen aus dem DWDS-Kernkorpus des 20. Jahrhunderts (Geyken 2007), die Beispiele für kritische Kontexte, also Grammatikalisierungsstufe 2, darstellen. Sie können sowohl epistemisch als auch nicht-epistemisch interpretiert werden. Die epistemische Lesart von dürfte entwickelt sich zur Default-Interpretation dieser Form (Mortelmans 2019, Politt 2022), weshalb die ambigen Sätze hinsichtlich ihrer Ähnlichkeit zu typischen epistemisch zu interpretierenden Sätzen analysiert werden. Dazu werden die Belege hinsichtlich ihrer Merkmale in drei Klassen betrachtet: (i) Eigenschaften des Subjekts, (ii) des Verbalkomplements und (iii) des Satzkontextes. Hier zeigt sich Variation in allen drei Klassen, was darauf hindeutet, dass dürfte die Grammatikalisierungsstufe 2 noch nicht vollständig verlassen hat. Jedoch kann eine Tendenz zur epistemischen Interpretation festgestellt werden, was die sich entwickelnde funktionale Eigenständigkeit von dürfte im Gegensatz zum nicht-epistemischen dürfen illustriert.

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Deutsch-kroatischer Sprachkontakt: Zur Entwicklung der kroatischen agrarwissenschaftlichen Fachterminologie am Anfang des 20. Jahrhunderts / German-Croatian Language Contact: On the Adaptation and Integration of German Loanwords from the Field of Agricultural Sciences at the Beginning of the 20th Century

Slađan Turković, Universität Zagreb (ORCID: 0000-0002-5110-1034)
Valentina Papić Bogadi, Wirtschaftliche Hochschule Križevci (ORCID: 0009-0009-3880-6724)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-8 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 133–146

Schlüsselwörter: Deutsch, Kroatisch, Sprachkontakt, Wortbildung, Fachsprache, landwirtschaftliche Terminologie

Die Stadt Križevci im Nordwesten Kroatiens befindet sich in einer Region, in der Landwirtschaft zu den wichtigsten wirtschaftlichen Tätigkeiten gehört. Historisch gesehen handelt es sich um die ehemalige Militärgrenze, die von den Habsburgern im 16. Jahrhundert zur Abwehr gegen die nach Westen vordringenden Osmanen errichtet wurde. Die Anwesenheit des österreichischen Heeres an der Militärgrenze führte zu einem regen deutsch-kroatischem Sprachkontakt, da Deutsch nicht nur die Befehlssprache war, sondern auch als offizielle Verwaltungssprache verwendet wurde. Die Dominanz des Deutschen im öffentlichen Leben an der Militärgrenze begünstigte die Übernahme vieler deutscher Lehnwörter ins Kroatische, und spielte eine maßgebliche Rolle in der Entwicklung der kroatischen agrarwissenschaftlichen Fachsprache am Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Grundlage für das Untersuchungskorpus für den folgenden Beitrag bilden Fachtexte aus der agrarwissenschaftlichen Fachzeitschrift „Gospodarska smotra“, die zwischen 1909 und 1919 erschienen ist. Hierbei wurde insbesondere untersucht, wie die deutschen landeswirtschaftlichen Fachbegriffe in den kroatischen Text eingebettet sind und welche Wortbildungsprozesse bei der Entlehnung und Integration ins Kroatische gewirkt haben. Es hat sich herausgestellt, dass bei der Übernahme von deutschen fachsprachlichen Begriffen ins Kroatische verschiedene Formen der Lehnschöpfung angewandt wurden, wobei deutsche fachbegriffliche Komposita durch verschiedene Formen von attributiven Verbindungen ersetzt wurden. Des Weiteren enthalten viele Textstellen aus dem Untersuchungskorpus Überlegungen und Auseinandersetzungen ihrer Verfasser zum Begriff der Fachsprache im Allgemeinen und bieten somit eine wertvolle Quelle für soziolinguistische und fachsprachliche Nachuntersuchungen.

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Kulinarische Werbung im historischen Kontext / Culinary Advertising in a Historical Context

Marta Turska, Universität Gdańsk (ORCID: 0000-0002-3168-2716)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-9 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 147–157

Schlüsselwörter: historische Werbung, Werbeanzeigen, kulinarische Werbung, Danzig

Im Beitrag wird über eine Studie zur kulinarischen Werbung aus der Presse der Freien Stadt Danzig aus den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts berichtet und kurz auf die vorläufigen Ergebnisse der Studie eingegangen. Es wird darauf hingewiesen, wie die Textsorte Werbeanzeige aus textlinguistischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive beleuchtet werden kann und welche Erkenntnisse uns eine solche Vorgehensweise bringt. Werbeanzeigen – als Produkte gegenwärtiger Aktivitäten von Sprachgemeinschaften und Artefakte einer bestimmten Kultur – werden als Spiegel gesellschaftlicher und kultureller Zustände betrachtet. Es wird überlegt, welche Informationen über die damalige Küche, Kultur und Gesellschaft uns die Werbung ein Jahrhundert später liefert und wie die kulinarische Werbung nationales und internationales Zeitgeschehen regional und lokal verarbeitet.

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„Elektrische Datenverarbeitung (EDV)“? Motiviertheit und (Fehl-)Interpretation sprachlicher Kurzformen / „Electric data processing (EDP)“? Motivation and (Incorrect) Interpretation of Linguistic Short Forms

Winfried Ulrich, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (ORCID: 0000-0002-4863-4702)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-10 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 159–172

Schlüsselwörter: Initialwort, Semantik, Polysemie, Lesart

Die Verwechslung von „Elektronischer Datenverarbeitung“ mit „Elektrischer Datenverarbeitung“ als richtige und falsche Vollform des Initialwortes EDV ist Ausgangspunkt für die Untersuchung der Motiviertheit und Interpretation zahlreicher anderer im Deutschen gebräuchlicher Initialwörter. Oft verhindert der Kontext eine Fehldeutung, aber insbesondere verdunkelte Kurzformen, deren Bestandteile unklar sind, führen zu Missverständnissen. Die Undurchsichtigkeit kann auch zur Mehrfachverwendung mit verschiedenen Bedeutungen führen wie bei PS als „Pferdestärke“ und PS als „Post-skriptum“. Auch zu Homonymie morphologisch und semantisch nicht verwandter Wörter kann es kommen wie bei VV für „Vollversammlung“, „Verkehrsverein“ und „Verwaltungsvorschrift“. Die Offenheit für unterschiedliche Deutungen kann so weit gehen, dass Kurzformen sowohl homonym als auch polysem verwendet werden. So bezeichnet man mit AA das „Auswärtige Amt“ im Außenministerium der Bundesregierung, daneben jedes „Arbeitsamt“, aber auch eine Selbsthilfegruppe für „Anonyme Alkoholiker“. An die Stelle eines Kontextes, der klärt, was gemeint ist, tritt manchmal auch die Begleitung der Kurzform durch die Vollform, was offenbar nicht als unnötige Redundanz empfunden wird: „Ich war als Schüler in der Schülervertretung (SV) tätig“ (Frankfurter Rundschau, 17.11.1999, S. 29). Manchmal wird die hinter einem Initialwort erläuternd angefügte Vollform nicht aus Unkenntnis oder Versehen, sondern absichtlich verändert, während das Initialwort keine Wandlung erfährt: Seit Gründung der Bundeswehr 1955 gab es eine Abteilung „Psychologische Kriegsführung (PSK)“ (Rhein-Zeitung, 24.9.2019, S. 19). Irgendwann merkte man, dass man im Blick auf die Bundeswehr nicht gern an „Kriegsführung“ denken wollte, sondern allenfalls an „Kampfhandlungen“. So wurde die PSK umgetauft: „die Bundeswehrschule für Psychologische Kampfführung (PSK)“ (Die Zeit, 9.2.1968, S. 28). Hat man einmal Spaß an Umdeutungen von Initialwörtern gefunden, lässt sich dies auch zum Scherz dazu nutzen, normale Lexeme als Initialwörter zu verstehen und ihnen pfiffige Bedeutungen zu verleihen: Ehe = lateinisch Errare humanum est ‚Irren ist menschlich‘. – Team = Toll, ein anderer macht’s.

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Semantik fester Wortverbindungen mit der Komponente Kreuz / Semantic Representation of Phrasemes Containing the Lexical Item Kreuz

Tomasz Żurawlew, Warmia und Mazury-Universität (ORCID: 0000-0002-5788-9790)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-11 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 173–188

Schlüsselwörter: Phraseologismen mit der Komponente Kreuz, Bewerten, Norm des Bewertens, Bewertungspotenzial, Modalität

Ziel dieser Publikation ist es, die Bedeutungen zu analysieren, die sich in deutschen Phraseologismen mit der Komponente Kreuz festgesetzt haben, ihre sprachliche Modalität und Form zu bestimmen, sowie die kommunikativen Zwecke festzulegen, denen solche Wortverbindungen dienen können. Besonderes Augenmerk wird auf die Relation gelegt, die solche Redensarten mit Werten und dem Bewerten verbindet. Aus diesem Grund wird in den Untersuchungen der Begriffsapparat der Axiolinguistik angewandt. Die Analyse des phraseologischen Materials zeigt, dass die Einheit Kreuz in erster Linie die Funktion einer Metapher erfüllt, die durch ein Netz biblischer Assoziationen auf das Leiden und den Tod Christi verweist und als solche verschiedenen Widrigkeiten und Probleme des menschlichen Alltagslebens bestimmt. Das Lexem hat sich in der deutschen Phraseologie auch im anatomischen Sinn (‚der untere Teil des Rückens‘) etabliert, darüber hinaus als Bild zweier sich überkreuzender Linien, was in einigen Wortverbindungen metaphorisch die Erfahrung der Auseinandersetzung, der Niederlage oder der Kritik bezeichnet. Es ist festzustellen, dass die in der deutschen Umgangssprache fixierten Strukturen mit der Komponente Kreuz ein Bewertungspotenzial aufweisen, d. h. explizit oder implizit Urteile kommunizieren. Die Norm, auf deren Grundlage Werturteile zum Vorschein kommen, begünstigt die Äußerung meist negativer Wertungen. Ferner wird festgestellt, dass die untersuchten Wortverbindungen eine assertorische oder imperative Modalität aufweisen und dass die Intensität des Bewertens unter anderem von der spezifischen Art der Modalität, dem Grad der Metaphorisierung oder der Festigkeit eines bestimmten Phraseologismus abhängt. Vor allem aber ist das Valorisierungspotenzial durch das in den Schlussfolgerungen skizzierte, relativ breite Spektrum kommunikativer Zwecke bedingt.

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Metaphernrealisierung in jordanischen arabischen Sprichwörtern: Eine explorative Studie / Metaphor Realization in Jordanian Arabic Proverbs: An Exploratory Study

Hani Abumathkour, Eötvös-Loránd-Universität (ORCID: 0009-0002-2659-5797)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-12 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 191–200

Schlüsselwörter: jordanische arabische Sprache, Metapher, Struktur, Sprichwörter

Der vorliegende Aufsatz verfolgt das Ziel, die häufigsten Konstruktionen zu identifizieren, die in einer Gruppe allgemein gebräuchlicher Sprichwörter der jordanischen arabischen Metaphern realisieren können. Die metaphorischen Instanzen der Datenbasis wurden unter Zuhilfenahme des von der Pragglejaz Gruppe entwickelten Metaphernidentifizierungsverfahrens identifiziert (vgl. Pragglejaz Group 2007). Die Analyse der Daten fokussierte auf die Form der sprachlichen Metaphern unter den jordanischen Sprichwörtern, zumal diesem Untersuchungsaspekt bisher weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde, als der seit Aristoteles bevorzugten Ideen- und Inhaltsseite der Metapher. Es konnte gezeigt werden, dass die Metaphern hauptsächlich durch die folgenden Konstruktionen realisiert wurden: Genitive, grammatische Metaphern, Postmodifikationen, Prämodifikationen sowie Satzmetaphern. Eine Folgestudie anhand eines größeren Datensets könnte weitere metaphernträchtige Konstruktionen ans Licht bringen.

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Bildung während der Pandemiezeit und ihre Widerspiegelung in Neologismen der Coronakrise / Education during the Pandemic and its Reflection in Neologisms of the Pandemic Crisis

Natalia Ankowska, Warmia und Mazury-Universität (ORCID: 0000-0001-7006-8420)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-13 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 201–216

Schlüsselwörter: Pandemie, COVID-19, Bildung

Das Hauptziel des Artikels1 ist es zu bestimmen, welche Neologismen in der deutschen Sprache zur Zeit der COVID-19-Pandemie im Bereich der Bildung kreiert wurden. Die Wahl fiel auf Schulkonzepte und das Bildungswesen, da sie als fundamentaler Lebensbereich der Menschen gelten. Da in Deutschland die Schulpflicht herrscht, betrifft dieses Thema jeden Bürger. Im Beitrag werden zuerst die pandemiebedingten Veränderungen im Bereich der Bildung kurz besprochen. Weiter wird der Begriff Neologismus näher erklärt, seine Funktionen dargestellt und Arten von Neologismen besprochen. Den Kern des Beitrags bildet die Vorstellung der Analyse der während der Coronavirus-Pandemie kreierten Neologismen aus dem Bereich Bildung. Sie beziehen sich auf die verschiedensten Zweige des Bildungssystems und benennen u.a. Zeiträume, aber auch Personen und Schulkonzepte, weswegen sie in acht semantische Kategorien zugeordnet wurden: Veränderung des Bildungswesens, Evaluation von Lernergebnissen, Lern- und Lehrformat, Bezeichnung eines bestimmten Zeitabschnitts, Personenbeschreibung, Gefühle, Unterstützung und Abschlussevaluation. Im Beitrag werden auch die Gründe für die Kreierung der Neubildungen erläutert.

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Code-Mixing in der Marathi-Übersetzung der deutschen Kurzgeschichte „Der hellgraue Frühjahrsmantel“ / Code-Mixing in the Marathi Translation of the German Short Story “Der hellgraue Frühjahrsmantel”

Kruttika Bhosale, Universität Mumbai (ORCID: 0009-0008-2828-0688)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-14 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 217–224

Schlüsselwörter: Code-Mixing, Übersetzung, Marathi, deutsche Kurzgeschichte, indische Sprache

Code-Switching oder Code-Mixing beim Sprechen ist weit verbreitet. Kann aber Code-Mixing auch in einer schriftlichen Form, wie in einem Zeitungsartikel, in einer Kurzgeschichte oder in einer Übersetzung vorkommen? In diesem Beitrag wird der Gebrauch von Code-Mixing in der Übersetzung einer deutschen Kurzgeschichte ins Marathi untersucht. Marathi ist eine indoeuropäische Sprache, die sich als eine der 22 offiziellen Sprachen Indiens ausmacht. Der Beitrag analysiert, ob Code-Mixing in der Marathi-Übersetzung einer deutschen Kurzgeschichte eingesetzt wird, wenn keine anderen Äquivalente in der Zielsprache, d. h. im Marathi verfügbar sind, oder ob es eher eine durchdachte Auswahl ist, selbst wenn Äquivalente in der Zielsprache existieren. Des Weiteren wird es untersucht und mit treffenden Beispielen1 belegt, welche Rolle Code-Mixing in der vorliegenden Übersetzung der deutschen Kurzgeschichte spielt. Der Beitrag analysiert die aus dem Deutschen ins Marathi übersetzte Kurzgeschichte „Der hellgraue Frühjahrsmantel“ von Wolfgang Hildesheimer (1962) unter dem Titel „राखाडी स्प्रिंगजाकीट“ (rākhādī springjākīṭ, 2017). Dieser Beitrag soll einige bemerkenswerte Charakteristika sowohl der indischen Sprache Marathi als auch deren Sprachraums und Kultur zeigen. Des Weiteren kann diese Untersuchung nicht nur das Interesse an Marathi erwecken, sondern auch bei weiterer Forschung in den Bereichen Code-Mixing oder Code-Switching bei der Übersetzung behilflich sein.

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Błędy formalno-znaczeniowe w wypowiedziach dzieci wschodniosłowiańskojęzycznych uczęszczających do polskich szkół / Formal-Semantic Mistakes in the Speech of East Slavic-Speaking Children Raised in Poland

Kamila Brzeszkiewicz, Universität Warschau (ORCID: 0000-0002-2592-9161)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-15 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 225–238

Schlüsselwörter: Syntax, Satzstrukturen, Sprachentwicklung, Zweisprachigkeit

Dieser Beitrag ist den Fragen gewidmet, die mit der formal-semantischen Bewertung der Aussagen von Kindern ukrainischer und russischer Herkunft in den frühen Schuljahren verbunden sind, die mindestens ein Jahr in Polen gelebt haben und eine polnische Schule besuchen. Aufgrund der immer weiter zunehmenden Anzahl von fremdsprachigen Kindern, die nach Polen kommen, ist das Thema sehr aktuell. Diese Kinder werden in polnischen Schulen und psychologisch-pädagogischen Beratungsstellen betreut. Lehrer und Fachleute wissen jedoch oft nicht, wie sie die Sprachkenntnisse der Kinder am besten bewerten können, und welche sprachlichen Unregelmäßigkeiten als alarmierend angesehen werden sollten. Im ersten Teil des Beitrags werden die Vorteile beschrieben, die aus Untersuchungen des syntaktischen Subsystems hervorgehen. Der zweite Teil beinhaltet die Analyse von einfachen Sätzen, die durch die Beschreibung von Situationen gesammelt werden. Im Fokus der Analyse stehen die Sätze, die aus semantischen oder formalen Gründen als inkorrekt gelten. Die Aussagen, die offensichtliches Code-Switching oder Interferenzen aufweisen, werden ebenfalls unterschieden. Anhand des analysierten Teils des gesammelten Materials wird dargestellt, in welchem Stadium des Syntaxaufbaus die meisten Probleme auftreten, und die am häufigsten auftretenden Fehler werden besprochen. Auch die möglichen Ursachen der von den Kindern gemachten Fehler werden präsentiert. Am Ende des Beitrags werden die Schlussfolgerungen dargestellt, die sich aus der Analyse des Sprachmaterials ergeben.

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Praktische Phraseologie für Studierende – Forschungsprojekt / Practical Phraseology for Students – Research Project

Mikołaj Droździel, Adam-Mickiewicz-Universität Posen (ORCID: 0009-0007-8572-8162)
Agnieszka Pasik, Adam-Mickiewicz-Universität Posen (ORCID: 0009-0009-0130-7067)
Weronika Pawłowska, Adam-Mickiewicz-Universität Posen (ORCID: 0009-0009-9941-5188)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-16 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 239–253

Schlüsselwörter: Phraseologie, Idiom, Lexikographie, Wörterbuch, Forschungsprojekt, Fremdsprachenlernende

Dieser Beitrag schildert das Konzept eines von der Arbeitsgruppe „Młodzi Frazeolodzy“ (Junge Phraseologen) durchgeführten Forschungsprojekts. Im Rahmen des Projekts sollte ein handliches Lexikon erstellt werden, das die von der akademischen Gemeinschaft der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań am häufigsten verwendeten polnischen Idiome in der informellen Sprache enthält. Bei den in der Sammlung erfassten Einträgen handelt es sich um Einheiten, die den meisten MitgliederInnen der Studentengemeinschaft bekannt sind. Die Stichwörter wurden mit Definition des Phraseologismus, möglichen Varianten, Stilmarker, Etymologie bzw. Motivation, Anwendungsbeispielen, phonetischer Transkription, Abbildungen und Äquivalenten in Englisch, Deutsch, Ukrainisch und Russisch versehen. Der Zugang zum solchen Lexikon kann verschiedene Gruppen von Menschen unterstützen, die aus bestimmten Gründen nach Polen gekommen sind, um sich z. B. weiterzubilden. Das Lexikon kann auch den Menschen dienen, die ihre Sprachkenntnisse verbessern oder sich in den Bereich der metaphorischen Sprache vertiefen wollen. Der Beitrag beschreibt die vorgenommenen Forschungsschritte und die bevorzugte Methodologie. Die Merkmale der von uns beschriebenen Einheiten – Phraseologismen – werden ebenfalls erwähnt. Darüber hinaus werden konkrete Beispiele für Wörterbucheinträge aufgeführt, die von Grafiken ergänzt werden. Zur Veranschaulichung der in der Untersuchung gesammelten Daten werden in dem Artikel auch statistische Angaben vorgelegt.

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Schimpfwörter in der ersten Folge der Netflix-Erwachsenenanimation „BoJack Horseman“. Eine korpusgestützte Studie / Swear Words in Netflix‘s Adult Animation „BoJack Horseman“ Season 1. A Corpus-Assisted Study

Barbara Grobelna, Universität Danzig (ORCID: 0000-0001-5042-6948)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-17 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 255–264

Schlüsselwörter: Schimpfwörter, Fernsehsendung, Korpuslinguistik, BoJack Horseman

Diese Studie ist aus der Erforschung des telecinematischen Diskurses und der Korpuslinguistik hervorgegangen. Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine sozialpragmatische Analyse von Schimpfwörtern in den Dialogen der Staffel 1 der TV-Show „BoJack Horseman“ auf der Grundlage des vom Autor erstellten und zusammengestellten Bojack Horseman Corpus zu liefern. Lemmas wie crap, fuck, shit, damn, ass, dick, bitch und suck werden ebenso analysiert wie ihre grammatikalischen Formen und Funktionen, denen sie dienen. Die Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung der Schimpfwörter der Showautoren und decken den soziopragmatischen Aspekt der Verbreitung von Schimpfwörtern in dieser speziellen TV-Show auf. Die Sprache, die von den Charakteren der Show verwendet wird, stellt zu einem gewissen Grad Gespräche aus dem wirklichen Leben dar, und die Obszönitäten darin werden gleichermaßen verwendet. Die Schimpfwörter in den Dialogen funktionieren als: ein Ventil für extreme Emotionen, eine Form der Katharsis oder eine zusätzliche Betonung, die der Äußerung hinzugefügt wird. Die Anstößigkeit von Obszönitäten in „BoJack Horseman“ wird als mild und moderat beschrieben, aber die Schimpfwörter kommen in fast jeder Folge der Show vor. Sie werden jedoch nicht nur verwendet, um eine negative Wirkung zu erzielen (z. B. eine Beleidigung oder Provokation), sondern auch um positive Informationen zu vermitteln (das Gefühl der sozialen Bindung oder Kameradschaft).

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Förderung der Mehrsprachigkeit im Tertiärsprachenunterricht – interlingualer DaF-Unterricht in Tschechien und Polen / Developing of the Multilingualism in the Tertiary Language Learning – German as a Foreign Language in Czech Republic and Poland

Jacek Gryczka, Universität Danzig (ORCID: 0000-0003-0168-5278)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-18 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 265–273

Schlüsselwörter: Mehrsprachigkeitsdidaktik, Tertiärsprachenunterricht, Deutsch nach Englisch

In dem Beitrag wird das Thema Deutsch als Fremdsprache (DaF) behandelt, indem Deutsch im Kontext der anderen, den Lernenden schon bekannten Sprachen, beobachtet wird. Dabei handelt es sich um die positiven Effekte der Vorkenntnisse sowie der Vorerfahrungen beim Erlernen von Folgesprachen, d. h. des sprach- und sprachlernbezogenen Transfers in der Konstellation „Deutsch nach Englisch“, da das Englische heutzutage zumeist die erste Fremdsprache in der Schule ist. Die Idee besteht darin, den mehrsprachigen Kontext Mitteleuropas bewusst zu machen und gezielt zur didaktischen Unterstützung im Fremdsprachenunterricht einzusetzen. Nach einer Einführung und einer Übersicht über die bisherigen Kenntnisse zum Sprachenlernen und zur Mehrsprachigkeitsdidaktik wird im Ausblick auf die Nutzung der Forschungsergebnisse unter Berücksichtigung der didaktischen Theorie in der Lern- und Lehrpraxis eingegangen.

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Oddziaływanie kamery na przebieg i efektywność procesu kształcenia językowego w trybie zdalnym – badanie empiryczne / The Impact of the Camera on the Course and Effectiveness of the Language Education Process in Remote Mode – an Empirical Study

Agnieszka Jankowiak, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-8894-1328)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-19 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 275–290

Schlüsselwörter: Kamera, Fernunterricht, Pandemiebildung, Emotionen

Das Konzept der Komfortzone, das meist als psychologischer Raum der Sicherheit definiert wird, der Grenzen für unser tägliches Funktionieren setzt, kann auch im Prozess des Erlernens einer Fremdsprache Anwendung finden. Die Erfahrungen des pandemischen Fernunterrichts zeigen, dass die ausgeschaltete Kamera das grundlegende Element ist, das die Komfortzone der Studenten während des synchronen Sprachunterrichts bildet. Der Status der Kamera wird oft zum Zankapfel unter den Lehrkräften, die sie als ein Werkzeug betrachten, das den Aufbau einer positiven Beziehung und eines Kontakts mit den Kursteilnehmern ermöglicht, und den Studenten, die sie mit einem Mangel an Sicherheit, Freiheit oder Privatsphäre gleichsetzen. In diesem Beitrag werden die Ergebnisse einer Online-Umfrage vorgestellt, die unter Lehrenden (13) und Studierenden (36) der niederländischen Philologie durchgeführt wurde. Ihre Inhalte umfassen 13 Fragen zur Funktion, Rezeption und Zweckmäßigkeit von ein- und ausgeschalteten Kameras während des Fernunterrichts. Die gesammelten Daten wurden einer qualitativen und quantitativen Analyse unterzogen, aus der hervorging, dass eine eingeschaltete Kamera im Fernunterricht bei den Studierenden überwiegend negative Emotionen hervorruft, während eine ausgeschaltete Kamera überwiegend positive Emotionen hervorruft; bei den Lehrkräften ist das Verhältnis weitgehend umgekehrt. Beide Gruppen von Befragten sind jedoch überwiegend der Meinung, dass es eine positive Korrelation zwischen eingeschalteter Kamera und der Effektivität des Unterrichts gibt.

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Vergleich von Begriffskandidaten mit mehreren Wörtern in Unternehmensbewertungsstandards mit Verwendung von Sketch Engine- und Power Query-Funktionen / Comparing Multi-Word Term Candidates in Business Valuation Standards with the Use of Sketch Engine and Power Query Functionalities

Paulina Judycka, Universität Stettin (ORCID: 0000-0002-0609-092X)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-20 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 291–302

Schlüsselwörter: Begriffsextraktion, Korpuslinguistik, domänenspezifische Texte, Sketch Engine

Die Studie verfolgte zwei Ziele: die Untersuchung terminologischer Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen drei Stichproben von Fachtexten, die dasselbe Genre repräsentieren – Standards für Unternehmensbewertungen – und die Vorstellung einer Methode zur Erweiterung der Funktion zur Extraktion von Schlüsselwörtern und Begriffen von Sketch Engine, einem Werkzeug der Korpuslinguistik. Die für die Analyse ausgewählten Standards waren ASA Business Valuation Standards 2009, IBA Professional Standards 2015 und NACVA Professional Standards 2017. Der Charakter der Studie war synchron – bei den für die Analyse ausgewählten Texten handelte es sich um Standards in ihren letztmöglichen Versionen und somit um Texte, die ungefähr zur gleichen Zeit verwendet werden konnten. Die Studie wurde in zwei Schritten durchgeführt. Zunächst wurden die Texte zu separaten Korpora zusammengestellt und mit Hilfe der Korpussoftware Sketch Engine automatisch mit POS-Tags annotiert. Dann wurden die Mehrwortbegriffe automatisch aus jedem Text extrahiert, und zwar auf der Grundlage ihrer relativen Häufigkeit im Vergleich zum vorgeladenen Referenzkorpus English Web 2020, was die Gesamtzahl von 737 Begriffen in ASA, 373 Begriffen in IBA und 367 Begriffen in NACVA ergab. Anschließend wurden die Daten mit Hilfe von Excel-Tabellenfunktionen zusammengestellt. Die Ergebnisse zeigten eine beträchtliche terminologische Überschneidung zwischen der NACVA- und der IBA-Norm (366 Begriffe kamen in beiden Normen vor) sowie einen signifikant unterschiedlichen Bestand an Begriffen in der ASA-Norm (219 Begriffe kommen in allen drei Normen vor, ebenso viele in ASA und IBA bzw. in ASA und NACVA). Eine vorläufige Schlussfolgerung wäre daher, dass auch auf anderen Beschreibungsebenen eine viel größere Ähnlichkeit zwischen den IBA- und NACVAStandards zu erwarten ist.

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Der Arbeitsablauf bei der Übersetzung von “Siglo mío, bestia mía”: Eine Fallstudie zu übersetzungsbasierten Gruppenaktivitäten / The Workflow of the Translation of “Siglo mío, bestia mía”: A Case Study of Translation-Based Group Activities

Aleksandra Połeć, Universität Warschau (ORCID: 0000-0003-3427-1477)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-21 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 303–316

Schlüsselwörter: Lehrübersetzung, Studentenorganisationen, Projekt, Siglo mío, bestia mía

In diesem Artikel werden der Verlauf der Gruppenübersetzung des spanischen Theaterstücks “Siglo mío, bestia mía”, die von einer studentischen Organisation für literarische Übersetzung am Institut für Angewandte Linguistik der Universität Warschau durchgeführt wurde, sowie die pädagogischen Ergebnisse des Projekts dargestellt. Darüber hinaus soll der Artikel die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit lenken, Gruppenprojekte, die das Umfeld eines Übersetzungsbüros simulieren, in universitäre Übersetzungsstudiengänge aufzunehmen. In dem Artikel werden die Definitionen eines Projekts und die gängigsten Ansätze für den Übersetzungsunterricht erörtert. Anschließend werden diese beiden Aspekte miteinander verknüpft und die Bedeutung des projektbasierten Lernens im Bereich der Übersetzung am Beispiel der Übersetzung von “Siglo mío, bestia mía” aufgezeigt. Hier wird der Autor des Stücks vorgestellt und eine kurze Zusammenfassung des Textes gegeben. Anschließend wird der Arbeitsablauf der Gruppe detailliert dargestellt, wobei die Rollen der einzelnen Teilnehmer, die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert waren, und die Auswirkungen einer solchen Form der Übersetzung erläutert werden. In der Schlussfolgerung betont der Artikel die Notwendigkeit, projektbasierte Übersetzungsaktivitäten in die Lehrpläne von Übersetzungsstudiengängen aufzunehmen.

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Metaphern mit dem Substantiv Geschmack in der indonesischen, englischen und javanischen klassischen Literatur / Taste Noun Metaphors in Indonesian, English, and Javanese Classical Literature

Hyunisa Rahmanadia, Eötvös-Loránd-Universität (ORCID: 0000-0002-5488-8864)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-22 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 317–332

Schlüsselwörter: Geschmacksmetapher, konzeptuelle Metapher, vergleichende Studie, klassische Literatur

Diese Studie hat zum Ziel, drei typologisch (un)verwandte Sprachen – Indonesisch, Englisch und Javanisch – hinsichtlich der Verwendung des Substantivs Geschmack in der klassischen Literatur zu untersuchen. Die Arbeit bietet eine umfassende Analyse der ausgewählten Daten, basierend auf ihrem historischen Hintergrund und dem lexikalischen Reichtum zum Thema Geschmack in jeder Sprache. Die Daten wurden aus zufällig ausgewählten Werken der klassischen Literatur aus der Zeit von 1900 bis 1950 erhoben. Das Korpus dieser Untersuchung umfasst etwa 250.000 Wörter für jede der betrachteten Sprachen. Die Hauptanalyse zeigt, dass drei grundlegende konzeptuelle Metaphern existieren (körperliche Erfahrung als Geschmack, emotionale Erfahrung als Geschmack, kognitive Erfahrung als Geschmack), die in spezifischere Untermetaphern unterteilt werden können. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass das Indonesische das Substantiv Geschmack produktiver einsetzt als die beiden anderen Sprachen. Diese Produktivität spiegelt sich auch in der Verwendung des Substantivs Geschmack in metaphorischen Ausdrücken zur Konzeptualisierung sowohl körperlicher als auch überkörperlicher Empfindungen wider. Im Vergleich dazu verwendet das Javanische die drei grundlegenden konzeptuellen Metaphern in ähnlicher Weise wie das Indonesische, jedoch weniger produktiv. Das Englische hingegen verwendet das Substantiv Geschmack seltener und beschränkt sich dabei auf die Darstellung von nicht-körperlichen Erfahrungen, wie Emotionen und Kognition. Diese Ergebnisse stimmen mit der grundlegenden These von Lakoff und Johnson (1980) überein, wonach Ideen mit Nahrung und Kognition mit Wahrnehmung in Verbindung stehen.

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Die Sprachsemantik der Musik und Bilder im indischen Film „Gulaal” und im deutschen Film „Gegen die Wand“ / The Semantics of Music and Images in the Indian Film „Gulaal” and in the German Film “Gegen die Wand”

Charu Sharma, Universität Mumbai (ORCID: 0009-0005-9053-6734)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-23 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 333–341

Schlüsselwörter: Multimodalität, Kulturelemente, Musik, Bilder

Der Zusammenhang zwischen Musik und Bildern äußert sich in symbolischen und semantischen Wechselwirkungen, weshalb Musik und Bilder unterschiedliche Zeichen und Bedeutungen in verschiedenen Kulturen beinhalten. Filme umfassen jedoch nicht nur Musik und Bilder, sondern auch diverse Zeichenressourcen. Diese Zeichenressourcen werden in einer multimodalen Analyse von Liedern und Szenen in beiden ausgewählten deutschen und indischen Filmen „Gegen die Wand“ und „Gulaal” untersucht. Der Beitrag fragt nach der semantischen Rolle von Musik und Bildern und untersucht die Kulturelemente in den Liedern und Szenen. Darüber hinaus wird analysiert, wie Musik und Bilder multimodal in den Filmen verknüpft werden und welche Gefühle sie in Menschen auslösen können. Das Ziel des Beitrags ist, die dialektische Einheit der Musik und Bilder in ausgewählten Filmen zu untersuchen und ihre symbolischen Bedeutungen in beiden Kulturen mithilfe der ausgewählten Filme herauszufinden. Das bietet überdies die Gelegenheit, die Sprachbilder sowie die poetische Sprache der Volksmusik in beiden Filmen näher zu verstehen. Die Sprache, die in den Liedern gebraucht wird, erweist sich als kritisch und emotional in dem deutschen Film „Gegen die Wand“, ideologisch und politisch dagegen in dem indischen Film „Gulaal”. In beiden Filmen bezeichnen Zeichenmodalitäten als Kodes; Musik und Sprache dienen nicht nur als ein Zeichen der Vorwarnung, indem die Protagonist*innen direkt oder indirekt vor dem Unglück gewarnt werden, sondern sie dienen auch als Zeichen der Liebe, Trauer und Wut.

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Positionierung kontrastiv? Zum Kulturvergleich durch die Analyse von Positionierungsaktivitäten / Contrasting Positioning? Towards a Cross-Cultural Analysis through the Study of Positioning

Aleksandra Uttenweiler, Universität Leipzig (ORCID: 0000-0002-1948-1997)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-24 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 343–356

Schlüsselwörter: Positionierung, kontrastive Diskurslinguistik, Kulturvergleich

Die Positionierungsforschung stellt einen nützlichen Ansatz für die Untersuchung kultureller Konzeptualisierungen und Sprachgebrauchsmuster dar, der sich auch für kulturvergleichende Studien anbieten würde. Positionierung kann sich etwa für die kontrastive Analyse von Diskursen nützlich erweisen. Trotzdem erscheinen kontrastive Untersuchungen von Positionierungsaktivitäten selten. Ziel dieses Beitrags ist es, Grundlagen für weitere Überlegungen und praktische Anwendungen des Positionierungsansatzes in der kontrastiven Diskurslinguistik herauszuarbeiten. Dabei geht es darum, Möglichkeiten und Herausforderungen des ursprünglich gesprächs- und interaktionsanalytischen Positionierungsansatzes für seine Anwendung in kontrastiven Diskursanalysen sichtbar zu machen. Zu diesem Zweck werden theoretische Überlegungen und eine Auswertung diskurslinguistischer Arbeiten, die sich der Positionierungstheorie bedienen, vorgenommen. Zugleich werden Beispiele für die kontrastive Anwendung des Ansatzes gegeben, die aus einer Pilotstudie zum kulturvergleichenden Potenzial von Positionierungsforschung kommen. Die Implementierung des Positionierungsansatzes in die kontrastive Diskurslinguistik erscheint nützlich, um spezifische kulturelle Diskurspositionen als auch formale und funktionale Besonderheiten sprachlicher Positionierungspraktiken und -ressourcen zu beleuchten. Eine kontrastive diskurslinguistische Analyse, die auf den Vergleich von Positionierungsaktivitäten abzielt, verlangt einer vertieften Reflexion auf der analytisch-methodischen und auf der erkenntnistheoretischen Ebene. In diesem Zusammenhang ist es eine Anforderung für die Ausgestaltung einer kontrastiven diskurslinguistischen Positionierungsuntersuchung, operationalisierbare Kategorien als den Untersuchungsgegenstand zu bestimmen. Weitere Herausforderungen zeigen sich in Hinsicht auf implizite Positionierungen und die Notwendigkeit, kulturelles Wissen miteinzubeziehen.

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Waar oude gebouwen staan en mooie bomen groeien onder de blauwe hemel… Niderlandzkie dyftongi i połączenia samogłoskowe w wymowie osób polskojęzycznych uczących się języka niderlandzkiego / Waar oude gebouwen staan en mooie bomen groeien onder de blauwe hemel… Pronuncation of Dutch Diphthongs and Vowel Sequences by Polish Learners of Dutch

Zuzanna Czerwonka-Wajda, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-2578-1387)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-25 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 359–373

Schlüsselwörter: Phonetik, Diphthongen, Vokalkombination, Niederländisch, Ausspracheschulung, Aussprachedidaktik

Der Text analysiert das Problem der Aussprache niederländischer Diphthonge und Vokalkombinationen durch Niederländisch-lernenden Polen. Im theoretischen Teil wird die Artikulation sowohl von Diphthongen als auch von Vokalkombinationen im Niederländischen beschrieben und mit den eher begrenzten Möglichkeiten Vokale im Polnischen zu kombinieren, verglichen um mögliche Interferenzen/Übertragungen vorherzusehen. In der anschließenden Diskussion wird das breite Spektrum der Fehler, die polnische Sprecher bei der Aussprache niederländischer Diphthonge und Vokalkombinationen machen, detailliert bewertet. Der Text wird mit einigen Hinweisen abgeschlossen, die Ergebnisse der Fehlerauswertung für das Aussprachetraining zu nutzen.

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Einige Reflexionen zur Kategorie der Sprechflüssigkeit – ihre Erfassung im Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen und die Perspektive der Fremdsprachenlernenden / Some reflections on the category of fluency – its description in the Common European Framework of Reference for Languages and the perspective of foreign language learners

Beata Grzeszczakowska-Pawlikowska, Universität Łódź (ORCID: 0000-0003-2252-5038)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-26 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 375–388

Schlüsselwörter: Sprechflüssigkeit, Häsitationsphänomene, Fremdsprachenlehren und -lernen, der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprache, Lernerperspektive

Zur Kategorie der Sprechflüssigkeit liegen mittlerweile zahlreiche Untersuchungen vor, sowohl zu Geschwindigkeitsparametern als auch zu den jeweiligen Häsitations-/Verzögerungsphänomenen, die im weniger flüssigen bzw. unflüssigen Sprechen zum Tragen kommen. Der vorliegende Beitrag hat die Sprechflüssigkeit in ihrer Komplexität im Kontext des Fremdsprachenlehrens und -lernens zum Gegenstand. Der Ausgangspunkt für die nachfolgenden Ausführungen ist die Bestimmung des Flüssigkeitsbegriffs. Im weiteren Schritt wird die Auffassung von Flüssigkeit im Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen besprochen. Daran anschließend sollen Ergebnisse einer Pilotbefragung vorgestellt werden, welche u. a. die Erfassung der Perspektive der Fremdsprachenlernenden auf diese Kategorie zum Ziel hatte.

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Farbige Laute Linguistisch-künstlerische Ideen für DaF, DaZ und Auslandsgermanistik / Coloured Sounds. Linguistic-Artistic Ideas for German as a Foreign and Second Language and for German Studies Abroad

Oliver Herbst, Julius-Maximilians-Universität Würzburg (ORCID: 0000-0002-6723-7833)
Stefan Reiss, Berlin

DOI: 10.23817/lingtreff.24-27 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 389–397

Schlüsselwörter: Phonetik, Phonologie, Deutsch als Fremdsprache, Deutsch als Zweitsprache

Der Unterricht in Phonetik und Phonologie macht Lernenden und Studierenden in DaF, DaZ und Auslandsgermanistik nicht immer Spaß. Auf dieses Problem wollen der Künstler Stefan Reiss und der Linguist Oliver Herbst in einer interdisziplinär angelegten Konzeptskizze reagieren. Ziel der beiden Autoren ist, den Unterricht für Lernende und Studierende anschaulicher und spannender zu gestalten. Dazu wollen sie Laute farblich visualisiert darstellen. Unter dem Titel „Colour Alphabet“ arbeitet Stefan Reiss seit 2015 daran, wie er sprachliche Laute in Farbtöne und Farbwerte übersetzen kann. Im Austausch der beiden kam Oliver Herbst auf den Gedanken, dass sich die Arbeit des Künstlers für den Unterricht nutzen ließe. Laute farblich zu visualisieren, soll das Hör- und das Sprechtraining unterstützen. Die Lernenden sollen dabei erkennen, wie wichtig Exaktheit in der Aussprache ist. Vielleicht motiviert ein wertiges, nach künstlerischen Kriterien gestaltetes Farbalphabet die Gruppe besonders dazu, darüber zu diskutieren, welche Farbe für welchen Laut stehen könnte. Mit Blick auf die Überlegungen für den Unterricht wäre eine interaktive digitale Lernplattform in Form einer App denkbar. Die Lernenden könnten hier auch ein eigenes Farbkonzept der Laute herstellen. Im Mittelpunkt der Plattform könnten Ausspracheübungen stehen – mit einer besonderen Rolle für die Minimalpaare. Auch regionale und kontrastive Aspekte ließen sich in das Konzept integrieren.

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Charakterystyka wymowy polskiej Białorusinów i Ukraińców na przykładzie głosek [ɔ], [w] i [ʈ͡ʂ] / Characteristics of the Polish Pronunciation of Belarusians and Ukrainians on the Example of the Sounds [ɔ], [w] and [ʈ͡ʂ]

Paula Magiera, Universität Warschau (ORCID: 0000-0001-9400-8764)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-28 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 399–413

Schlüsselwörter: Polnisch als Fremdsprache, Artikulation, Ukrainer, Weißrussen

Das Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, die besonderen in meine Dissertation aufgenommene Ergebnisse der Forschung, die die Aussprache von Belarussen und Ukrainern im Polnischen beschreiben, zu erörtern. Im Jahr 2021 wurden vierzig polnischen Oberschüler: innen, von denen zwanzig belarussischen Herkunft und zwanzig ukrainischen Herkunft untersucht. Wenn es sich um die Oberschüler ukrainischer Herkunft handelt, kommt zehn von ihnen aus westlichen Teil der Ukraine und zehn aus der Ostukraine hervor. Alle untersuchten Schüler: innen fingen ihre Ausbildung in Polen an. Sie beherrschten die polnische Sprache auf einem niedrigen Niveau. Die Sprecher: innen wiederholten nach der Lehrkraft bestimmte Wörter und lasen selbständig die Sätze vor, die in dem ersten Teil des vorliegenden Beitrags dargestellt wurden. Im ersten Teil der Arbeit wurden kurz die Ähnlichkeiten und Unterschiede beschrieben, die auf der segmentalen Ebene zwischen Polnisch, Ukrainisch, Belarussisch und Russisch auftreten. Der zweite Teil des Beitrags fokussiert sich auf mich interessanten Ergebnisse der Forschung, die die Unterschiede zwischen der Aussprache von Lauten [ɔ], [w] und [ʈ͡ʂ] im Polnischen in Abhängigkeit von der Herkunft der Untersuchte betreffen. Die Ergebnisse sowohl von Sprechern und Sprecherinnen ukrainischen und belarussischen Herkunft als auch west- und ostukrainischen Herkunft wurden miteinander verglichen. Die Tatsache, ob die Sprecher und Sprecherinnen den fragilen Wörtern gelesen und wiederholt haben, bildetet ein weiterer, aber auch wichtiger Faktor für diese Untersuchung. Der Schwerpunkt der vorliegenden Forschung ist es, den Lehrern für Polnisch als Fremdsprache auszuhelfen, den Vorgang des Erwerbs von polnischer Aussprache durch Polnisch lernenden ostslawische Sprachbesitzer in Abhängigkeit von ihrem Herkunftsland, kennen zu lernen und besser zu verstehen, sowie die Gründe für die Aussprachefehler von Schülern ukrainischen und belarussischen Herkunft zu erklären. Aus dieser Forschung ergebende Ergebnisse sollten auch mit der Anpassung von entsprechender Lehrmethodik für bestimmten slawischsprachigen (in diesem Fall ostslawischsprachigen) Gruppen helfen.

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Vogellaute linguistisch gesehen – translatorische Auseinandersetzung mit der Vogelsprache in den Kindergedichten von Julian Tuwim / Birds sounds from linguistic perspective – translational examination of the language of the birds in Julian Tuwim’s poems for children

Maria Migodzińska, Universität Łódź (ORCID: 0000-0001-5170-5017)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-29 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 415–431

Schlüsselwörter: Kinderliteraturübersetzung, Vogelsprache, Klangfiguren, Onomatopöie

Der Beitrag befasst sich mit der Problematik der Übersetzung ins Deutsche von Elementen der Vogelsprache in Kindergedichten von Julian Tuwim. Analysiert werden hier daher vor allem Onomatopöien bzw. komplexere lautmalerische Einheiten, welche dem Zweck dienen, Vogelsprache nachzuahmen. Das Hauptziel ist es, die mit der Übertragung von solchen Elementen verbundenen Schwierigkeiten zu klassifizieren und dabei zu untersuchen, welche Lösungen der Übersetzer in den jeweiligen problematischen Fällen vorgeschlagen hat. Gleichzeitig wird auch aufgezeigt, inwieweit der Klangeffekt bzw. die Klangwirkung der einzelnen lautmalerischen Textstellen in dem Translat berücksichtigt werden konnte. Die Grundlage der empirischen Analyse bilden zwei Gedichte von Julian Tuwim, welche sich sowohl inhaltlich als auch sprachlich auf das Phänomen der Vogelsprache beziehen, und zwar „Ptasie Radio“ („Vogelradio“) und „Mowa ptaków“ („Die Sprache der Vögel“). Hervorzuheben ist dabei, dass die Klangebene dieser poetischen Texte, darunter vor allem Lautmalerei, im Mittelpunkt der gesamten Textorganisation steht. Die Onomatopöien bereichern nicht nur die stilistische Ebene und den poetischen Ausdruck der erwähnten Gedichte, sondern sollen die in den Texten beschriebenen Phänomene sprachlich imitieren und dadurch die Aufmerksamkeit der (vor allem jüngeren) Rezipienten auf sich lenken sowie ihre Vorstellungskraft anregen. Gerade aus diesem Grund scheint eine gründliche translationsorientierte Auseinandersetzung mit dieser komplexen Problematik besonders relevant zu sein.

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Ausgewählte Präsensformen und Infinitive in den deutschen Mundarten Mährens und Schlesiens / Selected Present Tense Forms and Infinitives in the German Dialects of Moravia and Silesia

Mojmír Muzikant, Masaryk-Universität Brno

DOI: 10.23817/lingtreff.24-30 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 433–446

Schlüsselwörter: Infinitive, finite Verbformen, territoriale Verbreitung, mundartliche Zugehörigkeit

Im vorliegenden Beitrag werden ausgewählte Wortformen (Infinitive und Präsensformen) auf ihre morphematische Struktur im Dialektraum Mährens und Schlesiens untersucht. Die vorgelegte Beschreibung macht es möglich, Schlüsse auf die mundartliche Zugehörigkeit der einzelnen Teilgebiete zu ziehen. Im Fokus unseres Interesses standen dabei solche Wortformen, die im Rahmen des Bandes V „Morphologie“ (2020) des „Atlasses der deutschen Mundarten in Tschechien“ (2014–2020) nicht berücksichtigt wurden. Es hat sich ergeben, dass die Sprachinseln Süd- und Mittelmährens (Brünner Sprachinsel, Wischauer Sprachinsel und die Iglauer Sprachinsel) eindeutig unter dem Einfluss des Bairischen stehen. Als Gegenpol dazu ist Nordmähren (Österreichisch-Schlesien) einzustufen, das im Großen und Ganzen durch das Vorhandensein ostmitteldeutscher Sprachelemente geprägt ist. Von einer ganzheitlichen omd. Ausprägung ist aber nicht die Rede, weil da in einigen Ortschaften eine Zunahme mittelbairischer Erscheinungen zu verzeichnen ist. Der Schönhengst (die größte Sprachinsel Mährens) nimmt eine Sonderstellung ein. Er fällt durch viele ostfränkische Merkmale auf. Ein typisch Schönhengster Merkmal ist die Diphthongierung des kurzen mhd. i und o, die in Mähren außerhalb des Schönhengsts nirgendwo anzutreffen ist. Sie kommt v. a. bei Personalpronomen vor (s. Muzikant 2014: 120–135). In unserem untersuchten Material kommt die Diphthongierung in der 1. und 3. Pers. Sg. des Verbs sein zum Vorschein.

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Język rusiński we współczesnym krajobrazie językowym Dolnego Śląska / The Rusyn language in the contemporary linguistic landscape of Lower Silesia

Artur Tworek, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-0975-9358)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-31 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 447–466

Schlüsselwörter: Rusinisch, Lemken, Sprachlandschaft, Niederschlesien, Phonetik

Das Ziel des Beitrags ist es die Präsenz des Rusinischen in der gegenwärtigen Sprachlandschaft der Region Niederschlesien zu prüfen. Rusinisch ist die Muttersprache von Lemken, einer ostslawischen ethnischen Gruppe, die ursprünglich die polnisch-ukrainisch-slowakische Grenzgebiete in Karpaten bewohnte. Unterschiedliche politische Ereignisse haben immer wieder Migrationen der Rusinen provoziert. Heutzutage gibt es rusinische Siedlungen in vielen Regionen bzw. Städten Europas und Nordamerikas. In Mitteleuropa gehören u.a. Ruski Krstur in der serbischen Vojvodina, Ştiuca im rumänischen Banat, Kleindörfer im nordöstlichen Ungarn, um das slowakische Prešov und ukrainische Užhorod sowie vielerorts in Polen zu den wichtigsten. Sowohl in der Vojvodina als auch in der Slowakei ist die institutionell-politische Situation der rusinischen Sprachgemeinschaft am günstigsten, was auch innerhalb ihrer Siedlungen relativ reiche Präsenz der Sprache in öffentlichen Räumen zu Folge hat. Die gegenwärtige Anwesenheit rusinischsprachiger Lemken in Niederschlesien ist vor allem Folge einer Vertreibungsaktion aus dem Jahre 1947. Sie leben einerseits in größeren Zentren wie z.B. Breslau oder Liegnitz, wo sie aber keine geschlossenen Gruppen bilden können, und andererseits in kleinen Dörfern im westnördlichen Teil der Region, wo sie in Dörfern wie Patoka oder Michałów stets absolute Mehrheit der Einwohner sind. Allerdings ist die Präsenz der rusinischen Sprache in den öffentlichen Räumen der dortigen Sprachlandschaft sehr begrenzt, was durch mehrere soziolinguistische Faktoren determiniert wird. Eine besondere Stelle in dieser Landschaft nehmen die Friedhöfe in Modła und Zimna Woda ein, wo in den Grabinschriften nicht nur rusinische Lexik manifestiert wird, sondern auch orthographische Instabilitäten und hybride Formen, die den Sprachkontakt Rusinisch–Polnisch bzw. Rusinisch–Ukrainisch illustrieren, zu erkennen sind.

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Koncepcja podręcznika z ćwiczeniami do fonetyki i fonologii języka niemieckiego / The concept of a text- and workbook for German phonetics and phonology

Miłosz Woźniak, Adam-Mickiewicz-Universität Posen (ORCID: 0000-0001-9379-5962)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-32 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 467–476

Schlüsselwörter: deutsche Phonetik, Phonologie, Lehrbuch, Übungsbuch, polnische Deutschlerner

In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, das Konzept eines in erster Linie für polnische Studierende gedachten Übungsbuches für deutsche Phonetik und Phonologie vorzustellen. Den Ausgangspunkt der Überlegungen bildet auf der einen Seite der Bezug auf eine Phonetik-Umfrage unter Studierenden und auf der anderen Seite ein kurzer Überblick über ausgewählte bereits erschienene Lehr- und Übungsbücher für deutsche Phonetik und Phonologie. Einen weiteren Ansatzpunkt bilden eigene didaktische Erfahrungen im Rahmen des Phonetik- und Phonologie-Unterrichts im universitären Bereich. All das stellt eine Grundlage für die Erarbeitung des Konzeptes dieses Übungsbuches. Abschließend werden dessen Grundannahmen und ein Vorschlag zur Übungstypologie samt Beispielen präsentiert.

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Rozwijanie kompetencji frazeologicznej w nauczaniu języka polskiego jako obcego / Developing Phraseological Competence in Teaching Polish as a Foreign Language

Gabriela Dziamska-Lenart, Adam-Mickiewicz-Universität Posen (ORCID: 0000-0002-6484-0557)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-33 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 479–486

Schlüsselwörter: phraseologisches Wörterbuch, Glottodidaktik der polnischen Sprache, Glossar, Phraseologie

In diesem Artikel wird ein Buch über die Vermittlung der polnischen Phraseologie vorgestellt, das sich an ausländische Studenten richtet, die an polnischen Universitäten studieren. Bei der Publikation handelt es sich um ein phraseologisches Wörterbuch (Glossar), das von einem Studententeam zusammengestellt und von Joanna Woźniak, Elżbieta Dziurewicz und Agnieszka Pasik herausgegeben wurde: „Ubierz to w słowa – studencka frazeologia praktyczna dla uczących się języka polskiego jako obcego / ‘Put it into words’ – student practical phraseology for foreign learners”, veröffentlicht im Jahr 2023 in Poznań im Rys-Verlag, auch online auf der Website dieses Verlags verfügbar. In diesem Beitrag werden die Annahmen der präsentierten Veröffentlichung und ihr Inhalt im Kontext / aus der Perspektive der Glottodidaktik im Vergleich zu bisherigen phraseologischen Forschungen diskutiert. Das Buch besteht aus zwei Teilen: einer Einleitung und einer lexikographischen Studie, die eine Beschreibung von 120 Phraseologismen enthält, die derzeit von Studenten in ihrer täglichen Kommunikation verwendet werden. Das von den Autoren des Glossars entwickelte Schema der lexikographischen Beschreibung von Phraseologismen hat Modellcharakter. Die angewandten Forschungsverfahren (Kriterien für die Auswahl des Materials, Bestimmung der Anzahl der Stichwörter und ihrer Anordnung) haben zu Ergebnissen von großem kognitiven Wert geführt. Das hier vorgestellte Wörterbuch ist ein gelungenes Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Studenten und Akademikern und stellt auch ein wertvolles didaktisches Hilfsmittel dar, das den Unterricht der polnischen Phraseologie unterstützt.

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Kreolingwistyka – czyli jak opisać spotykanie się języków i kultur / Creolinguistics – How to Describe a Meeting of Languages and Cultures

Adam Gołębiowski, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-2784-3705)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-34 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 487–493

Schlüsselwörter: Kreolistik, Kontaktlinguistik, anthropologische Linguistik, Kreolsprachen, Pidginsprachen

Der Rezensionsbeitrag bespricht das Buch von Aleksandra R. Knapik und Piotr P. Chruszczewski „Kreolingwistyka w zarysie. Językowo-kulturowe mechanizmy przetrwania, rozwoju i dezintegracji“, das die erste polnischsprachige Einführung in die Kreolistik ist. Es ist allerdings zu betonen, dass diese Monografie auch einen wertvollen Überblick über Kontaktlinguistik und anthropologische Linguistik bietet. In der Einleitung des vorliegenden Beitrags wird darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig die Untersuchung von gefährdeten Sprachen ist. Dasselbe gilt jedoch auch für die Untersuchung der Entstehung und Entwicklung von neuen Sprachen, die in Folge vom Kontakt zwischen zwei oder mehr Sprachgemeinschaften entstehen. Im weiteren Teil des Beitrags werden die einzelnen Kapitel der Monografie besprochen. Im ersten Kapitel geben die Autoren einen breiteren Kontext der Kreolistik, indem sie ihre Position im Rahmen der Kontaktlinguistik bestimmen, die wiederum als eine Teildisziplin der anthropologischen Sprachwissenschaft angesehen wird. Die Taxonomie der Sprachanthropologie sowie die Hauptkonzepte der anthropologischen Linguistik werden in der besprochenen Monografie klar dargestellt. Ihre nächsten Kapitel konzentrieren sich auf Pidginsprachen (Kapitel 2) und auf Kreolsprachen (Kapitel 3). Beide Typen der Kontaktsprachen werden detailliert beschrieben, wenn es um ihre Definitionen, charakteristische Merkmale und mögliche Klassifikationen geht. Im letzten Kapitel ihres Buches gehen die Autoren auf die gefährdeten Sprachen ein. Sie besprechen Ursachen und Mechanismen von Sprach- und Kulturveränderungen, die zu dem Verschwinden von Sprachen führen können und analysieren die Faktoren, die von Vitalität einer Sprache zeugen. Im abschließenden Teil des vorliegenden Beitrags werden einige allgemeine Bemerkungen über die besprochene Monografie präsentiert.

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Das Bildwörterbuch „1001 færøske ord“ – ein bemerkenswertes Novum in der Geschichte der dänisch-färöischen Lexikografie / The Picture Dictionary “1001 Færøske Ord” – A Remarkable Novelty In The History Of Danish-Faroese Lexicography

Józef Jarosz, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-7820-667X)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-35 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 495–500

Schlüsselwörter: Lexikografie, Bildwörterbuch, Dänisch, Färöisch

Die Geschichte des färöischen Schrifttums beginnt erst im 18. Jh. mit der Aufzeichnung von Tanzballaden, die erste Grammatik wurde Mitte des 19. Jhs. bearbeitet. Demzufolge präsentiert sich auch die Geschichte der färöischen Lexikografie im Vergleich zu anderen Sprachen viel bescheidener. Für das Sprachenpaar dänisch-färöisch wurde die Liste der Wörterbücher in der letzten Zeit durch das erste zweisprachige Bildwörterbuch 1001 færøske ord (vgl. København 2021) mit Dänisch als Ausgangsprache bereichert. Seine Makrostruktur ist onomasiologisch strukturiert und umfasst gut 1000 thematisch geordnete Stichwörter auf dem Niveau A1. Der Zugriff auf Lemmata erfolgt entweder über das Inhaltsverzeichnis oder über das dänische oder das färöische alphabetisch geordnete Stichwortregister in dem Schlusskapitel der Publikation. Als Mangel des Wörterbuches ist der grammatische Minimalismus in der Gestaltung der Mikrostruktur der Stichwörter zu nennen. Zu den Vorteilen der Publikation gehört die Bebilderung: Die großen und farbigen Illustrationen von verschiedenen Typen visualisieren das gemeinte Denotat musterhaft. In dieser Hinsicht stellt die Publikation eine solide editorische Arbeit dar. Den didaktischen Wert der Publikation erhöht die Tabelle mit einer Übersicht über das Lautsystem und einige Ausspracheregeln des Färöischen. Das Bildwörterbuch eignet sich primär als didaktisches Mittel für die erste Begegnung dänischsprachiger Empfänger mit Färöisch zum Erlernen des Vokabulars auf rudimentärem Niveau.

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Sprachkompetenz, Wortschatzkompetenz, Kollokationskompetenz oder wie man Kollokationen bewusst lernen kann / Language Competence, Vocabulary Competence, Collocation Competence or how to Learn Collocations Consciously

Alina Jurasz, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0001-5179-606X)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-36 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 501–505

Schlüsselwörter: Kollokationen, Kollokationskompetenz, Sprachbewusstsein, Glottodidaktik

Kollokationen als feste Syntagmen konventionellen Charakters erweisen sich als dankbarer Untersuchungsgegenstand von zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen. Eine Vielzahl von Publikationen konzentriert sich vor allem auf sprachwissenschaftliche und glottodidaktische Aspekte dieses Phänomens. Das Aneignen fremdsprachiger, kollokativer Einheiten ist ein komplexer und mehrschichtiger Prozess, bei dem mehrere Parameter und Kategorien berücksichtigt werden müssen. In ihrer Monografie „Die Entwicklung der Kollokationskompetenz im DaF-Unterricht am Beispiel des Erwerbs von Substantiv-Verb-Kollokationen“ geht Joanna Targońska der Frage nach, wie und mit welchen Ergebnis die Kollokationskompetenz bei polnischen Germanistikstudierenden durch Einsatz von diversen Maßnahmen gefördert werden kann.

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Fonetyka eksperymentalna a polska norma fonetyczna – refleksje na gruncie badań dotyczących wymowy samogłosek nosowych i spółgłoski bocznej / Experimental Phonetics versus the Polish Pronunciation Norm – Reflections Based on Research on the Pronunciation of Nasal Vowels and Lateral Consonant

Marta Rogozińska, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0003-1533-1577)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-37 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 507–512

Schlüsselwörter: experimentelle Phonetik, Aussprachenorm, polnische Nasalvokale und Lateralkonsonant

Die experimentelle Forschung in der Phonetik dient der detaillierten und objektiven Analyse sprachlicher Daten und ermöglicht eine vollständige Beschreibung der Daten auf artikulatorischer, akustischer und auditiver Ebene. Die instrumentelle Analyse findet sowohl in der deskriptiven als auch in der normativen Forschung Anwendung, da sie die Aktualisierung und Überprüfung früherer Erkenntnisse beinhaltet. Ein Beispiel hierfür ist die Monografie von Anita Lorenc mit dem Titel „Wymowa normatywna polskich samogłosek nosowych i spółgłoski bocznej“, die 2016 im Verlag Dom Wydawniczy ELIPSA erschienen ist. Die rezensierte Arbeit ist das Ergebnis einer umfassenden und weltweit innovativen Studie zur Aussprache der polnischen Nasalvokale und des Lateralkonsonanten [l], bei der Geräte eingesetzt wurden, die eine synchrone Aufzeichnung von drei Arten von Signalen ermöglichten: artikulographische, akustische und visuelle. Die Komplexität der experimentellen Forschung von Anita Lorenc ermöglicht es, die Beschreibung der Realisierung der polnischen Nasalvokale und des Lateralkonsonanten im Kontext der polnischen Aussprachenorm neu zu definieren und zu aktualisieren.

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Wie viel Mathematik gibt es in der Sprache? Interdisziplinäre Zugänge / How much Math is there in the Language? Interdisciplinary Approaches

Joanna Szczęk, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0001-8721-6661)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-38 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 513–518

Schlüsselwörter: Mathematik, Sprache, mathematische Fachsprache

In der Sprache des jeweiligen Landes oder der jeweiligen Sprachgemeinschaft lassen sich viele mathematische Komponenten finden, die oft in Form von stabilen Ausdrücken gebraucht werden. Sie werden in diversen Bereichen des Alltags benutzt, oft mit anderen Bedeutungen als jene, die solchen Einheiten primär zugeschrieben werden. Wie ist aber das Verhältnis zwischen Sprache und Mathematik? Diese Frage steht im Vordergrund des Bandes „Mathematik in Sprachen Europas. Linguistische Zugänge und interdisziplinäre Perspektiven“ von Magdalena Lisiecka-Czop und Katarzyna Sztandarska, der bereits im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht Verlage erschienen ist. Im Band sind Studien versammelt, in denen die mathematische Fachsprache und deren linguistische Zusammenhänge aus diversen Perspektiven erörtert werden. Es handelt sich dabei um phraseologisch, lexikographisch, lexikologisch, semantisch, pragmatisch, semiotisch, kognitiv, translatorisch und didaktisch orientierte Analysen, oft kontrastiv angelegt. Der Band eröffnet neue interessante Forschungsperspektiven und wirft viele Fragen auf, die hoffentlich in den weiteren durch den Band inspirierten, wissenschaftlichen Studien beantwortet werden.

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Sprawozdanie z IX międzynarodowej konferencji pt.: „Argumentacja, perswazja i manipulacja w tekstach i dyskursach medialnych” z cyklu „Kontrastywna lingwistyka mediów”, 14–16 września 2023, Wrocław /

Monika Horodecka, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0002-8425-3616)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-39 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 521–525

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Bericht über die VI. internationale Tagung aus dem Zyklus „Tage der Angewandten Linguistik“: „Texträume und Raumtexte intermedial“, 28–30.06.2023, Institut für Germanistik der Universität Wrocław /

Joanna Szczęk, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0001-8721-6661)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-40 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 527–529

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Bericht über die IX. internationale Tagung aus dem Zyklus „Linguistische Treffen in Wrocław“: „Fachsprachliche Perspektiven der linguistischen Forschung“, 21.–23.09.2023, Institut für Germanistik der Universität Wrocław /

Joanna Szczęk, Universität Wrocław (ORCID: 0000-0001-8721-6661)

DOI: 10.23817/lingtreff.24-41 (online zugänglich: 2024-01-24)

S. 531–532

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