• Linguistische Treffen in Wrocław •

ISSN: 2084-3062 • e-ISSN: 2657-5647 • DOI: 10.23817/lingtreff • Absprungrate: 35% (2023)

Texte, die in der Zeitschrift „Linguistische Treffen in Wrocław“ veröffentlicht werden, stehen allen Nutzern im Open Access auf Grund der Lizenz CC BY-SA zur Verfügung.

Linguistische Treffen in Wrocław

Heft 25 (2024): I

Herausgegeben von: † Iwona Bartoszewicz (Univeristät Wrocław), Joanna Szczęk (Universität Wrocław), Artur Tworek (Univeristät Wrocław)

Inhalt
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Zu Adjektivkomposita in der heutigen Sprache der Medizin auf der Grundlage der Fachzeitschrift „Deutsches Ärzteblatt“. Ein sprachlicher Schnappschuss / On Adjective Compounds in Contemporary Medical Language Based on the Professional Journal “Deutsches Ärzteblatt”. A Linguistic Snapshot

Anna Dargiewicz, Warmia und Mazury-Universität, Olsztyn (ORCID: 0000-0001-8258-6540)
Maciej Choromański, TUDIAS TU Dresden Institute of Advanced Studies GmbH, Dresden (ORCID: 0000-0002-2437-2146)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-1 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 17–38

Schlüsselwörter: Fachsprache, Medizinsprache, Wortbildung, Adjektivkomposita, Korpus

Die große Beachtung verdienende Fachsprachenlinguistik ermöglicht es, einzelne Fachsprachen in beinahe alle Einzelteile zu zerlegen. Der Stellenwert der Fachsprachen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt unzweifelhaft von Relevanz. Die das fachliche Wissen transferierenden Fachsprachen gestatten es, u. a. unterschiedliche, für ein gegebenes Gebiet typische Phänomene zu bestimmen. Mitsamt der permanenten Entwicklung der Wissenschaften entwickeln sich auch die Fachsprachen. Eine der Fachsprachen, die sich geradezu in rasender Geschwindigkeit entfaltet, ist die hier analysierte Medizinsprache. Einer der besonders gravierenden Aspekte der Untersuchungen von Fachsprachen ist die Wortbildung. Das Ziel des vorliegenden Beitrags ist die Darstellung der Adjektivkomposita in der deutschen Fachsprache der Medizin. Im theoretischen Teil wird hauptsächlich eine Informationsskizze über die Fachsprachen im Allgemeinen, die medizinische Fachsprache und über die Wortbildungsart Adjektivkomposition aufgezeigt. Im empirischen Teil wird mittels der qualitativen und der quantitativen Methode untersucht, welche A-Konstituenten die aus der als Korpus dienenden Fachzeitschrift Deutsches Ärzteblatt exzerpierten adjektivischen Komposita enthalten, aus wie vielen Komponenten die dort herausgesuchten Adjektivzusammensetzungen bestehen, wie sie geschrieben werden und welche Fugenmorpheme an ihrer Bildung teilnehmen. Die in dem Beitrag durchgeführte Korpusanalyse beleuchtet die Orientierungsrichtung in der Entwicklung der deutschen Fachsprache der Medizin im Bereich der Wortbildung – hier bezüglich der adjektivischen Komposition – und liefert wesentliche Informationen zur Struktur, Länge und Schreibung der extrahierten adjektivischen Zusammensetzungen.

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Nachhaltigkeit in der Küche früher und heute – Wie sich der Fachwortschatz den neuen (Sprach)Realien angepasst hat / Sustainability in the Kitchen in the Past and Today – How the Vocabulary has Adapted to the New (Linguistic) Realities

Małgorzata Derecka, Warmia und Mazury-Universität, Olsztyn (ORCID: 0000-0002-4971-5782)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-2 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 39–51

Schlüsselwörter: Kulinarik, Kochbücher, Sparsamkeit, Nachhaltigkeit

Die Sprache der Kulinarik ist nicht gleichgültig gegenüber den Ernährungsumstellungen der aufeinanderfolgenden Generationen. Während vor einem Jahrhundert in Kochbüchern empfohlen wurde, Reste zu verwerten und mit den für die Rezepte verwendeten Lebensmitteln sparsam umzugehen, setzen die kulinarischen Ratgeber von heute auf Nachhaltigkeit und nachhaltigen Genuss in der Küche und stellen zahlreiche Ideen gegen die Lebensmittelverschwendung und viele dazu dienende Applikationen mit ihrem neuen Vokabular zur Verfügung. In dem Beitrag wurden zwei Kochbücher einer linguistischen Untersuchung unterzogen: „Vobachs Kochbuch“ von Margarete Bauermeister aus dem Jahr 1923 und „Praktisches Kochbuch für die bürgerliche und feinere Küche“ von Henriette Davidis aus dem Jahr 1935, dessen erste Auflage auf das Jahr 1845 zurückdatiert wird. Zur Verdeutlichung der sprachlichen Neuorientierung im Bereich der Kulinarik wurden auch einige gut besuchte Online-Ratgeber aus dem Jahr 2023 herangezogen und ausgewertet. Da es in einem so kurzen Beitrag unmöglich ist, alle Aspekte der Kulinarik, die in einem Kochbuch behandelt werden können, zu untersuchen und auszuwerten, wird der Fokus auf die Begriffe sparsam und Sparsamkeit im Vergleich zu nachhaltig und Nachhaltigkeit gelegt. Das Hauptaugenmerk richtet sich auf den Wandel vom sparsamen Handeln in der Küche vor über hundert Jahren hin zum nachhaltigen Handeln im Jahr 2023. Die Autorin untersucht die Gründe für diese Veränderung und analysiert sprachliche Ausdrücke in den alten und neuen Kochbüchern, nicht nur Sammlungen von Kochrezepten, sondern auch Ratgeber für Bereiche wie Produkte, Kücheneinrichtung, Küchenmöbel, Reinigung und Wiederverwertung.

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Fahrlässige Tötung oder Mord? Zwei Urteile zu illegalen Autorennen aus der Sicht forensischer Linguistik / Negligent Homicide or Murder? Two Judgements on Illegal Car Racing from the Perspective of Forensic Linguistics

Ernest W. B. Hess-Lüttich, Universität Bern, Bern / Technische Universität Berlin, Berlin / Universität Kapstadt, Kapstadt (ORCID: 0000-0001-6961-3575)
Tim Stehle, Technische Universität Berlin, Berlin

DOI: 10.23817/lingtreff.25-3 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 53–69

Schlüsselwörter: Rechtssprache, Forensische Linguistik, Fahrlässige Tötung, Totschlag, Mord, Tatbestandsmerkmale, Normenordnung, Rechtspositivismus, Tatmittel, Bedingter Vorsatz (dolus eventualis), Sorgfaltspflichtverletzung, Verkehrsordnungswidrigkeit, Voluntatives Element

Bei illegalen Autorennen in deutschen Innenstädten kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Sie werden von den Gerichten i.d.R. als fahrlässige Tötung geahndet. Bis ein Urteil des Berliner Landgerichts mit einer Verurteilung der Raser wegen Mordes Rechtsgeschichte schreibt. Das bedarf der Begründung. Gerichtsurteile sind argumentative Texte. Vor dem Hintergrund der geltenden Grundlagen von Recht, Gerechtigkeit und Rechtsprechung werden in diesem Beitrag zwei gegensätzliche Urteile (in Köln und Berlin) über den vergleichbaren Tatsachverhalt, der einmal als fahrlässige Tötung, einmal als Mord bewertet wird, mit dem linguistischen und argumentationsanalytischen Besteck aus dem Instrumentenkasten der Forensischen Linguistik genauer betrachtet.

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Militärische Fachsprache in literarischen Kriegstagebüchern am Beispiel von „Schreib das auf, Kisch!“ von Egon Erwin Kisch / Military Language in Literary War Diaries on the Example of “Schreib das auf, Kisch!” by Egon Erwin Kisch

Mariusz Jakosz, Schlesische Universität Katowice, Katowice (ORCID: 0000-0001-9606-679X)
Beatrice Wilke, Universität Salerno, Salerno (ORCID: 0000-0001-5626-9760)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-4 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 71–90

Schlüsselwörter: militärische Fachsprache, Tagebuch, Kriegsalltag, Soldat

Den Gegenstand der Ausführungen im vorliegenden Beitrag bildet militärische Fachsprache, die über konkrete Begriffe verfügt und zur Entwicklung einer bestimmten Terminologie beigetragen hat. Diese Fachsprache ist sehr bedeutsam, denn sie unterstützt die Verständigung unter den Mitgliedern der Armee eines Landes und zwischen den Armeen der Welt. Außerdem gibt uns die Sprache der Soldaten bzw. der Wehrpflichtigen einen tieferen Einblick in die Lebensweise des Militärs, weil Sprache und Gesellschaft eng zusammenhängen. Mit diesem Beitrag wird ein Versuch unternommen, eine Lücke im Bereich der Studien zur militärischen Fachsprache zu schließen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, wie militärische Fachsprache in der Textsorte ‚Tagebuch‘, der unmittelbarsten Form der autobiografischen Aufzeichnung, aufgearbeitet wird. Im theoretischen Teil wird zuerst militärische Fachsprache näher definiert. Dann werden ihre grundlegenden lexikalisch-semantischen und morphologisch-syntaktischen Eigenschaften behandelt. Als Untersuchungskorpus dient das literarische Kriegstagebuch „Schreib das auf, Kisch!“ des österreichischen und später tschechoslowakischen Schriftstellers und Journalisten Egon Erwin Kisch, der den Kriegsalltag schildert, den er als Soldat in den Jahren 1914–1915 erlebte. Die Analyse der authentischen Aufzeichnungen eines Soldaten lässt die Kriegserfahrungswelt untersuchen, die in der Form eines Tagebuchs dokumentiert ist und den militärischen Sprachgebrauch der jeweiligen Zeit in unterschiedlicher Intensität reflektiert. Im analytischen Teil wird einerseits auf den militärsprachlichen Fachwortschatz eingegangen, der ein breites Spektrum an Bereichen umfasst, die militär-organisatorische, operativ-taktische, technische und andere Inhalte betreffen und die das Wesen des Militärs besonders kennzeichnen. Andererseits werden auch bildhafte Wortprägungen und Redensarten untersucht, die dem Soldatenjargon zuzuordnen sind, die durch einen spezifisch soldatischen Humor geprägt sind. Die durchgeführte Analyse lässt unterschiedliche Verwendungsweisen militärischer Fachsprache in Kischs Tagebuch erkennen, die von einer nüchternen und objektiven über die oft stark emotionsgeladene bis zur humorvollen, bisweilen ironischen reichen.

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Pojęcie pasja w ogłoszeniach o pracę polskich, niemieckich i amerykańskich przedsiębiorstw / A Concept of Passion in the Job Advertisements of Polish, German and American Companies

Anna Jędrzejczyk, Universität Warszawa, Warszawa (ORCID: 0009-0000-4470-9159)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-5 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 91–103

Schlüsselwörter: Employer branding, „Leidenschaft bei der Arbeit“, employee value proposition, Unternehmenswerte

Das Ziel des Beitrags ist es, die Unterschiede in den lexikalischen Bedeutungen, Assoziationen des „typischen“ amerikanischen Schlüsselworts „Passion“, das in den in Polen und in Deutschland veröffentlichten Stellenanzeigen in der Gruppe polnischer und deutscher Studierender verwendet wird, zu analysieren (unter Bezugnahme auf die Theorie eines lokutionären und illokutionären Akts nach Austin 1955). Die Art und Weise, wie dieses Schlüsselwort interpretiert wird, hat Einfluss auf die endgültige Entscheidung des Studierenden, sich für eine Stelle in dem jeweiligen Unternehmen zu bewerben (ein perlokutionärer Akt nach Austin 1955). Die Unterschiede in der Bedeutung wurden mit Hilfe einer lexikalischen Analyse (unter Verwendung von Wörterbüchern) und einer empirischen Untersuchung dargestellt, indem die Gruppe polnischer und deutscher Studierender der Wirtschafts- und Finanzwissenschaften mittels Interviews und Fragebögen nach der vermeintlichen semantischen Bedeutung, Assoziationen und Implikationen dieses Schlüsselworts in den Stellenanzeigen befragt wurde. Die Ergebnisse dieser Analyse zeigen die unterschiedliche Interpretation dieses Schlüsselworts durch deutsche und polnische Studierende und können durch externe Faktoren (Determinaten) erklärt werden, die mit der wirtschaftlichen Situation, dem historischen Hintergrund der ausgewählten Länder (Deutschland und Polen) sowie der allgemeinen Einstellung der Gesellschaft zur Amerikanisierung zusammenhängen. Es kam auch vor, dass interne Faktoren/individuelle Merkmale der Befragten (sog. Formanten) (Bonacchi 2011: 10), die Einfluss auf das Verständnis dieses Schlüsselworts Leidenschaft haben könnten, in den untersuchten Studentengruppen ebenfalls unterschiedlich waren, was zeigt, dass internationale Unternehmen bei der Standardisierung des Mitarbeiterwertversprechens in den jeweiligen Ländern nicht nur externe Faktoren, sondern auch individuelle Merkmale der Befragten berücksichtigen sollten.

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Weingeschmack und -geruch im önologischen Diskurs. Eine Analyse anhand der Weinwerbungstexte / Taste and Smell of Wine in Oenological Discourse. An Analysis Based on the Wine Advertising Texts

Hanna Kaczmarek, Jan-Dlugosz-Universität, Częstochowa (ORCID: 000-0002-6297-2927)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-6 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 105–115

Schlüsselwörter: Weingeschmack, Weingeruch, Verbalisierungsstrategien

Der Mensch nimmt die Außenwelt im Wesentlichen mit seinen fünf Sinnen wahr. Sehen, Hören, Tasten, Riechen und Schmecken sind die Werkzeuge unserer persönlichen, subjektiven Interpretation der Welt. Um mit anderen in einen Dialog treten zu können, versucht man, eigene Sinneswahrnehmungen zu verbalisieren. In den meisten westlichen Kulturen stellt die Versprachlichung von Geschmack und Geruch eine besondere Herausforderung dar, verglichen mit der Versprachlichung anderer Sinneseindrücke. Dies zeigt sich besonders deutlich bei der Verbalisierung der Geschmacks- und Geruchsempfindungen, die bei einer Weinverkostung auftreten. Ein in Geschmack und Aroma so komplexes Phänomen wie Wein lässt sich nämlich nur schwer in Worte fassen. Eine der Hauptaufgaben der Produkttexte, die hierfür der Analyse unterzogen werden, besteht darin, das Zielpublikum mit den olfaktorischen und gustatorischen Eigenschaften des Weins vertraut zu machen, indem eine Reihe von relevanten Weingeschmacks- und -aromaausdrücken verwendet wurden. Eine der Hauptfunktionen der Produkttexte, die das Untersuchungsmaterial dieses Artikels bilden, besteht darin, das Zielpublikum mit den aromatischen und geschmacklichen Merkmalen des Weins vertraut zu machen, und zwar durch die Verwendung einer Reihe von präzisierenden Begriffen, die häufig im übertragenen Sinne verwendet werden. Ziel dieses Artikels ist es, Beschreibungsmethoden von Weingeschmack und -aroma in produktbegleitenden Werbetexten vorzustellen. Das Fehlen eines spezifischen, ausdifferenzierten Vokabulars zur angemessenen Beschreibung von Geschmack und Geruch führt dazu, dass die gustatorischen und olfaktorischen Qualitäten von Wein häufig sinnbildlich durch kognitive Mechanismen kompensiert werden. Anhand der Analyse von Produktbeschreibungen in Weinkatalogen wird gezeigt, wie die Geschmacks- und Geruchsempfindungen von Wein trotz des Mangels an einer adäquaten Geschmacks- und Aromalexik vermittelt werden können.

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Fon-Sprichwörter aus Benin über Weiße. Ein Forschungsbericht / Fon (Benin) Proverbs about White People. Research Report

Sewanou Jupiter Martial Lanmadousselo, Universität von Parakou, Parakou (ORCID: 0000-0003-3052-0894)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-7 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 117–133

Schlüsselwörter: Fon-Sprichwörter, Bild der Weißen, Sklaverei, Kolonialisierung, Postkolonialismus

Über die Tatsache hinaus, dass Oralliteratur eine Dichtung ist, stellt sie eine Widerspieglung der Gesellschaft dar, aus der sie herkommt bzw. in der sie entstanden ist. Sie ist ortsgebunden und reflektiert u. a. die Psychologie bzw. die Mentalität ihres Herkunftsorts. Bei der Sammlung westafrikanischer Oralliteratur hatten viele europäische Forscher und Kolonialbeamten z. B. die Erforschung der Psychologie, der Lebensweise und der Glaubensvorstellungen westafrikanischer Völker im Blick (vgl. Lanmadousselo 2021:187–190). Die vorliegende Studie befasst sich mit der Frage nach dem Bild der Weißen in der beninischen Parömiologie. Das Thema ist bisher sehr wenig untersucht worden, obwohl es in der afrikanischen Parömiologie vertreten ist. Da es im Vergleich zu den deutschen Sprichwörtern bisher keine Nachschlagewerke über die Fon-Sprichwörter gibt, wurde eine Feldforschung in Fon-Gebieten bei Gewährsleuten durchgeführt, sodass für diese Studie 15 Sprichwörter zur Verfügung stehen. Die Bearbeitung des Korpus besteht auf der einen Seite darin, die gesammelten Sprichwörter auf die Fon–Sprache zu transkribieren, mit dem Ziel die Originalform dieser Sprichwörter zu bewahren. Auf der anderen Seite geht es darum, die transkribierten Versionen ins Deutsche zu übersetzen, um die Übersichtlichkeit der Arbeit zu sichern. Die Analyse der gesammelten Sprichwörter hat darin bestanden, die Sprichwörter im situativen Kontext zu untersuchen. Die Wahl dieser methodischen Vorgehensweise erklärt sich dadurch, dass die meisten gesammelten Fon-Sprichwörter über Weiße auf historische Ereignisse wie die Sklaverei, die Kolonisierung verweisen oder vom postkolonialen Kontext ausgehen. Die Analyse zeigt, inwiefern das Bild der Weißen in den Fon-Sprichwörtern kontextbedingt ist.

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Textroutinen und Fokussierungsverfahren / Text Routines and Focusing Procedures

Heinz-Helmut Lüger, Bad Bergzabern (ORCID: 0000-0002-1131-6583)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-8 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 135–150

Schlüsselwörter: Sprachhandlung, Textkonstitution, metatextuelle Wendung, Kontextualisierungshinweis, stilistische Varianz

Wissenschaftliche Texte haben den Ruf, in der Regel über eine besonders klare und wohlüberlegte Gliederung zu verfügen. Von daher kann man annehmen, hier eine charakteristische Auswahl textorganisatorischer Signale zu finden. Den Textproduzenten steht meist eine ganze Reihe von Ausdrücken und Verfahren zur Verfügung, um bestimmte Inhalte zu kommentieren, hervorzuheben, zu relativieren, um Abschnitte zu eröffnen, zu gliedern, zu beenden. Wichtige Vorarbeiten haben auf dem Gebiet Danuta Olszewska mit dem Konzept der Metatexteme (2007) und Helmuth Feilke mit seinen Überlegungen zu Textroutinen (2012) geliefert. Im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen nun Verfahren der Fokussierung, also sprachliche Mittel und Prozeduren, mit denen man a) die Aufmerksamkeit der Rezipienten auf einen speziellen Textgegenstand lenken und b) die Relevanz eines Aspekts, einer Bewertung, einer Erkenntnis zusätzlich betonen kann. Angestrebt wird ein deutsch-französischer Textvergleich, und zwar anhand der beiden Klassiker „Principien der Sprachgeschichte“ von Hermann Paul (1880) und „Essai de sémantique“ von Michel Bréal (1897).

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Zwroty grzecznościowe w prośbach studentów do nauczycieli akademickich oraz nauczycieli akademickich do studentów w korespondencji elektronicznej na wyższej uczelni / Polite Phrases in Students’ Requests to Academic Teachers and Academic Teachers’ to Students in Electronic Correspondence at a University

Barbara Maj-Malinowska, Jan-Kochanowski-Universität, Kielce (ORCID: 0000-0001-7164-4485)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-9 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 151–169

Schlüsselwörter: Höflichkeitsformen, Höflichkeitsformen in Bitten, sprachliche Höflichkeit, akademischer Alltag

Der elektronische Schriftverkehr an einer Hochschule in einer asymmetrischen Student – Hochschullehrer, Hochschullehrer – Student-Beziehung enthält sehr oft unterschiedliche Bitten oder Anfragen, die von Studierenden an akademische Lehrende gerichtet werden. Im Vergleich zu Studenten stellen Hochschullehrer seltener Anfragen an Studenten, aber die Aufforderungen und Anweisungen, die sie geben, haben eher eine höfliche Form, indem sie das Wort bitte anwenden, das auf eine Bitte hindeutet. Gegenstand des vorliegenden Beitrags ist die Analyse höflicher Ausdrücke, die Studierende und Lehrende in den aneinander gerichteten E-Mailanfragen verwenden. Das Forschungskorpus umfasst 393 Beispiele für die E-Mails von Studierenden an Lehrende und 405 Beispiele für die E-Mails von Lehrenden an Studierende. Die Beispiele stammen aus 224 Arbeiten von Studierenden des dritten Studienjahres des Vollzeitstudiums und des vierten Studienjahres des Teilzeitstudiums verschiedener technischer Fakultäten der TU Kielce. Die Autoren der im Text analysierten Werke waren insgesamt 400 Studierende (152 Frauen und 248 Männer). Das Sprachmaterial wurde 2016/2017 und 2017/2018 gesammelt.

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Lakunen als Auslöser des Fachwissens im Diskurs – Fallstudie / Lacunas as Triggers of Expert Knowledge in Discourse – Case Study

Karolina Miłosz, Maria-Curie-Skłodowska-Universität, Lublin (ORCID: 0000-0003-4331-8089)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-10 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 171–186

Schlüsselwörter: interlinguale Lakune, aktuelle Bedeutung, Fachwissen, Fachdiskurs

Der Aufsatz ist der interlingualen Lakunen gewidmet, die als lexikalische und kulturelle Besonderheiten Elemente des Diskurses sind (Miłosz-Szewczyk 2022). Als Schlüsselwörter kommen sie auch in Fachtexten bzw. in Fachdiskursen vor und aktivieren bei den Adressaten das Fachwissen und manifestieren somit den sprachlichen Wissensumfang. Die Analyse des polnischen Mediendiskurses ermöglicht, Wissensbestände über den Fachdiskurs zu vermitteln, in dem die Lakune frankowicz/frankowiec auftaucht. Die der Analyse unterzogene Lakune gilt sowohl als Medienphänomen als auch als Anzeichen der typischen Realia der polnischen Kultur. Das Hauptziel der Untersuchung ist es, die Bedeutung der in Frage stehenden Lakune im laufenden Diskurs zu erschließen und zu aktualisieren. Das Unterfangen basiert auf früheren Forschungen (Miłosz-Szewczyk 2022) und setzt sich zum Ziel festzustellen, ob und in welchem Ausmaß ein möglicher Bedeutungswandel des Lexems frankowicz/frankowiec stattgefunden hat. Anhand der Fallstudie wird zugleich illustriert, wie Lakunen im Diskurs Expertenwissen auslösen. Durch die Rekonstruierung aktueller Bedeutung der Lakune aufgrund der Diskursanalyse werden nämlich existente Wissensbestände aktiviert und neue gebildet, die die lexikalische und aktuelle Bedeutung ergänzen. Somit wird bestätigt, dass das Wissen mithilfe von Lakunen distribuiert und konstituiert wird und der Mediendiskurs den Zugang zum Fachdiskurs ermöglicht.

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Wyciągnąć kręgosłup czy wydłużyć kręgosłup? O językowych eksponentach wiedzy specjalistycznej w instrukcjach jogi akademickiej / Pull out the Spine or Lengthen the Spine? On the Linguistic Exponents of Specialized Knowledge in Instructions of Academic Yoga

Joanna Pędzisz, Maria-Curie-Skłodowska-Universität, Lublin (ORCID: 0000-0002-0931-8387)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-11 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 187–201

Schlüsselwörter: Fachsprachlichkeit, sprachliche Exponenten des Fachwissens, Termini und Quasi-Termini, akademischer Yoga

Die im vorliegenden Beitrag präsentierten Überlegungen zielen darauf ab, aus Sicht der anthropozentrischen Theorie menschlicher Sprachen die Fachlichkeit von Anweisungen zu charakterisieren, die während des akademischen Yoga-Trainings formuliert werden. Damit geht einher, dass die sprachliche Manifestation des Fachwissens von Yogalehrenden sowie die Bestimmung von Bereichen der während des Trainings evozierten Fachwissensbestände als Forschungsgegenstände betrachtet werden. Im Fokus der im Weiteren dargestellten Ausführungen befinden sich dementsprechend folgende Forschungsfragen: 1. Inwieweit gewinnen die während eines akademischen Yoga-Trainings formulierten Anweisungen den Status einer Fachkommunikation mit den Yoga-Teilnehmenden? 2. Welche Wissensressourcen über Yoga-Positionen, die zur Ausführung einer Bewegung notwendig sind, können während eines akademischen Yoga-Trainings aktiviert werden? Angesichts der Forschungsfragen gelten der Fachlichkeitsgrad und die Fachsprachlichkeit als Merkmale von Anweisungen im akademischen Yoga-Training. Deswegen werden sie als Bezugspunkte betrachtet, nach denen ausgewählte Beispiele der Anweisungen angeführt werden, um Intention und Motivation zu erkennen, die den sprachlichen Handlungen von Yogalehrenden zugrunde liegen. Die Indikatoren der Fachlichkeit und Fachsprachlichkeit wie Terminologie, fachbezogene Interaktion oder Funktion der Anweisung führen demnach zur allgemeinen Charakteristik der Berufssprache von Yogalehrenden und der Formulierung von Forschungsdesideraten. Die Identifikation von Termini und Quasi-Termini als Elementen der Fachkommunikation zwischen Yogateilnehmenden und -lehrenden ermöglicht hingegen die Tatsache zu bestimmen, inwieweit ihr Gebrauch im Kommunikationsgefüge Spezialist – Nichtspezialist legitim und funktional ist.

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Funktionen von Fachkommunikation / Functions of Specialized Communication

Thorsten Roelcke, Technische Universität Berlin, Berlin (ORCID: 0000-0002-3894-6075)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-12 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 203–213

Schlüsselwörter: Modell fachlicher Kommunikation, Funktionen fachlicher Kommunikation, Bestimmung von Fachlichkeit

Fachsprachen erfüllen neben einer referentiellen und einer appellativen Funktion eine ganze Reihe an weiteren Funktionen: Diese neun bzw. elf Funktionen werden in dem vorliegenden Beitrag auf der Grundlage einer Überarbeitung des Modells fachlicher Kommunikation von Roelcke bestimmt und anhand des Beispiels einer Fortbildung aus dem IT-Bereich exemplifiziert. Dabei wird eine symptomatische Funktion auf den Produzenten, eine appellative Funktion auf den Rezipienten des fachlichen Textes bezogen, während der spezialisierte Kontext und das spezialisierte Wissen mit einer referentiellen bzw. einer epistemischen Funktion in Verbindung gebracht werden. Der fachliche Text selbst erfüllt eine ästhetische Funktion. Mit dem fachlichen Zeichensystem ist eine semiotische, mit dem Kommunikationsmedium eine phatische Funktion verbunden. Der sprachliche Kotext, in dem die betreffende Kommunikation stattfindet, erfüllt hier eine diskursive Funktion, der allgemeine, nicht sprachliche Kontext demgegenüber (je nach Breite) eine situative, soziale oder kulturelle Funktion. Über die Bestimmung und Erläuterung dieser fachkommunikativen Funktionen hinaus wird in dem Beitrag eine handlungstheoretisch begründete Bestimmung von Fachlichkeit fachlicher Kommunikation vorgenommen, von der aus eine referentielle, eine soziologische und eine linguistische Bestimmung abgeleitet werden.

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Wissenschaftspopularisierung im Internet. Linguistische Analyse von Vermittlungsstrategien in der Wissensverbreitung in Social-Media-Beiträgen von ausgewählten Universitäten in Deutschland und in Polen / Science Popularization on the Internet. Linguistic Analysis of Mediation Strategies in the Dissemination of Knowledge in Social Media Posts from Selected Universities in Germany and Poland

Paweł Rybszleger, Adam-Mickiewicz-Universität, Poznań (ORCID: 0000-0003-4369-1377)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-13 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 215–231

Schlüsselwörter: Wissenschaftspopularisierung, soziale Medien, soziale Embleme

Der vorliegende Beitrag versucht zu zeigen, dass soziale Medien zu einem mächtigen Instrument geworden sind, um Wissenschaftsinhalte einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Anhand ausgewählter Postings in sozialen Netzwerken (auf den populärsten Plattformen Facebook und Instagram) von deutschen und polnischen Universitäten wird gezeigt, wie das Wissen oder die Errungenschaften der MitarbeiterInnen von wissenschaftlichen Institutionen auf der Sprache- und der Bild-Fläche von Social-Media-Beiträgen popularisiert werden können. Dabei konzentriert sich der Autor auf solche Themenbereiche wie Buch- und Artikelpräsentationen, Vorträge zur Wissenschaftsförderung oder Wissenschaftsfestivals. In dem vorliegenden Beitrag wird auf unterschiedliche Vermittlungsverfahren oder Veranschaulichungsstrategien der Wissenschaftspopularisierung in der Online-Umgebung verwiesen. In diesem Zusammenhang weist der Autor auf die Bedeutung von Affordances der einzelnen Online-Plattformen hin. Es ist wichtig, dass die geeigneten Mittel für die Verbreitung des Wissens eingesetzt werden und an die Erwartungen und Bedürfnisse der (meist jungen) AdressatInnen angepasst werden können. Ein besonderes Augenmerk wird auf die so genannten Sozialen Embleme gelegt. Es sind u. a. Symbole und/oder Ausdrucksformen, die in einer bestimmten sozialen Gruppe oder Gemeinschaft eine spezifische Bedeutung haben. Darüber hinaus werden bestimmte wiederkehrende Strategien zur Integration von sozialen Emblemen in wissenschaftliche Inhalte gezeigt und der Einfluss von sozialen Emblemen auf die Viralität und Verbreitung wissenschaftlicher Inhalte in sozialen Medien thematisiert.

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Metaphern und ihre Funktion in der Fachkommunikation / Metaphors and Their Function in Specialist Communication

Gabriela Rykalová, Schlesische Universität in Opava, Opava (ORCID: 0000-0002-7378-1026)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-14 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 233–245

Schlüsselwörter: Fachsprache, Fachbereich, Fachlichkeit, Kommunikationsbarriere, Metapher

Ein charakteristisches Merkmal von Fachtexten ist die Verwendung von Fachbegriffen, die zusammen mit anderen sprachlichen Mitteln auf morpho-syntaktischer, lexikalischer und stilistischer Ebene den Grad der Fachlichkeit beeinflussen. Die Verwendung von Fachbegriffen kann zu einer Kommunikationsbarriere führen, insbesondere in der Kommunikation zwischen Experten und Laien. In einigen Branchen ist die Verwendung einer präzisen Ausdrucksweise mittels für Laien unverständlicher Fachbegriffe nicht völlig zu vermeiden. Im Falle fachexterner Kommunikation suchen dann die Textproduzenten nach unterschiedlichen Kommunikationsstrategien, um die Barrieren zu überwinden. Dazu gehört u. a. die Verwendung von Beispielen, Zahlen, Grafiken und nicht zuletzt von Metaphern. Im Beitrag werden zwei Ziele verfolgt: Zum einen soll exemplarisch gezeigt werden, welche Funktionen (neben der Funktion zu veranschaulichen) Metaphern in Texten ausgewählter Fachbereiche erfüllen, und zum anderen, welche Rolle die Gegenüberstellung von zwei heterogenen semantischen Feldern und die Verwendung von Begriffen allgemeinverständlicher Alltagssprache bei der Kommunikation spielt. Für die Analyse wurden Fachbücher, Sachbücher und Magazine unterschiedlicher Kommunikationsbereiche gewählt, die sich an unterschiedliche Gruppen von Rezipienten richten und einen unterschiedlichen Grad an Fachlichkeit aufweisen. Anhand konkreter Belege wird gezeigt, dass insbesondere Metaphern als sprachliche Bilder, aber auch als Anknüpfung an Ereignisse des täglichen Lebens, wesentlich zur Verständlichkeit und Attraktivität eines Textes beitragen. Nicht zuletzt wird exemplarisch gezeigt, dass eben diese sprachlichen Bilder mit unterschiedlichen Konnotationen verbunden sein und somit Emotionen hervorrufen können.

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Instrumentalisierung juristischer Fachsprache in reichsbürgerlichen Texten / Instrumentalization of Legal Terminology in Texts of Reich Citizens

Georg Schuppener, Jan-Evangelista-Purkyně-Universität Ústí nad Labem, Ústí nad Labem (ORCID: 0000-0002-8945-4601)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-15 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 247–257

Schlüsselwörter: Juristische Fachsprache, Reichsbürger, Politolinguistik, Textanalyse

Der vorliegende Aufsatz untersucht, wie Reichsbürger in ihren Texten juristische Terminologie verwenden und für ihre ideologischen Zwecke instrumentalisieren. Dazu werden zwei Korpora mit insgesamt 109 Texten aus der Reichsbürger-Szene genauer im Hinblick auf juristische Fachsprache analysiert. Die Texte stellen zum einen Schreiben von Reichsbürgern an Behörden dar, zum anderen sind es Musterbriefe und Formulare, die Reichsbürger als Vorlagen im Internet präsentieren. Sie enthalten ein überaus großes Spektrum an spezifischer juristischer Lexik, das hier exemplarisch dokumentiert wird. Daneben finden sich allerdings auch zahlreiche pseudojuristische Fantasiebildungen. Ein weiteres Spezifikum liegt in der verbreiteten Verwendung von archaischer juristischer Terminologie, wodurch Reichsbürger ihren Texten offenkundig eine historische Fundierung verleihen wollen. An einigen ausgewählten Beispielen kann dann im Detail gezeigt werden, dass in den Texten juristische Lexik gezielt umgedeutet und nach Opportunität in sachfremde Zusammenhänge gestellt wird, um einerseits die Bundesrepublik Deutschland und ihre Repräsentanten zu delegitimieren und andererseits die reichsbürgerliche Weltanschauung zu stützen.

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Sprachliche Handlungsmuster für ABSAGEN anhand der deutschen Absageschreiben auf Bewerbungen / Linguistic Action Patterns for REFUSAL based on German Refusal Letters for Job Applications

Joanna Szczęk, Universität Wrocław, Wrocław (ORCID: 0000-0001-8721-6661)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-16 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 259–273

Schlüsselwörter: ABSAGEN, Absageschreiben, Handlungsmuster, Bewerbug

Das ABSAGEN gehört zweifelsohne zu den konfliktiven Sprechakten, da es das Gesicht des Empfängers bedroht und gegen seine Erwartungen gerichtet ist. Aus diesem Grund werden die Sprechakte, die auf die Erteilung der Absage ausgerichtet sind, von weiteren Sprechakten begleitet, die den Empfänger auf den Erhalt einer Absage vorbereiten und die Auswirkungen der Absage abmildern sollen. Ziel des Beitrags ist die Analyse von Handlungsmustern des ABSAGENS in den deutschen Absageschreiben für Bewerbungen. Auf der Grundlage der Analyse wird der Versuch unternommen, eine Typologie der sprachlichen Handlungsmuster zu erstellen, die bei der Durchführung dieses Aktes auftreten. Es handelt sich dabei um verschiedene Kombinationen von anderen Sprechakten (DANKEN, SICH ENTSCHULDIGEN, BEDAUERN, BITTEN, AUFFORDERN, BESTÄTIGEN, EMPFEHLEN, BEGRÜNDEN u. a.), die vor dem Erteilen der Absage, direkt danach oder sowohl vor als auch nach diesem Sprechakt realisiert werden. Die Grundlage für die Analyse bilden authentische Absageschreiben aus dem Zeitraum 2012-2018. Anhand des gesammelten empirischen Materials wird auch die Vorkommenshäufigkeit bestimmter den Sprechakt ABSAGEN begleitenden Sprechakte untersucht und auf dieser Grundlage ihre Funktion diagnostiziert. Zum Schluss wird versucht, eine Hierarchie der mit dem Sprechakt ABSAGEN vorkommenden Sprechhandlungen zu erstellen und das mit dem Ziel, einen Beitrag zur Erstellung der Absageschreiben zu leisten.

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Deutsche und polnische Sprichwörter auf dem Segelschiff „STS Fryderyk Chopin“. Ergebnisse der sprachwissenschaftlichen Erforschungen / German and Polish proverbs on the Tall Ship “STS Fryderyk Chopin”. Results of a Linguistic Research

Katarzyna Sztandarska, Universität Szczecin, Szczecin (ORCID: 0000-0002-2046-6583)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-17 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 275–290

Schlüsselwörter: Parömiologie, Sprichwörter, Äquivalenz, Äquivalente

Vor zwei Jahren repräsentierte ich die Universität Szczecin an Bord des Segelschiffs „STS Fryderyk Chopin“, nachdem ich erfolgreich den Bewerbungsprozess durchlaufen hatte und mich dem dortigen Lehrerteam anschloss. Die Reise habe ich am 1. Februar 2022 in Martinique begonnen und nach fast zwei Monaten des Segelns durch die Inseln Mittelamerikas Jamaika erreicht. Es war ein sehr anspruchsvolles Unterfangen. An Bord des Segelschiffs habe ich Unterrichtstätigkeit (Unterricht geben, Noten vergeben, Klassenarbeiten korrigieren) mit Forschungsarbeit verbunden, und das alles unter völlig neuen, oft schwierigen Bedingungen. Ich habe mich mit den Sprachgewohnheiten der Schiffsbesatzung vertraut gemacht und mit den Schüler(inne)n der „Blauen Schule“ (poln. „Niebieska Szkoła“) das Forschungsmaterial er- hoben und bearbeitet. Der vorliegende Beitrag präsentiert die Ergebnisse der Sprichwörtererforschungen, die auf dem Segelschiff „STS Fryderyk Chopin“ initiiert wurden. Im Deutschunterricht an Bord der Brigg habe ich zusammen mit der Gruppe polnischer Schüler(inne)n im Alter von 15 bis 19 Jahren deutsche und polnische Sprichwörter mit den maritimen Komponenten gesammelt und diese ihren polnischen bzw. deutschen Entsprechungen gegenübergestellt. Auf der Basis des Vergleichs phraseologischer Einheiten in zwei Sprachen wurden die Äquivalenzbeziehungen festgestellt. Es wurde auf die Anzahl der Äquivalente, die lexikalischen und/oder syntaktisch-strukturellen Nichtübereinstimmungen der Sprichwörter und ihrer Entsprechungen in den Zielsprachen hingewiesen.

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„Die Bauindustrie ist enttäuscht und bei den deutschen Töchtern spielt die Musik im Ausland“ – ausgewählte Metaphern aus der Wirtschaftssprache des ausgehenden 20. Jahrhunderts in Zitaten aus der Wirtschaftspresse / “The Construction Industry is Disappointed, and German Daughters Play Music abroad” – Selected Metaphors from the Language of the Economy from the Late Twentieth Century in Business Press Quotations

Grażyna Strzelecka, Universität Warschau, Warszawa (ORCID: 0000-0003-2123-1273)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-18 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 291–302

Schlüsselwörter: Metapher, Wirtschaftssprache, Wirtschaftspresse, 19. und 20. Jahrhundert

Rhetorische Stilfiguren aus der Antike in der sachlichen Wirtschaftssprache: Ist das überhaupt möglich? Kann man wirtschaftlichen Vorgängen oder Industriezweigen Gefühle zuschreiben und können Unternehmen denken? Aber ja – die Möglichkeiten metaphorischer Beschreibung sind nahezu unbegrenzt. Entgegen dem seriösen Erscheinungsbild der Wirtschaftszeitungen erweisen sich die Metaphern dort als beliebtes Ausdrucksmittel. Schon das in der Wirtschaft häufig vorkommende Wort „Wachstum“ vermittelt eine Analogie zwischen den Pflanzen und den Betrieben. Wirtschaftswörterbücher klassifizieren ‚Wachstum‘ als einen fachspezifischen Begriff, den Leser in der Regel nicht metaphorisch interpretieren. Als verblasste Metapher geht es dann in andere davon abgeleitete Wörter wie „Wachstumsziele“ oder „Wachstumsraten“ ein und bei dem Wort „Auslandswachstum“ denkt niemand mehr etwa an das Wachstum ausländischer Pflanzen. Zusätzlich zu den sogenannten ‚leeren‘ Metaphern in der Wirtschaftssprache, die kaum noch als solche wahrgenommen werden, verwendet die Wirtschaftspublizistik zahlreiche konjunkturabhängige und oft spontan geprägte Begriffe. Solchen rhetorischen Mitteln, die mit Zitaten aus der Wirtschaftspresse des ausgehenden 20. Jahrhunderts belegt werden und mit älteren Ausdrücken aus dem 19. Jahrhundert verglichen werden, ist der vorliegende Beitrag gewidmet.

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Fachwort und Fachlichkeit in der Presse und in den neuen Medien / Terminology and Expertise in the Press and New Media

Lenka Vaňková, Universität Ostrava, Ostrava (ORCID: 0000-0003-2760-5037)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-19 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 303–318

Schlüsselwörter: Fachwort, Fachlichkeit, Determinologisierung, synonyme Krankheitsbezeichnungen, Musikfachwörter in übertragener Bedeutung

Im Beitrag wird zuerst auf zwei der zentralen Begriffe der Fachsprachenforschung eingegangen, die seit deren Anfängen häufig diskutiert werden: Fachwort und Fachlichkeit. Ihr skalierbarer Charakter wird an einigen ausgewählten synonymen Krankheitsbezeichnungen demonstriert, wobei ihre Verwendung in der Presse und in den sog. neuen Medien verglichen wird. Als Materialbasis dienen dabei das Referenzkorpus des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim und häufig besuchte deutsche Internetforen. Anschließend wird den Determinologisierungsprozessen nachgegangen. Als Beispiel werden ausgewählte Musikfachwörter herangezogen, die in übertragener Bedeutung verwendet werden und die in nicht-musikalischen Kontexten als Metaphern dienen. Dabei wird darauf hingewiesen, dass Fachwörter nicht nur als Träger des Fachwissens funktionieren müssen, sondern dass sie eine emotionalisierende und prestigetragende Funktion erfüllen können. Der Vergleich der beiden Medientypen zeigt, inwieweit ein Phänomen, das sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Presse verbreitete, in der Gegenwart auch im Internet zu belegen ist. Zugleich dokumentieren die Beispiele, wie Fachwörter mit der Zeit und mit dem Kontext ihren Fachlichkeitsstatus ändern können.

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Gibt es die Fachsprache? Oder: Wie kommt es zur Fachsprachlichkeit? / Does Special Language Exist? Or: How does Special Linguistic Stylisation Come About?

Norbert Richard Wolf, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Würzburg (ORCID: 0000-0003-1272-9897)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-20 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 319–339

Schlüsselwörter: Fachsprache, Fachsprachlichkeit, Sprache und Bild, induktives Verfahren

Ziel der vorliegenden Analysen ist es, zu erweisen, dass es ‚die Fachsprache‘ als eigenständige Varietät (des Deutschen) nicht gibt, dass statt dessen Texte unterschiedlichster Art durch den Stilzug Fachsprachlichkeit gekennzeichnet sein können. Analysiert werden zwei Bücher, die sich beide mit dem Bau gotischer Kathedralen beschäftigen, und zwar ein Kinderbuch über den Bau der fiktiven Kathedrale von Chutreaux und einen großen Bildband, der aus Anlass des 1000-jährigen Jubiläums des Straßburger Münsters und des Abschlusses der Restaurierungsarbeiten entstanden ist. Beide Bücher gehen narrativ vor, sie erzählen in der zeitlichen Reihenfolge, wie die jeweilige Kirche entstanden ist. Beide Bücher enthalten innerhalb der narrativen Teile auch deskriptive Passagen, um bestimmte Sachverhalte und/oder Bauteile zu erklären. Beide Bücher verwenden den Fachwortschatz der Architektur, und in beiden Büchern spielt die Kooperation von Sprache und Bild eine wesentliche Rolle. Die Untersuchung der beiden Bücher geht nicht von irgendwelchen abstrakten Begriffen oder Theorien aus, sie kümmert sich nicht darum, ob ‚Fachsprache‘ handlungstheoretisch und referenzsemantisch zu definieren ist. Die Analyse wählt die beiden Bücher wegen des gemeinsamen ‚Wissensbereichs‘ (= Fach) und der Illokution ‚Information über einen Wissensbereich‘. In einer diskursiven Analyse, d. h in einer Analyse, die den Text entlang geht, werden die einschlägigen Phänomene aufgefunden und im Zusammenhang mit einer Beschreibung des Kontexts funktional identifiziert. Mit diesem induktiven Vorgehen ist es möglich, auf neue Phänomene und neue Funktionen zu stoßen.

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Linguistic Multi-Level Analysis of Literary Texts: A Cognitive Linguistic Translation-Oriented Modification of the DIMEAN Model / Linguistische Mehr-Ebenen Analyse der literarischen Texte: Eine kognitiv-linguistische, übersetzungszentrierte Modifikation des DIMEAN Analysemodells

Magdalena Zyga, Universität Szczecin, Szczecin (ORCID: 0000-0001-8901-5580)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-21 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 341–355

Schlüsselwörter: Text-/Diskursanalyse, kognitive Herangehensweise, Übersetzung, literarische Texte

Das Ziel des Beitrags ist eine Untersuchung, ob und inwieweit es möglich ist (1) das diskurslinguistische Mehr-Ebenen Analysemodell (DIMEAN) von Warnke/Spitzmüller (2008) mit der kognitiven Herangehensweise an literarische Texte und ihre Übersetzung von M. H. Freeman (2000, 2006) in Einklang zu bringen, (2) in das DIMEAN Modell die Auffassung von Langacker (1985) von Subjektifizierung/ Objektifizierung miteinzubeziehen. Zu diesem Zweck wird die Science-Fiction-Erzählung BLIT (1988) aus der so-genannten Basilisk-Reihe von D. Langford untersucht. Es wird angenommen, dass mit den vorgeschlagenen Modifikationen/Anreicherungen des DIMEAN Modells das konzeptuelle Universum des untersuchten Textes besser rekonstruiert werden kann. Solch eine Rekonstruktion, um umfassend und minimal subjektiv zu sein, sollte nach klaren Kriterien in einem gut strukturierten Analyseverfahren durchgeführt werden. Das DIMEAN Modell scheint für solch eine Analyse gut geeignet zu sein, weil es klar geordnet ist und eine umfassende (dennoch offene) Liste der Aspekte liefert, die untersucht werden können. Obwohl das Modell ursprünglich nicht zum Zwecke der Analyse literarischer Texte entworfen wurde, stimmen wir der Meinung von Ulla Fix (2016) zu, die in ihrem Beitrag zeigt, dass DIMEAN zur solch einer Untersuchung verwendet werden kann. Die Analyse zeigt, dass das vorgeschlagene Analyseverfahren es ermöglicht, die insbesondere für eine Übersetzung bedeutendsten Merkmale sowie die potenziell für eine Übersetzung problematischen Stellen zu identifizieren.

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Zwischen Tönen und Texten: Eine kontrastive Analyse der Verwendung von musikalischen Fachwörtern in nichtfachlichen Kontexten in deutschen und tschechischen Medien / Between Tones and Texts: A Contrastive Analysis of the Use of Musical Terms in Non-Specialist Contexts in German and Czech Media

Pavlína Hilscherová, Universität Ostrava, Ostrava (ORCID: 0009-0006-5688-9226)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-22 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 359–373

Schlüsselwörter: musikalische Terminologie, Metapher, fachlicher Kontext, kontrastive Analyse

Das Thema des Beitrags sind ausgewählte musikalische Fachwörter, die in der deutschen und tschechischen Publizistik im übertragenen Sinne als Metapher verwendet werden. Als Materialgrundlage dient das größte deutschsprachige Korpus DeReKo (Mannheim) sowie das Tschechische Nationale Korpus (Český národní korpus). Im Mittelpunkt der Analyse stehen sowohl die Kontexte, in denen die untersuchten Termini im übertragenen Sinne benutzt, als auch die Sachverhalte, die mit diesen Termini bezeichnet werden. Gleichzeitig werden die Funktionen analysiert, welche die Fachwörter im jeweiligen Kontext erfüllen. Ein bedeutender Teil des Beitrags enthält außerdem einen kontrastiven Aspekt, indem die Verwendung dieser Fachwörter in ihrer metaphorischen Bedeutung in deutschen journalistischen Texten mit ihrer Verwendung in tschechischen Texten gegenübergestellt wird. Dies ermöglicht, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Verwendung von Metaphern in beiden Sprachen aufzudecken. Eine Frequenzanalyse gibt schließlich Aufschluss darüber, wie verbreitet dieses Phänomen in den deutschen und tschechischen Medien ist. Dabei wird nicht nur der aktuelle Gebrauch berücksichtigt, sondern auch die zeitliche Entwicklung, um Veränderungen im Laufe der Jahre zu identifizieren.

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„Feuer und Flamme für den F.C. HANSA“: Linguistische Fußballfankulturforschung im öffentlichen Raum / “Feuer und Flamme für den F.C. HANSA”: Linguistic Football Fan Culture Research in the Public Space

Torben Rath, Technische Universität Dresden, Dresden (ORCID: 0009-0007-2935-8291)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-23 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 375–388

Schlüsselwörter: Transgressive Zeichen, Ultra-Kultur, Fußballfanforschung, öffentliche Stadträume, subkulturelle Raumherstellung

Wenngleich die Ultra-Kultur im öffentlichen Raum in Gestalt von Graffitis, Tags und Aufklebern allgegenwärtig ist, blieb dieser Ausschnitt der Fußballfankultur linguistisch bislang weitegehend unerforscht. Im Rahmen der vorliegenden explorativen Untersuchung von Ultra-Stickern sollen die bisher unverbundenen Forschungsbereiche, linguistische Fußballfanforschung und Linguistic Landscape, nun zusammengeführt werden. Konkret geht die Untersuchung dabei der Frage nach, welche Inszenierungs- und Positionierungspraktiken sowie Strategien der Raumaneignung mit der Sehfläche Ultra-Aufkleber im öffentlichen Raum realisiert werden. Als Datengrundlage dienen Aufkleber, die im Zeitraum von November 2022 bis Februar 2023 in folgenden Städten fotografisch dokumentiert wurden: Dresden, Greifswald, Rostock und Lübeck. Mit Blick auf eine gegenstandsadäquate Datenerhebung und -analyse wurde auf ein methodisches Vorgehen zurückgegriffen, das die ethnographische Linguistic Landscape mit Leitprinzipien der Grounded Theory verkoppelt. Es kann gezeigt werden, dass diese Sehfläche für verschiedene Inszenierungs- und Positionierungspraktiken funktionalisiert wird. Diese reichen von der Entzeitlichung des Stadionerlebnisses mitsamt identitätsstiftender Kollektiverfahrungen über die Tradierung bestimmter Feindbilder bis hin zur Perpetuierung hegemonialer Männlichkeit und der Heroisierung des eigenen delinquenten Verhaltens respektive der eigenen Gewaltaffinität. Darüber hinaus kann eine interaktionale Dimension nachgewiesen werden, die sich darin offenbart, dass diese Sticker häufig in mehrstufige Aushandlungsprozesse um die territoriale Deutungshoheit eingebettet sind.

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Auf der Suche nach der Motivation von Eponymen – Am Beispiel der kulinarischen Fachsprache im Polnischen / In Search of the Motivation of Eponyms – The Example of Culinary Terminology in Polish

Justyna Ślęzak, Universität Wrocław, Wrocław (ORCID: 0000-0002-5319-879X)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-24 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 389–405

Schlüsselwörter: Eponym, Motivation, kulinarische Fachsprache, Anthroponym

Eponyme werden tagtäglich in der ganzen Welt verwendet, meist aber unbewusst. Sie werden nicht nur von Sprachbenutzern, sondern auch von Sprachwissenschaftlern unterschätzt, da sie in wissenschaftlichen Texten wenig Beachtung finden. Davon zeugt auch die Tatsache, dass „SŁOWNIK EPONIMÓW, czyli wyrazów odimiennych“ von Władysław Kopaliński (1996) immer noch eine einzige so große Fundgrube des Wissens über polnische Eponyme ist, das trotz seines nicht mehr ganz jungen Erscheinungsdatums seiner Konkurrenz nicht gewachsen ist. Dieser Beitrag soll die Aufmerksamkeit auf diese Wörter lenken, hinter denen sich nicht nur Menschen, sondern auch bemerkenswerte Geschichten verbergen. Eponym ist ein Wort, das von einem Eigennamen abgeleitet ist, nicht notwendigerweise von einem Vor- oder Nachnamen (wie im Falle eines Anthroponyms), der ein Gattungsname ist. Eponyme können von Eigennamen wie Ortsnamen, Regionen, Länder, Gewässer, Berge, Flüsse, realen und fiktiven Personen, Unternehmen, Waren, Tieren, Pflanzen usw. abgeleitet werden. Sie kommen in allen Sprachstilen und in verschiedenen Bereichen vor. Die größte Anzahl von Eponymen findet sich in der medizinischen Sprache, wo ihr Vorkommen ein charakteristisches Merkmal dieser Fachsprache ist. Sie sind aber auch in anderen Fachsprachen zu finden und kommen zudem oft in ähnlicher Form in verschiedenen Sprachen vor. Nicht alle Eponyme sind jedoch Internationalismen, einige sind sprachspezifisch. Die Röntgenstrahlen werden zwar täglich auf der ganzen Welt eingesetzt, aber nicht in jeder Sprache wird im Namen an ihren Erfinder erinnert. Ein passendes Beispiel ist der englische Name X-ray. Der Schwerpunkt des Beitrags liegt auf polnischen kulinarischen Eponymen und insbesondere auf deren Motivation. Mit Eponymen sind nämlich neben der etymologischen Begründung Geschichten verbunden.

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Anregungen zur Gedichtanalyse im Schulunterricht / Suggestions for Analyzing Poems in School Lessons

Otto Holzapfel, Freiburg in Breisgau (ORCID: 0000-0003-3095-1029)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-25 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 409–416

Schlüsselwörter: Gedichtanalyse, schulische Vermittlung, Medienvielfalt im Unterricht, Ballade

Der vorliegende Rezensionsartikel versucht eine Darstellung und Bewertung eines überaus anregenden Buches zur Verwendung von Balladentexten im Schulunterricht. Der Band, der nach drei Jahren in zweiter Auflage erscheint, überarbeitet und erweitert (was den Bedarf an solchen Grundlagenwerken unterstreicht), gliedert sich in zwei Hauptteile, von denen der erste sich mit den literaturtheoretischen Grundlagen beschäftigt, der zweite Teil mit Einzelbeispielen von Gedichtanalysen und Anleitungen, wie diese Texte für das unterschiedliche Niveau der verschiedenen Klassenstufen 5 bis 10 (Sekundarstufen I und II) aufbereitet und vermittelt werden können. Abgesehen von dem zumeist vorgeschlagenen, erheblichen medialen Aufwand (z. B. Filmproduktion) bietet der Band vielfältige Hinweise, wie die manchmal recht schwierigen Texte (z. B. auch ein längerer in englischer Sprache) für Schülerinnen und Schüler „schmackhaft“ gemacht werden können. Zu diskutieren ist die Behauptung, dass es sich hier durchgehend um die Gattung „Ballade“ handelt, aber für den Unterrichtsgebrauch scheint mir das nebensächlich. Ausgeklammert bleibt aus nicht nachvollziehbaren Gründen die Volksballade, ihr wird sogar die Existenz abgesprochen, und erstaunlicherweise außen vor bleibt auch die an sich naheliegende Möglichkeit, wenn man schon von „Balladen“ redet, die Texte im Unterricht gesungen zu hören und selbst zu singen. Hier sind m. E. ideologische Scheuklappen der beiden Autorinnen eingebaut, die skeptisch stimmen müssten, aber angesichts der Gesamtdarstellung von Unterrichtsbeispielen auf hohem, mediengestütztem Niveau durchaus zu vernachlässigen sind.

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Zu einem neuen Konzept für den Grammatikunterricht / Towards a New Concept of Grammar Teaching

Marcelina Kałasznik, Universität Wrocław, Wrocław (ORCID: 0000-0003-2713-5880)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-26 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 417–423

Obwohl über die Methoden der Grammatikvermittlung im Unterricht einer Fremdsprache keine Einigkeit herrscht, ist das Vorhandensein der Grammatik im Unterricht unabdingbar und unbestreitbar. Folglich entstehen immer neuere Materialien zur Grammatikvermittlung, die von unterschiedlichen wissenschaftlichen Prämissen ausgehen und verschiedenen Lehrmethoden folgenden. Im Fokus dieses Beitrags befindet sich die Neuerscheinung „Gebrauchsbezogene Grammatik für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache im mehrsprachigen Kontext“, die von Christiane Andersen und Christine Fredriksson verfasst und im Verlag Frank & Timme veröffentlicht wurde. Es handelt sich dabei um ein Lehrwerk, das sich an fortgeschrittene Lerner mit verschiedenen Sprachbiografien wendet. Als Zielgruppe gelten vor allem Lerner, die Englisch als ihre erste Fremdsprache erworben haben. Währenddessen ist Deutsch ihre zweite oder dritte Fremdsprache. Die Darstellung der deutschen Grammatik richtet sich in dieser Publikation nach dem Hauptprinzip der Gebrauchsbezogenheit, wodurch die grammatischen Phänomene stets mit der Hervorhebung ihrer Verwendung im Deutschen vermittelt werden. Abgesehen vom Vorwort und von den die Publikation begleitenden Verzeichnissen gliedert sich das Lehrwerk in sechs Teile: 0. Gebrauchs- bezogene Lernprinzipien, 1. Grundlagen, 2. Besonderheiten der deutschen Grammatik, 3. Gebrauch der Wortformen und Phrasen, 4. Gebrauch der Sätze, 5. Aufgaben und Fragestellungen. Im vorliegenden Beitrag gilt es auf den Inhalt des Buches einzugehen und dessen Bedeutung für den Grammatikunterricht vor dem Hintergrund anderer Lehrwerke zur deutschen Grammatik für Fortgeschrittene zu beleuchten.

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Corona-Pandemie im Text und Diskurs. Fragestellungen, Zugänge und Perspektiven / Corona Pandemic in Text and Discourse. Questions, Approaches and Perspectives

Małgorzata Szablewska, Schlesische Universität Katowice, Katowice (ORCID: 0009-0008-9767-5392)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-27 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 425–433

Schlüsselwörter: Corona-Pandemie, Corona-Diskurs, Textanalyse, Diskursanalyse, Internet-Memes, Humor

Das Jahr 2020 hat eine unerwartete, schwere Zeit gebracht, die als Corona-Pandemie bezeichnet wurde. Die Pandemie hat sich über die ganze Welt ausgebreitet. Sie war schwer zu bewältigen und hat den Menschen Unglück, Angst, Beunruhigung, Corona-Infizieren, Leid und Tod gebracht. Samt der Corona-Pandemie wurden in zwischenmenschliche Kontakte zahlreiche Beschränkungen eingeführt. Durch die Corona-Pandemie hat das soziale Leben an Wert verloren. Aus linguistischer Sicht hat die Corona-Pandemie ihre deutliche Widerspiegelung in der Sprache gefunden. Die Untersuchung der sozialen Kommunikationssprache in der Corona-Pandemie wurde für Sprachforscher eine Herausforderung. Die Sammelmonographie „Corona- Pandemie im Text und Diskurs“, die von Mariusz Jakosz und Marcelina Kałasznik herausgegeben wurde, erschien als der 2. Band der wissenschaftlichen Reihe „Fields of Linguistics – Aktuelle Fragestellungen und Herausforderungen“. Der Band besteht aus drei Teilen und beinhaltet dreizehn Beiträge. Im Vordergrund der Sammelmonographie steht das Phänomen der Corona-Pandemie, das zur Entwicklung der Corona-Sprache beigetragen hat. Aus Rücksicht auf die Sprache hat die Corona-Pandemie positive Spuren hinterlassen. Die Abhandlung stellt eine Text- und Diskursanalyse in der Corona-Pandemie vor. Es werden gewählte Wörter, Texte, Phraseologismen einer tiefgründigen Untersuchung unterzogen. Die Ergebnisse der Untersuchungen aus linguistischer Perspektive haben sich als vorteilhaft erwiesen. Es sind neue Wörter, Neologismen, Wortbildungskomplexe als lexikalische Innovationen entstanden. In den zahlreichen Beiträgen werden die Sprachforscher sprachliche Analysen des in der Corona-Pandemie neu entstandenen Wortschatzes im Text und im Diskurs vorgelegt. Der Corona-Diskurs wird als ein Phänomen betrachtet. Die Linguisten besprechen unterschiedliche Bereiche des sozialen Lebens in der Corona-Pandemie, die auf verschiedene Ebene des Sprachsystems Einfluss ausgeübt haben. Es werden Hauptbegriffe wie Distanz, Distanzierung, Abstand, Topos, Meme erklärt. In der Pandemie-Zeit werden Internet-Memes erschienen, die zum Ziel hatten, Humor, Ironie, Sarkasmus, Nostalgie, Gefühle und soziale Empfindungen zu zeigen. Lexikalische und phraseologische Aspekte der Sprache werden am Beispiel des Deutschen, Ukrainischen, Italienischen und Slowakischen dargestellt. Die Monographie kann eine didaktische Eigenschaft haben.

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Festliche Texte über Sprache am Beispiel von Weihnachten / Festive Texts about Language on the Example of Christmas

Joanna Szczęk, Universität Wrocław, Wrocław (ORCID: 0000-0001-8721-6661)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-28 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 435–440

Schlüsselwörter: Weihnachten, Weihnachtsformate, Linguistik, Weihnachtslinguistik

Weihnachten gehört heutzutage zu den Festen, die in vielen Ländern der Welt gefeiert werden. Mit dem Fest sind verschiedene Rituale, sprachliche Praktiken und Textsorten sowie andere Formate verbunden. Sitten und Bräuche rund um Weihnachten werden von Generation zu Generation gerne übertragen und gepflegt. Die Möglichkeiten der digitalen Welt haben die Vielfalt im Bereich der Weihnachtsformate wesentlich bereichert. Im Sammelband „Weihnachtslinguistik“, hrsg. von Konstanze Marx sind Studien versammelt, die sich auf das breit verstandene Weihnachten beziehen. Die Studien werden nach dem Ablauf der weihnachtlichen Rituale in sechs thematische Kapitel unterteilt. Thematisiert und analysiert werden u. a. Weihnachtswünsche, -lieder, -briefe, -geschichten, -witze, Abreisskalender sowie Lexik rund um Weihnachten, darunter auch Interjektionen. Die Autoren präsentieren dabei unterschiedliche linguistische Zugänge zu der im Fokus des Bandes stehenden Thematik sowie diverse Herangehensweisen und Fragestellungen. Viele Analysen haben einen modellhaften methodischen Charakter. Daher können der Band und die versammelten Studien als Muster für andere Publikationen und Analysen gelten.

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Zur Stellung des Deutschen auf dem europäischen Arbeitsmarkt / The Position of German on the European Labor Market

Joanna Szczęk, Universität Wrocław, Wrocław (ORCID: 0000-0001-8721-6661)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-29 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 441–445

Schlüsselwörter: Deutsch, Arbeitsmarkt, Fachsprache, DaF

Seit einiger Zeit beobachtet man den Trend, dass die Studienprogramme im Fach Germanistik an die Bedürfnisse der Studierenden einerseits und andererseits an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes angepasst werden. Dies wird einerseits von den Studierenden erzwungen, die sich immer häufiger die Frage stellen, was sie nach dem Studium machen werden. Andererseits übt der sich ständig ändernde Arbeitsmarkt einen immer größeren Einfluss auf die Gestaltung der Curricula im akademischen Bereich aus. Die Studierenden fordern nämlich immer häufiger die praktische Umsetzung des während des Studiums erworbenen Wissens. Die neophilologischen Studiengänge bleiben davon auch nicht verschont. Die Studierenden erwarten nämlich vom Studium – darunter von philologischen Studienrichtungen –, dass sie darauf vorbereitet werden, einen konkreten Beruf erfolgreich auszuüben. Deutsch erweist sich dabei neben Englisch als eine arbeitsmarktrelevante Fremdsprache, nach dem bekannten Spruch: Englisch ist ein Muss, Deutsch ist ein Plus! Diese Thematik wird in dem neulich im Verlag Peter Lang erschienenen Sammelband von Doris Sava und Ellen Tichy aufgegriffen. Der Band bietet nämlich diverse Zugänge zu der im Titel umrissenen Thematik. Es handelt sich dabei um praktische Anwendungsbeispiele und didaktische Lösungsvorschläge für den DaF-Unterricht im Bereich der Fachsprachen.

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Migrationslinguistik – Eine Auseinadersetzung mit sprachlichen Phänomen im Kontext der Migration / Migration Linguistics – An Examination of Linguistic Phenomena in the Context of Migration

Reinhold Utri, Universität Warschau, Warszawa (ORCID: 0000-0002-8714-3068)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-30 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 447–452

Schlüsselwörter: Sprache, Migration, Migrationslinguistik, Bildung, sprachliche Vielfalt

Das Buch „Migrationslinguistik. Eine Einführung“ von Nikolas Koch und Claudia Maria Riehl bietet eine umfassende Auseinandersetzung mit sprachlichen Phänomenen im Kontext von Migration, insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland und Europa. Die Autoren betonen den kulturellen und sprachlichen Reichtum, den Migranten in ihre Aufnahmeländer bringen, und illustrieren dies mit Fallbeispielen wie dem eines iranischen Mädchens, das mehrere Sprachen beherrscht. Das Buch ist in mehrere Kapitel gegliedert, die verschiedene Themenfelder der Migrationslinguistik behandeln. Beginnend mit der Definition und den Auswirkungen von Migration und Mehrsprachigkeit, führt das Werk durch sprachenpolitische Fragestellungen, bilinguale Erziehung, Faktoren des Zweitsprachenerwerbs bis hin zu komplexen sprachlichen Phänomenen wie Sprachmischungen, Struktural- und semantischen Transfer. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Prozess des Spracherwerbs über Generationen hinweg. Dabei werden sowohl die Erhaltung als auch der Verlust von Mehrsprachigkeit in Migrantenfamilien beleuchtet. Weiterhin werden sprachliche Besonderheiten von Diaspora-Varietäten, wie sie etwa im Russischen oder Türkischen zu beobachten sind, untersucht. Das Buch geht auch auf den Einfluss von Migrantensprachen auf die Sprache der Aufnahmegesellschaft ein, wie etwa im Fall von Türkendeutsch (Kanaksprak) in Deutschland. Es behandelt zudem die Bedeutung von Sprache für die Identitätsbildung und die politischen Aspekte von Sprachplanung. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Bildungsgerechtigkeit im Kontext von Migration. Das Buch diskutiert Bildungsungleichheiten und betont die Notwendigkeit sprachförderlicher Maßnahmen für Migrantenkinder. Abschließend werden die Herausforderungen und Chancen der sprachlichen Integration in der Einwanderungsgesellschaft erörtert. Insgesamt bietet das Buch eine fundierte und vielseitige Einführung in die Migrationslinguistik, die durch zahlreiche Beispiele und Fallstudien aus verschiedenen Sprachen und Kulturen veranschaulicht wird. Es betont die Bedeutung der Mehrsprachigkeit als Bereicherung und Chance für die Gesellschaft und plädiert für einen sensiblen und integrativen Umgang mit sprachlicher Vielfalt.

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Bericht über das Projekt „A Multilingual Repository of Phraseme Constructions in Central and Eastern European Languages (PhraConRep)“ (CA22115) /

Joanna Szczęk, Universität Wrocław, Wrocław (ORCID: 0000-0001-8721-6661)
Krystian Suchorab, Universität Wrocław, Wrocław (ORCID: 0000-0003-1831-7973)

DOI: 10.23817/lingtreff.25-31 (online zugänglich: 2024-07-23)

S. 455–457

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